Platinderivate mit Mikronährstoffmedizin unterstützen

Wie Vitamine, Mineralstoffe und andere Stoffe Nebenwirkungen von Platinderivaten reduzieren

Bei einer Krebstherapie mit Platinderivaten kann es bei einigen Menschen zu unangenehmen Nebenwirkungen und einer Mangelversorgung mit wichtigen Mikronährstoffen kommen. Mithilfe der Mikronährstoffmedizin ist es möglich, einige dieser Nebenwirkungen zu lindern. Erfahren Sie, welche Vitamine, Mineralstoffe und andere Stoffe besonders wichtig sind.

Mutter kümmert sich um ihre an Krebs erkrankte Tochter
Platinderivate kommen als Krebsmedikamente bei der Behandlung verschiedener Krebsarten zum Einsatz. Zum Beispiel bei Eierstock- oder Gebärmutterhalskrebs. Sie können mitunter jedoch so schwere Nebenwirkungen haben, dass die Therapie abgebrochen werden muss. Bild: KatarzynaBialasiewicz/iStock/Getty Images Plus

Platinderivate: Wirkung, Anwendung und Nebenwirkungen

Wie wirken Platinderivate?

Platinderivate sind Krebsmedikamente (auch Zytostatika genannt), die das Edelmetall Platin enthalten. Platinderivate hemmen die Vervielfältigung des Erbguts (DNA). Dadurch wird die Teilung von Tumorzellen verhindert. Letztlich sterben diese ab und das Krebswachstum wird gebremst.

Zu den Platinderivaten zählen Cisplatin (zum Beispiel Cisplatin-HAEMATO®, Cisplatin Teva®, Cis-GRY®, PlatiCept®), Oxaliplatin (zum Beispiel Eloxatin®, Axiplatin®, Medoxa®, Riboxantin®) und Carboplatin (zum Beispiel Carboplatin Bendalis®, HAEMATO-carb®, Ribocarbo®-L, Axicarb®, Carbo-Cell®). Diese Wirkstoffe werden in der Tumormedizin (Onkologie) in Form von Infusionslösungen in die Venen gespritzt.

Einsatzgebiete von Platinderivaten

Platinderivate werden bei verschiedenen Krebsarten eingesetzt. Abhängig vom Anwendungsgebiet und Wirkstoff ist entweder eine alleinige Anwendung oder eine Kombination mit anderen Krebsmedikamenten angezeigt. Platinderivate werden zum Beispiel angewendet zur Behandlung von:

  • Hodenkrebs
  • Eierstockkrebs
  • Gebärmutterhalskrebs sowie Krebserkrankungen der Gebärmutterschleimhaut
  • Harnblasenkrebs
  • Tumoren im Kopf- und Halsbereich
  • Speiseröhrenkrebs
  • Lungenkrebs
  • Dickdarmkrebs (Oxaliplatin: unterstützende (supportive) Behandlung nach vollständiger Entfernung des Ersttumors)

Nebenwirkungen: Platinderivate verursachen Nieren- und Nervenschäden

Illustration einer geschädigten Niere
Eine häufige Nebenwirkung der Platinderivate sind Nierenschäden, da die Chemotherapie nicht nur Krebszellen zerstört, sondern auch gesunde Zellen. Durch Selen können Schäden an den Nieren möglicherweise abgeschwächt werden. Bild: Mohammed Haneefa Nizamudeen/iStock/Getty Images Plus

Da Platinderivate neben Krebszellen auch gesunde Körperzellen angreifen, führt die Behandlung zu Komplikationen und Nebenwirkungen. Oft sind sie der Grund, warum die Dosierung dieser Medikamente herabgesetzt oder die Chemotherapie abgebrochen werden muss. Zu den unerwünschten Wirkungen gehören zum Beispiel:

  • Nierenschäden mit eingeschränkter Nierenfunktion, mit erhöhter Ausscheidung von Eiweißen, Zuckern sowie Mineralstoffen (Magnesium, Kalium)
  • Schädigungen des Nervensystems (Polyneuropathie) mit Taubheitsgefühlen in Fingern, Armen und Beinen, Zittern, Muskelschwäche sowie Hör- und Gangstörungen
  • Herzrhythmusstörungen, verlangsamter Herzschlag, Herzrasen
  • Appetitverlust, Geruchs- und Geschmacksstörungen
  • Übelkeit, Erbrechen, Durchfall
  • Haut- und Mundschleimhautentzündungen, Juckreiz
  • Blutarmut (Anämie)

Es wird vermutet, dass bei der Entstehung der nervenschädigenden (neurotoxischen) Effekte von Platinderivaten oxidativer Stress, Entzündungsvorgänge, Fehlfunktionen der Kraftwerke der Zellen und Schädigungen der Erbsubstanz eine wichtige Rolle spielen. Die Mikronährstoffmedizin kann helfen, einige der Nebenwirkungen abzuschwächen. Folgende Mikronährstoffe sind wichtig:

