Qualität

Was macht ein gutes Mikronährstoffpräparat aus?

Der Markt für Nahrungsergänzungsmittel ist unüberschaubar. Hunderte von Anbietern präsentieren ihre Produkte in Supermärkten, Apotheken, Onlineshops und Gesundheitsinstituten. Das hat Vor- und Nachteile: Einerseits können Kunden inzwischen fast jedes erdenkliche Präparat kaufen. Andererseits gibt es viele minderwertige Präparate, für die mit unseriösen Behauptungen geworben wird. Das erschwert die richtige Produktauswahl. Daher haben wir Ihnen hier die wichtigsten Punkte zusammengestellt, auf die Sie bei Mikronährstoffpräparaten achten sollten.

Laborant notiert etwas auf einem bunten Test-Bogen
Hochwertige Mikronährstoffpräparate müssen eine Vielzahl von Kriterien erfüllen, um uneingeschränkt für eine Therapie oder zur Dauereinnahme geeignet zu sein. Bild: pecaphoto77/iStock/Getty Images Plus

Reinheit: Allergene, Farb-, Hilfs- und Süßstoffe

Mikronährstoffe werden oftmals über einen langen Zeitraum eingenommen und teils auf ärztliche Empfehlung in hohen Dosierungen. Wer sie aufgrund einer Krankheit einnimmt, hat häufig eine empfindliche Verdauung, Allergien oder allergieähnliche Reaktionen auf bestimmte Stoffe. Zudem gibt es viele Stoffe, die bei langandauernder, täglicher Einnahme selbst einen robusten Körper belasten können. Daher sollten Mikronährstoffpräparate grundsätzlich möglichst rein sein, also frei von Allergenen, Farbstoffen, Hilfs- oder Zusatzstoffen.

Allergene

Arzt macht einen Allergietest auf dem Arm eines Patienten
Viele Personen haben eine Neigung zu Allergien, ohne dass diese „aktiv“ ist. Durch Allergene können diese aktiviert werden. Bild: AlexRaths/iStock/Getty Images Plus

Allergene sind Stoffe, die Allergien oder Unverträglichkeiten auslösen. Dazu gehören Milcheiweiß, Soja, Gluten, Laktose, Fruktose und weitere. Selbst wenn Sie keine Allergien oder Unverträglichkeiten haben, sollten Sie aus zwei Gründen Präparate verwenden, die frei von Allergenen sind:

  1. Wenn man bestimmte entzündliche Krankheiten hat, können sie zu einem „löchrigen Darm“ führen. Dabei gelangen unverdaute Nahrungsbestandteile in das Blut. Eine allergieähnliche Abwehrreaktion des Körpers ist die Folge – selbst wenn man keine Allergie hat. Diese Abwehrreaktionen können bei Allergenen besonders stark sein oder eine echte Allergie auslösen.
  2. Viele Personen haben eine Neigung zu einer Allergie, ohne dass diese „aktiv“ ist. Nehmen solche Personen täglich das Allergen ein, das diese Allergie auslöst, kann sie dadurch aktiviert werden.

Übrigens: Eine Ausnahme von dieser Regel sind Präparate, bei denen einer der Wirkstoffe zugleich ein Allergen ist. Dazu gehören zum Beispiel Soja-Isoflavone. Natürlich sollten Sie auf ein solches Präparat verzichten, wenn Sie eine Allergie gegen diesen Wirkstoff haben.

Tipp

Die wichtigsten Allergene sind in der Zutatenliste auf den Präparaten fett oder kursiv hervorgehoben. 

Farbstoffe

Viele Produkte enthalten Farbstoffe, um ansprechender auszusehen. Einige Farbstoffe sind harmlos, andere können negativ wirken. Aber sie sind immer überflüssig. Gute Präparate sollten daher frei von Farbstoffen sein.

Hilfs- und Zusatzstoffe

Bei der Produktion von Mikronährstoffpräparaten werden häufig Hilfs- und Zusatzstoffe eingesetzt, um die Abfüllung zu erleichtern und so billiger zu machen. Manchmal ist ihr Einsatz unvermeidlich. Oft können sie jedoch weggelassen werden, wenn die Produktion angepasst wird. Das Problem an Hilfs- und Zusatzstoffen ist: Viele von Ihnen wirken wie Seifen und machen die Darmwand durchlässiger für unverdaute Nahrungsbestandteile. So können sie einen „löchrigen Darm“ hervorrufen oder verstärken. Dieser Effekt wird umso stärker, je mehr Hilfs- und Zusatzstoffe man einnimmt. Beispiele sind Magnesiumstearat und Titanoxid.

