Hängen Darm- und Hautprobleme zusammen?

Probiotika könnten unreine Haut von innen bekämpfen

Frau drückt Pickel aus
Hinter Pickeln oder Hautausschlag kann eine gestörte Darmflora stecken. Bild: iStock.com/gpointstudio

Eine gestörte Darmflora als Ursache von Pickeln?

Spielt die Haut verrückt, kann eine gestörte Darmflora dahinterstecken. Denn über die sogenannte „Darm-Haut-Achse“ sind beide Organe eng miteinander verbunden. Immer mehr Daten deuten darauf hin, dass eine gesunde Darmflora und ein ebenmäßiges Hautbild zusammenhängen.

Eine gestörte Darmflora dagegen könnte eine Ursache von Pickeln sein. Forscher beschäftigen sich daher damit, wie man das Hautbild über eine ausgewogene Darmflora verbessern kann. Ein mögliches Mittel dafür sind Probiotika. Diese lebenden Mikroorganismen siedeln sich im Darm an und fördern die Gesundheit.

Zusammenhang: Darm und Haut

Auf der Haut befindet sich eine Vielzahl an Bakterien. Man spricht von der Hautflora oder dem Hautmikrobiom. Eine ausgeglichene Hautflora sorgt für einen stabilen Säureschutzmantel, eine starke Hautbarriere und hilft dabei, Feuchtigkeitsverluste zu minimieren. Bei vielen Hauterkrankungen ist die Zusammensetzung der Hautflora gestört. Neue Daten zeigen, dass dann auch das Gleichgewicht der Darmflora kippt.

Bei einer Darmflora-Störung sammeln sich schädliche Substanzen im Darm an, welche in den Blutkreislauf gelangen und Entzündungen in der Haut auslösen. Die Folgen sind mitunter Pickel, Rötungen oder sogar Hauterkrankungen wie Akne, Schuppenflechte oder Neurodermitis (atopisches Ekzem). Auch ein Zusammenhang mit der Hautalterung wird diskutiert.

Gründe für eine Darmflora-Störung sind zum Beispiel Stress, Medikamente oder eine ungesunde Ernährung. Neben Maßnahmen wie Stressreduktion und einer Ernährungsumstellung könnten Probiotika dazu beitragen, eine gestörte Darmflora ins Gleichgewicht zu bringen und dadurch die Hautprobleme in den Griff zu bekommen.

Direkte Wirkungen von Probiotika auf die Haut

Neben den Wirkungen von Probiotika auf die Darmgesundheit, werden in der Forschung auch direkte Mechanismen vermutet, mit denen Probiotika über die Darm-Haut-Achse die Haut beeinflussen. Sie können zum Beispiel

  • oxidativen Stress senken: Das UV-Licht der Sonne verursacht oxidativen Stress und lässt die Haut altern. Tierstudien zeigen, dass Probiotika oxidativen Stress in der Haut verringern.
  • Entzündungen dämpfen: Hohe Entzündungswerte in der Haut führen zu Rötungen und Reizungen in der Haut. Probiotika könnten laut Tierstudien Entzündungsbotenstoffe senken.
  • Abwehr stärken: Darmbakterien aktivieren die Abwehr, zum Beispiel wenn durch zu viel UV-Licht das Immunsystem geschwächt ist. Dann werden Hautinfektionen schneller beseitigt.
  • Hautelastizität erhalten: Probiotika könnten die Kollagenproduktion in der Haut anregen und vor Abbau schützen. Kollagen sorgt für die Festigkeit der Haut. Das beugt Faltenbildung vor.
  • Hautfeuchtigkeit verbessern: Probiotische Bakterien regen die Produktion von Hautfetten an. Die Haut ist dann besser vor Austrocknung geschützt.

Probiotika gegen Akne und Neurodermitis

Aufgrund der positiven Wirkungen werden Probiotika bereits bei unterschiedlichen Hauterkrankungen getestet.

Bei Akne überwiegt auf der Haut häufig ein bestimmtes Aknebakterium (Cutibacterium acnes). Laborstudien deuten darauf hin, dass Probiotika Aknebakterien verringern. Es gibt auch erste Studien zur Wirkung von Probiotika gegen Akne bei Menschen: Bei Betroffenen verbesserte sich die Haut nach einer vierwöchigen Einnahme von Probiotika. Dabei war es egal, ob sie mit einem Akne-Medikament kombiniert oder alleine eingesetzt wurden. Eine Übersicht listet die Hinweise, dass Probiotika wie Lactobacillus rhamnosus oder L. bulgaricus bestimmte Immunmarker der Haut normalisieren, die mit Akne in Zusammenhang stehen. Die Studien dauerten vier bis zwölf Wochen.

