Aronia und Noni: Behandlungsoptionen gegen Blasenkrebs?

In Zellkulturexperimenten beeinträchtigten die polyphenolreichen Säfte die Lebensfähigkeit von Harnblasenkrebszellen.

Blasenkrebs tritt vorwiegend im höheren Lebensalter auf. Männer sind häufiger betroffen. Bild: Zinkevych/iStock/Getty Images Plus

Die Entstehung von Krebs hängt vielfach mit sogenanntem oxidativem Stress zusammen. Eine Strategie für Vorbeugung oder eine begleitende Behandlung von Tumoren könnte daher der Verzehr von Antioxidantien sein, die oxidativen Stress verursachende freie Radikale neutralisieren. Zu den antioxidativ wirkenden Verbindungen zählen sekundäre Pflanzenstoffe wie Polyphenole, die in zahlreichen Früchten vorkommen. Besonders Beerenfrüchte sind polyphenolreich.
In einer aktuellen Laborstudie wurde die Wirkung von Aronia- und Noni-Säften auf Harnblasenkrebszellen (im Vergleich zu normalen Blasenepithelzellen) getestet. Die Ergebnisse sind vielversprechend – insbesondere für Aronia.

Aronia besitzt hohes antioxidatives Potential

Besonders Beerenfrüchte enthalten reichlich Polyphenole, die zu den sekundären Pflanzenstoffen gehören. Diese bioaktiven pflanzlichen Substanzen helfen Pflanzen zum Beispiel, indem sie diese vor Fressfeinden und vor starker UV-Strahlung schützen oder – als Blütenfarbstoffe – Insekten als Bestäuber anlocken. Sie wirken häufig stark antioxidativ und entzündungshemmend. Daher können sie auch die menschliche Gesundheit unterstützen. Dabei zeigen Extrakte und Säfte in der Regel bessere Wirkungen als einzeln isolierte Verbindungen, da verschiedene natürliche Inhaltsstoffe sich gegenseitig verstärkend (synergistisch) zusammenwirken.

In der aktuellen Laborstudie wurde die antioxidative Kapazität von Säften aus

  • Aronia oder Schwarze Apfelbeere (Aronia melanocarpa) und
  • Noni oder Indische Maulbeere (Morinda citrifolia)

bestimmt und ihre Wirkung auf die Lebensfähigkeit von Blasenkrebszellen und normalen Blasenurothelzellen getestet.

Die Ergebnisse fielen insbesondere für Aronia positiv aus: Die Früchte – und daraus gewonnene Säfte – enthielten einen signifikant höheren Gesamtpolyphenolgehalt (mit reichhaltigerer Struktur) als Noni-Saft und – dank der großen Mengen an Flavonoiden und Anthocyanen (Pflanzenfarbstoffe) – eine hohe antioxidative Kapazität. Diese überstieg die des Noni-Saftes um ein Vielfaches, in dem nur geringe Mengen an Flavonoiden und praktisch keine Anthocyane nachgewiesen wurden.

Der hohe Gehalt an Polyphenolen in Aronia wurde vorwiegend durch Anthocyane (Cyanidin-3-Glykoside), Chlorogen- und Kaffeesäure geprägt. Daneben waren Epicatechin, Ferulasäure und Quercetin weitere wichtige bioaktive Verbindungen. Der Noni-Saft dagegen enthielt vorwiegend Catechin (halb so viel wie Aronia) und Kaempferol.

Anthocyane sind Pflanzenfarbstoffe, die für rote, violette, blaue oder schwarz-blaue Farben in Blüten und Früchten sorgen. Insbesondere dunkle Früchte wie Schwarze Johannisbeeren und Schwarzer Holunder, Wildheidelbeeren, aber auch Auberginen und eben Aroniabeeren enthalten große Mengen davon.

Aronia wirkt schädigend auf Blasenkrebszellen

Beide Säfte wirkten jeweils auf beide Zelllinien giftig (zytotoxisch) – aber mit deutlichen Unterschieden:

  • Der Noni-Saft war erst bei höheren Konzentrationen (ab 12,5 Prozent) wirksam und hatte insgesamt eine geringere, wenn auch nachweisbare Wirkung. Diese betraf beiden Zelllinien in vergleichbarer Stärke.
  • Der Aronia-Saft wirkte bereits in niedriger Konzentration (1,56 Prozent) und – besonders wichtig – selektiver: Seine schädigende Wirkung war auf Blasenkrebszellen größer, während er normale Blasenzellen vergleichsweise schonte.

Die zellgiftige (zytotoxische) Wirkung spiegelte sich in sichtbaren Veränderungen im Erscheinungsbild der Zellen (Zellmorphologie) wider: Sie lösten sich von der Oberfläche ab, auf der sie wuchsen, und verloren auch Zell-Zell-Kontakte. Zudem veränderten sie ihre Form.

