Ist ein Magnesiummangel bei Demenz von Nachteil?

Wie Betroffene von einer Magnesiumeinnahme profitieren

Magnesiumhaltige Lebensmittel auf einem Tisch
Magnesium unterstützt unsere Gesundheit über vielfältige Wege. Im Alter könnte uns die Einnahme vor Demenz schützen. Bild: beats3/iStock/Getty Images Plus

Magnesium und seine Bedeutung für unsere Gesundheit

Magnesium ist einer der wichtigsten Mineralstoffe mit zahlreichen Funktionen. Als Cofaktor von zahlreichen Enzymen ist es an vielen Prozessen in unserem Körper beteiligt. Zu den bedeutendsten Funktionen gehören:

  • Muskelfunktion: Zu einer normalen Muskelfunktion gehören Spannung und Entspannung. Um den Muskel entspannen zu können, ist Magnesium essenziell.
  • Herz-Kreislauf-Funktion: Unsere Blutgefäße enthalten eine dünne Muskelschicht, wodurch sie sich verengen können. Magnesium hilft bei der Entspannung. So werden unsere Gefäße elastischer und weiten sich. Der Blutdruck normalisiert sich und unser Körper wird besser durchblutet. 
  • Energiegewinnung: In vielen Reaktionen ist Magnesium an ATP, einer energiereichen Verbindung, gebunden. Dadurch hilft es, Energie für den Körper bereitzustellen.

Demenz: die schleichende Gefahr im Alter

Je älter wir werden, desto größer wird das Risiko, an Demenz zu erkranken. Dabei werden die Nervenzellen des Gehirns geschädigt und sterben ab. Die Betroffenen leiden oftmals unter Gedächtnis- oder Orientierungsverlust. Auch die Muskelfunktionen können im Laufe der Erkrankung beeinträchtigt werden. Dadurch wird es zunehmend schwerer, den Alltag selbstständig zu bewältigen.

Es gibt verschiedene Formen der Demenz. Die Alzheimererkrankung  ist die häufigste Form, jedoch leiden auch etwa 5 bis 15 Prozent der Betroffenen an einer gefäßbedingten (vaskulären) Demenz. Bisher gilt Demenz als nicht heilbar. Darum arbeitet man an möglichen Medikamenten. Erste Studien zeigen, dass Magnesium einen Einfluss auf die gefäßbedingte Demenz haben könnte und möglicherweise zur Vorbeugung hilfreich ist.

Tipp

Eine einseitige Ernährung und ein ungesunder Lebensstil steigern das Risiko, im Alter an Demenz zu erkranken enorm. Um die Chancen, gesund zu altern, zu erhöhen, sollte man für eine abwechslungsreiche Ernährung sorgen, auf das Rauchen verzichten und sich regelmäßig bewegen.

Wie könnte Magnesium bei einer gefäßbedingten Demenz helfen?

Ein Magnesiummangel verursacht verschiedene Vorgänge im Körper, welche die gefäßbedingte Demenz vermutlich begünstigen. Es gibt unterschiedliche Erklärungsansätze, wie Magnesium wirkt:

  • Schutz der Gefäße: Die gefäßentspannende Wirkung von Magnesium verringert vermutlich Bluthochdruck und Durchblutungsprobleme im Gehirn – beides Risikofaktoren für Demenz. Außerdem stellten Forscher fest, dass bei einem Magnesiummangel die Wände der Adern (Arterien) verdicken. Dadurch ist zum einen die Sauerstoffversorgung der Nervenzellen gefährdet. Zum anderen steigt das Risiko eines Schlaganfalls. Das ist von Bedeutung, da eine gefäßbedingte Demenz häufig durch mehrere kleine Schlaganfälle ausgelöst wird, durch welche das Gehirn noch schlechter durchblutet wird.
  • Hemmung einer Überreizung: Bei Alzheimer werden Nervenzellen manchmal durch eine Überreizung gestresst. Daran beteiligt ist der NMDA-Rezeptor. Im Normalfall wird er durch Magnesium blockiert. Fehlt Magnesium, kommt es allerdings zu einer Überaktivierung des Rezeptors – die Nerven werden dann überreizt und geschädigt. Das kann die Demenz voranschreiten lassen.
  • Verminderung von Eiweißablagerungen: Bei der Alzheimererkrankung entstehen Eiweißablagerungen im Gehirn. Dabei setzt sich das Tau-Eiweiß in den Nervenzellen ab und schädigt diese von innen heraus. Als Ursache wird ein Magnesiummangel vermutet, da es ohne Magnesium oft zu einer fehlerhaften Veränderung und Verklumpung des Eiweißes kommt. Zudem lagern sich bei Alzheimer bestimmte Eiweiße außerhalb der Nervenzellen ab (Amyloid-Plaques). Diese schädigen das Gehirn und können auch die Blutgefäße beeinträchtigen. Laut Hinweisen könnte Magnesium Eiweißablagerungen reduzieren und dadurch die Nervenzellen schützen.
  • Verbesserung des Zuckerstoffwechsels: Bei hohem Blutzucker wird zu wenig Zucker in die Nervenzellen aufgenommen. Magnesium verbessert die Aufnahme von Zucker (Glukose) in die Zellen. Bei der gefäßbedingten Demenz wirken sich außerdem entzündliche Prozesse und oxidativer Stress negativ aus. Beide können durch hohe Blutzuckerspiegel ausgelöst werden. Magnesium könnte damit Gefäß- und Nervenschäden durch hohe Blutzuckerspiegel verhindern.

