Vitamin B1: das Vitamin für Energiestoffwechsel und Nervenschutz

Wie wirkt es im Körper und wann benötigt man es?

Vitamin B1 zählt zu den wichtigsten Stoffwechselvitaminen. Der Körper braucht es, um Energie aus der Nahrung zu gewinnen. Erfahren Sie, ob Sie von einem Vitamin-B1-Mangel bedroht sind, wie Sie diesen erkennen können und bei welchen Erkrankungen und Medikamenten Sie auf eine gute Versorgung mit Vitamin B1 achten müssen.

Chemische Formel für Vitamin B1
Vitamin B1 wird für viele Funktionen im Körper gebraucht. Es spielt eine wichtige Rolle für eine Vielzahl an Stoffwechselprozessen, vor allem den Kohlenhydratstoffwechsel und die Reizübertragung ans Gehirn. Bild: Bacsica/iStock/Getty Images Plus

Eigenschaften und Vorkommen in Lebensmitteln

Eigenschaften von Vitamin B1

Zettel mit B1 umgeben von Reis, Nüssen, Ei, Orangen
Vitamin B1 kommt hauptsächlich in Hülsenfrüchten und Vollkornprodukten vor. Im Getreide steckt es vor allem im Keim. Bild: ratmaner/iStock/Getty Images Plus

Vitamin B1 wird auch Thiamin genannt und gehört zur Gruppe der B-Vitamine. Die aktive Wirkform des wasserlöslichen Vitamins ist ein sogenanntes Coenzym. Diese Hilfsmoleküle ermöglichen es den Enzymen, ihre Arbeit im Stoffwechsel zu tun. Vitamin B1 muss zunächst aktiviert werden: Es wird dabei in Thiaminpyrophosphat (TPP) umgewandelt, auch Thiamindiphosphat genannt (TDP).

Vitamin B1 kommt in pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln vor. Pflanzliche Nahrung enthält freies Thiamin. In tierischen Produkten ist es als Thiaminpyrophosphat (TPP) bereits an zwei Phosphatgruppen gebunden.

Vitamin B1 ist hitzeempfindlich. Durchschnittlich gehen 30 Prozent des ursprünglichen Gehaltes beim Kochen verloren. Auch Licht und Sauerstoff zerstören das Vitamin. Vitamin-B1-haltige Lebensmittel sollten daher kühl und dunkel gelagert werden.

Vorkommen in Lebensmitteln

Fünf wichtige Vitamin-B1-Lieferanten:

Milligramm (mg) pro 100 Kalorien (kcal)

Milligramm (mg) pro 100 Gramm (g)

Schweinefilet

1,2

1,4

Erbsen

0,89

0,76

Schinken

0,76

1,1

Sojabohnen

0,67

1

Haferflocken

0,17

0,65

Hinweis: Werte können schwanken.

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Bedarf und Funktionen im Körper

Wie hoch ist der Tagesbedarf an Vitamin B1?

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt Erwachsenen eine Aufnahme von 1 bis 1,4 Milligramm Vitamin B1 täglich. Frauen benötigen etwas weniger als Männer. Schwangere und stillende Mütter haben dagegen einen leicht erhöhten Bedarf (1,2 bis 1,3 Milligramm). Der Körper kann Vitamin B1 nur in geringen Mengen speichern. Daher ist eine tägliche Zufuhr notwendig. Gesunde Personen erreichen den Tagesbedarf in der Regel gut, wenn sie sich vollwertig ernähren: täglich Vollkornprodukte, häufig Hülsenfrüchte und zwei- bis dreimal ein Fleischgericht pro Woche reichen dafür aus.

Täglicher Vitamin-B1-Bedarf in Milligramm (mg)

Jugendliche
(15 bis 19 Jahre)

Männer

Frauen

 

 

1,4

1,1

Erwachsene
(19 bis 51 Jahre)

Männer

Frauen

 

 

1,2 bis 1,3

1

Senioren

(ab 51 Jahren)

Männer

Frauen

 

 

1,1

1

Schwangere

Stillende Mütter

1,2 bis 1,3

1,3

 

Vitamin-B1-Aufnahme in den Körper und Speicherung

Vitamin B1 wird hauptsächlich im mittleren Dünndarm und vermutlich auch im Dickdarm aufgenommen. Vitamin B1 aus pflanzlicher und sehr wahrscheinlich auch aus tierischer Nahrung kann direkt genutzt werden.

