EU plant Höchstmengen für Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente

Für angereicherte Lebensmittel und Nahrungsergänzungsmittel sollen definierte Höchstgehalte gelten

Wer Nahrungsergänzungsmittel einnimmt, sollte die empfohlenen Höchstmengen für Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente beachten. Bild: Stock.com/puhimec 

Schon länger beabsichtigt die EU, für Nahrungsergänzungsmittel und angereicherte Lebensmittel Höchstgehalte für bestimmte Mikronährstoffe einzuführen. In ihrem Auftrag hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) die tolerierbaren täglichen oberen Aufnahmemengen (englisch: Upper Limits, kurz: UL) für bestimmte Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente neu bewertet. Aber erst für vier Stoffe gibt es endgültige Stellungnahmen.

Was sind Diätetische Referenzwerte?

Eine ausgewogene Ernährung sollte ausreichende Mengen verschiedener Nährstoffe enthalten. Um den Verbrauchern und Verbraucherinnen eine Orientierung zu bieten, geben Fachleute unterschiedliche Nährstoffreferenzwerte an:

  • den durchschnittlichen Bedarf 
  • die durchschnittliche Zufuhr der Bevölkerung
  • die angemessene Zufuhr
  • die tolerierbare obere Aufnahmemenge UL), also die maximale Menge eines Nährstoffs (aus allen Quellen), die auch bei Aufnahme über einen längeren Zeitraum als sicher gilt.

Diätetische Referenzwerte dienen der Erstellung von Ernährungsrichtlinien, um den Verbrauchern und Verbraucherinnen Empfehlungen für die Nährstoffzufuhr zu geben. Damit können die Werte ihnen helfen, sich gesund zu ernähren. Dabei beziehen sich die Angaben immer auf gesunde Menschen.
Zudem sind die Referenzwerte Grundlage für Informationen auf Lebensmitteletiketten.

Höchstmengenvorschläge des BfR

Das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) gibt bereits seit längerem Höchstmengenvorschläge für angereicherte Lebensmittel und Nahrungsergänzungsmittel (NEM) beziehungsweise Mikronährstoffpräparate an. Diese sollen die Nährstoffzufuhr über solche Produkte so beschränken, dass durch den Konsum der Produkte

  • zwar signifikante zusätzliche Nährstoffaufnahmen möglich sind,
  • aber gleichzeitig die gut versorgte Bevölkerung vor übermäßigen Nährstoffaufnahmen geschützt wird.

Anlässlich der geänderten EFSA-Empfehlungen für tolerierbare obere Aufnahmemengen hat das BfR ein Teil seiner Vorschläge in den Jahren 2023 und 2024 überarbeitet.

Welche Änderungen sind für wann geplant?

Die neuen Höchstmengen sind seit 2021 geplant. Bisher liegen aber erst endgültige Stellungnahmen seitens der EFSA zu Vitamin B6, Vitamin D, Folat/Folsäure und Selen vor. Entsprechend hat das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) seine Höchstmengenvorschläge für diese Mikronährstoffe angepasst:

  • Vitamin B6: Die EFSA hat den UL-Wert von 25 mg/Tag auf 12 mg/Tag gesenkt und für Säuglinge und Kinder noch niedrigere Werte angesetzt.
    Grund: Bei einer übermäßigen Aufnahme von Vitamin B6 kann es möglicherweise zu einer peripheren Neuropathie kommen.
  • Vitamin D: Der UL-Wert von 100 Mikrogramm (µg) pro Tag wurde seitens der EFSA bestätigt; deshalb hat auch das BfR seine Höchstmengenempfehlung unverändert belassen. Dabei gelten die Werte für die Aufnahme von Ergocalciferol, Cholecalciferol und Calcidiol-Monohydrat.
  • Folsäure/Folate: Hier gibt es ebenfalls keine Änderungen des bestehenden UL-Wertes und damit auch keine veränderte Höchstmengenempfehlung seitens des BfR. Der für Folat empfohlene UL-Wert gilt für die kombinierte Aufnahme von Folsäure, 5-Methyltetrahydrofolsäure-Glucosamin und L-5-Methyltetrahydrofolsäure-Calciumsalzen.
  • Selen: Der UL-Wert wurde von der EFSA von 300 µg/Tag auf 255 µg/Tag gesenkt.
    Grund: Eine hochwertige Studie ermittelte als Lowest Observed Adverse Effect Level (LOAEL) einen Selen-Wert von 330 μg/Tag. Der LOAEL ist die niedrigs­te be­obachtete Tagesdosis oder Konzentration, bezogen auf das Körpergewicht, bei der ein schädigender Effekt nachweisbar ist. Darauf wurde ein Unsicherheitsfaktor von 1,3 angewendet.
    In der Studie war Alopezie (Haarausfall) – eine bekannte schädliche Wirkung einer übermäßigen Selenexposition und ein früh zu beobachtendes Merkmal – als Endpunkt ausgewählt worden.

