Im Kampf gegen Corona das Immunsystem unterstützen

Welche Vitamine und Co. helfen, unsere Abwehrzellen in Zeiten der Corona-Pandemie zu stärken?

Medizinische Fachkraft hält Blutprobe
Die Corona-Pandemie ist eine Herausforderung und eine Gefahr für alle. Jeder kann sich anstecken. Besonders Ältere, Menschen mit Vorerkrankungen oder mit einem geschwächten Immunsystem sind besonders gefährdert. Jetzt gilt es, Ansteckungen zu vermeiden und das Immunsystem zu stärken. Bild: photoguns/iStock/Getty Images Plus

Coronavirus: Fakten und Symptome

Der Frühling steht vor der Tür und die Grippewelle flacht langsam ab. Doch nun gibt es eine neue Herausforderung für alle: Das Coronavirus (SARS-CoV-2) breitet sich mit enormer Geschwindigkeit aus und befällt die Schleimhaut der Atemwege – meist die Lunge.

Zu den häufigsten Symptomen der Coronavirus-Erkrankung „COVID-19“ gehören Fieber und trockener Husten. Seltener sind auch Kurzatmigkeit, Muskel-, Glieder- und Kopfschmerzen sowie Halskratzen Anzeichen einer möglichen Corona-Infektion. Einige Infizierte berichten auch von Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und einer verstopften Nase. Eine stark verstopfte, laufende Nase spricht hingehen für eine Erkältung oder eine Grippe. COVID-19 steht übrigens für „coronavirus disease 2019“ – also übersetzt: „Coronavirus-Krankheit 2019“.

Inzwischen spricht man von einer Corona-Pandemie. Bei einer Pandemie handelt es sich um eine Erkrankung, die sich über mehrere Kontinente hinweg ausbreitet. Zahlreiche Länder sind betroffen. Auch in Deutschland gibt es momentan täglich neue Fälle.

Tipp

Ziel ist es, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen. Deshalb hat die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) unter diesem Link wichtige Hygiene- und Verhaltensregeln zusammengetragen.

Starke Abwehrkräfte zum Schutz vor Corona-Viren

Neben all den aktuellen politischen Maßnahmen zur Vorbeugung einer Corona-Infektion ist ein starkes Immunsystem genauso wichtig. Starke Abwehrkräfte schützen im besten Fall vor einer Infektion oder sorgen dafür, dass eine aufgetretene Infektion milder verläuft. Das verringert das Risiko für Komplikationen.

Für gut funktionierende Abwehrzellen sind Mikronährstoffe unverzichtbar: Wir brauchen Vitamine und Mineralstoffe aus unserer Ernährung, damit sich Abwehrzellen teilen können oder an den Ort des Geschehens gelockt werden.

Übertragung, Pathogenese und Immunantwort

Wahrscheinlich wird SARS-CoV-2 hauptsächlich durch eine Tröpfcheninfektion übertragen. Das Virus dringt über den ACE2-Rezeptor in die Zellen der Schleimhaut ein. Da auch Zellen der Lunge ACE2 exprimieren, ist sie besonders anfällig. ACE2-exprimierende Zellen wurden aber auch in der Mundhöhle gefunden.

Durch Tröpfcheninfektion übertragene Viren werden zunächst durch eine unspezifische Immunantwort als Teil des angeborenen Immunsystems bekämpft. RNA-Viren induzieren normalerweise eine Typ-1-Interferon-Antwort. Eine der vielen Fragen aktuell ist, ob SARS-CoV-2 womöglich eine Typ-1-Interferon-Antwort unterdrücken kann.

Im Rahmen der spezifischen Immunabwehr werden Antikörper gebildet. Nach derzeitigem Kenntnisstand baut sich anschließend eine Immunität auf. Wie lange sie anhält, ist allerdings noch nicht bekannt.

Vitamine und Co. für ein starkes Immunsystem

Vitamine sind Voraussetzung für ein starkes Immunsystem. Ein Mangel kann mit einer gesteigerten Anfälligkeit für Infekte einhergehen. Deshalb könnte eine gute Vitaminversorgung auch einer Corona-Infektion vorbeugen. Die zwei wichtigsten Vitamine für unser Immunsystem sind Vitamin D und C.

Vitamin D: Gerade jetzt ist die Zeit, in der die meisten Menschen mit Vitamin D unterversorgt sind: Die gefüllten Speicher aus dem Sommer sind Anfang April so gut wie aufgebraucht und die Sonnenstrahlung reicht noch nicht aus, um ausreichend Vitamin D in der Haut zu bilden. Hinzu kommt, dass wir durch die Ausgangsbeschränkungen jetzt zuhause und damit meist drinnen bleiben.

Eine gute Versorgung mit Vitamin D ist jedoch wichtig, damit das Immunsystem aktiviert wird, sobald ein Erreger in den Körper gelangt. Forscher belegten durch drei Übersichtsarbeiten mit hochwertigen Studien, dass die Einnahme von Vitamin D das Risiko für akute Atemwegsinfekte senken kann. Das galt vor allem für Menschen, die nicht optimal mit Vitamin D versorgt waren.

Vitamin C: Der Körper braucht Vitamin C für die Vermehrung und Funktion der Abwehrzellen. Vitamin C sorgt auch dafür, dass Botenstoffe ausgeschüttet werden. Sie locken wiederum Abwehrzellen an den Ort der Infektion. Darüber hinaus schützt Vitamin C die eigenen Immunzellen: Es reichert sich in Fresszellen an und fängt freie Radikale ab. Diese kämpfen einerseits gegen Krankheitserreger. Andererseits greifen sie auch die Immunzellen selbst an, und das kann Vitamin C verhindern. Hochwertige Studien deuten an, dass Vitamin C generell die Häufigkeit von Atemwegsinfekten verringern kann. 