  • Selen reduziert möglicherweise Nierenschäden.
  • L-Glutathion schützt die Nerven.
  • L-Carnitin gleicht einen Mangel aus und schützt die Organe.
  • Vitamin E beugt oxidativem Stress vor.
  • Magnesium und Calcium gleichen einen Mangel aus und bringen den Mineralstoffhaushalt wieder ins Gleichgewicht.
  • Vitamin D könnte Nebenwirkungen reduzieren.
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Nebenwirkungen vermeiden

Selenmangel bei Cisplatin-Therapie beseitigen und oxidativen Schäden vorbeugen

Hintergrund und Wirkweise

Es wird vermutet, dass Nebenwirkungen einer Cisplatin-Therapie hauptsächlich durch die Bildung von freien Radikalen und durch die daraus entstehenden oxidativen Schäden verursacht werden. Oft sinkt die Konzentration von Antioxidantien wie Selen im Blut deutlich während einer Chemotherapie mit Cisplatin. Als Bestandteil bestimmter Enzyme (Glutathionperoxidase) sorgt Selen dafür, dass freie Radikale unschädlich gemacht werden.

Tierstudien bestätigen das: Ein Versuch zeigt, dass platinhaltige Medikamente die Verfügbarkeit von Selen im Körper reduzierten. Dagegen erhöhte die Selenzufuhr die Aktivität von antioxidativen Enzymen und somit den Schutz vor oxidativem Stress. Darüber hinaus führte die Gabe von Selen bei den Tieren zu einer verminderten Nieren-, Leber- und Knochenmarksgiftigkeit der Platinderivate – ohne deren Verfügbarkeit im Körper zu beeinflussen. Außerdem schützte Selen das Hörvermögen und die Augen. 

Auch erste Studien an Menschen zum Nierenschutz liegen bereits vor: In einer Vorstudie senkte die Gabe von 4.000 Mikrogramm Selen während einer Cisplatin-Behandlung bestimmte Urinwerte, die eine Nierenschädigung anzeigen. Das deutet daraufhin, dass Selen möglicherweise Nierenschäden durch Cisplatin reduzieren kann. Auch in einer hochwertigen Studie mit 122 Krebspatienten traten weniger Nierenschäden auf. Eingenommen wurden 400 Mikrogramm Selen begleitend zur Chemotherapie oder ein Scheinmedikament.

Info

Wirkverbesserung durch Selen? Gewebeuntersuchungen von Leberkrebspatienten zeigen, dass der Selengehalt im Tumorgewebe geringer war als im gesunden Gewebe. Laut Analysen wirkten Krebsmedikamente (Carboplatin) in Geweben mit wenig Selen schlechter. Ob Selen die Wirkung verbessert, muss aber in weiteren Studien noch überprüft werden.

Trotz der vielversprechenden Ergebnisse sind weitere Studien nötig, um zu zeigen, dass Selen die Nebenwirkungen einer Cisplatin-Behandlung wirksam vorbeugt und das Langzeitüberleben sichert. Begleitend zur Chemotherapie empfiehlt sich aber immer eine Bestimmung der Selenblutwerte und ein Ausgleich eines möglichen Mangels.

Dosierung und Einnahmeempfehlung von Selen

Mikronährstoff-Experten empfehlen, vor und nach einer Chemotherapie mit Platinderivaten täglich 500 Mikrogramm Selen zuzuführen – entweder über Kapseln oder per venöser Infusion. Dafür sollte in jedem Fall eine Rücksprache mit dem Arzt erfolgen. Dieser kann den Selenspiegel im Blut kontrollieren, um eine Überdosierung auszuschließen.

Selen sollte am besten zu einer Mahlzeit eingenommen werden. Dadurch verbessert sich die Verträglichkeit für den Magen. Anorganische Verbindungen sind am besten geeignet, zum Beispiel Natriumselenit oder Natriumselenat.

 

Selenspiegel im Labor bestimmen lassen

Ein Selen-Bluttest
Bei der Therapie mit Platinderivaten wird empfohlen, die Selenwerte überprüfen zu lassen, um einen Mangel zu behandeln, denn die Seleneinnahme verringerte laut Vorstudien die Nierenschäden. Bild: jarun011/iStock/Getty Images Plus

Begleitend zu einer Krebstherapie empfehlen Mikronährstoff-Mediziner, den Selenspiegel im Blut bestimmen zu lassen. Dadurch lässt sich ein Selenmangel frühzeitig beheben und die Therapie kann durch Selen unterstützt werden.

Um die Selenversorgung zu beurteilen, erfolgt die Messung von Selen vorzugsweise im Vollblut, da die Messwerte weniger stark schwanken als bei der Bestimmung im Serum (Flüssigkeit des Blutes ohne die Blutzellen). Normalwerte liegen bei 120 bis 150 Mikrogramm pro Liter Vollblut.

Selen: zu beachten bei Erkrankungen und Medikamenteneinnahme

Bei Patienten mit bereits eingeschränkter Nierenfunktion kann die Selenausscheidung vermindert sein. Dadurch besteht die Gefahr einer Überdosierung. Bei einer Platinderivat-Therapie müssen die Nierenfunktion und bei Selengabe die Selenwerte überwacht werden.

Glutathion: verbesserte Lebensqualität und Nervenschutz

Hintergrund und Wirkweise

Glutathion ist eines der wichtigsten Entgiftungsmoleküle des Stoffwechsels und unabdingbar für einen wirksamen Zellschutz. Es kann freie Radikale abfangen und oxidativem Stress vorbeugen. Patienten mit Krebs leiden häufig vermehrt an oxidativem Stress und Entzündungsprozessen. Dadurch wird der Glutathion-Haushalt gestört. Dies gilt insbesondere für Menschen, deren Körper durch den Krebs ausgezehrt ist (Tumorkachexie).

Die Einnahme von Glutathion wirkte in folgenden Bereichen unterstützend:

  • Lebensqualität: In einer hochwertigen Studie verbesserte die GlutathionEinnahme begleitend zur Cisplatin-Therapie die Lebensqualität von Eierstockkrebs-Patientinnen. Sie litten zum Beispiel weniger unter Depressionen, Haarausfall, Atemnot und Erbrechen.
  • Nierenschutz: Hinweise aus Vorstudien legen nahe, dass Glutathion auch die Nierenschädigung von Cisplatin reduzieren kann.
  • Nervenschutz: Fünf teilweise hochwertige Studien deuten darauf hin, dass Glutathion die giftigen Wirkungen von Cisplatin mildern kann. In einigen Untersuchungen konnte Glutathion die Häufigkeit und die Schwere von Nervenschäden reduzieren, die durch Oxaliplatin und Cisplatin ausgelöst worden waren. Hingegen fanden drei weitere, teils hochwertige Studien keinen nervenschützenden Effekt von Glutathion bei der Therapie mit Carboplatin und Cisplatin.   

Weitere Studien müssen die offenen Fragen klären, warum nicht alle Patienten auf die Einnahme ansprachen – und wie sich Glutathion auf das Langzeitüberleben auswirkt. Der Einsatz von Glutathion zur Verringerung der Nebenwirkungen scheint vielversprechend zu sein. Ob Glutathion das Ansprechen der Therapie reduziert, muss noch geprüft werden.

Dosierung und Einnahmeempfehlung von Glutathion

Um den Nervenschädigungen vorzubeugen, empfehlen Mikronährstoff-Experten, folgende Dosierung kurz vor der Chemotherapie direkt in die Vene zu geben:

  • 1.500 Milligramm Glutathion bei OxaliplatinBehandlung
  • 2.500 bis 4.300 Milligramm Glutathion bei CisplatinBehandlung

Die Einnahme von Glutathion in Form von Kapseln sollte in jedem Fall mit einem Arzt abgesprochen werden. Es gibt Hinweise, dass Glutathion das Ansprechen verschiedener Chemotherapien herabsetzen könnte: Glutathion reduziert oxidativen Stress, der jedoch das Ziel einer Chemotherapie sein kann  – gleichzeitig aber auch für die Nebenwirkungen verantwortlich ist. Eine Anwendung von Glutathion sollte deshalb nur in Rücksprache mit dem Arzt erfolgen und nur bei den bereits getesteten Medikamenten.

Es ist es ratsam, Glutathion zwischen den Mahlzeiten mit etwas Flüssigkeit einzunehmen. Warten Sie mit der Einnahme mindestens eine Stunde vor beziehungsweise zwei Stunden nach dem Essen. So wird die Aufnahme von Glutathion nicht durch andere Bestandteile aus der Nahrung gehemmt.

Glutathion: zu beachten bei Medikamenteneinnahme

Illustration einer Mitochondrie
Damit in den Zellen Energie gewonnen werden kann, benötigt der Körper L-Carnitin. Krebspatienten, die unter dem krebsbedingten Erschöpfungssyndrom (Fatigue) leiden, können laut Studien einen L-Carnitinmangel haben. Bild: iLexx/iStock/Getty Images Plus

Wechselwirkungen von Medikamenten mit Glutathion sind noch nicht vollständig untersucht, sodass sie nicht ausgeschlossen werden können. Nehmen Sie andere Medikamente ein, ist eine Rücksprache mit dem Arzt ratsam.

L-Carnitin-Verluste bei Cisplatin-Therapie ausgleichen und Organe schützen

Hintergrund und Wirkweise

Während einer Cisplatin-Behandlung erhöht sich die Ausscheidung von freiem L-Carnitin und Acetyl-L-Carnitin über den Urin bis um das Zehnfache der Normalmenge. Dies legen verschiedene kleine Studien nahe. Forscher vermuten deshalb, dass Patienten ohne eine abwechslungsreiche Ernährung und somit ohne ausreichende L-Carnitin-Zufuhr einen Mangel entwickeln, wenn sie sich wiederholt einer Chemotherapie unterziehen müssen. Der Körper braucht L-Carnitin, um Energie aus Fetten zu gewinnen. Ein L-Carnitinmangel kann also den Allgemeinzustand und die körperliche Leistungsfähigkeit beeinträchtigen.

