Penicillamin kommt bei verschiedenen Erkrankungen zum Einsatz, etwa bei Schwermetallvergiftungen, bei einer bestimmten Art von Harnsteinen oder bei Rheuma. Es gibt Hinweise darauf, dass Penicillamin einen Vitamin-B6-Mangel auslösen kann. Hier erfahren Sie, wie Sie dieser Unterversorgung und ihren Folgeerscheinungen mithilfe der Mikronährstoffmedizin entgegenwirken können.
Tipp
Sie möchten sich darüber informieren, wie die Mikronährstoffmedizin Sie im Falle einer Schwermetallbelastung unterstützen kann? Im Artikel Schwermetalle erfahren Sie mehr.
Penicillamin: Wirkung, Anwendung und Nebenwirkungen
Wie wirkt Penicillamin?
Penicillamin bindet Schwermetalle und bildet mit ihnen „Komplexe“. In dieser Form kann der Körper die giftigen Schwermetalle leicht über die Nieren ausscheiden und sie auf diese Weise unschädlich machen. Darüber hinaus kann Penicillamin eine seltene Form von Nierensteinen auflösen, die sogenannten Cystinsteine.
Auch bei Rheuma hat Penicillamin einen lindernden Effekt, allerdings ist der Wirkmechanismus in diesem Bereich kaum erforscht. Es scheint die Bildung von Kollagen anzuregen, einem wichtigen Baustein des Bindegewebes. Darüber hinaus unterdrückt es vermutlich die Aktivität des Immunsystems, wodurch die Entzündung in den Gelenken abklingt.
Penicillamin ist unter den Handelsnamen Artamin® und Metalcaptase® in Tablettenform erhältlich.
Einsatzgebiete von Penicillamin
Der Wirkstoff Penicillamin kommt bei unterschiedlichen Erkrankungen zum Einsatz:
- Schwermetallvergiftungen (zum Beispiel durch Blei, Quecksilber, Kupfer oder Zink)
- Kupferspeicherkrankheit (Morbus Wilson)
- Cystinsteine (eine bestimmte Art von Nierensteinen)
- Rheumaerkrankungen (rheumatoide Arthritis)
Nebenwirkungen: Penicillamin kann einen Mangel an Vitamin B6 verursachen
Während der Einnahme von Penicillamin können unterschiedliche Nebenwirkungen auftreten. Besonders häufig sind:
- Nervenentzündungen
- allergische Hautreaktionen
- Geschmacksstörungen und Schleimhautgeschwüre im Zungen- und Wangenbereich
- Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall
- Knochenmarksschädigung und Blutarmut (Anämie)
- Nierenschäden
Zudem kann die Einnahme von Penicillamin zu einem Mangel an Vitamin B6 führen. Im Rahmen der Mikronährstoffmedizin wird deshalb die Einnahme von Vitamin B6 empfohlen. Dies kann einem Mangelzustand vorbeugen und Nervenentzündungen entgegenwirken.
Nebenwirkungen vermeiden
Vitamin B6: Mangelzustände und Nervenentzündungen vermeiden
Hintergrund und Wirkweise
Mikronährstoff-Experten gehen davon aus, dass es durch die Einnahme von Penicillamin zu einem Vitamin-B6-Mangel kommen kann, da Penicillamin das Vitamin inaktiviert und darüber hinaus seine Ausscheidung über die Nieren verstärkt. Eine frühe Vorstudie sowie einzelne Tierversuche scheinen dies zu bestätigen. Insgesamt ist der Zusammenhang jedoch noch nicht ausreichend untersucht worden.
Ein Mangel an Vitamin B6 führt vor allem zu Störungen des Nervensystems, die sich beispielsweise durch Nervenentzündungen mit Taubheitsgefühl und Kribbeln in Füßen und Händen äußern können. Auch Krampfanfälle, Gliederzittern, Stimmungsschwankungen und vermehrte Reizbarkeit können auftreten. Zudem kann es zu Muskelschwäche, Blutarmut (Anämie), einer verstärkten Infektanfälligkeit, Hautveränderungen sowie erhöhten Homocysteinspiegeln kommen. Zusammen mit Folsäure und Vitamin B12 baut Vitamin B6 das Zellgift Homocystein ab, einem Risikofaktor für unterschiedliche Erkrankungen wie zum Beispiel Herzinfarkt und Schlaganfall.
Dosierung und Einnahmeempfehlung von Vitamin B6
Mikronährstoff-Experten empfehlen, begleitend zur Penicillamin-Einnahme täglich 25 bis 100 Milligramm Vitamin B6 zu ergänzen. Im Falle einer Nervenentzündung ist es ratsam, Vitamin B6 mit Benfotiamin (einer Vorstufe von Vitamin B1) und Vitamin B12 zu kombinieren.
Nehmen Sie Vitamin B6 am besten zu einer Mahlzeit ein, da dies die Verträglichkeit verbessert.
Vitamin B6 im Labor bestimmen lassen
Die aktive Form von Vitamin B6, das Pyridoxalphosphat, kann entweder im Blutplasma oder im Vollblut bestimmt werden. Blutplasma ist die Flüssigkeit des Blutes, während Vollblut neben der Flüssigkeit auch alle Blutzellen enthält. Die Bestimmung von Vitamin B6 im Vollblut ist aussagekräftiger und genauer. Pyridoxalphosphat-Normwerte im Vollblut liegen bei 11,3 bis 22,5 Mikrogramm pro Liter, im Plasma bei 3,3 bis 9,2 Mikrogramm pro Liter.
Vitamin B6: zu beachten bei Schwangerschaft und Stillzeit, Erkrankungen und Medikamenteneinnahme
Während der Schwangerschaft und Stillzeit sollten Frauen hoch dosiertes Vitamin B6 nur bei einem Mangel und in Rücksprache mit ihrem Arzt einnehmen.
Hoch dosiertes Vitamin B6 schwächt die Wirkung von Medikamenten bei Epilepsie und Parkinson ab. Deshalb sollten Sie nicht mehr als 5 Milligramm Vitamin B6 pro Tag einnehmen, wenn Sie auf solche Medikamente angewiesen sind. Zu den betroffenen Epilepsie-Medikamenten (Antiepileptika) gehören Phenobarbital (Luminal®) und Phenytoin (Phenhydan®, Zentropil®). Zu den Parkinson-Medikamenten mit dem Wirkstoff L-Dopa (Levodopa) zählen unter anderem Levopar®, Madopar®, Duodopa® und Stalevo®.
Dosierungen auf einen Blick
Mikronährstoff-Empfehlung pro Tag bei Penicillamin-Einnahme | |
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Vitamin B6 | 25 bis 100 Milligramm (mg) |
Sinnvolle Laboruntersuchungen auf einen Blick
Sinnvolle Blutuntersuchungen bei Penicillamin-Einnahme | |
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Vitamin B6 (Vollblut) | 11,3 bis 22,5 Mikrogramm pro Liter (µg/l) im Vollblut 3,3 bis 9,2 Mikrogramm pro Liter im Plasma |
Zusammenfassung
Bei Schwermetallvergiftungen, Rheuma oder einer bestimmten Art von Harnsteinen kann der Wirkstoff Penicillamin zum Einsatz kommen. Eine mögliche Nebenwirkung der Therapie ist ein Vitamin-B6-Mangel, der wiederum mit verschiedenen Beschwerden einhergehen kann, insbesondere Nervenentzündungen. In diesem Fall kann die Gabe eines Vitamin-B6-Präparats helfen, die Unterversorgung auszugleichen und Folgeerkrankungen zu vermeiden.
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