Ebenfalls könnten Probiotika bei Neurodermitis helfen: In Studien verhinderte die Einnahme die Ausbreitung von Staphylococcus aureus. DieserKeim gilt als Auslöser der Erkrankung.

Tipp

Auch Kosmetikhersteller setzen Probiotika ein, zum Beispiel in Cremes oder Lotionen. Probiotische Kosmetik soll die Hautflora verbessern und wurde bereits in ersten Untersuchungen getestet. Insbesondere in der Behandlung von Akne, Neurodermitis und Rosazea sind die Daten erfolgsversprechend. Weitere Studien müssen jedoch die Wirksamkeit und Sicherheit dieser Cremes erst bestätigen.

Darmsanierung: unreine Haut bekämpfen

Für die Gesundheit der Haut- und Darmflora ist eine ausgewogene und entzündungshemmende Ernährung wichtig. Lebensmittel für schöne Haut sind Vollkornprodukte sowie Gemüse und Obst. Ihre Ballaststoffe sorgen dafür, dass sich gesundheitsförderliche Bakterien im Darm ansiedeln und halten. Das wirkt sich positiv auf das Hautbild aus.

Zur Unterstützung können Probiotika für die Haut in Form von Kapseln oder Pulver eingesetzt werden. Weitere Studien müssen noch klären, welche Stämme in welcher Menge und Kombination am besten sind. Bereits getestet wurden Laktobazillen und Bifidobakterien in einer Dosierung von 1 bis 20 Milliarden (1 bis 20x 109) koloniebildende Einheiten pro Tag. Wichtig ist eine regelmäßige Einnahme. Die Wirkung lässt schnell nach, wenn die Bakterien wieder abgesetzt werden.

Sind das Hautbild und die Darmflora bereits gestört, was sich beispielsweise durch Verdauungsbeschwerden bemerkbar macht, kann eine Darmsanierung gegen unreine Haut sinnvoll sein. Diese wird am besten von einem Mikronährstoff-Experten begleitet.

Verzeichnis der Studien und Quellen

Chilicka, K. et al. (2022): Microbiome and Probiotics in Acne Vulgaris-A Narrative Review. Life (Basel, Switzerland), 12(3), 422. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8953587/, abgerufen am: 25.10.2023.

Jung, G. W. et al. (2013): Prospective, randomized, open-label trial comparing the safety, efficacy, and tolerability of an acne treatment regimen with and without a probiotic supplement and minocycline in subjects with mild to moderate acne. Journal of cutaneous medicine and surgery, 17(2), 114–122. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/23582165/, abgerufen am: 25.10.2023.

Kober, M. M. & Bowe, W. P. (2015): The effect of probiotics on immune regulation, acne, and photoaging. International journal of women's dermatology, 1(2), 85–89. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28491964/, abgerufen am: 25.10.2023.

Salem, I. et al. (2018): The Gut Microbiome as a Major Regulator of the Gut-Skin Axis. Frontiers in microbiology, 9, 1459. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6048199/, abgerufen am: 25.10.2023.

Sánchez-Pellicer, P. et al. (2022): Acne, Microbiome, and Probiotics: The Gut-Skin Axis. Microorganisms, 10(7), 1303. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35889022/, abgerufen am: 25.10.2023.

Szántó, M. et al. (2019): Targeting the gut-skin axis-Probiotics as new tools for skin disorder management?. Experimental dermatology, 28(11), 1210–1218. https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/exd.14016, abgerufen am: 25.10.2023.

Über die Autorin

Dr. med. Elke Mantwill

Frau Dr. med. Mantwill ist niedergelassene Fachärztin für Allgemeinmedizin. Sie erwarb die Zusatzbezeichnungen in den Bereichen Ernährungsmedizin, Sportmedizin, Phlebologie und Akupunktur. Die Tätigkeitsschwerpunkte in ihrer allgemeinmedizinischen Praxis sind Ernährungs- und Sportmedizin. Seit 2000 beschäftigt sie sich mit der Orthomolekular-Medizin und ist seit 2002 als Referentin im Bereich der Ernährungs- und Orthomolekular-Medizin aktiv. Als begeisterte Ausdauersportlerin führt sie zudem Ernährungsberatungen für Leistungssportler durch.