Biotin: nicht nur ein Schönheitsvitamin

Wie Biotin im Körper wirkt und bei welchen Krankheiten man es benötigt

Biotin gilt als Schönheitsvitamin, da es sich positiv auf Haut, Haare und Nägel auswirkt. Doch das Vitamin kann noch mehr: Es ist an vielen Stoffwechselprozessen beteiligt, zum Beispiel am Zuckerstoffwechsel. Erfahren Sie hier, warum unser Körper Biotin benötigt, wie sich ein Mangel auswirkt und wie Biotin bei Krankheiten ergänzend eingesetzt werden kann.

Frau mit Hand auf der Schulter lächelt
Biotin ist nicht nur für die Haut, Haare und Nägel gut, sondern wird auch bei Diabetes oder Nervenerkrankungen eingesetzt. Bild: Deklofenak/iStock/Getty Images Plus

Eigenschaften und Vorkommen in Lebensmitteln

Eigenschaften von Biotin

Biotin gehört zu den wasserlöslichen Vitaminen und wird auch Vitamin B7 genannt. Der Körper kann Biotin nicht direkt selbst herstellen, sondern muss es über die Nahrung erhalten. Biotin reagiert nicht mit Luftsauerstoff und ist unempfindlich gegen Hitze – beim Kochen von biotinhaltigen Lebensmitteln betragen die Verluste des Vitamins weniger als 20 Prozent.

Vorkommen in Lebensmitteln

Illustration eines menschlichen Blutgefäßes
Biotin kann nicht vom Körper selbst hergestellt werden, sondern muss über die Nahrung aufgenommen werden. Bild: urfinguss/iStock/Getty Images Plus

Biotinhaltige Nahrungsmittel gibt es zwar in ausreichender Menge, jedoch enthalten nur wenige Lebensmittel wirklich nennenswerte Mengen dieses Vitamins. Die fünf besten Biotin-Lieferanten sind:

Die fünf besten Biotin-Lieferanten:Mikrogramm (µg) pro 100 Kalorien (kcal)Mikrogramm pro 100 Gramm
Trockenhefe69,5200
Rinderleber61100
Eier15,524
Sojabohnen (getrocknet)1459
Erdnüsse634

Hinweis: Werte können schwanken. 

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Bedarf und Funktionen im Körper

Wie hoch ist der Tagesbedarf an Biotin?

Eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung deckt den Biotinbedarf in der Regel ausreichend. Zudem produzieren Bakterien, die in einer gesunden Darmflora leben, neben anderen B-Vitaminen auch Biotin.

Gesunde Erwachsene und Jugendliche ab 15 Jahren haben einen Tagesbedarf von 40 Mikrogramm Biotin. Bei Kindern liegt der Bedarf niedriger, abhängig vom Alter zwischen 4 und 35 Mikrogramm. Schwangere benötigen 40 Mikrogramm pro Tag und Stillende 45 Mikrogramm. Es handelt sich dabei jedoch lediglich um Schätzwerte, da der genaue Bedarf des Vitamins bislang nicht bekannt ist.

Täglicher Biotinbedarf in Mikrogramm (µg)

Säuglinge

0 bis unter 4 Monate

4

4 bis unter 12 Monate

6

Kinder und Jugendliche

1 bis unter 4 Jahre

20

4 bis unter 10 Jahre

25

10 bis unter 15 Jahre

35

Erwachsene

15 bis unter 65 Jahre und älter

40

Schwangere

40

Stillende

45

Biotin: Aufnahme in den Körper

Biotin aus Nahrungsmitteln ist überwiegend an Eiweiße gebunden. Diese müssen im Dünndarm abgespalten werden, bevor Biotin durch die Darmwand transportiert werden kann. Diese Abspaltung übernimmt das Enzym Biotinidase.

Auch die Bakterien, die in einer gesunden Darmflora enthalten sind, können Biotin produzieren. Die produzierte Menge hängt von der Zusammensetzung der Darmflora und der Verdauungsgeschwindigkeit ab. Es ist noch unklar, wie und in welcher Menge der Körper dieses Biotin aufnehmen kann.