Die unterstützende Einnahme von Carnitin wirkte in folgenden Bereichen positiv:

  • Müdigkeit (Fatigue): Das krebsbedingte Erschöpfungssyndrom (Fatigue) ist eine der häufigsten Nebenwirkungen einer Chemotherapie, die über 90 Prozent der Patienten betrifft. Typische Beschwerden sind Kraftlosigkeit, fehlender Antrieb, permanente Müdigkeit und Konzentrationsschwäche. In den meisten Beobachtungsstudien ging ein niedriger L-Carnitin-Spiegel im Blut mit einem verstärkten Auftreten des Erschöpfungssyndroms einher. Ergebnisse einer Übersichtarbeit zeigen aber uneinheitliche Ergebnisse, wenn L-Carnitin eingenommen wird: In den meisten Vorstudien konnte L-Carnitin gegen krebsbedingte Fatigue helfen. Hingegen zeigen zwei hochwertige Studien keinen Effekt. Mögliche Gründe für die abweichenden Ergebnisse sind, dass unterschiedliche L-Carnitin-Dosierungen verwendet wurden und der L-Carnitin-Spiegel bei den Teilnehmern zu Beginn unterschiedlich war.
  • Nerven: In einer Vorstudie an 27 Patienten mit Cisplatinausgelöster Erkrankung der Nerven (Neuropathie) linderte die Gabe von 1.000 Milligramm Acetyl-L-Carnitin über mindestens zehn Tage die Schwere der Nervenschäden.
  • Nieren: LCarnitin könnte auch vor Nierenschäden schützen, die durch Cisplatin verursacht werden. Dies legen Tierexperimente nahe. So konnte LCarnitin bei mit Cisplatin behandelten Ratten gesunde Nieren- und Dünndarmzellen vor Schädigung der Zellkraftwerke (Mitochondrien), Erbgutschäden und dem Zelltod schützen. Wissenschaftler vermuten, dass ein L-Carnitin-Mangel das Risiko für eine eingeschränkte Nierenleistung durch Cisplatin erhöht. Diese Erkenntnisse müssen aber noch in Studien am Menschen bestätigt werden.

Um den positiven Effekt von L-Carnitin abschließend bewerten zu können, sind weitere Studien nötig. Dabei muss auch das Langzeitüberleben untersucht werden. Die krebsbekämpfende Wirksamkeit von Oxaliplatin wurde in Tierstudien bisher nicht beeinflusst. Vor allem zur Linderung des krebsbedingten Erschöpfungssyndroms ist L-Carnitin vielversprechend.

Dosierung und Einnahmeempfehlung von L-Carnitin

Mikronährstoff-Experten empfehlen L-Carnitin (zum Beispiel als L-Carnitintartrat) in folgenden Dosierungen:

  • zur Vorbeugung und Behandlung des Erschöpfungssyndroms: 1.500 bis 6.000 Milligramm (in Form von Kapseln, Tabletten oder Lösungen)
  • zur Therapie von Neuropathien: 2.000 Milligramm, in die Vene gespritzt und bevorzugt in Form von AcetylL-Carnitin

Die Einnahme von L-Carnitin sollte über den Tag verteilt und zusammen mit einer Mahlzeit erfolgen, da es bei leerem Magen zu Magenproblemen kommen kann.

Bei Krebserkrankungen von Blase und Prostata sollte L-Carnitin vorerst nicht eingesetzt werden. Diese Krebsarten gewinnen ihre Energie hauptsächlich aus dem Fettstoffwechsel und könnten durch L-Carnitin schneller wachsen.

L-Carnitin: zu beachten bei Erkrankungen und Medikamenteneinnahme

In folgenden Fällen sollten Sie bei der Einnahme von hoch dosiertem L-Carnitin Rücksprache mit Ihrem Arzt halten:

  • Diabeteserkrankung: Es besteht die Gefahr einer Unterzuckerung bei gleichzeitiger Einnahme von LCarnitin und blutzuckersenkenden Arzneimitteln. Hierzu zählen unter anderem Metformin (Diabesin®, Siofor® und Glucophage®) und Sulfonylharnstoffe (Euglucon®, Semi-Euglucon® oder Maninil®). Deshalb muss der Blutzuckerspiegel regelmäßig kontrolliert und, wenn nötig, die Dosierung der Medikamente verändert werden.
  • Nierenfunktionsstörungen: Zwar haben Nierenpatienten häufig einen Mangel an LCarnitin, eine Langzeiteinnahme wurde bei Störungen der Niere allerdings noch nicht ausreichend getestet.

In sehr seltenen Fällen wurde bei gleichzeitiger Einnahme von L-Carnitin und bestimmten Blutverdünnern über eine verlängerte Blutgerinnung berichtet. Dazu zählen Cumarin-Derivate mit den Wirkstoffen Phenprocoumon (zum Beispiel Marcumar®, Falithrom® und Marcuphen®) und Warfarin (Coumadin®). Daher sollten Patienten, die diese blutgerinnungshemmenden Arzneimittel einnehmen, bei ihrem Arzt ihre Blutgerinnung regelmäßig kontrollieren lassen, wenn sie L-Carnitin einnehmen.

Vitamin E: wirksamer Radikalfänger gegen oxidativen Stress

Hintergrund und Wirkweise

Vitamin E schützt als wichtiges Antioxidans die Zellen vor oxidativem Stress. Platinderivate tragen zu oxidativem Stress bei und können so zu einem Verbrauch von Vitamin E führen. In einer kleinen Beobachtungsstudie an 36 Krebspatienten kam es nach der Cisplatin-Behandlung zu einem Abfall der Antioxidantien-Werte, einschließlich Vitamin E, im Blut.

