Bromelain: Enzyme aus Ananas helfen bei Entzündungen

Wie wirkt Bromelain und bei welchen Krankheiten hilft es dem Körper?

Bromelain ist ein Enzym aus Ananas, das entzündliche Prozesse lindert. Es hilft, entzündliche Botenstoffe abzubauen. So kommt es bei verschiedenen entzündlichen Zuständen und Erkrankungen zum Einsatz, zum Beispiel bei Gelenkentzündungen, Nasennebenhöhlenentzündung und bei Wunden oder Operationen. Auch im Sport wird es gerne eingesetzt. Daneben wirkt es verdauungsfördernd. Lesen Sie hier, wie und wann man Bromelain optimal einsetzt.

Eine in der Mitte geteilte Ananas
Bromelain ist in Ananas enthalten. In reifen Früchten ist der Gehalt jedoch gering. Deshalb wird Bromelain für Präparate aus unreifen Früchten gewonnen. Bild: AlexPro9500/iStock/Getty Images Plus

Eigenschaften und Vorkommen in Lebensmitteln

Eigenschaften von Bromelain

Bromelain ist streng genommen eine Gruppe von Eiweißen aus Ananas, die als Enzyme wirken. Enzyme sind Werkzeuge auf molekularer Ebene. Sie erledigen die Stoffwechselprozesse im Körper und können zum Beispiel Eiweiße und Zuckerverbindungen spalten. Bromelain enthält unter anderem eiweißspaltende Enzyme (Proteasen). Im Körper zersetzt es Signalmoleküle, sodass eine Umstimmung eingeleitet wird.

Bromelain ist empfindlich gegenüber Hitze: Die Enzymaktivität sinkt mit steigender Temperatur. Ab 50 Grad Celsius sind die Enzyme meist nicht mehr aktiv. In Konserven mit Ananasfrucht ist daher kein aktives Enzym mehr enthalten. Kapseln und Tabletten mit Bromelain sollten nicht in sehr warmen Räumen gelagert werden. Auch zerstört die Magensäure das Enzym, sodass es speziell verpackt werden muss.

Vorkommen in Lebensmitteln

Bromelain wird aus unreifen Ananasfrüchten gewonnen. In reifen Früchten nimmt der Enzymgehalt jedoch ab. Um wirksame Konzentrationen zu erreichen, müsste man mehrere Dutzend Kilogramm Ananas täglich essen. Darum gibt es Präparate, die genau definierte Mengen an Bromelain enthalten.

Info

Der Gehalt an Bromelain in Präparaten wird meist in Milligramm angegeben. Genauer allerdings sind die Angaben der Enzymaktivität. Sie wird in F.I.P.-Einheiten gemessen, denn die Messung wurde von der F.I.P.-Kommission festgelegt (Féderation Internationale Pharmaceutique).

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Aufnahme und Funktionen im Körper

Wird Bromelain im Darm aufgenommen?

Lange dachte man, dass Bromelain als Eiweiß bei der Verdauung zersetzt wird. Neuere Untersuchungen zeigen aber, dass Bromelain intakt bleibt und im Verdauungstrakt aufgenommen wird. Eine Studie an Tieren hat bestätigt, dass Bromelain aktiv das Blut erreicht. Etwa eine Stunde nach der Verabreichung ist die höchste Konzentration im Blut zu finden. Allerdings fällt sie rasch ab, weshalb Bromelain regelmäßig eingenommen werden muss, um seine Wirkung zu entfalten.

Welche Wirkung hat Bromelain?

Illustration von Immunzellen
Bromelain aktiviert vermutlich Immunzellen und kann so bei Infektionen positiv wirken. Allerdings sind die genauen Wirkmechanismen noch nicht bekannt. Bild: Christoph Burgstedt/iStock/Getty Images Plus

Bromelain hat verschiedene Wirkungen im Körper:

Abschwellend bei Verletzungen und Operationen: Indem Bromelain entzündliche Botenstoffe und deren Andockstellen (Rezeptoren) zerlegt, sorgt es dafür, dass Entzündungen und Schmerzen abklingen. Auch Schwellungen (Ödeme) durch den Eingriff lassen sich mit Bromelain schneller reduzieren. Sowohl bei akuten als auch bei stumpfen Verletzungen sowie schwer heilenden Wunden kann Bromelain sinnvoll sein.

Entzündungslinderung: Bromelain spaltet neben Botenstoffen auch Zellanker und Zellrezeptoren. Das führt dazu, dass Immunzellen nicht an die Orte der Entzündung kommen oder auf Botenstoffe reagieren. Studien beschäftigen sich mit der antientzündlichen Wirkung bei Gelenkbeschwerden wie rheumatoider Arthritis, Hauterkrankungen, Venenentzündung, Asthma, Bronchitis sowie chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. Auch bei Allergien könnte Bromelain helfen.

Blutverdünnung und Gefäßschutz: Bei der Bildung von Blutgerinnseln sind Eiweiße maßgeblich beteiligt. Bromelain verdünnt das Blut und hemmt die Verklumpung von Blutplättchen. So wurde Bromelain bei Durchblutungsstörungen erfolgreich getestet. In Vorversuchen hemmte Bromelain den Arteriosklerose-Prozess.    

Verdauungshilfe: Bromelain kann eine schwache Verdauung unterstützen, da es die körpereigenen Verdauungsenzyme ersetzt. Das könnte zum Beispiel bei älteren Menschen helfen oder bei Personen mit einer Verdauungsschwäche.

Antimikrobiell: Bromelain hemmt das Wachstum und die Infektiosität von Krankheitserregern (Mikroorganismen), beispielsweise von Bakterien und Pilzen (Candida) sowie von Darmparasiten (Würmer). So gibt es Anhaltspunkte für eine Wirkung gegen Infektionen, zum Beispiel bei Blasenentzündung, Hautinfektionen und Durchfallerkrankungen. Bromelain verstärkte in verschiedenen Experimenten außerdem die Wirkung von Antibiotika.

Immunstärkung: Über noch unbekannte Mechanismen bewirkt Bromelain, dass Immunzellen aktiv werden. Es kann also ein schwaches Immunsystem aktivieren.

Krebshemmung: Bromelain wird bei  der Behandlung von Krebs als mögliche Therapie untersucht. Mehrere Tier- und Humanstudien liefern Hinweise auf eine krebshemmende Wirkung. Dies ließ sich zum Beispiel bei Lungentumoren, Blutkrebs, Weichteil- und Knochentumoren, Magenkrebs sowie Brustkrebs feststellen. Noch fehlen Prüfungen zur Sicherheit. Bromelain könnte aber eine mögliche Ergänzung einer Chemotherapie sein. Man vermutet, dass die Abspaltung von Zellankern durch Bromelain dazu führt, dass Tumorzellen nicht in fremden Geweben anhaften können. Man diskutiert auch, ob Bromelain die Metastasenbildung hemmt.

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Einsatz im Sport und bei Krankheiten

Bromelain unterstützt bei extremem Training und Sportverletzungen

Bei akuter Überbeanspruchung (zum Beispiel im Bodybuilding) und bei Sportverletzungen hat Bromelain eine entzündungshemmende und schmerzlindernde Wirkung. Bromelain reduziert darüber hinaus Reizungen von Sehnen, Schwellungen, Blutergüsse, Rötungen, Druckempfindlichkeit und Muskelkater. So fördert es eine schnelle Erholung und ein optimales Training.

Sportverletzungen: Im Rahmen einer Vorstudie zeigte sich eine positive Wirkung bei sportbedingten Bänderverletzungen. Eine hochwertige Studie belegt dagegen keine bessere Wirkung eines Kombinationsproduktes mit Bromelain bei Knöchelverletzungen als ein Scheinmedikament (Placebo). In Kombination mit anderen Maßnahmen könnte Bromelain aber wirken: Forscher stellen in einer Vorstudie fest, dass Akupunktur, eine optimale Ernährung und Bromelain eine Sehnenentzündung verbesserte. Die Probanden hatten entweder die Kombinationstherapie erhalten oder nur Akupunktur.

Überbeanspruchung: Bromelain kann vermutlich Muskelschmerzen bei heftigem Training lindern. Das beschreibt eine Vorstudie: Sportler, die eine Kombination aus Bromelain und anderen Enzymen einnahmen, erholten sich schneller im Vergleich zu der Gruppe, die ein Scheinmedikament bekam. Auch die Muskelschmerzen nach der Trainingseinheit besserten sich. Eine hochwertige Studie konnte das allerdings nicht bestätigen. Hier war die Wirkung von Bromelain oder des Medikamentenwirkstoffs Ibuprofen nicht besser als die des Scheinmedikaments.

Erste positive Ergebnisse zu Bromelain im Sport liegen vor; abschließend bewiesen ist die Wirkung jedoch noch nicht. Besonders bei Sportverletzungen ist Bromelain einen Versuch wert. Sinnvoll sind Dosierungen zwischen 3.000 und 15.000 F.I.P.-Einheiten Bromelain täglich für die Zeit der Verletzung.

Bromelain lindert Schmerzen bei Arthrose und Rheuma

Arthrose zählt zu den häufigsten Gelenkerkrankungen. Eine zerstörte Knorpelschicht führt zu Schmerzen. Oft entzündet sich das Gelenk zusätzlich und schwillt an. Das schränkt auf Dauer die Bewegungsfreiheit ein. Auch bei Rheuma läuft ein entzündlicher Prozess im Gelenk ab. Bromelain kann wegen seiner entzündungslindernden Wirkung bei beiden Erkrankungen eingesetzt werden.

Arthrose: In einer ersten hochwertigen Studie wurde ein Präparat mit Bromelain bei Patienten mit Kniearthrose erfolgreich getestet. Verglichen wurde der Behandlungserfolg mit dem entzündungshemmenden und schmerzlindernden Medikamentenwirkstoff Diclofenac (zum Beispiel Voltaren®). Das Ergebnis war bei beiden Gruppen nach sechs Wochen vergleichbar: Die Behandlungen führten zu einer maßgeblichen Reduktion der Schmerzen und der Entzündung. Damit ist Bromelain in der Wirkstärke mit dem Medikament vergleichbar. Ähnlich positive Ergebnisse ergab auch eine hochwertige Studie bei Personen mit Hüftarthrose: Es zeigte sich eine gute Schmerzbekämpfung sowie eine verbesserte Gelenkfunktion.

Rheuma: Im Rahmen einer Übersichtsarbeit stellten Forscher fest, dass Bromelain bei Rheuma vergleichbar gut hilft wie Rheumamedikamente aus der Gruppe der nicht steroidalen Antirheumatika (wie Diclofenac (Voltaren®)). Dabei war der Einsatz von Bromelain sogar wirksamer und es wurde besser vertragen als das Medikament. Nur in einigen Fällen schlug die Behandlung mit Bromelain schlecht an: zum Beispiel bei älteren Menschen über 50 Jahren, bei Personen mit langem Krankheitsverlauf sowie sehr schweren Symptomen – das zeigt eine sehr große beobachtende Studie mit über 3.000 Patienten.

Bromelain ist bei Arthrose und Rheuma eine mögliche Alternative zu den üblichen Medikamenten. Es verspricht vor allem bei leichteren Beschwerden Hilfe. Mikronährstoff-Mediziner empfehlen etwa 2.700 F.I.P.-Einheiten pro Tag.

Mann hält sich vor Schmerzen das Handgelenk
Durch seine Wirkung kann Bromelain Schmerzen und Entzündungen der Gelenke lindern. Studien liegen zum Beispiel bei Arthrose und Rheuma vor. Bild: seb_ra/iStock/Getty Images Plus

Bromelain hilft bei Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis)

Bei entzündlichen Nasen- sowie Nasennebenhöhlen-Erkrankungen kann Bromelain wirksam eingesetzt werden. Es hilft bei der Bekämpfung des Infekts sowie bei der Reduktion von Schwellungen und Entzündungen: Im Rahmen einer vorläufigen Studie erhielten Patienten mit wiederkehrender Nasennebenhöhlenentzündung (chronischer Sinusitis) oder Personen nach einer Nasennebenhöhlen-Operation drei Monate lang Bromelain-Tabletten. Nach Abschluss der Studie zeigten sich bei allen Patienten eine Verbesserung der Lebensqualität sowie eine gute Verträglichkeit von Bromelain.

In mehreren – zum Teil hochwertigen – Studien mit Erwachsenen verbesserte sich vor allem die Nasenatmung, aber auch Kopfschmerzen und Schleimabsonderungen gingen zurück. Bei Kindern verkürzte Bromelain die Dauer der Symptome und beschleunigte die Heilung.

Bei Nasennebenhöhlenentzündung ist Bromelain einen Versuch wert, der oft zu einer Besserung der Beschwerden führt. Es werden täglich für die Dauer der Entzündung bis zu 10.000 F.I.P.-Einheiten Bromelain empfohlen.

Bromelain unterstützt die Wundheilung nach Operationen

Frau leidet unter Zahnschmerzen
Besonders bei Schwellungen im Gesicht wie nach einer Zahn-Operation kann Bromelain hilfreich sein. Es wirkt abschwellend und kann die Heilung beschleunigen. Bild: Tharakorn/iStock/Getty Images Plus

Die entzündungshemmende und durchblutungsfördernde Wirkung von Bromelain ist auch bei der Wundheilung von Vorteil. Eine Übersichtsarbeit belegt deutlich geringere Entzündungsreaktionen. Bekommen Personen vor einer Operation Bromelain, beispielsweise in Form von Tabletten, klingen die Schmerzen oder Schwellungen nach der Operation schneller ab.

Zum Beispiel profitierten Frauen, die während der Geburt einen Dammschnitt erhielten, von Bromelain: Im Rahmen einer hochwertigen Studie hatten 14 Tage nach der Geburt fast 80 Prozent der Frauen durch die Einnahme von Bromelain keinerlei Schmerzen mehr. Bei mehr als der Hälfte zeigte sich im gleichen Zeitraum zudem eine vollständige Wundheilung. Eine Studie bei Patienten nach Operationen am Unterkiefer belegt ebenfalls eine Schmerzreduktion.

Auch bei geschädigtem Gewebe rund um Wunden oder bei Verbrennungen kann mit Bromelain als äußerliche Anwendung (Creme) eine Verbesserung erreicht werden. Es reinigt schwer heilende Wunden von abgestorbenem Gewebe und leitet die Heilung ein.

Bromelain ist bei Wunden und Operationen eine gute Möglichkeit, die Begleitbeschwerden zu lindern. Besonders relevant scheint dies für Operationen am Kopf zu sein – mit Schwellungen im Gesicht und in der Nase. Allerdings sollte Bromelain nicht vor einer Operation und nicht ohne Wissen des Arztes eingesetzt werden, da es die Blutgerinnung hemmt. Größere und hochwertige Studien fehlen noch. Eine Dosierung von 1.000 bis 3.000 F.I.P.-Einheiten Bromelain pro Tag war jedoch in ersten Studien wirksam.

Bromelain wirkt bei Thrombose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Für Bromelain wurde eine antithrombotische Wirkung beschrieben: Es verhindert das Zusammenlagern der Blutplättchen. Bromelain scheint außerdem lindernd zu wirken, wenn ein Körperbereich für eine Weile vom Blutfluss abgeschlossen war, zum Beispiel durch eine Thrombose oder bei Gefäßkrämpfen. Daneben vermuten Forscher, dass Bromelain Ablagerungen an den Gefäßwänden im Rahmen einer Arteriosklerose verhindern kann. Auf diese Weise kann Bromelain die Durchblutung und die Gewebeversorgung mit Sauerstoff verbessern.

Auch bei Angina pectoris („Brustenge“) wurde Bromelain erfolgreich getestet. Bei dieser Erkrankung kommt es durch Durchblutungsstörungen am Herz zu einem Gefühl der „Herzenge“ und Herzschmerzen. Außerdem liegen erste Untersuchungen zu Bromelain und der Behandlung einer Venenentzündung vor.

Insgesamt könnte Bromelain bei Gerinnungsstörungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen positiv wirken. Allerdings sind mehr Studien notwendig, um den Einsatz und die Dosis noch genauer zu belegen. Sinnvoll könnten täglich 500 bis 1.000 F.I.P.-Einheiten Bromelain sein.

Linderung von Prostataentzündung durch Bromelain

Eine Prostataentzündung entsteht entweder infolge einer bakteriellen Infektion (wie einer Harnwegsinfektion) oder durch unbekannte Mechanismen (chronisches Beckenschmerzsyndrom). Ziel der Behandlung ist es, neben der Infektion die Entzündung zu kontrollieren. Dabei könnte Bromelain helfen.

Eine erste Studie mit Bromelain war zwar nicht erfolgreich, eine andere vorläufige Studie mit einem Kombinationsprodukt zeigte jedoch eine Wirkung: Beschwerden wie häufiger Harndrang oder Probleme beim Wasserlassen nahmen ab. Eingesetzt wurden neben Bromelain auch Sägepalmen-Extrakt, Selen und Lycopin.

Bromelain zusammen mit anderen Wirkstoffen könnte bei Prostataentzündung positiv wirken. Dennoch sind für einen endgültigen Beweis noch weitere und hochwertige Studien nötig. Sinnvoll könnten 2.500 bis 10.000 F.I.P.-Einheiten Bromelain pro Tag sein.

Dosierungsempfehlungen auf einen Blick

Empfehlung für Bromelain pro Tag in F.I.P.-Einheiten

Sport und Sportverletzungen

3.000 bis 15.000

Arthrose und Rheuma

2.700

Nasennebenhöhlenentzündung

bis 10.000

Operationen und Wunden

1.000 bis 10.000

Thrombosen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen

500 bis 1.000

Prostataentzündung

2.500 bis 10.000

 

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Einnahmeempfehlung

Wann und wie sollte man Bromelain einnehmen?

Bromelain sollte auf nüchternen Magen zwischen den Mahlzeiten mit etwas Flüssigkeit eingenommen werden – zum Beispiel eine halbe Stunde vor dem Essen. Ohne ärztlichen Rat sollte Bromelain nicht länger als vier bis fünf Tage eingenommen werden. Auf Anraten des Arztes kann es auch länger eingesetzt werden.

Bromelain ist in Form von Tabletten erhältlich oder als Pulver, das in Kapseln abgefüllt ist. Bei Bromelain-Präparaten sollte darauf geachtet werden, dass Tabletten speziell ummantelt oder Kapseln magensaftresistent sind. So ist Bromelain vor der Zerstörung durch die Magensäure geschützt. Ummantelte Tabletten und Kapseln dürfen nicht geteilt oder zerbissen werden, da sonst der Schutz vor der Magensäure verloren geht.

Für die Enzymaktivität haben sich die sogenannten F.I.P-Einheiten (Einheiten der Fédération Internationale Pharmaceutique) durchgesetzt. Eine F.I.P-Einheit ist biochemisch gesehen die Enzymmenge, die in einer Minute unter Standardbedingungen 1 Mikromol eines Stoffes (Substrat) umsetzt. 60 bis 100 Milligramm Bromelain entsprechen ungefähr 500 F.I.P.-Einheiten.

Oft wird der Gehalt an Bromelain in Präparaten in Milligramm angegeben. Dies ist jedoch weniger genau als die Angaben der Enzymaktivität.

Info

Unter den verschiedenen Herstellern gibt es allerdings auch andere Einheiten. Darum ist ein Vergleich der Präparate nicht immer einfach. Manchmal erfolgen die Angaben in GDU-Einheiten pro 1.000 Milligramm Bromelain (GDU steht für „gelatin digesting units“). 2.500 GDU-Einheiten entsprechen in etwa 5.000 F.I.P-Einheiten pro 1.000 Milligramm Bromelain.

Bromelain-Präparate
Bromelain wird in Präparaten häufig mit anderen Stoffen wie Papain oder Vitamin C kombiniert. Zusatzstoffe wie Farb- Aromastoffe sollten jedoch nicht in einem guten Präparat enthalten sein. Bild: SEASTOCK/iStock/Getty Images Plus

Woran erkennt man ein hochwertiges Bromelain-Präparat?

Ein gutes Bromelain-Präparat weist die Enzymaktivität konkret aus – zum Beispiel in F.I.P-Einheiten. Dieser Parameter bietet eine gute Basis für Vergleiche. Damit Bromelain nicht bereits im Magen verdaut wird, sollten Präparate in jedem Fall einen besonderen Schutz bieten. Geeignet sind magensaftresistente Kapseln.

Hochwertige Präparate sind außerdem frei von unnötigen Zutaten wie Maltodextrin (Zucker) oder Laktose sowie von Farb-, Geschmacks- und Hilfsstoffen.

Oft wird Bromelain mit anderen Enzymen wie Papain oder Trypsin kombiniert oder ist als Enzymgemisch (Pankreatin) erhältlich. Zur unterstützenden Wirkung wie zur Stärkung des Immunsystems können auch Mineralstoffe wie Zink und Vitamine wie Vitamin C zugesetzt werden. Außerdem kann zur Verbesserung der Bakterienabwehr ein Enzym zugesetzt werden, das die Bakterienzellwände angreift (Lysozym).

Tipp

Übrigens: Enzyme wie Bromelain und Papain sind vegan im Gegensatz zu Trypsin, Chymotrypsin und Pankreatin.

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Überdosierung und Wechselwirkungen

Ist eine Überdosierung mit Bromelain möglich?

Man geht davon aus, dass Bromelain eine sehr verträgliche Nahrungsergänzung ist. In klinischen Studien und im Sportbereich wurden täglich bis zu 3.000 F.I.P.-Einheiten ohne Nebenwirkungen eingesetzt. Erfahrungen liegen bei bis zu 15.000 F.I.P. pro Tag vor.

Bei höherer Dosierung mit 40.000 F.I.P.-Einheiten sind Nebenwirkungen wie Magenbeschwerden, Völlegefühl und Blähungen beobachtet worden. Auch Durchfall und breiiger Stuhl kommen vor. Sehr selten wird die Blutgerinnung erniedrigt. Alle Nebenwirkungen sind vorübergehend und verschwinden, wenn die Präparate abgesetzt werden. Bei Personen mit Bluthochdruck traten in Studien nach hohen Dosen Bromelain Herzrhythmusstörungen oder ein erhöhter Puls auf. Im klinischen Alltag werden Nebenwirkungen meist nicht beobachtet.

Ohne ärztlichen Rat sollte Bromelain nicht länger als fünf Tage eingenommen werden.

Vorsicht in der Schwangerschaft

Die Einnahme von Bromelain während der Schwangerschaft und der Stillzeit sollte sorgfältig abgewogen werden, da es keine Studien zur unbedenklichen Einnahme gibt. Probleme in der Frühschwangerschaft können nicht ausgeschlossen werden.

Vorsicht bei Allergie gegen Ananas

Da Bromelain aus Ananas gewonnen wird, sollten Allergiker mit einer Ananasallergie darauf verzichten. Es können noch Spuren der Frucht enthalten sein. Häufig beobachtet werden allergische Reaktionen wie Hautausschläge und asthmaartige Atemprobleme.

Wechselwirkungen zwischen Antibiotika und Bromelain

Bromelain kann die Aufnahme von Antibiotika im Darm erhöhen. Das gilt für folgende Wirkstoffe: Erythromycin (wie AknedermEry®, Infectomycin®), Clarithromycin (wie Klacid®, Clarilind®), Tetracycline (wie Tefilin®, DoxyHexal®), Gyrasehemmer (wie Bactracid) und Chinoline (wie Tarivid®).

Die Folgen sind erhöhte Antibiotika-Mengen im Blut und im Urin. Das kann zu unkontrollierten Wirkungen und Nebenwirkungen führen. Darum sollte vor der Einnahme von Bromelain der behandelnde Arzt informiert werden.

Bromelain könnte die Blutgerinnung herabsetzen

Eine Einnahme von Bromelain mit Medikamenten, welche die Blutgerinnung hemmen, sollte vermieden werden. Eine erhöhte Blutungsgefahr ist möglich. Betroffen sind Cumarin-Derivate (zum Beispiel Marcumar® undCoumadin®), Heparin (Thrombareduct ®) und Acetylsalicylsäure (wie Aspirin®, ASS).

Aus dem gleichen Grund sollte Bromelain auch vor Operationen abgesetzt werden. Auch für Menschen mit Blutgerinnungsstörungen ist Vorsicht geboten.

Illustration der Blutgerinnung
Bromelain verdünnt das Blut. Das kann die Wirkung von Medikamenten verstärken, die das Blut ebenfalls verdünnen, indem sie die Blutgerinnung verhindern. Das Blut könnte daher bei kombinierter Einnahme zu flüssig werden. Bild: Robocop/iStock/Getty Images Plus
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Zusammenfassung

Bromelain ist ein Enzym aus der Ananas, das in der Medizin eingesetzt werden kann. Bei Verletzungen im Sport, nach einem harten Training und nach Operationen sorgt es für die Schmerzkontrolle sowie den Rückgang einer Schwellung. Daneben kann es bei Gelenkbeschwerden wie Arthrose oder Rheuma gegen Entzündungen und Schmerzen eingesetzt werden. Untersucht ist auch der Einsatz bei Nasennebenhöhlenentzündung und nach Operationen im Gesicht (zum Beispiel nach einer Zahnoperation). Hier trägt Bromelain ebenfalls zu einer Abschwellung bei und dadurch zu einer besseren Nasenatmung.

Bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen könnte Bromelain Arteriosklerose und Thrombosen vorbeugen. Noch nicht genau geklärt ist die Wirkung bei einer Prostataentzündung. Aber auch hier könnte Bromelain entzündungshemmend wirken.

Bromelain hat sich als sehr verträglich erwiesen. Es sollte aber ohne ärztlichen Rat nicht über längere Zeiträume eingenommen werden. Bei Einnahme von Medikamenten zur Kontrolle der Blutgerinnung ist Vorsicht geboten, da sich dann die eingestellten Blutwerte ändern könnten.

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Verzeichnis der Studien und Quellen

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