Resveratrol gegen Entzündungen bei Colitis ulcerosa einsetzen

Der sekundäre Pflanzenstoff aus Beeren zeigt dank antioxidativer und entzündungshemmender Eigenschaften positive Effekte auf Entzündungsschübe

Menschen mit Colitis ulcerosa leiden oft an wiederkehrenden Entzündungsschüben. Diese gehen oft mit krampfartigen Bauchschmerzen und Durchfall einher. Bild: kirisa99/iStock/Getty Images Plus

Colitis ulcerosa gehört zu den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED). Typisch dafür sind immer wieder auftretende Entzündungsschübe, die die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen können. Wie eine aktuelle Übersichtsarbeit zeigt, kann Resveratrol, ein Polyphenol aus Beeren und roten Trauben, Entzündungen bei Colitis ulcerosa reduzieren und dadurch die Lebensqualität verbessern.

Entzündungsschübe für Colitis ulcerosa typisch

Gekennzeichnet ist Colitis ulcerosa durch entzündliche Schädigungen der Dickdarmschleimhaut – meist beginnend im Enddarm. Dabei verläuft die Erkrankung in Schüben: Krankheitsphasen mit symptomfreien Zeiten und Entzündungsschübe wechseln sich ab. Während der aktiven Phasen sind Bauchschmerzen und blutig-schleimige Durchfälle typische Symptome.

Zur Behandlung der Erkrankung werden derzeit zahlreiche synthetische Medikamente und monoklonale Antikörper eingesetzt. Sie sind jedoch mit Nebenwirkungen verbunden, die ebenfalls einen negativen Einfluss auf die Lebensqualität haben können.
Daher werden verstärkt pflanzliche Alternativen in den Blick genommen. Ein Beispiel ist Resveratrol, das zu den Polyphenolen gehört und insbesondere in Beeren wie beispielsweise Heidelbeeren und in den Schalen roter Weintrauben vorkommt. Der Naturstoff dient den Pflanzen zur Abwehr von Schädlingen oder als Schutz vor UV-Strahlung. Zudem besitzt er antioxidative und entzündungshemmende Eigenschaften. Darüber hinaus kann Resveratrol die Darmflora, das Mikrobiom, beeinflussen.

Resveratrol zeigt schützende Wirkung auf Darmschleimhaut

In verschiedenen Tiermodellen mit (chemisch) erzeugter Colitis ulcerosa konnte Resveratrol den Zustand des Darmgewebes verbessern und Entzündungssymptome mildern. Insbesondere konnte die Verabreichung des Naturstoffes entzündungsfördernde Botenstoffe (Zytokine) – wie zum Beispiel TNF-α – und verschiedene entzündliche Signalwege hemmen.
Zudem zeigte Resveratrol eine immunmodulierende Wirkung: Es förderte sogenannte regulatorische T-Zellen und senkte gleichzeitig die Zahl bestimmter Helferzellen (Th17), deren übermäßige Aktivierung überschießende Entzündungsreaktionen auslöst. Diese können sich auch gegen körpereigenes Gewebe richten.

Ein Teil der Effekte ist wahrscheinlich der positiven Veränderung der Darmflora zu verdanken: Unter Resveratrol nahmen die Zahlen von Lactobacillus und Bifidobacterium zu. Das sind Darmbakterien, die als antientzündlich gelten. Die verringerte Entzündung konnte auch die Barrierefunktion der Darmschleimhaut verbessern.

Klinische Studien bestätigen Entzündungshemmung

Eine iranische Studiengruppe hatte bereits in den Jahren 2015 und 2016 Untersuchungen mit Colitis ulcerosa-Betroffenen durchgeführt: Die Forschenden verabreichten in zwei randomisierten, placebokontrollierten Studien den jeweils etwa 50 erwachsenen Teilnehmenden Kapseln, die entweder 500 mg Resveratrol oder Placebo enthielten.
Nach sechs Wochen hatten sich – in Studie 1 – in der Gruppe mit Resveratrol die Plasmaspiegel von TNF-α und hs-CRP (hochsensitives C-reaktives Protein) – zwei Entzündungsmarkern – deutlich verringert. Gleichzeitig sank bei ihnen der Wert des klinischen Colitis-Aktivitätsindexes.

In Studie 2 berichteten die Forschenden, dass in der Resveratrol-Gruppe die antioxidative Kapazität anstieg, die Krankheitsaktivität abnahm und sich die Lebensqualität verbesserte.

Weitere Studien notwendig

Resveratrol zeigt allgemein eine relativ geringe Bioverfügbarkeit. Der Begriff beschreibt, wie viel eines Stoffs am Bestimmungsort im Körper ankommt. Um die Bioverfügbarkeit zu verbessern, wenden Forschende verschiedene Strategien an. Dazu gehört zum Beispiel die Einkapselung des Wirkstoffs in Nanotransporter. Auch liposomale Träger – also eine schützende Hülle aus Phospholipiden um den Wirkstoff – könnten die geringe Bioverfügbarkeit von Resveratrol überwinden und dessen Wirksamkeit erhöhen.

Da viele Studien zur Wirksamkeit von Resveratrol bei Colitis ulcerosa an Tiermodellen erfolgten, sind weitere Untersuchungen am Menschen erforderlich, um Daten zur Sicherheit zu erhalten und die klinische Anwendung zu etablieren.

Zusammenfassung

Der sekundäre Pflanzenstoff Resveratrol, ein Polyphenol aus Beeren und roten Trauben, gilt aufgrund seiner entzündungshemmenden, antioxidativen und mikrobiom-modulierenden Eigenschaften als vielversprechender Behandlungsansatz bei der chronisch-entzündlichen Darmerkrankung Colitis ulcerosa. Insbesondere Tiermodelle bestätigen seine positiven Wirkungen auf die Darmschleimhaut. Aber auch zwei klinische Studien haben für Menschen mit Colitis ulcerosa die Linderung von Entzündungen und eine Verbesserung der Lebensqualität belegt.

Verzeichnis der Studien und Quellen

Chen X et al. (2024): Resveratrol in disease prevention and health promotion: A role of the gut microbiome. Crit Rev Food Sci Nutr 64(17): 5878–5895.
https://www.tandfonline.com/doi/10.1080/10408398.2022.2159921, zuletzt abgerufen am 20.10.2025.

DocCheck Flexikon (02.09.2025): Colitis ulcerosa.
https://flexikon.doccheck.com/de/Colitis_ulcerosa, zuletzt abgerufen am 13.10.2025.

Garg Y et al. (2025): Resveratrol in ulcerative colitis: therapeutic mechanisms, animal model evidence and novel approaches. J Drug Target 33(7): 1043–1066.
https://www.tandfonline.com/doi/10.1080/1061186X.2025.2469750, zuletzt abgerufen am 20.10.2025.

Samsami-Kor M et al. (2015): Anti-Inflammatory Effects of Resveratrol in Patients with Ulcerative Colitis: A Randomized, Double-Blind, Placebo-Controlled Pilot Study. Arch Med Res 46(4): 280–285.
https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0188440915001228, zuletzt abgerufen am 20.10.2025.

Samsamikor M et al. (2016): Resveratrol Supplementation and Oxidative/Anti-Oxidative Status in Patients with Ulcerative Colitis: A Randomized, Double-Blind, Placebo-Controlled Pilot Study. Arch Med Res 47(4): 304–309.
https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0188440916300698, zuletzt abgerufen am 20.10.2025.

 

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