Wissenschaftler vermuten, dass geringe Vitamin-E-Gehalte im Gewebe zu Nervenschäden (Neuropathien) beitragen können. Dabei ähneln sich die Beschwerden einer Neuropathie, die durch Vitamin-E-Mangel beziehungsweise durch Cisplatin ausgelöst werden. Bei beiden können Gangstörungen, Reflexverluste und eine gestörte Körperwahrnehmung auftreten.

Ob die Einnahme von Vitamin E bei einer Cisplatin-Therapie eine nervenschützende Wirkung hat, wurde in einer Reihe von teils hochwertigen Studien untersucht: Die tägliche Einnahme von Vitamin E (300 bis 600 Milligramm für drei Monate) konnte die Häufigkeit und die Schwere von Nervenschädigungen im Vergleich zur Kontrollgruppe, die kein Vitamin E einnahm, deutlich verringern. Die Aussagekraft dieser Studien ist jedoch begrenzt, da einige von ihnen eine geringe Teilnehmerzahl aufwiesen und bei anderen viele Teilnehmer die Studien vorzeitig abbrachen. Ob die Vitamin-E-Einnahme keine Auswirkungen auf die Wirksamkeit der Cisplatin-Therapie hat, muss noch genau untersucht werden: Ein sehr kleiner Vorversuch zeigt bisher keinen Einfluss.

Dosierung und Einnahmeempfehlung von Vitamin E

Vitamin-E-haltige Lebensmittel liegen auf einem Tisch
Vitamin E ist eines der wichtigsten Antioxidantien im Körper und schützt gesunde Zellen vor oxidativem Stress. Chemotherapien lösen oxidativen Stress aus und begünstigen dadurch Nebenwirkungen wie Nervenschäden. Bild: Ankabala/iStock/Getty Images Plus

Während und bis zu drei Monaten nach einer Chemotherapie mit Platinderivaten empfehlen Mikronährstoff-Experten die tägliche Einnahme von 300 bis 600 Milligramm Vitamin E. Die begleitende Einnahme sollte in jedem Fall mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden.

Nehmen Sie Vitamin E zu den Mahlzeiten ein, da Vitamin E zusammen mit Fett aus der Nahrung am besten aufgenommen wird. Vitamin E sollte idealerweise mit Vitamin C kombiniert werden. Der Körper benötigt Vitamin C, da es Vitamin E regeneriert, nachdem Vitamin E freie Radikale abgefangen hat.

Vitamin E: zu beachten bei Rauchern, Medikamenteneinnahme und Erkrankungen

Raucher und ehemalige Raucher sollten Vitamin E nicht in einer Dosierung von mehr als 50 Milligramm täglich einnehmen, vor allem nicht zusammen mit Beta-Carotin.

Bei Einnahme von hohen Mengen Vitamin E kann es zu Wechselwirkungen mit Blutverdünnern kommen. Besprechen Sie die Einnahme von Vitamin E daher mit dem Arzt. Der Arzt kann die Blutgerinnung engmaschig kontrollieren. Betroffen sind zum Beispiel:

  • Blutgerinnungshemmer aus der Gruppe der Vitamin-K-Antagonisten (zum Beispiel Phenprocoumon wie Falithrom®, Marcumar® oder Warfarin wie Coumadin®, Marevan®)
  • Thrombozytenaggregationshemmer (zum Beispiel Acetylsalicylsäure wie Aspirin®, ASS)
  • Blutgerinnungshemmer wie Dabigatran (Pradaxa®) und Rivaroxaban (Xarelto®) oder Edoxaban (Lixiana®)

Etwa 14 Tage vor einem operativen Eingriff sollten höher dosierte Vitamin-E-Präparate abgesetzt werden, da sie das Blutungsrisiko erhöhen.

Bei einer schweren Verdauungsschwäche (Malabsorption) mit Störung der Fettaufnahme kann es zu einem Vitamin-K-Mangel kommen. Wird dann Vitamin E eingenommen, kann sich die Blutungsgefahr erhöhen. Deshalb sollte erst der Mangel an Vitamin K ausgeglichen werden und eine Kontrolle der Gerinnungswerte durch den Arzt erfolgen. Vitamin E kann ab 400 Milligramm die Wirkung von Insulin verbessern. Diabetiker, die Insulin spritzen, sollten dann häufiger den Blutzucker messen, um eine Unterzuckerung zu vermeiden.

Mangel an Magnesium und Calcium ausgleichen

Hintergrund und Wirkweise

Die durch Cisplatin ausgelösten Nierenschädigungen sowie das therapiebedingte Erbrechen können besonders zu einem erhöhten Verlust von Magnesium und zu einem Magnesiummangel führen. Auch der typische Appetitverlust kann zu einer Unterversorgung mit Magnesium beitragen, da Betroffene dann wenig essen. Der Wirkstoff Oxiplatin inaktiviert außerdem Calcium, sodass auch ein Calciummangel möglich sein kann.