Vitamin B1 wird im Blut an Eiweiße gebunden. Über die Leber kommt es in die Blutbahn und zu den Organen sowie Geweben. Dort wird es in die Mitochondrien transportiert, die Kraftwerke der Zellen.

Der Körper kann Vitamin B1 nicht speichern, überschüssiges Vitamin B1 wird rasch wieder ausgeschieden. Dies macht eine regelmäßige Zufuhr notwendig. Je mehr über den Darm zugeführt wird, desto schlechter ist die Aufnahme und umso höher die Ausscheidung. Gleichzeitig können Überdosierungen so praktisch nicht auftreten.

Welche Aufgaben übernimmt Vitamin B1?

Illustration von Synapsen und Nervenzellen
Vitamin B1 wird für viele Prozesse, wie beispielsweise den Energiestoffwechsel und das Nervensystem, benötigt. Bild: cosmin4000/iStock/Getty Images Plus

Vitamin B1 wird für viele Prozesse im Körper benötigt. Die wichtigsten Funktionen sind:

Energiestoffwechsel: Der Körper braucht Vitamin B1, um Energie aus der Nahrung zu gewinnen. In Form des Coenzyms Thiaminpyrophosphat (TPP) ist Vitamin B1 daran beteiligt, Kohlenhydrate und Eiweiße abzubauen.

Nervensystem: Das Gehirn verbraucht sehr viel Zucker zur Energieproduktion. Dabei ist Vitamin B1 unentbehrlich. Ebenso für die Herstellung wichtiger Botenstoffe im Gehirn wie Acetylcholin und Serotonin. So ist es indirekt an der Reizübertragung und der Nervenfunktion beteiligt.

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Info

Übrigens glaubte man lange Zeit, Vitamin B1 schütze vor Mückenstichen. Neuere Untersuchungen zeigen aber keine Schutzwirkung dagegen.

Mangel erkennen und beheben

Anzeichen eines Vitamin-B1-Mangels erkennen

Ein Vitamin B1-Mangel hat Folgen für den Stoffwechsel. Schon ein geringer Mangel kann zu Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Verdauungsstörungen und Reizbarkeit führen.

Weitere Symptome sind geistige Störungen, wie etwa Verwirrtheit oder Vergesslichkeit. In schweren Fällen sind grundlegende Nervenfunktionen durch einen Mangel beeinträchtigt: Anzeichen sind Lähmungen, Krämpfe oder Nervenentzündungen mit Nervenschmerzen.

Bei solchen Anzeichen sollten Sie Ihren Vitamin-B1-Spiegel beim Arzt überprüfen lassen.

Die Beschwerden des Vitamin-B1-Mangels verschwinden in der Regel wieder, wenn der Mangel behoben wird.

Wer ist von einem Vitamin-B1-Mangel betroffen?

Es gibt drei Risikogruppen, die häufig einen Vitamin-B1-Mangel entwickeln:

Alkoholiker: Alkohol hemmt die Aufnahme von Vitamin B1 und beeinträchtigt die Umwandlung in seine aktive Form. Hoher Alkoholkonsum kann daher zu einem Vitamin-B1-Mangel führen. Eine entsprechende Erkrankung nennt man auch Wernicke-Korsakow-Syndrom.

Personen mit Fehlernährung: Der Körper kann Vitamin B1 nicht speichern und ist daher auf regelmäßige Zufuhr angewiesen. Eine Ernährung ohne Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte kann einen Vitamin-B1-Mangel verursachen. Vitamin-B1-frei sind raffinierte Lebensmittel wie weißes Mehl und polierter Reis − also zum Beispiel Fastfood.  Vitamin-B1-Mangel durch Ernährungsfehler ist auch als „Beriberi“ bekannt.

Hohe körperliche Aktivität: Während der körperlichen Anstrengung müssen Zellen mehr Energie bereitstellen, dafür benötigen sie Vitamin B1. Leistungssport erhöht den Bedarf an Vitamin B1 ebenso wie harte körperliche Arbeit. Auch bei Fieber, Stress und während des Wachstums kann ein Mangelzustand entstehen.