Welche Aufgabe erfüllt Biotin?

Illustration von weißen und roten Blutkörperchen
Biotin hat viele Aufgaben und ist unter anderem bedeutend für den Zuckerstoffwechsel, die Muskeln und die Bildung von Fettsäuren. Bild: PhonlamaiPhoto/iStock/Getty Images Plus

Biotin ist bedeutend für den Stoffwechsel von Fetten, Kohlenhydraten, Eiweißen und Cholesterin. Zudem spielt es eine Rolle bei der korrekten Umsetzung der Informationen im Erbgut.

Zuckerstoffwechsel: Biotin ist wichtig, damit Traubenzucker (Glukose) aus Nichtzuckern gebildet werden kann, wie zum Beispiel Aminosäuren oder Fetten. Der Körper kann sich so in Hungerzeiten mit ausreichend Traubenzucker versorgen. Traubenzucker ist der wichtigste Energielieferant – insbesondere die roten Blutkörperchen (Erythrozyten), das Gehirn und die Nieren sind darauf angewiesen.

Muskeln: Dank Biotin kann ein bestimmtes Enzym die Aminosäure Leucin abbauen. Leucin ist Bestandteil vieler Eiweiße und ein wichtiger Nährstoff für die Muskeln.

Bildung von Fettsäuren: Biotin wird für die Bildung von Fettsäuren benötigt. Diese findet vor allem in der Leber und im Fettgewebe statt, aber auch in vielen anderen Geweben. Der Körper braucht Fettsäuren zum Beispiel für den Aufbau von Zellumhüllungen (Zellmembranen).

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Mangel erkennen und beheben

Anzeichen eines Biotinmangels

Da Biotin auch von Bakterien im Darm hergestellt werden kann, ist ein Biotinmangel eher selten. Zu den allgemeinen Anzeichen eines Biotinmangels zählen Appetitlosigkeit, depressive Verstimmungen, Haarausfall, brüchige Fingernägel, Hauterkrankungen wie entzündliche Reaktionen der Haut und Fettstoffwechselstörungen. Sobald der Körper wieder genügend Biotin bekommt, bilden sich auch die Beschwerden zurück.

Bei Säuglingen kann ein Mangel zum plötzlichen Kindstod führen. Der Zusammenhang wird allerdings derzeit noch in der Forschung diskutiert.

Wer hat ein erhöhtes Mangelrisiko?

Schwangere und Stillende: Schwangere und Stillende können einen Biotinmangel entwickeln: Vermutlich baut der Körper Biotin zu dieser Zeit schneller ab als sonst. Daher ist es besonders wichtig, dass schwangere und stillende Frauen auf die Biotinzufuhr achten.

Raucher und Alkoholkranke: Ebenfalls gefährdet für einen Biotinmangel sind Personen, die übermäßig viel Alkohol trinken und rauchen.

Chronisch Darmerkrankte: Menschen mit erkrankter oder geschädigter Darmschleimhaut, wie sie etwa bei Zöliakie oder Morbus Crohn vorkommen kann, nehmen Nährstoffe oftmals schlechter aus der Nahrung auf als Gesunde. Die Entzündungen im Darm haben auch einen negativen Einfluss auf das biotinspaltende Enzym, sodass Biotin nur begrenzt aus Lebensmitteln bezogen werden kann. In diesen Fällen kann ein Mangel auftreten.

Personen mit Biotinidasemangel: Gewisse genetische Defekte der biotinspaltenden Enzyme im Darm können dazu führen, dass lebenslang Biotin eingenommen werden muss. Laut Berichten der Deutschen Gesellschaft für Neugeborenenscreening ist dies allerdings sehr selten: Die Häufigkeit dieses Gendefekts liegt bei 1:20.000 bis 1:25.000.

Info

Personen, die viel rohes Hühnereiklar verzehren, können einen Biotinmangel bekommen: Rohes Eiklar enthält das Eiweiß Avidin, welches Biotin bindet. Der Körper ist nicht in der Lage, Biotin daraus zu lösen und aufzunehmen. 

Biotinmangel im Labor feststellen

Der Arzt kann den Biotinspiegel mittels Blut- oder Urintest messen. Ein Biotinmangel liegt vor, wenn im Blutserum der Wert auf unter 0,2 Mikrogramm pro Liter fällt. Bei der Urinuntersuchung liegt der Normalwert bei 10 bis 25 Mikrogramm pro 24 Stunden.

Um den Biotinwert möglichst genau zu bestimmen, sollte zwölf Stunden vor der Blutabnahme nichts mehr gegessen werden.

 Biotin im Urin in Mikrogramm (µg)pro 24 StundenBiotin im Blut in Mikrogramm pro Liter
Normalwert25 bis 500,2 bis 1,2
Leichter Mangel10 bis 25 
Mangel> 10> 0,2

 

Biotin: einen Mangel beheben

Bei einem Biotinmangel muss zunächst die Ursache herausgefunden werden. Es sollte dann die Grunderkrankung behandelt oder auslösende Faktoren beseitigt werden. Zusätzlich kann Biotin in Form von Kapseln oder Tabletten verordnet werden. Ein Speiseplan, der biotinhaltige Lebensmittel in hohem Maße beinhaltet, kann die Therapie unterstützen. Liegt dem Mangel eine genetisch bedingte Nichtverwertbarkeit von Biotin zugrunde, so muss das Vitamin lebenslang in Form eines Biotin-Präparats eingenommen werden. Bei einem Mangel empfiehlt der Arzt meist eine Dosierung zwischen 2.000 und 5.000 Mikrogramm.

Ist der Biotinmangel erfolgreich behandelt, sollte ein erneuter Mangel vermieden werden. Dies ist durch eine Ernährung mit biotinreichen Nahrungsmitteln möglich oder durch Biotin-Präparate, die die empfohlene Zufuhr von 30 bis 60 Mikrogramm abdecken.

Dosierungsempfehlung Biotin pro Tag bei einem Mangel
Biotionmangel2.000 bis 5.000 Mikrogramm (µg)

 

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Einsatz bei Krankheiten

Biotin – Basis für schöne Haut, Haare und Nägel

Für einen strahlenden Teint, glänzende Haare und gesunde Nägel benötigt der Körper Keratin, ein Eiweiß, das der Hauptbestandteil von Haut, Haaren und Nägeln ist. Da Biotin maßgeblich an der Bildung von Eiweißen beteiligt ist, kann der Körper mit zu wenig Biotin auch kein Keratin herstellen. Darüber hinaus stimuliert Biotin die Zellbildung der obersten Hautschicht. Deshalb kommt Biotin auch bei Hautkrankheiten wie Neurodermitis zum Einsatz.

Die zusätzliche Einnahme von Biotin über Kapseln oder Tabletten kann die Herstellung von Keratin unterstützen. Wichtig ist dafür, dass das Vitamin mindestens sechs Monate eingenommen wird: Da Haare und Nägel nur langsam wachsen, dauert es eine Weile, bis der Erfolg sichtbar wird. Empfohlen werden 2.500 bis 5.000 Mikrogramm Biotin pro Tag. Biotin kann auch als regelmäßige Kur in gleicher Dosierung eingenommen werden, das bedeutet, drei- bis viermal im Jahr über mindestens sechs Wochen.

Biotin hilft bei Haarausfall

Frau hält Bürste mit Haaren in der Hand
Biotin kann bei Haarausfall helfen, der durch Mangelernährung ausgelöst wird. Bild: ipopba/iStock/Getty Images Plus

Krankheitsbedingter Haarausfall, auch Alopezie genannt, kann als Nebenwirkung von Arzneimitteln und infolge hormoneller Störungen, umweltbedingter Schäden und Stress auftreten. Eine häufige Ursache ist zudem eine Mangelernährung. Vor allem der Haarausfall durch Mangelernährung oder Stress kann mit Biotin gut behandelt werden.

Bei krankhaft bedingtem Haarausfall fehlt es allerdings oft nicht nur an Biotin. In der orthomolekularen Medizin wird es bei Haarausfall deshalb in Kombination mit Zink, Eisen, Pantothensäure und einer Mischung aus verschiedenen Antioxidanzien eingesetzt, zum Beispiel Vitamin C und E. Die Dosierung von Biotin bei Haarausfall liegt bei 2.500 bis 5.000 Mikrogramm pro Tag. Auch hierbei sollte die Einnahme über mindestens sechs Monate erfolgen. Inwieweit Biotin auch bei hormonell bedingtem Haarausfall helfen kann, wird derzeit noch diskutiert.

Biotin kann den Blutzuckerspiegel bei Diabetes Typ 2 im Gleichgewicht halten

Arzt misst bei Patienten Blutzucker mit einem Messgerät
Biotin kann den Blutzuckerspiegel bei Diabetes Typ 2 regulieren. Bild: AndreyPopov/iStock/Getty Images Plus

Biotin unterstützt die Regulierung des Blutzuckerspiegels, weshalb Typ-2-Diabetiker von Biotin profitieren: In mehreren klinischen Studien hat sich eine Kombination von Biotin und dem Mineralstoff Chrom begünstigend auf die Blutzuckereinstellung bei Diabetikern gezeigt. Biotin regt das Enzym Glukokinase an, das wiederum die Bildung von Glykogen, einem Speicherstoff für Glukose, erhöht. Chrom hingegen fördert die Wirkung von Insulin.

Um den Glukosestoffwechsel bei Typ-2-Diabetes dauerhaft zu verbessern, wird eine Gabe von 9.000 bis 15.000 Mikrogramm Biotin pro Tag empfohlen, meist in Kombination mit Chrom. Diese Dosierung sollte allerdings mit dem Arzt abgesprochen werden.

Illustration von menschlichen Nervenzellen im Gehirn
Biotin kann die Nerven schützen, wodurch es unterstützend bei Nervenkrankheiten wie beispielsweise Multiple Sklerose wirken kann. Bild: K_E_N/iStock/Getty Images Plus

Multiple Sklerose und Nervenschäden bei Diabetes: Biotin schützt vermutlich die Nerven

Multiple Sklerose (MS) ist eine Krankheit, die das zentrale Nervensystem befällt. Sie schädigt die Umhüllung der Nerven, das sogenannte Myelin. Vermutlich nimmt Biotin Einfluss auf die Produktion dieser Umhüllung und kann dadurch die Nerven schützen.

Im Jahr 2015 wurde in einer ersten Studie die Wirkung von hochdosiertem Biotin bei fortschreitender Multipler Sklerose erforscht: Bei 16 von 18 Patienten mit befallenem Rückenmark haben sich Beschwerden wie Taubheitsgefühle und Gangunsicherheit deutlich verbessert, bei Patienten mit Sehbehinderung verbesserte sich die Sehschärfe. Aus den vorläufigen Daten schließen die Forscher, dass hohe Dosen von 100 bis 300 Milligramm Biotin einen Einfluss auf die Beschwerden bei Multipler Sklerose haben könnten. Wie weit das auf alle Erkrankten zutrifft, muss allerdings noch genauer untersucht werden. Solche hohen Biotinmengen müssen unbedingt mit dem Arzt abgesprochen werden. Fest steht aber, dass Patienten mit Multiple Sklerose auf die Zufuhr von Biotin achten sollten, um keinen Mangel zu entwickeln.

Auch bei Nervenschäden, wie sie etwa bei Typ-2-Diabetes auftreten (diabetische Neuropathie), kam es nach täglicher Biotineinnahme innerhalb von drei Monaten zu einer deutlichen Besserung der Beschwerden. Bei Nervenerkrankungen werden am Tag bis zu 15.000 Mikrogramm Biotin empfohlen.

