Ethambutol-Nebenwirkungen mit Mineralstoffen vermeiden

Wie Zink und Kupfer Schäden an den Augen reduzieren können

Ethambutol wird meist gegen Tuberkulose eingesetzt. Da es die Ausscheidung wichtiger Mineralstoffe erhöht, kann es aber zu Nebenwirkungen kommen. Dazu gehören vor allem Schäden am Sehnerv. Lesen Sie, wie Sie im Rahmen der Mikronährstoffmedizin die Augen mit Mineralstoffen schützen und dadurch die Nebenwirkungen des Antibiotikums vermindern können.

Medikamente werden in einen Schrank gepackt
Ethambutol wird meist gegen Tuberkulose eingesetzt. Da es die Ausscheidung wichtiger Mineralstoffe erhöht, kann es aber zu Nebenwirkungen kommen. Dazu gehören vor allem Schäden am Sehnerv. Bild: MJ_Prototype/iStock/Getty Images Plus

Ethambutol: Wirkung, Anwendung und Nebenwirkungen

Wie wirkt Ethambutol?

Ethambutol ist ein Antibiotikum, das die Vermehrung von Mykobakterien hemmt. Der Medikamentenwirkstoff stört die Bildung der äußeren Bakterienhülle. Mykobakterien rufen Tuberkulose und viele andere Infektionen hervor.

Ethambutol (EMBFatol® und Myambutol®) ist als Tablette und Infusionslösung erhältlich.

Einsatzgebiete von Ethambutol

Zu den Mykobakterien zählen die Erreger der Tuberkulose. Die häufigste Erkrankung ist die Lungentuberkulose. Ethambutol wird vor allem zu Beginn der Tuberkulose-Therapie gemeinsam mit anderen Antibiotika eingesetzt. Dazu zählen Isoniazid, Rifampicin und Pyrazinamid.

Mittlerweile sind viele Arten von Mykobakterien bekannt. Diese können Infektionen der Lungen, der Haut, der Harnwege, des Mittelohrs oder der Lymphknoten hervorrufen. Sie werden nicht tuberkulöse Mykobakterien (NTM) genannt. Auch gegen einige nicht tuberkulöse Mykobakterien ist Ethambutol wirksam.

Nebenwirkungen: Ethambutol verursacht oft Entzündungen des Sehnervs

Nahaufnahme von einem Auge
Die häufigste Nebenwirkung ist eine Entzündung des Sehnervs. Sie macht sich durch ein gestörtes Farbensehen bemerkbar, eine geringere Sehschärfe oder einen teilweisen Ausfall des Gesichtsfeldes. Eine Kontrolle bei einem Augenarzt muss deshalb vor und während der Ethambutol-Behandlung alle vier Wochen erfolgen. Bild: BoValentino/iStock/Getty Images Plus

Die Therapiedauer der Tuberkulose ist sehr lange. Ethambutol wird in Kombination mit anderen Antibiotika in der Regel zwei Monate lang eingesetzt. Daher ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Nebenwirkungen auftreten.

Die häufigste Nebenwirkung ist eine Entzündung des Sehnervs. Sie macht sich durch ein gestörtes Farbensehen bemerkbar, eine geringere Sehschärfe oder einen teilweisen Ausfall des Gesichtsfeldes. Eine Kontrolle bei einem Augenarzt muss deshalb vor und während der Ethambutol-Behandlung alle vier Wochen erfolgen.

Der gezielte Einsatz der Mikronährstoffmedizin kann gegen die Entzündung des Sehnervs helfen und Nährstoffverluste durch Ethambutol ausgleichen:

  • Zink stärkt den Sehnerv.
  • Kupfer beugt Zellschäden vor.

Eine weitere Nebenwirkung sind erhöhte Harnsäurewerte. Eine Erhöhung der Harnsäurewerte im Blut führt langfristig zu Ablagerung von Kristallen in den Gelenken, was dann eine Gicht zur Folge hat. Auch bei erhöhten Harnsäurewerten ist eine Versorgung mit Mikronährstoffen sinnvoll.

Zudem kann es zu weiteren Nebenwirkungen kommen, die allerdings nicht durch Mikronährstoffe abgeschwächt werden können.

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Nebenwirkungen vermeiden

Zinkverluste ausgleichen und den Sehnerv stärken

Hintergrund und Wirkweise

Ethambutol bindet Zink, indem es mit dem Mineralstoff ein großes Molekül bildet. Dies führt zu einer höheren Zinkausscheidung mit dem Urin und zu einem niedrigen Zinkspiegel im Blut. Der Sehnerv benötigt für gesunde Zellen jedoch ausreichend Zink. Daher kann es bei einem Zinkmangel zu einer Entzündung des Sehnervs und einem verminderten Sehvermögen kommen.