Magnesium wirkt sich also auf unsere Nervenzellen sowie Gefäße und damit auf die Durchblutung unseres Gehirns aus. Daher scheint Magnesium eine wichtige Rolle bei gefäßbedingter Demenz zu spielen. Ob sich eine gute Versorgung vorteilhaft auf die Entwicklung oder sogar den Krankheitsverlauf auswirkt, muss allerdings noch durch hochwertige Studien untersucht werden. Es wurde aber bereits beobachtet, dass von Demenz Betroffene niedrigere Magnesiumspiegel im Gehirn aufweisen als Gesunde. Daher ist es umso wichtiger, diesen Mangel auszugleichen.

Wer kann von einer Magnesiumeinnahme profitieren?

Besonders Menschen, die an Vorerkrankungen leiden, welche die Blutgefäße und Nervenzellen schädigen, könnten durch eine Magnesiumeinnahme ihr Demenzrisiko verringern. Dazu zählen Diabetes, Bluthochdruck oder eine schwere Herzschwäche. Zusätzlich zeigen Untersuchungen, dass Diabetiker und Menschen mit Bluthochdruck oder Übersäuerung häufig einen Magnesiummangel haben. Das wurde auch bei Einnahme einiger Blutdruckmittel (Thiazid-Diuretika) oder zuckersenkender Medikamente wie Metformin beobachtet. In einer ersten Studie wirkten sich 368 Milligramm Magnesium täglich bei Diabetikern positiv auf die Gefäße aus.

Expertenwissen

Im Darm wurden zwei Magnesiumkanäle neuentdeckt, die TRPM6- und 7-Magnesiumkanäle. Bei einer bestimmten erblichen Veranlagung sind diese Transportsysteme gestört, was zu einem Magnesiummangel führen kann. Insbesondere Menschen, die von einem solchen genetisch bedingten Magnesiummangel betroffen sind, erleiden häufiger einen Schlaganfall. Dadurch ist auch ihr Risiko für eine vaskuläre Demenz höher.

Fazit: Wie Sie bei einer Demenzerkrankung mit Magnesium unterstützen können

Insbesondere ältere Menschen mit Bluthochdruck, Diabetiker und Patienten mit Arteriosklerose sollten Ihre Magnesiumversorgung regelmäßig beim Arzt kontrollieren lassen. Ein normaler Magnesiumspiegel liegt zwischen 1,38 bis 1,50 Millimol pro Liter Vollblut. Besteht bei Ihnen ein Magnesiummangel, muss dieser ausgeglichen werden. Wenn eine Gefäßerkrankung vorliegt, können vorbeugend täglich 300 bis 500 Milligramm Magnesium eingenommen werden. Dann sollten jedoch regelmäßige Laborkontrollen erfolgen, denn auch eine Überversorgung ist zu vermeiden. Hochwertige Studien müssen in Zukunft den Nutzen von Magnesium als Therapie bei Demenz genauer untersuchen.

Verzeichnis der Studien und Quellen

Kisters, K. et al. (2023): Magnesiummangel und Demenz – Morbus Alzheimer. https://www.magnesium-ges.de/index.php/de/vortragsabstracts/22-37-symposium-der-gesellschaft-fuer-magnesium-forschung-e-v-2/208-magnesiummangel-und-demenz-morbus-alzheimer abgerufen am 12.12.2022, abgerufen am 23.01.2023.

Kostov, K. (2019): Effects of Magnesium Deficiency on Mechanisms of Insulin Resistance in Type 2 Diabetes: Focusing on the Processes of Insulin Secretion and Signaling. Int J Mol Sci. 2019 Mar 18;20(6):1351. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30889804/, abgerufen am 23.01.2023.

Thomassen, J.Q. et al (2021): Plasma Concentrations of Magnesium and Risk of Dementia: A General Population Study of 102 648 Individuals. Clin Chem. 2021 Jun 1;67(6):899-911. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33846733/, abgerufen am 23.01.2023.

Albrecht, M. et al. (2022): Vaskuläre Demenz. https://www.stiftung-gesundheitswissen.de/wissen/vaskulaere-demenz/hintergrund, abgerufen am 23.01.2023.

Über den Autor

Uwe Gröber

Uwe Gröber ist Leiter der Akademie für Mikronährstoffmedizin und zählt zu den führenden Mikronährstoffexperten Deutschlands mit seinen Spezialgebieten Pharmakologie, Mikronährstoffmedizin, Wechselwirkungen zwischen Arzneimitteln und Mikronährstoffen, Metabolic Tuning, Ernährungs-, Sport- und Präventivmedizin sowie komplementäre Verfahren in der Diabetologie und Onkologie (z.B. Tumoranämie). Er ist europaweit seit Jahren aktiv in der Aus- und Fortbildung von Ärzten, Apothekern und Ernährungswissenschaftlern tätig, unter anderem als Dozent an der Dresdner International University (DIU). Zudem ist er aktives Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Prävention und integrative Onkologie (PRIO) der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG).