Überaktive Blase und Harninkontinenz durch Vitamin D-Mangel

Eine Vitamin-D-Einnahme kann zur Vorbeugung oder Linderung von Blasensymptomen beitragen

Eine Reizblase (Blasenschwäche) sorgt für plötzlichen Harndrang, der ohne Vorwarnung auftritt. Ältere sind häufiger davon betroffen als jüngere Menschen. Bild : grinvalds/iStock/Getty Images Plus

Eine überaktive Blase oder Reizblase beeinträchtigt die Lebensqualität deutlich, da der Harndrang ohne Vorwarnung auftritt. Zwar können schon jüngere Menschen betroffen sein, aber die Häufigkeit steigt mit dem Alter an. Für die Beschwerden gibt es verschiedene Ursachen. Eine aktuelle Übersichtsarbeit (Metaanalyse) hat den Zusammenhang zwischen den Vitamin-D-Spiegeln und dem Auftreten einer überaktiven Blase sowie Harninkontinenz untersucht.

Vitamin-D-Einnahme vorteilhaft für Blasenmuskel

Insgesamt werteten die Forschenden 13 Studien aus: vier randomisierte kontrollierte Studien (RCTs), drei Kohortenstudien, drei Querschnittsstudien und drei Fall-Kontroll-Studien. Die Teilnehmerzahl lag bei mehreren tausend Personen unterschiedlichen Alters und verschiedener Herkunft.

Das Ergebnis zeigte, dass Personen mit einem Vitamin-D-Mangel ein deutlich erhöhtes Risiko für eine überaktive Blase haben. Die durchschnittlichen Vitamin-D-Werte waren bei Betroffenen mit überaktiver Blase oder Inkontinenz eindeutig (signifikant) niedriger als bei gesunden Vergleichspersonen.
Eine Vitamin D-Einnahme konnte das Risiko für Harninkontinenz dagegen um etwa 66 Prozent reduzieren.

Als mögliche Erklärungen für die positive Wirkung werden die muskelstärkenden und entzündungshemmenden Eigenschaften von Vitamin D diskutiert. Besonders die Wirkung auf die Blasenmuskulatur scheint hierbei eine wichtige Rolle zu spielen.

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Was bedeutet überaktive Blase?

Wer an übermäßig starkem Harndrang leidet, muss sehr häufig sehr schnell die Toilette aufsuchen und kann mitunter auch Urin verlieren (Harninkontinenz).

Eine überaktive Blase – oder Reizblase – betrifft in Deutschland etwa 11 bis 16 Prozent der Erwachsenen. Das sind mehr als 6 Millionen Menschen. Dabei steigt die Häufigkeit mit dem Alter an.

Im Jahr 2005 wurde eine repräsentative Umfrage bei 883 Männern und 1182 Frauen zwischen 18 und 92 Jahren zur Inkontinenz durchgeführt. Dabei gaben

  • 6,1 Prozent der 18- bis 40-Jährigen,
  • 9,5 Prozent der 41- bis 60-Jährigen und
  • 23 Prozent der über 60-Jährigen

an, harninkontinent zu sein. Sie litten also an ungewolltem Abgang von Urin. Insgesamt entsprach das 12,6 Prozent der Bevölkerung. Dabei waren Frauen mit 15 Prozent häufiger inkontinent als Männer (9,5 Prozent).

Eine Untersuchung zur gesundheitlichen Lage älterer Menschen zeigte, dass jeweils

  • 21,9 Prozent der Frauen und 18,0 Prozent der Männer im Alter von 65-79 Jahren
  • 48,4 Prozent der Frauen und 34,5 der Männer im Alter ab 80 Jahren

an Harninkontinenz (in den letzten 12 Monaten) litten.


Fazit: Vitamin D – gute Behandlungsoption bei überaktiver Blase

Die Übersichtsarbeit liefert überzeugende Hinweise darauf, dass ein niedriger Vitamin-D-Spiegel das Risiko für Reizblase und Inkontinenz erhöhen kann. Eine gezielte Vitamin-D-Supplementierung könnte sowohl vorbeugend als auch bei der Behandlung wirksam sein. Aufgrund der geringen Kosten und der guten Verträglichkeit von Vitamin D sollte bei betroffenen Patienten routinemäßig eine Vitamin-D-Diagnose in Erwägung gezogen werden.

Verzeichnis der Studien und Quellen

Beutel ME et al. Prävalenz der Urininkontinenz in der deutschen Bevölkerung. Urologe A. 2005 Mar; 44(3): 232-8. https://link.springer.com/article/10.1007/s00120-005-0791-y , zuletzt abgerufen am 29.07.2025

Gaertner, B. et al. Gesundheitliche Lage älterer und hochaltriger Menschen in Deutschland: Ergebnisse der Studie Gesundheit 65+. J Health Monit. 2023 Sep 20; 8(3): 7-29. https://edoc.rki.de/bitstream/handle/176904/11288/JHealthMonit_2023_03_Gesundheitliche_Lage_Aeltere.pdf, zuletzt abgerufen am 29.07.2025

Naturmed Praxis. Vitamin-D-Mangel als Risikofaktor für Reizblase und Inkontinenz. Hrsg.: HCP Publishing Group GmbH. Stand: Juli 2025. https://www.naturmed-praxis.de/nachrichten/vitamin-d-mangel-als-risikofaktor-fur-reizblase-und-inkontinenz/, zuletzt abgerufen am 29.07.2025

Uniklinik RWTH Aachen. Überaktive Blase. https://www.ukaachen.de/kliniken-institute/klinik-fuer-urologie-und-kinderurologie/fuer-patienten/erkrankungen/blase/ueberaktive-blase/, zuletzt abgerufen am 29.07.2025

Zhang, Q. et al: Vitamin D levels and the risk of overactive bladder: a systematic review and meta-analysis. Nutr Rev. 2024; 82(2):166–175. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/37195440/, zuletzt abgerufen am 29.07.2025

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