Vitamin B1: Laborwerte verstehen

Ampulle mit der Aufschrift Vitamin-B1-Test vor weiteren Ampullen und Test-Blatt
Um den Vitamin-B1-Spiegel im Blut zu bestimmen, wird Blut aus einer Vene entnommen. Bild: jarun011/iStock/Getty Images Plus

Um den Vitamin-B1-Spiegel im Blut zu bestimmen, entnimmt der Arzt Blut aus einer Vene. Die Bestimmung des Vitamin-B1-Status erfolgt im Nüchternblut. Aussagekräftig und zuverlässig ist die Messung nur, wenn der Patient zwölf Stunden vor der Blutabnahme nichts mehr gegessen hat.

Im Labor wird bei der Vitaminbestimmung geprüft, ob eine Vitamin-B1-Zugabe zum Blut eine bestimmte Enzymaktivität bessert. Ist das der Fall, lag ein Vitamin-B1-Mangel vor.

Expertenwissen

Die Vitamin-B1-Bestimmung im Blut erfolgt indirekt über die Transketolaseaktivität. Das Enzym Transketolase ist für den Kohlenhydratstoffwechsel wichtig und braucht den Kofaktor Thiaminpyrophosphat (TPP). Das Labor ermittelt zunächst den Grundwert der Transketolaseaktivität (EKT0) in den roten Blutkörperchen. Dann wird TPP zugegeben und der Wert nochmals gemessen (EKT). Das Verhältnis EKT/EKT0 der beiden Enzymwerte ist ein indirektes Maß für die Vitamin-B1-Versorgung.

Der Wert (EKT/EKT0) liegt bei einer ausreichenden Vitamin-B1-Versorgung normalerweise bei 1,15. Steigt der Wert über 1,25 liegt ein Vitamin-B1-Mangel vor.

 Verhältnis der Transketolaseaktivitäten EKT/EKT0

Mikrogramm Vitamin B1 pro Liter Vollblut (µg/l)

Mangel

mehr als 1,25

weniger als 15

Leichter Mangel

1,15 bis 1,25

weniger als 45

Normalwerte

1,15

50 bis 90

Hinweis: Normalwerte schwanken in weiten Bereichen.

Einen Vitamin-B1-Mangel beheben

Um einen Mangel auszugleichen, muss Vitamin B1 in hohen Dosierungen eingenommen werden. Zur Behandlung eines nachgewiesenen Vitamin-B1-Mangels empfehlen Ärzte Dosierungen von bis zu 300 Milligramm Vitamin B1 einzunehmen, bis sich der Vitamin-B1-Status normalisiert. Diese hohen Mengen sind über Lebensmittel kaum zu erreichen. Um täglich 100 Milligramm Vitamin B1 zu sich zu nehmen, müsste man etwa ein Kilogramm Schweinefleisch oder Vollwertreis essen.

Daher sind bei einem Mangel hochdosierte Vitamin-B1-Präparate empfehlenswert. Besprechen Sie mit Ihrem Arzt Ihre Ernährungsgewohnheiten und, ob für Sie eine Einnahme sinnvoll ist. Die Dosierung und Dauer der Einnahme hängt vom Grund des Vitamin-B1-Mangels ab und sollte vom Arzt bestimmt werden.

Ist der Mangel erfolgreich behoben, empfiehlt es sich, auf eine Ernährung umzustellen, die viel Vitamin B1 liefert. Eine Auswahl geeigneter Lebensmittel finden Sie unter „Vorkommen in Lebensmitteln“. Dadurch lässt sich ein zukünftiger Mangel vermeiden. Ist das nicht möglich, sollte Vitamin B1 über Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden, am besten über ein Multi-Mikronährstoff-Präparat: Eine Ernährung, die zu einem Vitamin-B1-Mangel führt, enthält wahrscheinlich auch von vielen anderen Mikronährstoffen zu wenig.