Weitere wichtige Stoffe, die das Immunsystem stärken und die Infektabwehr unterstützen, sind Zink, Hefe-Beta-Glucan und Chlorella-Algen. Wie Sie diese richtig einsetzen, erfahren Sie im Text zum Thema „Immunsystem stärken“.

Tipp

Unsere Immunabwehr kann auch langfristig über den Darm gestärkt werden. Gesundheitsfördernde Bakterien (Probiotika) „trainieren“ die Immunzellen im Darm, was wahrscheinlich einen Effekt auf das gesamte Immunsystem hat.

Damit gesundheitsförderliche Effekte spürbar werden, müssen Probiotika aber über einen längeren Zeitraum regelmäßig eingenommen werden. Beginnen Sie daher unbedingt rechtzeitig vor der nächsten Grippewelle mit der Einnahme – zum Beispiel im Herbst. Empfohlen wird auch eine Kombination mit Ballaststoffen (Präbiotika). Sie dienen den Probiotika als Nahrung.

Mikronährstoffe und Pflanzenstoffe gegen Viren

Wurde der Körper von einem Virus befallen, sollte man zur Unterstützung des Immunsystems ebenfalls auf ausreichend Vitamin D und C achten. Zudem gibt es Mikronährstoffe, die aktiv dabei helfen, Viren zu bekämpfen. Zwar sind noch keine Informationen über das neuartige Coronavirus vorhanden, eine lindernde Wirkung auf die Symptome der Corona-Erkrankung wären aber denkbar. Dazu gehören Zink und Senföle.

Zink: Immunzellen brauchen Zink, damit sie sich teilen können. Außerdem wirkt Zink direkt gegen Viren (antiviral). Es hemmt ihre Vermehrung und verhindert, dass sich Viren an die Schleimhäute in den Atemwegen anheften. Forscher kamen durch eine Studienauswertung zu dem Ergebnis, dass Zink-Lutschtabletten die Dauer einer Erkältung zwischen 20 und 40 Prozent verkürzen können. Auch gibt es Hinweise, dass Zink Symptome wie Halsschmerzen lindert. Dazu ist aber eine ausreichende Dosis nötig: Bei weniger als 75 Milligramm pro Tag wurde der Effekt nicht gezeigt.

Senföle: Dies sind Pflanzenstoffe aus Meerrettich und Kapuzinerkresse. Sie sind für ihre Wirkung gegen Bakterien bekannt. Erste Studien zeigen allerdings auch eine vorbeugende Wirkung gegen Viren – zum Beispiel gegen Erkältungsviren. Bei Erkältungen können deshalb folgende Dosierungen nützlich sein: 250 bis 2.500 Milligramm Kapuzinerkresse-Extrakt sowie 50 bis 500 Milligramm Meerrettich-Extrakt pro Tag.

Immunstärkende Mikronährstoffe auf einen Blick

Für diejenigen, die ihre Abwehrkräfte mit Mikronährstoffen stärken wollen, empfiehlt sich ein Kombinationspräparat für das Immunsystem. In jedem Fall sollten Vitamin D, Vitamin C und Zink enthalten sein. Folgende tägliche Dosierungen sind sinnvoll:

  • 1.000 bis 2.000 Internationale Einheiten Vitamin D
  • 250 bis 500 Milligramm Vitamin C
  • 10 bis 15 Milligramm Zink (bei Halsschmerzen 75 Milligramm als Lutschtablette über den Tag verteilt)

Pflanzenstoffe oder Pflanzen wie Beta-Glucan aus Hefe, Chlorella-Alge oder Meerrettich und Kapuzinerkresse können unterstützend wirken. Sie sind in der Lage, einige Symptome abzuschwächen, die auch bei einer Corona-Erkrankung auftreten. Studien gezielt zum Coronavirus fehlen allerdings bislang.

Expertenwissen

Bei Vitamin D empfiehlt es sich im Herbst, den Vitamin-D-Spiegel im Blut bestimmen zu lassen. Denn nur so kann ein Mangel ausgeschlossen und richtig behandelt werden. Bei einem Vitamin-D-Spiegel zwischen 40 und 60 Nanogramm pro Milliliter gehen Forscher von einem größtmöglichen Nutzen für die Gesundheit aus.

Verzeichnis der Studien und Quellen

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Heinrich, P. C., Müller, M., Graeve, L. (Hrsg.) (2014): Löffler/Petrides Biochemie und Pathobiochemie. 9. Aufl. Springer, Berlin, Heidelberg.

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Über die Autorin

Dr. med. Elke Mantwill

Frau Dr. med. Mantwill ist niedergelassene Fachärztin für Allgemeinmedizin. Sie erwarb die Zusatzbezeichnungen in den Bereichen Ernährungsmedizin, Sportmedizin, Phlebologie und Akupunktur. Die Tätigkeitsschwerpunkte in ihrer allgemeinmedizinischen Praxis sind Ernährungs- und Sportmedizin. Seit 2000 beschäftigt sie sich mit der Orthomolekular-Medizin und ist seit 2002 als Referentin im Bereich der Ernährungs- und Orthomolekular-Medizin aktiv. Als begeisterte Ausdauersportlerin führt sie zudem Ernährungsberatungen für Leistungssportler durch.