Süßstoffe

Viele Präparate in Form von Brausetabletten, Pulvern oder Getränken enthalten Süßstoffe. Aktuelle Studien legen nahe, dass viele Süßstoffe unsere Darmflora schädigen, also unsere nützlichen Darmbakterien. Daher sollten Sie Süßstoffe möglichst vermeiden, besonders, wenn Sie eine Krankheit haben, die das Verdauungssystem betrifft.

Schadstoffe

Viele Präparate können Schadstoffe enthalten. Beispiele dafür sind Schwermetalle in Fischölen und Pestizide in Pflanzenstoffpräparaten. Sie werden auf der Verpackung nicht angegeben und können ohne Laboruntersuchung nicht erkannt werden. So können Sie sie vermeiden:

  • Verwenden Sie Fischöle, die besonders stark gereinigt und konzentriert sind. Eine reine Alternative zu Fischölen sind Algenöle.
  • Kaufen Sie keine ungeprüften Pflanzenstoffpräparate aus China: Sie enthalten oft hohe Mengen an Pestiziden oder anderen Schadstoffen. Verantwortungsvolle Hersteller lassen Rohwaren chinesischer Herkunft in Deutschland noch einmal auf Verunreinigungen prüfen. Hersteller günstiger Präparate nehmen solche Prüfungen in der Regel nicht vor. 
  • Achten Sie auf Hersteller, deren Produktion nach Qualitätszertifikaten wie International Featured Standards Food (IFS Food) oder Good Manufacturing Practice (GMP) arbeitet: Solche Hersteller prüfen Rohwaren regelmäßig im Labor auf Schadstoffe.

Verunreinigungen mit Arzneimitteln oder dopingrelevanten Substanzen

Bei einer Untersuchung vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) im Jahr 2004 enthielten 11,6 Prozent der in Deutschland verkauften Nahrungsergänzungsmittel Substanzen, die auf der Dopingliste stehen. Zudem kommt es immer wieder zu Verunreinigungen mit Arzneimittel-Inhaltsstoffen. Der häufigste Grund: Diese Produkte werden in Ländern abgefüllt, bei denen diese Stoffe in Nahrungsergänzungsmitteln eingesetzt werden dürfen und über Verunreinigungen auf den Abfüllanlagen in die Präparate gelangen. Das betrifft Produkte aus den USA und Asien, teilweise aber auch aus Europa. Sie können vermeiden, solche Substanzen einzunehmen, indem Sie Präparate bevorzugen, die aus Deutschland stammen, und in den USA oder Asien produzierte meiden. In Deutschland gibt es zudem die Kölner Liste: Präparate, die hier gelistet werden, wurden im Labor auf dopingrelevante Substanzen getestet und so produziert, dass Verunreinigungen kaum möglich sind.

Rezeptur: Dosierung, Kombination und Qualität der Inhaltsstoffe

Selbstverständlich ist auch die Dosierung eines Präparates wichtig – zu niedrig ist unwirksam, zu hoch kann bei einigen Nährstoffen zu Überdosierungen führen.

Auch die Kombination von Inhaltsstoffen ist von Bedeutung: Beispielsweise sollte Vitamin D mit Vitamin K2 kombiniert werden, damit Calcium aus dem Blut in die Knochen gelangt.

Zu beiden Themen – Dosis und Kombination – muss meist der Einzelfall betrachtet werden, um zu beurteilen, was sinnvoll, wirksam und sicher ist. Mit den Informationen auf unseren Seiten können Sie beurteilen, was Sie benötigen und ob ein Präparat für Sie geeignet ist oder nicht. Alternativ kann ein in der Mikronährstoffmedizin ausgebildeter Arzt Ihnen weiterhelfen; dies ist sogar notwendig, wenn eine sinnvolle Dosierung nur mit Laboruntersuchungen festgesetzt werden kann.