In einem Tierversuch war der Zinkspiegel bei den Tieren, die Ethambutol erhielten, niedriger als in der Vergleichsgruppe ohne Ethambutol. In einer Vorstudie an Tuberkulose-Patienten, die Ethambutol einnahmen, wurde zudem gezeigt, dass die Wahrscheinlichkeit, eine Schädigung des Sehnervs zu erleiden, bei niedrigen Zinkspiegeln höher war als bei normalen Blutwerten.

Klinische Studien, in denen Patienten zum Ethambutol Zinkpräparate einnehmen, fehlen allerdings noch. So kann noch nicht abschließend gesagt werden, dass die Einnahme von Zink die Nebenwirkungen an den Augen vermindert. Ein Mangel an Zink sollte dennoch unbedingt vermieden werden. Neben seiner Bedeutung für die Augen, spielt Zink auch eine wichtige Rolle für das Immunsystem. Das ist insbesondere bei der Tuberkulose-Therapie wichtig. Ein Zinkmangel führt dagegen zu einer erhöhten Anfälligkeit für Infekte.

Dosierung und Einnahmeempfehlung von Zink

Die Dosierung von Zink sollte täglich 15 bis 20 Milligramm betragen. Zink ist als Tablette oder Kapsel verfügbar. Zinkpräparate sollten am besten zur Mahlzeit eingenommen werden, da sie auf leeren Magen Magenprobleme verursachen können.

Bei der Einnahme von Zinkpräparaten und Ethambutol sollten mindestens zwei Stunden Abstand eingehalten werden, da Ethambutol sich auch im Darm an Zink binden und die Aufnahme im Darm beeinflussen könnte.

Tipp

Achten Sie auf ein Zinkpräparat mit organischen Zinkverbindungen: Organische Verbindungen wie Zinkgluconat und Zinkcitrat werden besser aufgenommen als anorganische Verbindungen wie Zinkoxid oder Zinksulfat.

Zu beachten bei Medikamenteneinnahme und Erkrankungen

Zink kann neben Ethambutol auch einige andere Antibiotika und bestimmte Osteoporose-Medikamente (Bisphosphonate) binden, was sie unwirksam macht. Deshalb empfiehlt sich ein Abstand von mindestens zwei Stunden zwischen der Einnahme von Antibiotika oder Bisphosphonaten und Zinkpräparaten. Zu den betroffenen Medikamenten gehören beispielsweise:

  • Gyrasehemmer: Ciprofloxacin(zum Beispiel Ciloxan®, Ciprobay), Enoxacin (zum Beispiel Enoxor®), Levofloxacin (zum Beispiel Tavanic®), Moxifloxacin (zum Beispiel Avalox®), Norfloxacin (zum Beispiel Bactracid®, Norfluxx®) und Ofloxacin (zum Beispiel Floxal®, Tarivid®)
  • Tetrazykline: Tetracyclin (zum Beispiel Achromycin®, Supramycin®, Tefilin®), Doxycyclin (zum Beispiel Supracyclin®, Vibramycin®), Minocyclin (zum Beispiel Aknosan®, Skinocyclin®)
  • Bisphosphonate: Alendronat (zum Beispiel Fosamax®, Tevanate®), Clodronat (zum Beispiel Bonefos®), Etidronat (zum Beispiel Didronel®), Ibandronat (Bondronat®), Pamidronat (Aredia®), Risedronat (Actonel®) und Tiludronat (Skelid®)

Bei einer chronischen Nierenschwäche oder anderen Nierenerkrankungen sollte Zink nicht zusätzlich über Mineralstoffpräparate eingenommen werden. Geschwächte Nieren können Zink nicht richtig ausscheiden, die Zink-Blutspiegel würden zu hoch werden.

Kupferverluste ausgleichen und einer Schädigung des Sehnervs vorbeugen

Hintergrund und Wirkweise

Kupfer ist an der Entgiftung des Körpers von freien Radikalen beteiligt. Dies sind Verbindungen, die die Zellen schädigen. Liegen zu viele freie Radikale vor, spricht man von oxidativem Stress. Kupfer hat somit eine antioxidative Funktion und schützt unsere Zellen. Zudem ist Kupfer an der Energiegewinnung in den Zellen beteiligt: Kupfer ist Bestandteil eines Enzyms, das wiederum in den Kraftwerken der Zellen (Mitochondrien) gebraucht wird. Ethambutol geht jedoch mit Kupfer eine Bindung zu einem großen Molekül ein. Deshalb steht Kupfer den Kraftwerken der Zellen nicht mehr zu Verfügung. Es wird vermutet, dass dadurch die Energiegewinnung in den Zellen des Sehnervs behindert ist und es zu Schäden am Sehnerv kommt.