Dosierungsempfehlung von Vitamin B1 am Tag bei einem Mangel in Milligramm (mg)

Bei ungesunder Ernährung

5

Leichter Mangel

5 bis 30

Schwerer Mangel

anfangs 300, später 50 bis 200

 

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Einsatz bei Krankheiten

Vitamin B1 lindert Nervenschädigungen bei Diabetes

Ärztin misst bei älteren Frau den Blutzucker
Diabetiker haben aufgrund eines gestörten Energiestoffwechsels einen erhöhten Bedarf und gleichzeitig höhere Verluste an Vitamin B1. Bild: AlexRaths/iStock/Getty Images Plus

Vitamin B1 spielt eine wichtige Rolle beim Energiestoffwechsel in den Nervenzellen. Bei einer Neuropathie ist ein Teil des Nervensystems in seiner Funktion gestört. Das kann sich äußern durch Kribbeln, Brennen oder Taubheitsgefühle in Füßen, Beinen, Armen und Händen oder durch Muskelschwäche. Dieses Krankheitsbild tritt häufig bei Diabetikern auf: Sie haben aufgrund eines gestörten Energiestoffwechsels einen erhöhten Bedarf und gleichzeitig höhere Verluste an Vitamin B1.

Hochwertige Studien haben die Wirkung von Vitamin B1 bei Patienten mit diabetischer Polyneuropathie (Typ-I- und Typ-II-Diabetes) untersucht. Sie haben gezeigt, dass die Einnahme von Vitamin B1 den Schweregrad der Nervenschädigungen signifikant verbesserte. Im Gegensatz dazu war mit dem Scheinmedikament keine deutliche Besserung nachweisbar.

Um Nervenschädigungen vorzubeugen, wird eine Dosierung von mindestens 150 Milligramm Vitamin B1 täglich empfohlen. Bitte sprechen Sie die Dosierung mit Ihrem Arzt ab.

Vitamin B1 hilft bei Alkoholismusschäden im Gehirn

Das Wernicke-Korsakow-Syndrom ist eine Form von Gedächtnisverlust und tritt durch Hirnschädigungen bei chronischen Alkoholikern auf. Mit Vitamin B1 kann des Wernicke-Korsakow-Syndrom behandelt werden, wie neueste hochwertige Studien belegen. Unbehandelt kann es sich aber auch zu einer Demenz weiterentwickeln.

Die Dosierung der Injektion liegt bei 100 bis 500 Milligramm Vitamin B1 über drei bis fünf Tage. Anschließend sollten 150 bis 600 Milligramm täglich über Kapseln oder Tabletten eingenommen werden, bis sich die Beschwerden bessern und der Mangel ausgeglichen ist.

Kann Vitamin B1 demenzielle Erkrankungen bessern?

Enzyme, die durch Vitamin B1 aktiviert werden, sind für den Kohlenhydratstoffwechsel und die Energiegewinnung der Nervenzellen unverzichtbar. Bei Alzheimer ist die Energiebereitstellung im Gehirn deutlich erniedrigt.

In zwei hochwertigen Studien mit Demenz-Patienten führte die hochdosierte Einnahme von Vitamin B1 zu einer moderaten Verbesserung der Denkleistung und Merkfähigkeit.

Die Datenlage zu einem Zusammenhang zwischen Vitamin B1 und Alzheimer ist jedoch dünn. Bei einer Auswertung aller verfügbaren Studien zum Thema fanden die Autoren zu wenig Anhaltspunkte für den Nutzen von Vitamin B1 bei Alzheimer. Aber die Behandlung wird weiterverfolgt. Heute testet man länger wirkende Vitamin-B1-Varianten. Es gibt derzeit immer noch Hoffnungen, aber noch keine eindeutigen Ergebnisse.

Dosierungsempfehlungen bei Krankheiten auf einen Blick

Dosierungsempfehlung von Vitamin B1 am Tag in Milligramm (mg)

Polyneuropathie

150 bis 200

Wernicke-Korsakow-Syndrom

100 bis 500

Vorbeugend bei Alkoholismus

50

 

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Einsatz bei Medikamenten

Medikamente zur Entwässerung erhöhen den Vitamin-B1-Bedarf

Diuretika sind Arzneistoffe zur Entwässerung. Dazu gehören Acetazolamid (Diamox®) und Torasemid (Toragamma®) oder Schleifendiuretika mit dem Wirkstoff Furosemid (Lasix®). Ihr langfristiger Einsatz steigert den Bedarf an Vitamin B1: Diuretika erhöhen die Urinproduktion, Vitamin B1 wird dadurch schneller ausgeschieden und steht dem Körper nicht ausreichend zur Verfügung.