Besondere Unterformen von Vitaminen und anderen Nährstoffen

Von Folsäure, Vitamin B6, Vitamin K, Vitamin E und Coenzym Q10 gibt es Unterformen, die verschiedene Vorteile bieten: Von einer höheren Wirkung über eine bessere Aufnahme bis hin zur Behebung von Nährstoffmängeln aufgrund von Gendefekten. Lesen Sie bei Interesse die verlinkten Artikel, um zu beurteilen, ob Sie sich für ein Präparat entscheiden sollten, das eine der besonderen Unterformen enthält.

Wichtig: Folsäure sollte immer als aktive Folsäure eingenommen werden. Und bei Einnahme von Vitamin K sollte immer auch die Unterform Vitamin K2 enthalten sein.

Mikronährstoffe mit hoher Bioverfügbarkeit oder Verträglichkeit

Von vielen Mikronährstoffen gibt es verschiedene chemische Verbindungen. Dies gilt vor allem für Mineralstoffe. Manche dieser Verbindungen kann der Körper besser aufnehmen und verwerten als andere − ihre Bioverfügbarkeit ist höher. Teils verbessert das die Wirkung oder die Verträglichkeit. Unten finden Sie drei Beispiele für empfehlenswerte Verbindungen. Es gibt jedoch deutlich mehr; in unseren Nährstoffartikeln finden Sie alles Wissenswerte dazu.

  • Eisen: Eisenfumarat oder mikroverkapseltes Eisenpyrophosphat statt Eisencitrat oder Eisencarbonat
  • Vitamin B12: Z. B. Methylcobalamin statt Cyanocobalamin
  • Zink: Zinkcitrat oder Zinkgluconat statt Zinkoxid

Darreichungsform

Hartkapseln

Hand auf der eine Kapsel liegt und in der anderen Hand wird ein Wasserglas gehalten
Es gibt verschiedene Darreichungsformen für Mikronährstoffpräparate wie zum Beispiel Kapseln, Pulver und Tabletten. Bild: AntonioGuillem/iStock/Getty Images Plus

Hartkapseln können aus Gelatine oder modifizierter Zellulose hergestellt werden. Zellulosekapseln sind geeignet für Vegetarier und Veganer. Hartkapseln sind eine der empfehlenswertesten Darreichungsformen:

  • Gut schluckbar: Kapseln schwimmen wie ein Boot auf dem Speichel die Speiseröhre herunter.
  • Hohe Reinheit: Es sind meist keine Hilfsmittel für die Produktion nötig.

Weichkapseln

Weichkapseln aus Gelatine werden zur Verkapselung von Ölen wie Fischölen oder Borretschöl eingesetzt. So ermöglichen Sie eine genaue Dosierung der Öle, schützen vor Oxidation und verdecken zudem unangenehme Geschmäcker oder Gerüche. Leider sind sie nicht vegetarisch.

Als vegetarische Alternative gibt es inzwischen Weichkapseln aus Carrageen, Algen oder modifizierter Stärke. Allerdings diskutieren Experten noch, ob Carrageen gesundheitlich unbedenklich ist: Möglicherweise kann Carrageen allergieähnliche Beschwerden hervorrufen. Deshalb sollte der Verzehr von Carrageen so gering wie möglich sein. Der Nachteil an Algen oder modifizierter Stärke ist: Häufig sind Hilfsstoffe notwendig, damit Öle in diesen pflanzlichen Alternativen verkapselt werden können. Wenn Sie also nicht aus ethischen Gründen auf Gelatine verzichten, sind Weichkapseln aus Gelatine die beste Darreichungsform.

Tabletten

Tabletten sind günstig zu produzieren und werden daher oft bei billigeren Präparaten eingesetzt. Im Vergleich zu Kapseln haben Sie einige Nachteile:

  • Schluckbarkeit: Tabletten schwimmen nicht auf dem Speichel, sondern „kleben“ auf der Zunge. Um das zu vermeiden, werden häufig Überzugsmittel eingesetzt, die ein weiterer Zusatzstoff sind.
  • Hilfsmittel: Viele Tabletten benötigen Hilfsstoffe, damit sie stabil sind oder gut geschluckt werden können.

Tabletten sind sinnvoll, wenn

  • ein Produkt nur als Tablette seine Funktion erfüllt oder
  • die Verkapselung nicht möglich ist und
  • die Tabletten ohne oder mit möglichst wenigen Zusatzstoffen produziert werden können.