Bei einer Unterversorgung mit Magnesium kommt es zu einem Energiemangel. Es treten Muskelprobleme wie Krämpfe, Verspannungen und Zittern auf – zum Beispiel in den Waden. Auch Konzentrationsstörungen, Depressionen, Schlaflosigkeit und Kopfschmerzen kommen vor. Eine Calciuminaktivierung führt zu einer Übererregbarkeit der Nerven mit Muskelsteifheit und Krämpfen.

Magnesium: Die Gabe von Magnesium kann einer Unterversorgung mit Magnesium während einer Therapie mit Platinderivaten vorbeugen. Eine Vorstudie bei Patienten mit Hodenkrebs, die zum Teil mit Cisplatin behandelt wurden, gibt zusätzlich Hinweise darauf, dass Magnesium die Nieren schützen könnte. Patienten, die kein Magnesium einnahmen, wiesen deutlich schwerere Nierenschäden auf als Patienten, die Magnesium erhielten.

Calcium: Oft wird ein Magnesiummangel während der Behandlung mit Platinderivaten von einem Calciummangel begleitet. Eine Auswertung der verfügbaren Studien liefert jedoch unterschiedliche Ergebnisse, wenn Calcium und Magnesium eingenommen werden: Erste Studien zeigen, dass die beiden Mineralstoffe vor und während einer Oxaliplatin-Therapie die Häufigkeit und die Schwere von Nervenschäden deutlich senkte. Andere, teils hochwertige Studien bestätigen den Effekt nicht.

Weitere hochwertige Studien sind noch notwendig, um die schützende Wirkung von Magnesium und Calcium grundsätzlich zu bestätigen. Da es jedoch einige lindernde Effekte gegeben hat, sollte ein Mangel vermieden werden.

Dosierung und Einnahmeempfehlung von Magnesium und Calcium

Um die Nebenwirkungen der Therapie zu reduzieren, setzen Mikronährstoff-Experten Infusionen mit Calcium und Magnesium ein. Sinnvoll sind 1.000 Milligramm Calciumgluconat und 1.000 Milligramm Magnesiumsulfat – vor und nach der Oxaliplatin-haltigen Chemotherapie.

Um einen Mangel an Magnesium und Calcium vorzubeugen, können in Rücksprache mit dem Arzt auch Präparate in Form von Kapseln sinnvoll sein – zum Beispiel täglich 200 Milligramm Magnesium und 400 Milligramm Calcium. Magnesium und Calcium sollten am besten zur Mahlzeit eingenommen werden: Das verbessert die Verträglichkeit für den Magen.

Tipp

Calcium sollte mit Vitamin D kombiniert werden. Vitamin D stellt die Aufnahme des Calciums in den Körper sicher.

Magnesiumwerte im Labor bestimmen lassen

Mikronährstoff-Experten empfehlen, die Magnesiumwerte ein- bis zweimal im Jahr überprüfen zu lassen. Magnesium kommt hauptsächlich in Körperzellen vor: Rote Blutzellen enthalten etwa dreimal so viel Magnesium wie die Blutflüssigkeit (Blutserum). Deshalb sollte Magnesium vom Arzt am besten im Vollblut gemessen werden. Normalwerte liegen zwischen 1,38 bis 1,50 Millimol pro Liter.

Magnesium und Calcium: zu beachten bei Medikamenteneinnahme und Erkrankungen

Magnesium kann die Wirkung einiger Arzneimittel herabsetzen. Es sollte daher mit einem Abstand von mindestens zwei Stunden zu den entsprechenden Medikamenten eingenommen werden. Dazu zählen folgende Arzneimittel:

  • bestimmte Antibiotika wie Ciprofloxacin (zum Beispiel Ciloxan®), Enoxacin (zum Beispiel Enoxor®), Levofloxacin (zum Beispiel Tavanic®), Tetracyclin (zum Beispiel Achromycin®, Supramycin®, Tefilin®), Doxycyclin (zum Beispiel Supracyclin®, Vibramycin®) und Minocyclin (zum Beispiel Aknosan®, Skinocyclin®)
  • Osteoporose-Wirkstoffe der Klasse der Bisphosphonate wie Alendronat (zum Beispiel Fosamax®, Tevanate®), Clodronat (zum Beispiel Bonefos®) oder Etidronat (zum Beispiel Didronel®)

Auch Calcium kann die Aufnahme einiger Medikamente herabsetzen, wenn die Präparate gleichzeitig eingenommen werden. Dazu zählen ebenfalls Tetrazykline und Bisphosphonate sowie Schilddrüsenhormone (L-Thyroxin).

Patienten mit chronischen Nierenerkrankungen sollten Magnesium und Calcium nicht zusätzlich über Mineralstoffpräparate einnehmen. Geschädigte Nieren können überschüssiges Magnesium und Calcium nicht gut ausscheiden. Die Mineralstoffe könnten sich im Blut anreichern.

Personen mit Nierensteinen und einer gemessenen hohen Calciumausscheidung müssen aufpassen: Die zusätzliche Einnahme von Calcium kann bei einigen die Neubildung von Nierensteinen begünstigen. Vor der Einnahme von Calcium sollte deshalb ein Arzt gefragt werden. Er kann die Calciumausscheidung messen und die Vorteile und Nachteile der Einnahme gegeneinander abwägen. 

