Säureblocker: häufig eingesetzt, häufig Darmprobleme?

Wenn die PPI-Therapie Nebenwirkungen hat, könnten Probiotika helfen

Frau nimmt Säureblocker ein
Eine Therapie mit Protonenpumpeninhibitoren (PPI) geht häufig mit Nebenwirkungen einher. Bild: seb_ra/iStock/Getty Images Plus

Säureblocker: Schnelle Hilfe mit Langzeitproblemen

Wenn Magenschmerzen oder Sodbrennen quälen, bringen Protonenpumpeninhibitoren (PPI) schnelle Linderung. Daher nehmen viele Menschen diese Medikamente ein. Bekannte Wirkstoffe sind Omeprazol und Pantoprazol. Dank ihrer Hilfe sank die Zahl der Magenoperationen deutlich.

Protonenpumpenhemmer werden jedoch häufig auch ohne medizinischen Grund genommen. Neue Untersuchungen lassen annehmen, dass sie dann nicht so harmlos sind, wie man meint – vor allem, wenn sie wochenlang eingenommen werden. Dann können sie Nebenwirkungen verursachen und zum Beispiel Magen-Darm-Infektionen auslösen. PPI könnten zum Beispiel die Rate von Infektionen erhöhen. Lesen Sie hier, wie man sich davor schützen kann.

Wie wirken PPI?

Die Therapie mit PPI sorgt dafür, dass im Magen weniger Säure produziert wird. Das schützt eine gereizte Schleimhaut vor Säure. Schäden in Magen, Darm und Speiseröhre können so leichter abheilen. Protonenpumpenhemmer werden daher zum Beispiel bei Magengeschwüren, Mageninfektionen (Helicobacter pylori), Dünndarmerkrankungen und Sodbrennen verordnet. Auch wenn magenschädliche Medikamente eingesetzt werden, schützen Säureblocker den Magen verlässlich.

Säureblocker sind im Allgemeinen gut verträglich. Bei einem gelegentlichen Einsatz überwiegt der Nutzen. Werden sie jedoch über mehrere Wochen genommen, können Säureblocker Nebenwirkungen haben.

PPI-Therapie und Nebenwirkungen: gestörte Darmflora und Infektionen

Was man nicht übersehen sollte, ist, dass die Magensäure wichtige Funktionen hat: Sie tötet schädliche Bakterien in der Nahrung ab. Im Darm sorgt dann ein leicht saures Klima dafür, dass sich keine krankmachenden Keime vermehren. Magensäure ist daher ein natürlicher Schutz gegen Magen-Darm-Infektionen. Eine einzige Tablette mit Omeprazol oder Pantoprazol dagegen verringert den Säureschutz für zehn bis 16 Stunden. Bereits nach zwei Wochen täglicher Einnahme ist die Darmflora messbar gestört (Dysbiose).

Bei einer gestörten Darmflora kann es zu Verdauungsbeschwerden kommen – wie Durchfall, Verstopfung, Bauchschmerzen, Übelkeit oder Erbrechen. Auch Darminfektionen drohen. Besonders häufig findet man Salmonellen oder das Bakterium Clostridium difficile. Vermehren sich Clostridien im Darm, erzeugen sie Gifte, die den Darm reizen und zu chronischem Durchfall führen.

Neu ist, dass wahrscheinlich das Immunsystem durch Protonenpumpenhemmer geschwächt wird. Denn Säuren spielen auch hier eine Rolle: Die Immunzellen fangen Bakterien ein und töten sie mit Hilfe von Säure ab. PPI stören darüber hinaus Botenstoffe des Immunsystems. Damit wird ein Infektionsherd nicht mehr effektiv eingedämmt.

Werden Säureblocker zu häufig angewendet, kann dies ernsthafte Nebenwirkungen haben, wie schwere Magen-Darm-Infektionen.

Info

Auch für die Aufnahme von Nährstoffen ist die Magensäure wichtig. So verringern Protonenpumpenhemmer die Versorgung mit Mikronährstoffen wie Vitamin B12, Calcium, Eisen und Magnesium. PPI stehen auch mit Osteoporose oder Demenz in Verbindung. Mehr darüber lesen Sie in einem weiteren Blogartikel von Uwe Gröber.

Wie häufig sind Magen-Darm-Infektionen durch PPI?