Aronia auch bei anderen Krebsarten wirksam

Zuvor wurde die Wirkung von Aronia auch schon gegen andere Krebszelllinien in Laborexperimenten getestet: Diese in-vitro-Experimente bestätigten, dass Aronia auch das Wachstum von menschlichen Brust-, Leukämie-, Darm- und Gebärmutterhalskrebszellen hemmen kann. Insbesondere gegen menschliche Darmkrebszellen zeigten Aroniabeeren eine vielversprechende Aktivität.

Eine weitere aktuelle Studie hat den p53-Signalweg als Vermittler der Antikrebswirkung von Aronia identifiziert. Dabei ist p53 ein Eiweiß, das als Tumorsuppressor-Protein oder auch als "Wächter des Genoms" bekannt ist. Seine Hauptfunktion ist die Verhinderung von Krebs durch die Regulation des Zellzyklus: Bei DNA-Schäden verlangsamt es die Zellteilung, um die Reparatur zu ermöglichen, oder leitet bei schweren Schäden den Zelltod (Apoptose) ein.
Wurden menschliche Darmkrebszellen mit Aronia-Extrakt behandelt, regelte dieser den p-53-Signalweg herunter. Das führte zum sogenannten Zellzyklusstillstand, bei dem Zellteilungen unterbleiben, und – aufgrund verstärkter DNA-Schäden – zum Zelltod der Krebszellen.

Blasenkrebs bei Männern häufiger

Die Harnblase, ein dehnbares Hohlorgan, sammelt den Urin, bevor er ausgeschieden wird. Sowohl die den Innenraum auskleidende Schleimhaut, das Urothel, (nicht-invasiv) als auch die Muskelschicht der Harnblasenwand (muskelinvasiv) können von einem Tumor betroffen sein. Von den in Deutschland jährlich rund 31.000 Menschen, die neu an Blasenkrebs erkranken, sind etwa 75 Prozent Männer. Bei mehr als der Hälfte der Betroffenen (etwa 17.100 Menschen) wurde im Jahr 2020 ein invasives Harnblasenkarzinom diagnostiziert.

Zu den bekannten Risikofaktoren für Blasenkrebs zählen aktives und passives Rauen sowie die Exposition gegenüber krebsauslösenden Chemikalien – wie beispielsweise Arsen und Chlor im Trinkwasser oder aromatische Amine am Arbeitsplatz. Auch die Einnahme bestimmter Medikamente und chronisch-entzündliche Schädigungen der Blasenschleimhaut können Blasenkrebs begünstigen.

Fazit: Potenzial muss durch klinische Studien bestätigt werden

Dank ihres hohen Gehalts an natürlichen, bioaktiven Inhaltsstoffen mit hoher antioxidativer Kapazität wird Aronia berechtigterweise als „Superfrucht“ bezeichnet. Die reichlich vorhandenen Polyphenole können – bereits in niedriger Konzentration – die Lebensfähigkeit von Blasenkrebszellen beeinträchtigen, während sie normale Urothelzellen vergleichsweise schonen. Das würde Aronia zu einem – preiswerten – attraktiven ergänzenden Antikrebsmittel machen.

Allerdings sind die Ergebnisse der vorliegenden Studie – wie auch in vorangegangenen Studien mit anderen Krebszelllinien wie beispielsweise Brustkrebs – nur in Laborexperimenten erzielt worden. Daher sind weitere Untersuchungen notwendig, um die Wirkung von Aronia-Säften beziehungsweise Aronia-Extrakten auf bestehende Tumoren zu untersuchen – insbesondere klinische Studien am Menschen.

Quellen und Studien:

Asahi Y et al. (2024): The anticancer effects of Aronia berry extract are mediated by Chk1 and p53 in colorectal cancer. Phytomedicine, 135: 156086. https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0944711324007438

Natur + Pharmazie – online (03.2025): Blasenkrebs: Aronia- und Noni-Säfte zeigen zelltoxische Wirkung. Hrsg.: HCP Publishing Group GmbH. https://www.naturpharmazie.de/nachrichten/blasenkrebs-aronia-und-noni-saefte-zeigen-zelltoxische-wirkung/, zuletzt abgerufen am 13.11.2025

Nowak D et al. (2025): Antioxidant Properties of Aronia melanocarpa and Morinda citrifolia Juices and their Impact on Bladder Cancer Cell Lines. Med Sci Monit, 31: e945120. https://medscimonit.com/abstract/full/idArt/945120

Pflanzenforschung.de (o. D.): Anthocyane (Lexikon A–Z). Hrsg.: Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt. https://www.pflanzenforschung.de/de/pflanzenwissen/lexikon-a-z/anthocyane-1549, zuletzt abgerufen am 13.11.2025

Pflanzenforschung.de (o. D.): Polyphenole (Lexikon A–Z). Hrsg.: Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt. https://www.pflanzenforschung.de/de/pflanzenwissen/lexikon-a-z/polyphenole-10055, zuletzt abgerufen am 13.11.2025

Robert-Koch-Institut (RKI) (o. D.): Krebs in Deutschland (2019/2020): Harnblase. https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Publikationen/Krebs_in_Deutschland/kid_2023/kid_2023_c67_harnblase.pdf?__blob=publicationFile, zuletzt abgerufen am 13.11.2025

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