Biotin bei Krankheiten: Dosierungsempfehlungen auf einen Blick

Dosierungsempfehlung von Biotin pro Tag in Mikrogramm (µg)
Brüchige Nägel2.500 bis 5.000 über mindestens sechs Monate
Haarausfall (Alopezie)2.500 bis 5.000 über mindestens sechs Monate
Neurodermitis (Atopische Dermatitis)2.500 bis 5.000 
Diabetes mellitus Typ 2 9.000 bis 15.000
Nervenerkrankungen wie diabetische Neuropathie und Multiple Sklerosebis zu 15.000 
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Einsatz bei Medikamenten und anderen Mikronährstoffen

Epilepsie-Medikamente hemmen die Biotinaufnahme

Bei einer Langzeitbehandlung mit Epilepsie-Medikamenten kann es zu einem Abfall des Biotinspiegels im Blut kommen. Insbesondere die Wirkstoffe Carbamazepin (zum Beispiel Carbaflux®, Tegretal®) und Primidon (Mylepsinum®) beeinträchtigen die Biotinaufnahme im Darm. Phenytoin (etwa Epanutin®, Phenhydan®) und Phenobarbital (beispielsweise Luminaletten®, Luminal®) hingegen fördern die Ausscheidung von Biotin über die Nieren. Bei Kindern kam es während der Einnahme von Valproinsäure (zum Beispiel Convulex®, Leptilan®, Orfiril®) zu einer verminderten Aktivität des biotinspaltenden Enzyms Biotinidase und damit zu einer gestörten Verwertung.

Um einem Mangel während einer Behandlung mit Epilepsie-Medikamenten entgegenzuwirken, wird begleitend eine tägliche Biotingabe von 200 bis 500 Mikrogramm empfohlen.

Antibiotika zerstören Biotin produzierende Bakterien

Antibiotika mit Wirkstoffen wie Penicillin (Penicillin®), Ciprofloxacin (Ciprobay®) oder Amoxicillinen (Amoxibeta®, Amoxypen®) schädigen die Darmflora, vor allem, wenn sie über mehrere Wochen eingenommen werden.

Dadurch beeinträchtigen sie nicht nur die Biotinaufnahme im Darm, sondern auch die Biotinproduktion der darmeigenen Bakterien. Um einen Biotinmangel zu vermeiden, sollte während der Antiobiotika-Behandlung auf die Zufuhr von Biotin geachtet werden. Sinnvoll sind mindestens 100 Mikrogramm am Tag.

Alpha-Liponsäure vermindert die Wirkung von Biotin

Alpha-Liponsäure hemmt die Wirkung von Biotin an Enzymen, da beide Substanzen ähnlich aufgebaut sind. Insbesondere wenn Alpha-Liponsäure über mehrere Wochen eingenommen wird, erfüllt Biotin seine Funktionen nicht mehr richtig.

Das kann verhindert werden, indem zusätzlich zu Alpha-Liponsäure Biotin eingenommen wird: Biotin liegt nun in höheren Mengen vor, was die Wirkhemmung der Alpha-Liponsäure verhindert. Sinnvoll sind 200 bis 500 Mikrogramm Biotin am Tag.

Dosierungsempfehlungen bei Einnahme von Medikamenten und anderen Mikronährstoffen auf einen Blick

Dosierungsempfehlung von Biotin pro Tag
Epilepsie-Medikamente (Antiepileptika)200 bis 500 Mikrogramm (µg)
Antibiotikamindestens 100 Mikrogramm
Alpha-Liponsäure200 bis 500 Mikrogramm

 

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Einnahmeempfehlung

Wann und wie sollte man Biotin einnehmen?

Biotin wird im Idealfall ausreichend über die Nahrung aufgenommen: Eine gesunde Mischkost deckt den Bedarf meist problemlos ab. Hat man allerdings einen Mangel oder werden im Rahmen der Mikronährstoffmedizin unterstützend bei Erkrankungen sehr hohe Dosierungen eingesetzt, lässt sich dies meist nicht durch die Ernährung erreichen.

Biotin ist in Form von Kapseln und Tabletten in verschiedenen Dosierungen erhältlich. Wer bezüglich der Dosierung unsicher ist, sollte sich vom Arzt beraten lassen. Biotin sollte zu einer Mahlzeit eingenommen werden, da so die Verträglichkeit am besten ist. Idealerweise verteilt man die Gesamtmenge über den Tag, damit ein gleichmäßiger Blutspiegel erreicht wird.

