Mit Stärke gegen Histaminintoleranz

Resistente Stärke könnte ein Hausmittel sein, um Histamin zu senken

Stärke in einer Schüssel
Resistente Stärke entsteht, wenn man gekochte Kartoffeln abkühlen lässt. Bild: Liudmila Chernetska

Histamin: Was zählt ist die Kontrolle

Histamin ist eigentlich ein wichtiges Gewebshormon. Man braucht es zum Beispiel bei der Abwehr von Krankheitserregern. Daneben ist es wichtig für den Appetit, die Darmbewegung, das Herz-Kreislauf-System und die Gefäße. Im Nervensystem wirkt Histamin unter anderem antidepressiv und macht wach – also kein Grund, darauf verzichten zu wollen.

Es gibt aber auch eine dunkle Seite: Zu viel Histamin im Darm verursacht unangenehme Symptome. Es ist außerdem an Allergien, Juckreiz und Asthma beteiligt. Manche Menschen müssen daher Histamin in der Nahrung reduzieren.

Es gibt neue Studien zum Thema Histaminintoleranz: Demnach könnte es einfache Hausmittel geben, um Histamin zu senken. Zum Beispiel ist resistente Stärke aus Kartoffeln eine neue Hoffnung. Lesen Sie hier, was das ist und wie es wirkt.

Wie kommt Histamin in den Körper?

Man nimmt an, dass die Ursache einer Histaminintoleranz im Darm liegt. Es kommt zum Beispiel über Lebensmittel in den Körper. Besonders solche, die länger gelagert oder fermentiert wurden – wie Salami und Rotwein – enthalten viel Histamin. Es kann aber auch durch die Darmbakterien oder das Immunsystem produziert werden.

Histamin im Darm wird im Normalfall schnell abgebaut. Bei einer Histaminintoleranz ist vermutlich der Abbau durch das Enzym DAO (Diaminoxidase) vermindert. Daneben könnte auch die Darmbarriere gestört sein (Leaky gut), sodass Histamin vermehrt ins Blut gelangt.

Histaminintoleranz: Symptome, Diagnose und Behandlung

Histamin verändert die Durchblutung, aktiviert Entzündungen und Schmerzen. Das bekannteste Symptom sind somit plötzliche heiße Rötungen im Gesicht (Flush) sowie auf der Haut in Kombination mit Juckreiz oder Kribbeln. Auch Magen-Darm-Beschwerden wie Bauchschmerzen, Durchfall und Verstopfung sind möglich. Histamin kann außerdem Blähungen auslösen. Bei manchen Menschen führen Histamin-haltige Lebensmittel zu grippeähnlichen Symptomen. Darüber hinaus werden psychische Symptome beobachtet wie Schlafstörungen, Ängste und Depressionen.

Im Augenblick gibt es keine guten Diagnose-Möglichkeiten. Der Histaminwert im Blut, Urin oder Darm gibt nicht verlässlich wieder, ob eine Histaminintoleranz vorliegt. Daher wird bei Verdacht empfohlen, entsprechende Lebensmittel wegzulassen.

Behandelt wird eine Histaminintoleranz mit einer Histamin-armen Ernährung. Daneben gibt es Medikamente, welche im Körper die Histaminrezeptoren oder die Histaminausschüttung blockieren. Außerdem kann das fehlende Enzym DAO in Form von Kapseln ergänzt werden.

Resistente Stärke verändert das Milieu im Darm

Neue Daten aus der Forschung zeigen, dass man Histamin auch mit Hausmitteln senken kann. Dazu gehört resistente Stärke. Wichtig zu wissen ist, dass in manchen Fällen bestimmte Bakterien Histamin im Darm produzieren. Man kann dann versuchen, die guten Bakterien mit Ballaststoffen zu „düngen“, sodass sie sich stärker vermehren als Histamin-produzierende. Diese werden dann verdrängt. Solche Ballaststoffe nennt man Präbiotika – resistente Stärke gehört dazu. Sie wird nicht verdaut und erreicht den Dickdarm. Dort wird sie von Bakterien zersetzt und erzeugt ein gesünderes Milieu. In einer Studie wurden die Histaminwerte im Blut mit resistenter Stärke aus Kartoffeln gesenkt.

Daneben wird  resistente Stärke in kurzkettige Fettsäuren umgewandelt, die der Darm direkt nutzen kann. Das hilft dabei, die Darmbarriere abzudichten. So wird weniger Histamin ins Blut aufgenommen. Resistente Stärke trägt somit dazu bei, dass die Darmwand besser abgedichtet wird.

Was ist resistente Stärke vom Typ 3?

Es gibt verschiedene Stärke-Typen, die nicht verdaut werden. Resistente Stärke vom Typ 3 kommt zum Beispiel in Kartoffeln vor: Werden sie gekocht und abgekühlt, lagern sich die Stärkemoleküle um. Verdauungsenzyme können sie daher nicht mehr verwerten. Man spricht auch von retrogradierter Stärke.

Tipp

Resistente Stärke: wie lange abkühlen lassen?

Resistente Stärke kann man selbst herstellen. Dazu muss man Kartoffeln gar kochen und circa zwölf Stunden kühl lagern. Während dieser Zeit bildet sich resistente Stärke. Ein gutes Beispiel ist Kartoffelsalat. Sie bleibt übrigens auch dann erhalten, wenn man die Kartoffeln nochmals erhitzt.

Es gibt auch weitere Lebensmittel mit resistenter Stärke abgesehen von Kartoffeln: Der Prozess funktioniert auch mit Reis, Nudeln und Hülsenfrüchten. Außerdem ist resistente Stärke in geschrotetem Getreide, Haferflocken, Cornflakes und unreifen Bananen enthalten.

Neue Behandlung: resistente Stärke aus Kartoffeln bei Histaminintoleranz

Bei Histaminintoleranz kann man neben einer Histamin-armen Ernährung auch resistente Stärke ausprobieren. Dazu eignen sich entsprechende Lebensmittel wie abgekühlte Kartoffeln. Einfacher ist es jedoch, resistente Stärke zu kaufen. Sie ist als Pulver erhältlich, das in Wasser eingerührt wird.

Präparate mit resistenter Stärker sollten langsam eingeschlichen werden, damit sich der Darm daran gewöhnt – zum Beispiel 6 Gramm pro Tag, aufgeteilt auf mehrere Portionen. Wird diese Menge einige Tage lang vertragen, kann die Dosis auf bis zu 25 Gramm pro Tag erhöht werden. Die Gesamtmenge sollte immer auf die Mahlzeiten verteilt werden, zum Beispiel dreimal 7 Gramm.

Hat resistente Stärke Nebenwirkungen? Bisher sind keine starken Nebenwirkungen bekannt. Sie gilt als natürlicher Nahrungsbestandteil. Anfangs kann es jedoch zu Blähungen kommen, bis sich der Darm daran gewöhnt hat.

Verzeichnis der Studien und Quellen

Bush, J.R. et al. (2023): Resistant potato starch supplementation reduces serum histamine levels in healthy adults with links to attenuated intestinal permeability. Journal of Functional Foods;2023 Sep;108:105740. https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1756464623003407?via%3Dihub, abgerufen am 26.01.2024.

DAK Gesundheit (Hrsg.) (2023): Was steckt hinter dem Hype um resistente Stärke? https://www.dak.de/dak/fitwoch/tipp-134-was-steckt-hinter-dem-hype-um-resistente-staerke-2168282.html#/, abgerufen am 26.01.2024.

Reese, I. et al. (2021): Leitlinie zum Vorgehen bei Verdacht auf Unverträglichkeit gegenüber oral aufgenommenem Histamin. AWMF-Register-Nr. 061-030. https://register.awmf.org/assets/guidelines/061-030l_S1_Vorgehen-bei-Verdacht-auf-Unvertraeglichkeit-gegenueber-oral-aufgenommenem-Histamin_2022-03.pdf, abgerufen am 26.01.2024.

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