Bei zu hohen Calciumwerten im Blut sollte Calcium nicht eingenommen werden. Das kommt zum Beispiel vor bei einer Überfunktion der Nebenschilddrüse (Hyperparathyreoidismus, Nebenschilddrüsentumoren), bei Knochenmetastasen und Knochenmarkkrebs (Multiples Myelom).

Vitamin D könnte Nebenwirkungen der Chemotherapie reduzieren

Hintergrund und Wirkweise

Ein Vitamin-D-Mangel steht vermutlich im Zusammenhang mit dem Risiko für verschiedene Krebserkrankungen (vor allem für Brustkrebs und Dickdarmkrebs). In Beobachtungsstudien steigerte ein niedriger Vitamin-D-Spiegel im Blut das Risiko, an Krebs zu erkranken oder daran zu sterben. Vitamin D reguliert das Immunsystem.

Auch auf die Nebenwirkungen der Krebstherapie könnte Vitamin D einen Einfluss haben: Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren, die in einer kleinen Studie während der Therapie Mundschleimhautentzündungen entwickelten, hatten geringere Vitamin-D-Spiegel als Patienten ohne diese Entzündungen. Patienten mit einer schlechteren Vitamin-D-Versorgung litten außerdem verstärkt an Muskelschwund. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass ein Vitamin-D-Mangel das Auftreten von Chemotherapie-Nebenwirkungen fördert. In einer anderen beobachtenden Studie mit 11.000 Teilnehmern fand sich dagegen kein Zusammenhang.

Zur Einnahme von Vitamin D, um Nebenwirkungen zu lindern, liegen erste Fallberichte vor: Eine Brustkrebs-Patientin mit Vitamin-D-Mangel berichtete über Entzündungen der Mundschleimhaut und Haut sowie über Beeinträchtigungen ihres Geschmacksinns. Die Einnahme von 2.000 Internationalen Einheiten Vitamin D3 verbesserte die Beschwerden deutlich. Bei einer anderen Patientin mit Bauchspeicheldrüsenkrebs verbesserte sich die Störung des Geschmacksempfinden durch die Oxaliplatin-Therapie. Eingesetzt wurde die gleiche Dosierung für eine Woche.

Ob die Einnahme von Vitamin D die Nebenwirkungen von Platinderivaten lindern kann, muss in zukünftigen Studien weiter untersucht werden. Aufgrund der Zusammenhänge wird allerdings empfohlen, einen Vitamin-D-Mangel bei Krebs zu vermeiden.

Expertenwissen

Hat aktives Vitamin D (Calcitriol) eine Anti-Krebs-Wirkung? Calcitriol wirkt als Hormon und wird nur in Ausnahmefällen verschrieben, zum Beispiel bei Nierenerkrankungen und einer gestörten Aktivierung von Vitamin D. Zellversuche zeigen, dass Calcitriol eine direkte krebsbekämpfende Wirkung auf verschiedene Krebsarten hat, wie Prostata-, Dickdarm-, Lungen- und Brustkrebs. Zudem könnte Calcitriol die Wirkung von Cisplatin oder Carboplatin verstärken. Insgesamt sind die Ergebnisse aus hochwertigen Studien zur krebsbekämpfenden Wirkung von Calcitriol allerdings negativ. Ein Grund dafür könnte sein, dass Calcitriol mit zu geringer Dosierung eingesetzt wurde. Bei hohen Calcitriol-Dosen besteht die Gefahr eines Calcium-Überschusses (Hypercalcämie). Eine ausreichend hohe Dosierung ist jedoch Voraussetzung für die krebsbekämpfende Wirkung. Erste Studien zeigen, dass Calcitriol in hohen Dosierungen sicher und verträglich ist. Die optimale Dosierung bei Krebs sowie das Ausmaß der krebsbekämpfenden Wirkung von Calcitriol müssen jedoch noch ermittelt werden.

Frau genießt die Sonne an einem See
Vitamin D wird durch Sonnenstrahlen in der Haut vom Körper selbst gebildet. Besonders im Winter kommt es wegen der geringen Sonnenstrahlung zu einem Mangel. Gerade Krebspatienten sollten auf ihren Vitamin-D-Wert achten und einen Vitamin-D-Mangel unbedingt vermeiden. Bild: francescoch/iStock/Getty Images Plus

Dosierung und Einnahmeempfehlung von Vitamin D

Mikronährstoff-Experten empfehlen bei Krebs, den Vitamin-D-Spiegel ausreichend hoch zu halten. Optimal sind Spiegel zwischen 40 und 60 Nanogramm pro Milliliter. Die ideale Vitamin-D-Dosierung richtet sich dann nach den Blutspiegeln. Dosierungen von 2.000 Internationalen Einheiten täglich sind sinnvoll, um den Vitamin-D-Spiegel zu normalisieren und um Nebenwirkungen der Krebstherapie zu mildern. Bei einem starken Mangel empfehlen Ärzte auch für einen festgelegten Zeitraum mehr Vitamin D.

Vitamin D sollte gemeinsam mit dem Essen eingenommen werden, da es ein fettlösliches Vitamin ist. Das Fett aus der Mahlzeit steigert die Aufnahme im Darm.

