Kaffee: Vitaminräuber oder Vitaminlieferant?

Kaffee enthält auch einige Mikronährstoffe wie Niacin

Eine Tasse Kaffee auf einem Tisch
Neben Niacin enthält Kaffee auch bioaktive Stoffe und Antioxidantien. Bild: ValentynVolkov/iStock/Getty Images Plus

Kaffee und Vitamine: ein Thema mit vielen Fortsetzungen

Kaffee gehört zu den meistdiskutierten Lifestyle-Getränken. Mal wird er gelobt, mal als ungesund verteufelt. So galt er lange als Auslöser von Bluthochdruck und als Räuber gewisser Mineralstoffe, denn Kaffee soll die Eisenaufnahme bremsen oder die Ausscheidung von Vitamin C  bewirken.

In den letzten Jahren häufen sich die Meldungen, dass Kaffee besser ist als sein Ruf: Er kann offensichtlich auch Krankheiten wie Alzheimer und Diabetes vorbeugen. Neu ist, dass Kaffee wahrscheinlich zur Versorgung mit Nährstoffen beiträgt. Er enthält viele bioaktive Stoffe, Mineralstoffe, Antioxidantien und Vitamine. Zum Beispiel findet man Niacin (Vitamin B3) im Kaffee. In einer aktuellen Studie stellten Forscher fest, dass das Vitamin vom Körper genutzt werden kann und zur Versorgung beiträgt.

 

Vitamine im Kaffee: Wie viel Niacin ist enthalten?

Rohkaffee enthält eigentlich kein Niacin. Bei der Röstung wird jedoch der Inhaltsstoff Trigonellin zu Niacin umgebaut. Deshalb schwanken die Werte sehr stark, abhängig von der Röstung und der Sorte. Ein halber Liter Kaffee enthält im Durchschnitt etwa 4 Milligramm Niacin. In einer Tasse Espresso wurden sogar 7 bis 10 Milligramm Niacin gemessen. Das entspricht etwa der Hälfte des Tagesbedarfs: Erwachsene brauchen 13 bis 17 Milligramm pro Tag, um ausreichend versorgt zu sein.

Kaffee macht glücklich, dank Niacin

Wie jeder Kaffeetrinker weiß, hat Kaffee eine Wirkung auf die Psyche. Das liegt an vielen Stoffen, die darin enthalten sind – zum Beispiel am Glückshormon Serotonin. Niacin ist ebenfalls daran beteiligt: Es stellt sicher, dass mehr von der Glückshormon-Vorstufe Tryptophan vorhanden ist. Niacin hängt so mit Psyche und Depression zusammen.

Studien liefern bereits Hinweise, dass Tryptophan und Niacin eine ausgleichende Wirkung auf die Psyche haben können. Andere Studien zeigen, dass auch das Koffein vor Depressionen schützt.

 

Fazit: Kaffee hat viele Wirkungen, Vitaminmangel kann er aber nicht beseitigen

Kaffee enthält verwertbares Niacin und kann messbar zur Versorgung beitragen. Allein auf Kaffee vertrauen sollte man aber selbstverständlich nicht. Eine ausgewogene Ernährung liefert deutlich mehr, etwa 27 bis 32 Milligramm.

Hat man einen Niacinmangel, wie Alkoholiker oder Menschen, die sich einseitig ernähren, würden Kaffeetrinken und eine ausgewogene Ernährung nicht ausreichen. Bei einem Mangel raten Mikronährstoff-Experten meistens zu Nahrungsergänzungsmitteln. Der Arzt oder Therapeut verordnet dann meist für fünf Tage eine Dosis von 300 bis 500 Milligramm Niacin.

Wer Niacin gegen Depressionen nehmen möchte, sollte daneben auf eine ausreichende Dosierung von Tryptophan achten. Ein ausgewogenes Verhältnis stellt sicher, dass der Körper ausreichend Glückshormone herstellen kann. Mikronährstoff-Experten empfehlen bei Depressionen 1.000 bis 3.000 Milligramm Tryptophan und 15 bis 30 Milligramm Niacin.

Verzeichnis der Studien und Quellen

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