Metformin bremst beim Typ-2-Diabetiker die körpereigene Produktion von Zucker in der Leber und verbessert darüber hinaus die Zuckerverwertung in der Muskulatur. Auch die Insulinempfindlichkeit der Zellen wird gesteigert und das verminderte Ansprechen der Körperzellen auf Insulin (Insulinresistenz) verringert. Zusätzlich wird im Darm weniger Zucker in das Blut aufgenommen. Metformin glättet dadurch nicht nur den Blutzuckerspiegel, es kann auch die Gewichtsabnahme bei übergewichtigen Typ-2-Diabetikern erleichtern. Doch was auf der einen Seite für die betroffenen Diabetiker gut ist, hat für den Mikronährstoff-Haushalt auch Folgen, insbesondere für das Nervenvitamin B12.
In aktuellen klinischen Studien an Typ-2-Diabetikern konnte immer wieder nachgewiesen werden, dass Metformin die Aufnahme von Vitamin B12 aus der Nahrung hemmt. Für die Aufnahme von Vitamin B12 aus Lebensmitteln (zum Beispiel Fleisch und Seefisch) ist Magensäure notwendig. Das an Eiweiße in der Nahrung gebundene Vitamin B12 wird mithilfe der Magensäure freigesetzt. Erst danach kann es an den Transportfaktor IF (Intrinsic Factor) gebunden und über den Dünndarm mithilfe von Calcium ins Blut aufgenommen werden. Dieser wichtige letzte Schritt der aktiven Vitamin-B12-Aufnahme wird durch Metformin gehemmt. Bei regelmäßiger Einnahme von Metformin entwickelt sich hierdurch ein Mangel an Vitamin B12. Vitamin B12 wird zu etwa 99 Prozent pH-abhängig aktiv und nur zu etwa ein Prozent pH-unabhängig passiv aus der Nahrung aufgenommen.
Als Zeichen eines leichten Vitamin-B12-Mangels (und/oder Folsäuremangels) kann der Homocysteinspiegel im Blut ansteigen. Homocysteinwerte über 10 Mikromol pro Liter im Blutplasma verschärfen das Risiko für Demenz, Schlaganfall und Osteoporose. In der VITACOG-Studie konnte bei älteren Personen mit erhöhten Homocysteinwerten das Fortschreiten einer Hirnatrophie („Gehirnschwund“, Zeichen für die Entwicklung einer Demenz) durch die regelmäßige Einnahme von Vitamin B12 (500 Mikrogramm pro Tag, per os (orale Gabe)), Folsäure und Vitamin B6 erheblich verlangsamt werden.
In einer aktuellen Studie mit 126 Typ-2-Diabetikern führte der Metformin-bedingte Vitamin-B12-Mangel zu einer deutlichen Verschlechterung der Hirn- und Gedächtnisleistung. Die regelmäßige Supplementierung von Vitamin B12 konnte die kognitiven Funktionsstörungen bei Diabetikern deutlich lindern. Wie eine weitere Studie an 300 Patienten mit Typ-2-Diabetes zeigt, sind erhöhte Homocysteinspiegel und ein Mangel an Vitamin B12 mit einem deutlich gesteigerten Risiko für Schäden der Netzhaut im Auge (diabetische Retinopathien) verbunden. Sehstörungen bis hin zur Erblindung können die Folge sein.