Bei langfristiger Einnahme von Entwässerungsmedikamenten, zum Beispiel nach Herzversagen oder bei Herzschwäche, kann daher eine Langzeiteinnahme von Vitamin B1 nötig sein. Als Dosierung werden 10 bis 50 Milligramm empfohlen.

Herzmedikamente stören den Vitamin-B1-Haushalt

Herzmedikamente mit dem Wirkstoff Digoxin (Lanicor®) verbessern die Pumpleistung des Herzens, behindern aber vermutlich die Aufnahme von Vitamin B1 im Körper. Bei langfristiger Einnahme kann dies zu einem Vitamin-B1-Mangel führen. Besprechen Sie in diesem Fall mit Ihrem Arzt, ob Sie den Vitamin-B1-Haushalt über eine zusätzliche Einnahme ausgleichen sollten. Empfohlen werden bei langfristiger Einnahme des Wirkstoffes Digoxin Dosierungen von 10 bis 50 Milligramm Vitamin B1.

Medikamente gegen Nervenleiden behindern den Vitamin-B1-Stoffwechsel

Einige Wirkstoffe gegen Depressionen oder Epilepsie behindern die Umwandlung von Vitamin B1 in seine aktive Form TPP:

  • Trizyklische Antidepressiva gegen Depressionen mit dem Wirkstoff Nortriptylin, (zum Beispiel Nortrilen®),
  • Arzneimittel gegen Epilepsie mit Phenytoin (zum Beispiel Phenhydan®, Zentropil®).

Der Körper kann Vitamin B1 schlechter aufnehmen. Bei langfristiger Einnahme dieser Medikamente werden Dosierungen von 10 bis 50 Milligramm Vitamin B1 empfohlen.

Krebsmedikamente machen Vitamin B1 wirkungslos

Der Arzneistoff 5-Fluorouracil (5-FU) aus der Gruppe der Krebsmedikamente (Zytostatika) hebt die Wirkung von Vitamin B1 auf. Der Wirkstoff wird in fortgeschrittenen Stadien von Magen- und Darmkrebs sowie bei Brustkrebs eingesetzt. 5-Fluorouracil verhindert, dass Vitamin B1 in seine aktive Wirkform umgewandelt und vom Körper verwertet werden kann. Die Folgeerscheinungen können denen eines Vitamin-B1-Mangels ähneln.

In manchen Situationen kann eine Vitamin-B1-Gabe bei Krebs helfen: Es zeigte sich in Studien, dass es eine Antitumor-Wirkung hat. Auf der anderen Seite konnte Vitamin B1 die Zellteilung von Tumorzellen und ihr Überleben bei Chemotherapie fördern.

Da Krebspatienten gerade unter 5-Fluorouracil-Therapie allerdings oft einen Vitamin-B1-Mangel haben, kontrollieren Mikronährstoffmediziner den Vitamin-B1-Status, um einen Mangel und dessen Folgen rechtzeitig zu vermeiden. Die Einnahme von Vitamin B1 während einer Chemotherapie muss unbedingt mit dem behandelnden Onkologen besprochen werden.

Dosierungsempfehlungen bei Einnahme von Medikamenten auf einen Blick

Dosierungsempfehlung von Vitamin B1 am Tag in Milligramm (mg)

Diuretika

10 bis 50

Herzmedikamente mit Digoxin

10 bis 50

Medikamente gegen Depressionen, Epilepsie

10 bis 50

 

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Einnahmeempfehlung

Wann und wie sollte Vitamin B1 eingenommen werden?

Frau hat in einer Hand ein Wasserglas und in der anderen zwei Kapseln
Vitamin B1 ist in Form von Kapseln, Tabletten, Lösungen oder als Multivitaminpräparat auch als Brausetabletten erhältlich. Bild: Tijana87/iStock/Getty Images Plus

Eine gesunde, abwechslungsreiche Ernährung mit Vollkornprodukten statt Weißmehl und ungeschältem Reis sowie Hülsenfrüchten und Schweinefleisch liefert eine gute Basis für eine ausreichende Vitamin-B1-Versorgung. Bei einseitiger Ernährung, bei Erkrankungen oder langfristiger Medikamenteneinnahme kann ein Mangel drohen. Dann empfiehlt es sich Vitamin B1 über Nahrungsergänzungsmittel zuzuführen.