Vitamin-D-Spiegel im Labor bestimmen lassen

Spätestens ab Stellung der Krebsdiagnose sollte der Vitamin-D-Spiegel im Blut kontrolliert werden, um einen Mangel zu erkennen und wirksam auszugleichen. Vitamin D wird im Blutserum (Flüssigkeit des Blutes ohne Blutzellen) gemessen. Dabei wird die Transportform im Blut – das sogenannte 25(OH)-Vitamin D (Calcidiol) − bestimmt. Idealerweise sollten die Werte zwischen 40 und 60 Nanogramm pro Milliliter liegen.

Vitamin D: zu beachten bei Erkrankungen und Medikamenteneinnahme

Bei Anwendung von bestimmten Entwässerungsmedikamenten (Thiaziden) sollte Vitamin D nur bei gleichzeitiger Kontrolle des Calciumspiegels eingenommen werden. Dazu gehören die Wirkstoffe Hydrochlorothiazid (wie Disalunil®), Indapamid (wie Inda Puren®) und Xipamid (wie Neotri®). Vitamin D erhöht die Calciumaufnahme im Darm und steigert so dessen Blutwerte. Thiazide hemmen dagegen die Ausscheidung von Calcium, sodass es in Kombination zu einer Überdosierung kommen könnte.

Personen mit Nierenerkrankungen sollten Vitamin D nur einnehmen, wenn bei ihnen ein Mangel nachgewiesen worden ist und sie Rücksprache mit dem Arzt gehalten haben. Der Arzt sollte zudem regelmäßig die Calciumwerte überprüfen. Gleiches gilt bei calciumhaltigen Nierensteinen, wenn viel Calcium über die Nieren ausgeschieden wird: Das Rückfallrisiko kann steigen, wenn Vitamin-D-Präparate eingenommen werden.

Bei der entzündlichen Bindegewebserkrankung Sarkoidose (Morbus Boeck) sollte Vitamin D nicht eingenommen werden, da es zu erhöhten Calciumwerten kommen kann.

Dosierungen auf einen Blick

Mikronährstoff-Empfehlung pro Tag bei Krebstherapie mit Platinderivaten

 

Vitamine

Vitamin E

300 bis zu 600 Milligramm (mg)

Vitamin D

2.000 Internationale Einheiten (IE) oder je nach Blutspiegel

  
 

Mineralstoffe

Selen

500 Mikrogramm (µg)

Magnesium

200 Milligramm

Calcium

400 Milligramm

  
 

Sonstige Stoffe

L-Carnitin

bei Erschöpfungssyndrom: 1.500 bis 6.000 Milligramm (in Form von Kapseln)

bei Neuropathien: 2.000 Milligramm als Infusion (Acetyl-L-Carnitin)

Glutathion

1.500 bis 4.300 Milligramm als Infusion

Der Einsatz der Mikronährstoffe sollte begleitend zur Chemotherapie mit dem Arzt abgesprochen werden.

Sinnvolle Laboruntersuchungen auf einen Blick

Sinnvolle Blutuntersuchungen bei Krebstherapie mit Platinderivaten

 

Normalwerte

Selen (Vollblut)

120 bis 150 Mikrogramm pro Liter (µg/l)

Magnesium (Vollblut)

1,38 bis 1,50 Millimol pro Liter (mmol/l)

Vitamin D

40 bis 60 Nanogramm pro Milliliter (ng/ml)

 

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Zusammenfassung

Platinderivate sind Krebsmedikamente, die Tumorzellen absterben lassen und das Krebswachstum dadurch bremsen. Sie werden bei verschiedenen Krebsarten wie Hoden-, Eierstock- oder Harnblasenkrebs eingesetzt. Da Platinderivate nicht nur an Krebs erkrankte, sondern auch schnell wachsende gesunde Körperzellen angreifen, kommt es zu unerwünschten Nebenwirkungen wie Nieren- und Nervenschäden während und nach der Therapie.

Die Mikronährstoffmedizin kann durch eine gezielte Ergänzung mit bestimmten Mikronährstoffen helfen, einige dieser Nebenwirkungen abzuschwächen. So reduziert Selen wahrscheinlich Cisplatin-bedingte Nierenschäden. Auch Glutathion kann Nieren und Nerven schützen. Die Einnahme von L-Carnitin gleicht einen L-Carnitin-Mangel aus und kann die Müdigkeit bekämpfen. Vitamin E beugt Therapie-bedingtem oxidativem Stress vor. Magnesium und Calcium bringen den Mineralstoffhaushalt wieder ins Gleichgewicht und wirken oft nervenschützend. Vitamin D kann möglicherweise die Nebenwirkungen reduzieren. In jedem Fall sollte ein bestehender Vitamin-D-Mangel bei Krebs ausgeglichen werden. Weitere Studien werden zeigen, wie sich Vitamine und Mineralstoffe auf den Therapieerfolg auswirken.

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Verzeichnis der Studien und Quellen

Abolfazl Avan, et al. (2015): Platinum-Induced Neurotoxicity and Preventive Strategies: Past, Present, and Future. Oncologist. 2015 Apr; 20(4): 411–432. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4391771/, abgerufen am: 07.02.2019.

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