Ein Beispiel dafür sind Lutschtabletten, deren Inhaltsstoffe gezielt an die Schleimhäute des Mundes oder des Halses gelangen sollen.

Tropfflaschen

Einige Präparate wie flüssiges Vitamin D werden in Tropfflaschen angeboten. Das ist besonders praktisch für Personen, die ungerne Kapseln schlucken. Diese Präparate sind empfehlenswert, wenn sie keine unnötigen Zusatzstoffe enthalten wie Farb- und Aromastoffe, Süßungs- und Konservierungsmittel.

Pulver

Wenn die Dosierung eines Präparates zu hoch ist für Kapseln oder andere Darreichungsformen, werden häufig Pulver eingesetzt. Sie werden in der Regel in eine Flüssigkeit eingerührt und anschließend getrunken. Beispiele sind Ballaststoffe und Trinkgelatine. Wichtig dabei ist, dass die Wirkstoffe möglichst pur sind und das Präparat keine unnötigen Zusatzstoffe enthält.

Shakes

Eiweißshakes optimieren die Eiweißzufuhr, zum Beispiel bei Sportlern oder während einer Diät. Aber auch in der Krebstherapie, bei einer Abwehrschwäche oder nach Operationen können Eiweißshakes sinnvoll eingesetzt werden. Leider kommen sie kaum ohne Süßungsmittel oder Aromastoffe aus. Verwenden Sie daher am besten Shakes, die nur wenig süß sind und nicht übermäßig aromatisiert. Wichtig ist zudem eine hohe Eiweißqualität. Es gibt zwei Zahlen zur Darstellung der Eiweißqualität: der Chemical Score und die Biologische Wertigkeit. Gutes Eiweiß hat einen Chemical Score von mindestens 100, besser über 150, und eine Biologische Wertigkeit über 75.

Brausetabletten und -pulver

Brausetabletten enthalten meist unnötige oder bei Krankheiten oder Überempfindlichkeiten schädliche Zusatzstoffe: Farb- und Aromastoffe, Süßungsmittel sowie Stoffe, die das Auflösen ermöglichen. Zudem bleiben Inhaltsstoffe am Trinkglas hängen, wenn man nicht nachspült. Daher sollten Sie solche Präparate nur dann verwenden, wenn es keine Alternativen gibt.

Trinkfläschchen und Ampullen oder andere Trinkzubereitungen

Wie Brausetabletten enthalten auch die meisten fertig zubereiteten Trinkpräparate aus Fläschchen oder Ampullen Farb- und Aromastoffe sowie Süßungsmittel. Manche Produkte enthalten Konservierungsmittel. Zudem sind oft noch Emulgatoren enthalten, damit sich keine Inhaltsstoffe absetzen. Häufig wird eine Flasche pro Tag eingesetzt: Das ist teuer und belastet die Umwelt. Auch solche Präparate sollten Sie nach Möglichkeit meiden.

Sprays

Sprays werden selten eingesetzt: Sie sind nur bei einzelnen Anwendungen sinnvoll und zudem teuer in der Herstellung. Sinnvoll sind sie bei Coenzym Q10, das bei Paradontitis auf das Zahnfleisch gesprüht wird, um die Entzündung zu mindern.

Zusammenfassung

Hochwertige Mikronährstoffpräparate müssen eine Vielzahl von Kriterien erfüllen, um uneingeschränkt für eine Therapie oder zur Dauereinnahme geeignet zu sein:

  • frei von Allergenen und Verschmutzungen
  • hochwertige Rohwaren in sinnvoller Dosierung und Kombination
  • keine überflüssigen Zusatzstoffe wie Farb, Aroma- und Konservierungsstoffe sowie Süßungsmittel
  • geeignete Darreichungsform wie Kapseln oder Pulver

Die weiterführenden Informationen auf unserer Seite helfen Ihnen, Mikronährstoffpräparate zu beurteilen und eine für Sie optimale Kombination zusammenzustellen.

Literatur

Geyer H et al. (2004): Analysis of Non-Hormonal Nutritional Supplements for Anabolic-Androgenic Steroids – Results of an International Study. Int J Sports Med 25: 124-129