Omega-3-Fettsäuren für einen gesunden Hormonhaushalt von Männern

Studie zeigt: Fettverzicht lässt Testosteron sinken. Hochwertige Fette sollten daher in der Ernährung nicht fehlen.

Lebensmittel, in denen Omega-3-Fettsäuren vorkommen
Omega-3-Fettsäuren kommen vor allem in Fisch oder hochwertigen Ölen vor, zum Beispiel in Leinöl oder Rapsöl. Bild: samael334/iStock/Getty Images Plus

Fette – wichtiger als ihr Ruf

Fette werden meist verteufelt, da wir häufig mit ihnen überversorgt sind. Fette haben einen hohen Energiegehalt und man denkt zuerst an Pizza, Pommes, Chips sowie andere ungesunde Lebensmittel. Fettreduzierte Diäten sind deshalb beliebt – vor allem zum Abnehmen.

Forscher fanden jedoch in einer großen Beobachtungsstudie heraus, dass gerade eine Ernährung mit wenig Fett die Testosteronspiegel bei Männern sinken lässt. Der Hintergrund ist, dass Übergewicht bei Männern schon zu niedrigen Testosteronspiegeln führen kann. Ihnen wird dann eine Diät empfohlen, meist eine fettreduzierte Ernährung.

Grundsätzlich ist eine Gewichtsreduktion eine gute Idee, um die Hormone wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Doch sind Fette immer die Übeltäter? Oder spielen sie nicht sogar eine wichtige Rolle im Hormonhaushalt, wie die Beobachtungsstudie vermuten lassen könnte?

Info

Testosteron ist das bedeutendste männliche Sexualhormon. Fehlt es, kann dies unter anderem zu Erschöpfung, verminderter Antriebskraft und sexueller Unlust führen.

Hochwertige Fette sind unverzichtbar

Der Körper braucht Bestandteile der Fette – und zwar Fettsäuren. Besonders wichtig sind Omega-3-Fettsäuren. Die bekanntesten sind Alpha-Linolensäure (ALA), Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA). Vor allem EPA und DHA werden in Zellmembranen eingelagert und sorgen für deren Funktion. Auch dienen sie als Ausgangssubstanz für Botenstoffe (zum Beispiel Eicosanoide). Auf diese Weise könnten sie Einfluss auf den Stoffwechsel der Sexualhormone nehmen.

ALA ist eine essenzielle Fettsäure. Das bedeutet, der Körper kann sie nicht selbst herstellen. EPA und DHA können theoretisch aus ALA hergestellt werden. Sie sind deshalb nicht essenziell. Allerdings ist die Herstellung von EPA und DHA oft eingeschränkt, da die benötigten Enzyme nur begrenzt verfügbar sind. Deshalb sind viele Menschen schlecht mit EPA und DHA versorgt, wenn sie nicht zusätzlich über die Ernährung aufgenommen werden. Fette sind daher nicht automatisch schlecht, ganz im Gegenteil.

Erhöhen Omega-3-Fettsäuren die Hormone?

Bisher gibt es wenige Studien, in denen Forscher den Einfluss von Omega-3-Fettsäuren auf den Testosteronspiegel untersucht haben. Mehr Studien liegen hingehen zur Fruchtbarkeit vor.

In einer ersten hochwertigen Studie wurde nach knapp 3,5 Jahren kein Einfluss von EPA und DHA auf die Hormonspiegel gefunden. Allerdings war die EPA-DHA-Dosis sehr gering: Die Teilnehmer ergänzten nur 400 Milligramm pro Tag. In der Mikronährstoffmedizin wird für einen gesundheitlichen Nutzen immer eine höhere Dosierung empfohlen (meist 1.500 Milligramm). Dass vor allem EPA wichtig sein kann, deutet eine Tierstudie an: Bei Mäusen reicherte sich die Fettsäure im Hodengewebe an. Dies ging gleichzeitig mit einem höheren Testosteronspiegel einher.

Seit Anfang des Jahres 2020 liegen auch Ergebnisse zu anderen Geschlechtshormonen vor: Junge Männer, die Fischöl-Kapseln ergänzten, hatten ein günstigeres Hormonverhältnis als Männer, die angaben, keine Präparate einzunehmen. Dies betraf das follikelstimulierende und luteinisierende Hormon (FSH und LH).

Fazit

Auch wenn die Frage nicht geklärt ist, ob die gezielte Omega-3-Ergänzung zu höheren Testosteronwerten führt, deuten die Studien einen Nutzen für die generelle Hormongesundheit an. Fest steht, dass hochwertige Fette auf keinen Fall reduziert werden sollten – auch nicht im Rahmen einer Diät. Stattdessen gilt: Gesättigte Fette aus Fleisch und Milchprodukten sollten durch hochwertige ungesättigte Fette aus Fisch, Nüssen und Ölen ersetzt werden.

Meist lohnt sich auch die Nahrungsergänzung durch Omega-3-Präparate: Steht Fisch nur selten auf dem Speiseplan, ist ein Fischölpräparat sinnvoll. Wichtig ist dann aber die Qualität: Nur mehrfach gereinigte Öle garantieren höchste Reinheit. Für Vegetarier oder Veganer gibt es als pflanzliche Alternative Algenöl zu kaufen. Die Dosierung von Omega-3-Fettsäuren sollte zwischen 1.000 und 2.000 Milligramm (EPA und DHA) pro Tag liegen.

Verzeichnis der Studien und Quellen

Fantus, R. J. et al. (2020): The Association between Popular Diets and Serum Testosterone among Men in the United States. J Urol, 203 (2), 398-404 Feb 2020. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31393814/, abgerufen am: 05.03.2020.

Giltay, E. J. et al. (2012): No effects of n-3 fatty acid supplementation on serum total testosterone levels in older men: the Alpha Omega Trial. Int J Androl, 35 (5), 680-7 Oct 2012. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/22394170/, abgerufen am: 05.03.2002.

Jensen, T. K. et al. (2020): Associations of Fish Oil Supplement Use With Testicular Function in Young Men. JAMA Netw Open, 3 (1), e1919462 2020 Jan 3. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31951274/, abgerufen am: 05.03.2020.

Masterson, D. (2020): Study links low fat diet to decreased testosterone in men. William Reed Business Media Ltd. https://www.nutraingredients.com/Article/2020/01/13/Study-links-low-fat-diet-to-low-testosterone-in-men , abgerufen am: 05.03.2020.

Zaima, N. et al. (2016): Effect of dietary fish oil on mouse testosterone level and the distribution of eicosapentaenoic acid-containing phosphatidylcholine in testicular interstitium. Biochem Biophys Rep, 7, 259-265 2016 Jun 30. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28955915/, abgerufen am: 05.03.2020.

Über die Autorin

Dr. med. Annette Balz-Fritz

Frau Dr. med Balz-Fritz ist niedergelassene Ärztin mit dem Schwerpunkt Urologie, Proktologie, Ernährungs- und Präventionsmedizin in einer urologischen Gemeinschaftspraxis. Sie erwarb im Februar 2001 die Zusatzqualifikation zur Ernährungsmedizinerin in DAEM/DGEM und qualifizierte sich zum Männerarzt (CMI Institut). Frau Dr. med. Balz-Fritz ist Mitglied bei der Deutschen Akademie für Ernährungsmedizin (DAEM), bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin und beim Berufsverband Deutscher Ernährungsmediziner.  Wenn ihre Arbeit in der gemeinsamen  Praxis und das Familienleben ihr noch Zeit lassen, treibt sie gerne Sport und ist eine begeisterte Köchin.