Für Patienten mit Haarausfall gibt es inzwischen auch Shampoos und Haarkuren mit Biotin. Deren Wirkung ist jedoch umstritten, da Biotin über die Haut so gut wie nicht aufgenommen wird. Wissenschaftlich ist eine Wirkung nicht nachgewiesen.

Woran erkennt man ein gutes Biotin-Präparat?

Dose mit der Aufschrift B7 Biotin und davor liegende Kapseln
Bei dem Kauf eines Biotin-Präparates sollte man auf die Qualität achten. Es sollte frei von Zusatzstoffen sein. Bild: ilkab/iStock/Getty Images Plus

Bei Vitamin-Präparaten sollten Sie auf eine gute Qualität achten: Einige Hersteller produzieren freiwillig nach gewissen Standards, die normalerweise nur für Medikamente vorgeschrieben sind. Dies gewährleistet, dass die Präparate hochwertig sind. Ein großes Problem ist nämlich, dass es für Vitaminpräparate als Nahrungsergänzungsmittel keine rechtlichen Vorgaben gibt, die bei der Produktion eingehalten werden müssen.

Zudem sollten gute Biotin-Präparate frei von allergieauslösenden Substanzen oder Zusatzstoffen sein. Viele Hersteller setzen zum Beispiel Hilfsstoffe ein, damit sich die Vitamine besser und kostengünstiger abfüllen lassen, oder Aromastoffe und Zuckerzusätze für den Geschmack, zum Beispiel bei Brausetabletten.

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Überdosierung und Wechselwirkungen

Ist eine Überdosierung mit Biotin möglich?

Auch bei einer sehr großen Biotinmenge von bis zu 200 Milligramm wurden bislang keine Nebenwirkungen oder Vergiftungserscheinungen beobachtet. Weitere Studien haben ergeben, dass selbst bei längerfristiger Gabe von bis zu 40 Milligramm Biotin pro Tag keine Nebenwirkungen beobachtet werden konnten. Das liegt daran, dass der Körper überschüssiges Biotin nicht aufnimmt, sondern schnell wieder ausscheidet. Eine eindeutige Obergrenze für die Einnahme von Biotin ist daher bislang nicht festgelegt.

Ohne Rücksprache mit dem Arzt sollte Biotin allerdings nicht in hohen Mengen eingenommen werden: Für die gesunde Bevölkerung ohne Biotinmangel hat das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) als vorbeugende Sicherheitsmaßnahme eine Höchstmenge von 180 Mikrogramm Biotin am Tag festgelegt. Ihr Arzt kann aus medizinischen Gründen höhere Dosen verordnen.

Biotin verursacht keine Wechselwirkungen mit Medikamenten

Eine unerwünschte Wirkung von Biotin auf Medikamente ist bislang nicht bekannt. Biotin kann daher zusätzlich zu einer herkömmlichen Therapie eingesetzt werden. Eine Rücksprache mit dem Arzt ist dennoch sinnvoll.

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Zusammenfassung

Biotin ist für wichtige Vorgänge im Körper notwendig. Dazu gehören der Fett-, Eiweiß- und Kohlenhydratstoffwechsel, Zellteilungsprozesse und die korrekte Informationsnutzung unseres Erbguts. Auch das Nervensystem wird von Biotin positiv beeinflusst: Biotin ist wichtig für den Schutz der Nervenzellen.

In der orthomolekularen Medizin kommt Biotin bei Haarausfall, Nagelproblemen, Hauterkrankungen wie entzündlichen Reaktionen der Haut oder auch bei Diabetes und Nervenerkrankungen zum Einsatz.

Antibiotika und Medikamente bei Epilepsie (Antiepileptika) können die Aufnahme von Biotin hemmen. Im Fall einer Langzeitbehandlung mit einer der beiden Medikamentengruppen empfiehlt sich eine zusätzliche Biotinaufnahme.

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Verzeichnis der Studien und Quellen

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