Vitamin B1 ist in Form von Kapseln, Tabletten, Lösungen oder als Multivitaminpräparat auch als Brausetabletten erhältlich. Die Präparate sollten zwischen oder zu den Mahlzeiten eingenommen werden, Kapseln und Tabletten mit ausreichend Wasser. Empfehlenswert ist es, die Einnahme der Tagesdosen über den Tag zu verteilen. Bei nervösem Magen ist die Einnahme zu oder direkt nach den Mahlzeiten sinnvoll.

Woran erkennt man ein gutes Vitamin-B1-Präparat?

Achten Sie bei der Auswahl eines Vitaminpräparats darauf, dass es möglichst keine Zusatzstoffe wie Farb- und Aromastoffe oder technische Hilfsstoffe enthält. Substanzen, die Allergien oder Unverträglichkeiten auslösen, sollten ebenfalls nicht in guten Präparaten zu finden sein.

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Tipp

Selten tritt ein Vitamin-B1-Mangel allein auf, vor allem dann, wenn seine Ursachen in einseitiger Ernährung, Krankheiten oder Medikamenteneinnahme liegen. Die B-Vitamine ergänzen sich in ihren Funktionen. Sinnvoll ist deshalb eine Kombination mit weiteren Vitaminen des B-Komplexes, zum Beispiel in Form eines Multivitaminpräparates.

 

Vitamin-B1-Präparate werden als Vitamin-B-Kombipräparate häufig in Form von Brausetabletten angeboten. Diese enthalten allerdings Farbstoffe oder Süßungsmittel. Es gibt Hinweise darauf, dass sie die Bakterien der Darmflora schädigen. Verzichten Sie bei Darmproblemen lieber auf Präparate mit Süßstoffen und weichen Sie auf ungesüßte Alternativen aus.

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Überdosierung und Wechselwirkungen

Ist eine Überdosierung mit Vitamin B1 möglich?

Eine Überversorgung mit Vitamin B1 ist praktisch nicht möglich, da es in verzehrbaren Mengen nicht schädlich ist. Vitamin B1 ist wasserlöslich, überschüssige Dosen werden über den Urin ausgeschieden. Die höchste Dosis, bei der in Studien keine schädigende Wirkung nachgewiesen wurde, liegt für Vitamin B1 bei 50 Milligramm pro Tag. Das bedeutet, dass in medizinischen Studien selbst bei einer fast 50-fachen Erhöhung der empfohlenen Tagesdosis keine Nebenwirkungen festgestellt wurden.

In der Mikronährstoffmedizin werden in Rücksprache mit dem Arzt teilweise auch höhere Dosierungen eingesetzt. Nach längerem therapeutischem Einsatz von Vitamin B1 in hohen Dosen von mehr als 3.000 Milligramm pro Tag traten in Einzelfällen unerwünschte Wirkungen wie Benommenheit, Kopfschmerz, Schweißausbrüche, Herzrasen oder Hautreaktionen wie Juckreiz auf.

Expertenwissen

Wird Vitamin B1 direkt über Injektionen zugeführt, kann es zu Nebenwirkungen kommen wie Atemnot und schwere allergische Reaktionen. (Dosierungen von 100 bis 500 Milligramm (mg) pro Tag).

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Zusammenfassung

Vitamin B1 wird für viele Funktionen im Körper gebraucht. Es spielt eine wichtige Rolle für eine Vielzahl an Stoffwechselprozessen, vor allem den Kohlenhydratstoffwechsel und die Reizübertragung ans Gehirn.

Ein erhöhtes Risiko für einen Vitamin-B1-Mangel haben Menschen, die sich einseitig ernähren, Alkoholiker und Hochleistungssportler. Auch bestimmte Medikamente können den Bedarf an Vitamin B1 steigern: Dazu gehören Arzneimittel gegen Depressionen, gegen Epilepsie und Mittel zur Entwässerung.

Weiterhin wird Vitamin B1 eingesetzt zur Behandlung von Nervenschädigungen wie der diabetischen Polyneuropathie oder zur Vorbeugung von Gedächtnisverlust bei chronischen Alkoholiker (Wernicke-Korsakow-Syndrom).

Verzeichnis der Studien und Quellen

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