In einer Beobachtungstudie zeigte sich bei 60 Tuberkulose-Patienten ein Abfall der Kupferspiegel unter der Einnahme von Ethambutol – und zwar unabhängig von Alter, Geschlecht und Rauchgewohnheiten der Personen. Ein Mangel an Kupfer sollte vermieden werden und könnte möglicherweise die durch Ethambutol ausgelöste Schädigung des Sehnervs mindern. Studien müssen nun zeigen, ob Schädigungen der Augen durch Kupferpräparate vermieden werden können.

Dosierung und Einnahmeempfehlung von Kupfer

Lebensmittel, die Kupfer enthalten
Während der Therapie mit Ethambutol muss ein Einnahmeabstand von mindestens zwei Stunden zwischen Medikament und Kupferpräparat eingehalten werden. Bild: ratmaner/iStock/Getty Images Plus

Die empfohlene Dosierung von Kupfer beträgt 0,5 bis 1 Milligramm täglich. Bei einem sehr starken Kupfermangel (Anämie) kann der Bedarf auf 3 Milligramm täglich steigen. Sprechen Sie höhere Dosierungen mit Ihrem Arzt ab.

Zwar ist die Kupferaufnahme im Darm höher, wenn Kupfer auf leeren Magen eingenommen wird. Allerdings kann dies zu Magen-Darm-Beschwerden führen. Deshalb wird die Einnahme zusammen mit einer Mahlzeit empfohlen.

Während der Therapie mit Ethambutol muss ein Einnahmeabstand von mindestens zwei Stunden zwischen Medikament und Kupferpräparat eingehalten werden.

Kupfer im Labor bestimmen lassen

Ob ein Kupfermangel vorliegt, kann im Blut bestimmt werden, zum Beispiel im Blutserum. Dies ist die Flüssigkeit des Blutes ohne Blutzellen. Der Kupferspiegel im Serum sollte 80 bis 125 Mikrogramm pro Deziliter betragen.

Zu beachten bei Erkrankungen und Medikamenteneinnahme

Bei vielen Erkrankungen kann ein erhöhter Kupferspiegel im Blut nachweisbar sein: akute und chronische Infekte, Stress, einige Anämien, Leberschäden, Blutkrebs und Lymphomen. Daher sollten Menschen mit diesen Erkrankungen vor einer Einnahme die Blutwerte überprüfen lassen.

Bei der Kupferspeicherkrankheit (Morbus Wilson) und schweren Nierenschäden darf kein Kupfer eingenommen werden, da die Ausscheidung von Kupfer vermindert ist und der Kupferspiegel zu hoch steigen würde.

Die Anti-Baby-Pille kann den Kupferspiegel anheben. Vor der Einnahme von Kupferpräparaten sollten daher die Blutwerte überprüft werden.

Dosierungen auf einen Blick

Mikronährstoff-Empfehlung pro Tag bei Einnahme von Ethambutol

Zink

15 bis 20 Milligramm (mg)

Kupfer

0,5 bis 1 Milligramm

 

Sinnvolle Laboruntersuchungen auf einen Blick

Sinnvolle Blutuntersuchungen bei Einnahme von Ethambutol

Kupfer (Serum)

80 bis 125 Mikrogramm pro Deziliter (µg/dl)

 

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Zusammenfassung

Das Antibiotikum Ethambutol wird überwiegend zur Behandlung der Tuberkulose verwendet. Eine häufige Nebenwirkung des Wirkstoffs sind Schädigungen am Sehnerv, die möglicherweise durch einen Zink- und Kupfermangel begünstigt oder verstärkt werden. Ethambutol kann sowohl Zink als auch Kupfer binden, sodass die Blutspiegel dieser beiden Mineralstoffe sinken. Ein Mangel kann die Folge sein.

Mikronährstoff-Experten schlagen vor, während der Therapie mit Ethambutol auf die ausreichende Zufuhr von Zink und Kupfer zu achten. Eine optimale Versorgung kann mit einem Mineralstoffpräparat sichergestellt werden.

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Verzeichnis der Studien und Quellen

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