Mikroplastik im Körper – was kann man tun?

Eintrittspforte Darm: Probiotika könnten die Barriere stärken

Person sucht Mikroplastik im Sand
Mikroplastik ist mittlerweile überall zu finden – sogar in Lebensmitteln. Bild: iStock.com/Sansert Sangsakawrat

Plastikpartikel sind allgegenwärtig

Mikroplastik sind kleinste Kunststoffteilchen. Sie gelangen auf vielen Wegen in die Umwelt, werden aber nicht abgebaut. Mikroplastik ist deshalb schon in Lebensmitteln und sogar im menschlichen Körper nachgewiesen worden. Auch fanden Forscher bei Tieren heraus, dass es Auswirkungen auf die Gesundheit haben kann. Das Ausmaß für Menschen ist noch nicht klar.

Erfahren Sie in diesem Blogartikel, woher Mikroplastik kommt und wie man sich schützen kann. Möglicherweise verringern probiotische Nahrungsergänzungsmittel die Folgen von Mikroplastik im Körper – dies zeigen erste Studien.

Wie Mikroplastik in die Umwelt gelangt

Mikroplastik gelangt auf unterschiedliche Weise in die Umwelt: Manche Hersteller setzten in der Vergangenheit zum Beispiel absichtlich Plastikpartikel in Kosmetika und Körperpflegeartikeln ein, wie in Peelings oder als Bindemittel. Dies soll in der EU künftig verboten werden. Die Kommission der Europäischen Union (EU) hat Vorschriften erlassen, um Mikroplastik zu reduzieren.

Mikroplastik entsteht aber auch unkontrolliert bei der Abnutzung von Kunststoffen – insbesondere beim Abrieb von Reifen auf der Straße oder beim Waschen von Kleidung aus Kunstfasern. Es fällt außerdem an, wenn die UV-Strahlung der Sonne auf Plastik fällt, zum Beispiel auf Folien in der Landwirtschaft oder Plastikabfälle in der Natur. Dadurch setzt das Plastik über die Jahre immer kleiner werdende Teilchen frei. Diese gelangen in Flüsse und letztendlich in das Meer. Mit dem Regen versickert Mikroplastik im Boden und wird sogar von den Pflanzen aufgenommen.

Wie viel Mikroplastik ist im Essen?

Wir nehmen Mikroplastik über das Trinkwasser und aus Lebensmitteln auf: Forscher aus Italien haben es schon in Obst und Gemüse nachgewiesen – vor allem in Äpfeln und Karotten. Ob Mikroplastik in den Körper gelangt, wenn man Fisch isst, ist noch unklar: Bisher wurde es hauptsächlich in Organen gefunden, die man nicht verzehrt, wie der Haut, den Kiemen und in Magen sowie Darm von Fischen. Anders ist es bei Muscheln und Garnelen. Auch Milch, Rind- und Schweinefleisch sind offensichtlich belastet. Außerdem kann Mikroplastik bei der Verarbeitung von Lebensmitteln in das Essen gelangen – beispielweise über Schneidebretter aus Plastik.

Forscher aus Australien und der Umweltstiftung WWF schätzen, dass wir pro Woche bis zu 5 Gramm Mikroplastik aufnehmen. Das entspricht dem Gewicht einer Kreditkarte. Genauere Untersuchungen, wie viel Mikroplastik wir essen, müssen aber noch folgen.

Mikroplastik im Körper: hat es Folgen?

Über die Nahrung gelangt Mikroplastik in den Darm. Forscher haben es außerdem schon im Blut gefunden und bei Leberzirrhose sogar in der Leber.

Erste wissenschaftliche Modelle sprechen dafür, dass Mikroplastik im Darm die Zusammensetzung der Bakterien verändert. Eine gestörte Darmflora ist oft mit Entzündungen verbunden. Daneben beeinträchtigte Mikroplastik bei Mäusen die Verdauung, den Stoffwechsel und die Fruchtbarkeit. Es schädigte die Zellen, die Erbsubstanz und verstärkte oxidativen Stress.

Probiotika könnten Folgen im Darm abschwächen

Da Mikroplastik hauptsächlich über den Darm in den Körper gelangt, sollte man hier ansetzen. Es gibt ermutigende Hinweise, dass Probiotika helfen könnten, da sie die Darmbarriere stärken. Möglicherweise beugen sie auch Veränderungen der Darmflora vor und schwächen die Folgen ab.

Forscher vermuten, dass probiotische Bakterien mit den Plastikpartikeln interagieren und deren schädliche Wirkungen dämpfen. Beispielsweise produzieren die Bakterien dann kleine Moleküle, welche Entzündungen bremsen und eine Überaktivierung des Immunsystems verhindern. Denkbar ist daher, dass Probiotika nicht nur die Folgen von Mikroplastik im Darm eindämmen, sondern auch helfen könnten, die Auswirkungen im gesamten Körper zu kontrollieren.

Mikroplastik, Probiotika und Darmbarriere – das kann man tun

Mit einer gesunden Darmflora kann man sich nach derzeitigem Kenntnistand so gut wie möglich vor Mikroplastik wappnen. Dafür empfehlen Mikronährstoff-Experten ein probiotisches Nahrungsergänzungsmittel – am besten mit einer breiten Mischung aus Laktobazillen und Bifidobakterien. Probiotika gibt es oft als Kapseln zum Einnehmen. Sinnvoll ist eine tägliche Dosis von 10 bis 20 Milliarden koloniebildenden Einheiten (10 x 109 KBE). Um von Probiotika zu profitieren, muss man sie regelmäßig einnehmen.

Daneben kann man durch folgende Tipps Mikroplastik vermeiden:

  • Sich im Straßenverkehr an Geschwindigkeitsbeschränkungen halten – fährt man langsamer, nutzen sich die Reifen weniger ab.
  • Kein Wasser in Plastikflaschen kaufen. In Deutschland kann man problemlos Leitungswasser trinken.
  • Kleidung bevorzugen, die keine oder wenig Kunstfasern enthalten.

Verzeichnis der Studien und Quellen

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