 

Die folgende Tabelle gibt die von der EFSA neu ermittelten tolerierbaren oberen Aufnahmemengen für Erwachsene und Minderjährige an sowie die vom BfR daraus abgeleiteten Höchstmengenvorschläge für Nahrungsergänzungsmittel (NEM) beziehungsweise Mikronährstoffpräparate:

Mikronährstoff

UL für Erwachsene (EFSA)

UL für Säuglinge, Kinder, Jugendliche (EFSA)

BfR-Empfehlung für zugesetzte
Höchstmenge in NEM

Vitamin B6

12 mg/Tag

  • 2.2–2.5 mg/Tag (4–11 Monate)
  • 3.2–4.5 mg/Tag (1–6 Jahre)
  • 6.1–10.7 mg/Tag (7–17 Jahre)

0,9 mg pro Tagesverzehrempfehlung
für Personen ab 15 Jahren

Vitamin D

100 µg VDE/Tag

  • 50 µg VDE/Tag (1-10 Jahre)
  • 100 µg VDE/Tag (11-17 Jahre)

20,0 µg pro Tagesverzehrempfehlun
für Jugendliche und Erwachsene

Folat/Folsäure

1000 µg/Tag

  • 200 µg/Tag (1-3 Jahre)
  • 300 µg/Tag (4-6 Jahre)
  • 400 µg/Tag (7-10 Jahre)
  • 600 µg/Tag (11-14 Jahre)
  • 800 µg/Tag (15-17 Jahre)
  • 200 µg pro Tagesverzehr-
    empfehlung eines Produkts
  • 400 µg zur Prävention von
    Neuralrohrdefekten beim Kind (Frauen im gebärfähigem Alter)

Selen

255 µg/Tag

aus dem UL für Erwachsene abgeleitet: Körpergewicht0,75

40 µg/Tag pro Tagesverzehrempfehlung
eines Produkts

 

Weitere – noch nicht finale – Vorschläge von der EFSA für UL-Werte liegen für Vitamin A und E sowie für Eisen vor. Von der EU-Kommission gibt es bisher keine Stellungnahmen oder konkrete festgesetzte Höchstmengen für Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente.

Verzeichnis der Studien und Quellen

Eurofins (04.2025): Geplante EU-Höchstmengen für Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente. https://www.eurofins.de/lebensmittel/food-news/food-testing-news/eu-hoechstmengen-fuer-vitamine-mineralstoffe-und-spurenelemente/, zuletzt abgerufen am 21.04.2025.

EFSA (05.08.2024): Dietary Reference Values. https://www.efsa.europa.eu/en/topics/topic/dietary-reference-values, zuletzt abgerufen am 21.04.2025.

Bundesinstitut für Risikobewertung (2023): Höchstmengenvorschläge für Vitamin D in Lebensmitteln inklusive Nahrungsergänzungsmitteln. https://www.bfr.bund.de/cm/343/aktualisierung-2023-hoechstmengenvorschlaege-fuer-vitamin-d-in-lebensmitteln-inklusive-nahrungsergaenzungsmitteln.pdf, zuletzt abgerufen am 21.04.2025.

Bundesinstitut für Risikobewertung (2024): Höchstmengenvorschläge für Vitamin B6 in Lebensmitteln inklusive Nahrungsergänzungsmitteln. https://www.bfr.bund.de/cm/343/aktualisierung-2024-hoechstmengenvorschlaege-fuer-vitamin-b6-in-lebensmitteln-inklusive-nahrungsergaenzungsmitteln.pdf, zuletzt abgerufen am 21.04.2025.

Bundesinstitut für Risikobewertung (2024): Höchstmengenvorschläge für Folsäure in Lebensmitteln inklusive Nahrungsergänzungsmitteln. https://www.bfr.bund.de/cm/343/aktualisierung-2024-hoechstmengenvorschlaege-fuer-folsaeure-in-lebensmitteln-inklusive-nahrungsergaenzungsmitteln.pdf, zuletzt abgerufen am 21.04.2025.

Bundesinstitut für Risikobewertung (2023): Höchstmengenvorschläge für Selen in Lebensmitteln inklusive Nahrungsergänzungsmitteln. https://www.bfr.bund.de/cm/343/aktualisierung-2023-hoechstmengenvorschlaege-fuer-selen-in-lebensmitteln-inklusive-nahrungsergaenzungsmitteln.pdf, zuletzt abgerufen am 21.04.2025.

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