Inositol und Schilddrüse: neue Therapie bei einer Unterfunktion?

Inositol könnte die Funktion einer schwachen Schilddrüse unterstützen

Frau fasst sich an den Hals
Inositol könnte bei einer Schilddrüsenunterfunktion helfen, indem es die Produktion der Schilddrüsenhormone anregt. Bild: andriano_cz/iStock/Getty Images Plus

Schilddrüsenunterfunktion natürlich behandeln – neue Erkenntnisse

Die Schilddrüse ist zwar ein kleines Organ, für den Körper hat sie jedoch eine große Bedeutung: Sie ist wichtig für den Energiestoffwechsel. Wie ein Gaspedal beim Auto teilt sie die verfügbare Energie zu. Arbeitet sie zu schwach, fühlt man sich müde und ist auch psychisch wenig leistungsfähig. Schilddrüsenprobleme sind in Europa vergleichsweise häufig. Die Beschwerden belasten die Lebensqualität der Betroffenen oft stark.

In allen Fällen, in denen eine zu schwache Schilddrüsenfunktion auftritt, muss das Organ ausreichend mit Mikronährstoffen versorgt werden. Mit vielen dieser bereits bekannten Stoffe lässt sich die Schilddrüsenunterfunktion natürlich behandeln. Jetzt kommt ein neuer hinzu: Inositol (oder Myo-Inositol) regt die Produktion von Schilddrüsenhormonen an. Lesen Sie hier, was Forscher herausgefunden haben.

Wenn die Schilddrüse schwächelt: Symptome der Schilddrüsenunterfunktion

Arbeitet die Schilddrüse zu schwach, haben auch Muskeln, Herz und Hirn zu wenig Kraft. Der Blutdruck sinkt und man friert. Häufig kommt es zu einer Gewichtszunahme sowie einem dicken Gesicht mit geschwollenen Liedern. Auch Haarausfall hängt manchmal mit der Schilddrüse zusammen. Frauen mit Schilddrüsenunterfunktion werden nur schwer schwanger oder haben Störungen bei der Menstruation.

Eine Schilddrüsenunterfunktion kann entweder angeboren sein oder im Laufe des Lebens eintreten, zum Beispiel durch eine Autoimmunerkrankung. Dann wird die Schilddrüse vom Körper zerstört (Hashimoto).

Warum hilft Inositol der Schilddrüse?

Damit die Schilddrüse die richtige Menge an Schilddrüsenhormonen bildet, wird sie genau reguliert. Bei einer leichten Unterfunktion muss sie stärker angeregt werden als normal. Inositol ist ein Stoff, der die Anregung der Schilddrüse verstärkt. In der Folge werden mehr Schilddrüsenhormone produziert.

Wie gut hilft Inositol: neue Studien

In Vorstudien wurden mehrere Wirkungen festgestellt: Inositol verbesserte nicht nur die Funktion der Schilddrüse, es dämpfte auch den Angriff des Körpers auf das eigene Schilddrüsengewebe bei Hashimoto. Inositol schützt außerdem die Zellen vor oxidativem Stress. Im Vergleich zu anderen Organen gibt es in der Schilddrüse natürlicherweise mehr oxidativen Stress. Er steigt bei Erkrankungen und Behandlung der Schilddrüse noch weiter an. Vermutlich ist der Bedarf an Inositol bei einer Unterfunktion erhöht.

Forscher haben in ersten Studien untersucht, wie effektiv Inositol bei beginnenden Schilddrüsenerkrankungen hilft. Auch Erkrankungen, die manchmal mit einer Unterfunktion zusammenhängen, wurden berücksichtigt:

  • Hashimoto: In einer kleinen Studie wurden Frauen mit Selen und Inositol oder nur mit Selen versorgt. In der Gruppe mit beiden Stoffen verbesserte sich die Schilddrüsenfunktion. Außerdem sanken die Antikörper gegen die Schilddrüse. In der Gruppe mit Selen waren nur die Antikörper gesunken. In einer weiteren Vorstudie verbesserte sich mit Selen und Inositol außerdem die Lebensqualität.
  • Polyzystisches Ovarsyndrom (PCOS): Bei PCOS liegen mitunter auch erhöhte Zuckerwerte und eine schwache Schilddrüsenunterfunktion vor. Im Vergleich zu Metformin allein verbesserte Metformin mit Inositol nicht nur die Zucker-, sondern auch die Schilddrüsenwerte.
  • Depressionen: Eine Unterfunktion löst häufig psychische Probleme wie Depressionen aus. Inositol könnte auch eine Wirkung auf die Psyche haben. Nach einer Studienübersicht dürfte es Depressionen lindern. Die Teilnehmer wurden jedoch nicht auf die Schilddrüsenfunktion hin getestet, sodass man weitere Untersuchungen abwarten muss.

Inositol könnte also die Therapie der Schilddrüsenunterfunktion unterstützen. Bei allen leichten Formen ist es ein natürliches Mittel, um ihre Funktion zu steigern.

Inositol einnehmen

Inositol-Dosis: In Studien wurden 600 bis 1.200 Milligramm eingesetzt, meist sechs Monate lang.

Inositol – wann einnehmen: Am besten verteilt man die Dosis auf morgens und abends. Damit kann man eine gleichmäßigere Abdeckung über den Tag erreichen. Zur besseren Wirksamkeit und Verträglichkeit empfiehlt sich die Einnahme zum Essen mit etwas Flüssigkeit. Zucker in der Mahlzeit sollte man meiden. Er erschwert die Aufnahme.

Inositol – Nebenwirkungen und Kontraindikationen: Inositol ist in der Regel sehr verträglich. Bei höheren Dosierungen kann es zu Magen-Darm-Problemen oder Schlafstörungen kommen. Bei Einnahme von Aromatasehemmern und Medikamenten gegen Diabetes, Depressionen, Epilepsie und ADHS ist die Rücksprache mit einem Arzt erforderlich. Auch bei Krebs, Gefäßerkrankungen und in der Schwangerschaft sollte man zur Sicherheit einen Arzt fragen.

Verzeichnis der Studien und Quellen

Benvenga, S. et al. (2021): The Role of Inositol in Thyroid Physiology and in Subclinical Hypothyroidism Management. Front Endocrinol (Lausanne). 2021; 12: 662582. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8143049/, abgerufen am 29.01.2024.

Mukai, T. et al. (2014): A meta-analysis of inositol for depression and anxiety disorders. Hum Psychopharmacol. 2014 Jan;29(1):55-63. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/24424706/, abgerufen am 29.01.2024.

Zieren, H.D. (2023): Auswirkungen der Schilddrüse auf die Psyche. https://www.deutsches-schilddruesenzentrum.de/wissenswertes/schilddruese-und- psyche/#:~:text=Gibt%20es%20zu%20wenig%20Schilddr%C3%BCsenhormone,innerhalb%20von%202%20%E2%80%93%203%20Monaten, abgerufen am 29.01.2024.

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