Einige Forscher rechnen in Übersichtsstudien mit einer Verdopplung der Magen-Darm-Infektionen durch die Einnahme von PPI. In den meisten Studien wurde der Krankheitsverlauf von Personen im Krankenhaus ausgewertet. Sie haben generell eine geschwächte Gesundheit und sind vermehrt durch Infektionen bedroht.

Verschiedene Faktoren verschlimmern die Situation: Bei Sodbrennen kann Mageninhalt mit Bakterien in die Lunge geraten und bei PPI-Einnahme häufiger eine Lungenentzündung verursachen. Ist die Darmflora erst einmal aus dem Gleichgewicht, siedeln sich Keime aus dem Darm vermehrt in den Harnwegen an. Besonders problematisch ist es, wenn Antibiotika die natürliche Darmflora bereits gestört haben.

Davon besonders betroffen sind Schwerkranke, Kinder sowie Menschen mit unterdrücktem Immunsystem oder invasiven Prozeduren wie einer Magensonde.

Die PPI-Begleitbehandlung: Probiotika zur Darmsanierung

Da man heute schon die Darmflora beeinflussen kann, haben Forscher vorgeschlagen, die PPI-Therapie mit Probiotika zu unterstützen. Probiotika liefern lebende gesundheitsförderliche Bakterien. Sie erzeugen ein gesundes Klima im Darm und hemmen das Wachstum krankmachender Bakterien. Somit fördern Probiotika die Regeneration der Darmflora:

  • In einer ersten Studie hatten über 50 Prozent der Kinder eine gestörte Darmflora, wenn sie mit PPI behandelt worden waren. Bekamen sie probiotische Bakterien (Lactobacillus reuteri), waren es nur etwa sechs Prozent mit einer Dysbiose.
  • Im Krankenhaus konnten durch ein neues Konzept die Infektionen durch PPI um 20 Prozent reduziert werden. Dabei wurden weniger PPI verschrieben, gezielt Antibiotika eingesetzt und Probiotika gegeben.

Allerdings waren nicht alle Studien erfolgreich. Man weiß noch nicht genau, welche Bakterien am besten sind. Häufig verwendet wurden verschiedene Stämme aus der Gattung der Bifidobakterien und Laktobazillen.

Fazit: Bei Einnahme von PPI aktiv die Darmflora beeinflussen

Mikronährstoff-Experten empfehlen begleitend zur PPI-Therapie die regelmäßige Ergänzung von Probiotika. Idealerweise erfolgt die Einnahme noch vier bis sechs Wochen danach, sodass sich die Darmflora gut erholen kann. Die Dosis sollte täglich bei 10 bis 20 Milliarden koloniebildenden Einheiten liegen (10 bis 20 x 109 KBE). Außerdem ist es bei einer Dysbiose sinnvoll, den Darm mit Ballaststoffen (Präbiotika) zu unterstützen, zum Beispiel mit 10 bis 20 Gramm resistenter Stärke. Präbiotika liefern der Darmflora Nährstoffe: Die Bakterien können daraus selbst Säuren herstellen.

Zu beachten ist, dass Schwerkranke mit eingeschränkter Immunantwort keine Probiotika bekommen sollten. In diesem Fall empfehlen Mikronährstoff-Experten nur Präbiotika.

Daneben gibt es bei der Einnahme von PPI folgende Punkte zu beachten:

  • Protonenpumpenhemmer sollte man nur so lange nehmen, wie sie der Arzt verordnet.
  • Die Dosis sollte möglichst gering sein.
  • Wenn umsetzbar, sollte man PPI nicht täglich nehmen.
  • Ist ein Dauereinsatz unvermeidbar, sollte man Mängel an Mikronährstoffen im Auge behalten.

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Über den Autor

Uwe Gröber

Uwe Gröber ist Leiter der Akademie für Mikronährstoffmedizin und zählt zu den führenden Mikronährstoffexperten Deutschlands mit seinen Spezialgebieten Pharmakologie, Mikronährstoffmedizin, Wechselwirkungen zwischen Arzneimitteln und Mikronährstoffen, Metabolic Tuning, Ernährungs-, Sport- und Präventivmedizin sowie komplementäre Verfahren in der Diabetologie und Onkologie (z.B. Tumoranämie). Er ist europaweit seit Jahren aktiv in der Aus- und Fortbildung von Ärzten, Apothekern und Ernährungswissenschaftlern tätig, unter anderem als Dozent an der Dresdner International University (DIU). Zudem ist er aktives Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Prävention und integrative Onkologie (PRIO) der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG).