Geringeres Risiko für Kurzsichtigkeit dank Omega-3-Fettsäuren

Ein Mangel der essenziellen Fettsäuren erhöht bei Kindern das Risiko für Kurzsichtigkeit (Myopie)

Aktivität im Freien ist für Kinder wichtig: Helles Tageslicht kann vor Kurzsichtigkeit schützen. Aber auch Omega-3-Fettsäuren könnten helfen, einer Myopie vorzubeugen. Bild : jacoblund/iStock/Getty Images Plus

Omega-3-Fettsäuren können unsere Gesundheit auf vielfältige Weise fördern. Jetzt zeigt eine neue Studie, dass eine ausreichende Versorgung mit den essenziellen Fettsäuren auch für die Augengesundheit wichtig ist: Eine Ernährung, die reich an Omega-3-Fettsäuren ist, scheint Kinder vor einer Kurzsichtigkeit (Myopie) zu schützen.

Welche Rolle spielen Omega-3-Fettsäuren bei Kurzsichtigkeit?

Die chinesische Studie zu Fehlsichtigkeiten schloss knapp über 1.000 chinesische Kinder im Alter von 6 bis 8 Jahren ein. Untersucht wurden die Länge des Augapfels und der Zusammenhang mit der Nährstoffversorgung.

Langer Augapfel bedeutet Kurzsichtigkeit

Bei einem Neugeborenen ist der Augapfel etwa 17 Millimeter (mm) lang. Bei Erwachsenen hat er eine Länge zwischen 23 und 24 mm. Abweichungen führen zu einer Fehlsichtigkeit:

  • Augapfel < 23 mm: Weitsichtigkeit (Hyperopie, Hypermetropie)
  • Augapfel > 24 mm: Kurzsichtigkeit (Myopie)

Durch die veränderte Länge des Auges werden die einfallenden Lichtstrahlen nicht korrekt auf der Netzhaut gebündelt – sondern davor oder dahinter. Dadurch wird das Bild unscharf. Dies lässt sich durch Brillen oder Kontaktlinsen korrigieren.

Die Brechkraft einer Linse wird in der Einheit Dioptrien (dpt) angegeben. Wer weitsichtig ist, benötigt eine Sammellinse. Sie bündelt die Lichtstrahlen. Der Dioptrienwert ist positiv (+). Kurzsichtige Menschen brauchen dagegen eine Linse, die Lichtstrahlen streut. Deren Wert ist negativ (–).

Für die Studie maßen die Forschenden mit Hilfe von Lasertechnik (IOL-Master) die Länge der kindlichen Augäpfel. Mittels eines Autorefraktometers ermittelten sie die Brechkraft der Augen und so eine mögliche Fehlsichtigkeit. Zudem füllten die Eltern Fragebögen zur Ernährung aus, die 280 verschiedene Nahrungsmittel erfassten. Anhand der Antworten berechneten die Forschenden die tägliche Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren.

Das Ergebnis dieser Studie belegte, dass bereits ein Viertel der Kinder kurzsichtig war. Dabei wiesen Kinder, deren Nahrung reich an Omega-3-Fettsäuren war, eine kürzere Länge des Augapfels auf als Kinder mit einer geringeren Aufnahme dieser essenziellen mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Erstere litten zudem seltener an einer Kurzsichtigkeit (Myopie).

Omega-3-Fettsäuren könnten vor Kurzsichtigkeit schützen, wie eine aktuelle Studie betont. Bild: CHUYN/iStock/Thinkstock

Für gesättigte Fettsäuren zeigte sich in der chinesischen Studie ein gegensätzlicher Zusammenhang: Kinder, die am meisten gesättigte Fettsäuren verzehrten, besaßen die längsten Augäpfel – und die Fehlsichtigkeit (Myopie) war bei ihnen am deutlichsten ausgeprägt.

Für die anderen untersuchten Nährstoffe fand die Arbeitsgruppe keine Assoziation mit der Augapfellänge und einer Fehlsichtigkeit.

Bestätigung durch weitere Studien

Die Beobachtungen stimmen mit tierexperimentellen Befunden aus dem Jahr 2021 überein, in denen Omega-3-Fettsäuren ein übermäßiges Längenwachstum des Augapfels und Kurzsichtigkeit verhindert hatten. Die Studie hatte gezeigt, dass ein Mangel an Omega-3-Fettsäuren zu Durchblutungsstörungen in der Aderhaut führt. Dies begünstigt das Längenwachstum des Augapfels.

Zudem konnten laut dieser Studie auch junge Erwachsene von einer Gabe der essenziellen Fettsäuren profitieren: Durch ständige Nahsicht wird die Aderhaut des Auges weniger durchblutet. Die bei den Studienpersonen durch Naharbeit ausgelöste Minderdurchblutung ließ sich durch eine Einnahme von Fischöl teilweise lindern. Dabei nahmen die Probanden und Probandinnen 14 Tage lang täglich zwei Fischöl-Kapseln ein. Das entsprach einer täglichen Dosis von 600 mg DHA (Docosahexaensäure) plus 120 mg EPA (Eicosapentaensäure).

Eine weitere Studie, die Zusammenhänge zwischen mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren und Myopie mit statistischen Methoden untersucht hat, kommt zu dem gleichen Ergebnis: Es besteht ein signifikanter Zusammenhang zwischen der täglichen Aufnahme von DHA und EPA und (starker) Kurzsichtigkeit bei ostasiatischen Jugendlichen. Genauer: Eine erhöhte Aufnahme dieser Omega-3-Fettsäuren senkt das Myopie-Risiko. Dafür wurden Daten der koreanischen nationalen Gesundheits- und Ernährungsuntersuchung (KNHANES) genutzt. 

Was ist der Nahpunkt?

Der Nahpunkt bestimmt die minimale Entfernung für scharfes Sehen. Sie nimmt im Laufe des Lebens zu. Während der Nahpunkt bei 20-Jährigen etwa bei 10 Zentimetern (cm) liegt, sind es bei 45-Jährigen etwa 25 cm und bei 60-Jährigen bereits 65 cm. Dann wird von Altersweitsichtigkeit gesprochen.

Generell müssen die Augenmuskeln (Ziliarmuskeln) sich anspannen, damit wir im Nahbereich scharf sehen können. Dadurch wird der Augapfel verformt und die Brechkraft angepasst. Die Fähigkeit der Brechkraftanpassung des Auges heißt Akkommodation.

Übermäßige Naharbeit – wie langes Schauen in ein Buch oder auf einen Bildschirm – gilt als Risikofaktor für Kurzsichtigkeit (Myopie) beim Menschen. Allerdings könnte auch hierbei die Helligkeit eine Rolle spielen (siehe unten), denn Lesen und am Computer arbeiten geschieht in der Regel drinnen.

Kurzsichtigkeit insbesondere im fernen Osten verbreitet

Weltweit ist die Zahl der Menschen mit einer Kurzsichtigkeit in den vergangenen Jahrzehnten deutlich angestiegen – insbesondere in manchen asiatischen Ländern. Hier entwickeln etwa die Hälfte bis zwei Drittel aller Kinder eine Kurzsichtigkeit. Ursächlich sind veränderte Lebensbedingungen: Viele Kinder verbringen beträchtlich weniger Zeit im Freien – und bekommen somit weniger helles Tageslicht ab. Stattdessen schauen sie lange in Bücher beziehungsweise auf Bildschirme, die sich in einem kurzen Abstand zum Auge befinden (Naharbeit für das Auge).

Tageslicht kann vor Kurzsichtigkeit schützen

Wie eine chinesische Studie aus dem Jahr 2016 belegt hat, kann helles Tageslicht – mit einer Beleuchtungsstärke von 10.000 Lux (Innenräume haben durchschnittlich 500 Lux) – das übermäßige Wachstum des Augapfels bremsen und so Kurzsichtigkeit verhindern. Dafür notwendig war in der Studie ein Aufenthalt im Freien von täglich etwa 40 Minuten. Empfohlen werden aber mindestens 2-3 Stunden.
Der Effekt wird vermutlich nicht über Vitamin D vermittelt. Stattdessen spielt die durch Licht ausgelöste Dopaminfreisetzung in der Netzhaut eine Rolle. Dopamin begrenzt das Längenwachstum des Augapfels.

In Europa sind die Menschen weniger kurzsichtig als in Ostasien. Wie eine aktuelle Übersichtsarbeit ergab, ist knapp jede vierte europäische Person von Kurzsichtigkeit betroffen – allerdings mit einer großen Bandbreite von knapp 12 Prozent in Finnland bis fast zur Hälfte der Menschen in Schweden. Dafür hatten die Forschenden 22 Studien aus 14 europäischen Ländern ausgewertet. Unterschiede zwischen den Geschlechtern bestanden dabei nicht. Allerdings war die Zahl Betroffener in Städten höher als in ländlichen oder gemischten Regionen.

Studien, in denen die Muskulatur, die für die Scharfstellung des Auges (Akkommodation) verantwortlich ist, vorübergehend außer Gefecht gesetzt wurde, erbrachten andere Zahlen als Studien ohne diese Maßnahme: knapp 19 Prozent gegenüber gut 31 Prozent. Fachleute bevorzugen die Methode mit vorübergehender Lähmung der Scharfeinstellung, da dies eine Verfälschung der Messergebnisse verhindert und objektive Ergebnisse der Brechkraft liefert.
Ein weiterer Grund für die deutlichen Unterschiede besteht in den untersuchten Altersgruppen. So wurden in Schweden nur 12-13-Jährige untersucht, während in Finnland Menschen im Alter von 6 bis 85 Jahren eingeschlossen waren. Im Alter wirkt allerdings die Altersweitsichtigkeit der Kurzsichtigkeit entgegen.

Fazit: Draußen spielen und gesund ernähren

Wenn sich Kinder tagsüber regelmäßig im Freien betätigen, tanken sie in der Regel genügend UV-B-Strahlung. Dies bringt zwei Vorteile mit sich:

  • In der Haut kann sich Vitamin D bilden. Wie eine weitere aktuelle Studie belegt, kann eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung das Risiko für eine Linsentrübung (Grauer Star, Katarakt) senken.
    Im Sommer sollte allerdings das Risiko für einen Sonnenbrand bedacht werden. Zudem kann UV-Strahlung hoher Intensität die Augen schädigen: Entzündungen der Horn- und der Bindehaut sind mögliche Folgen.
  • Das Längenwachstum der Augäpfel wird begrenzt. Das beugt einer Kurzsichtigkeit (Myopie) vor.

Ergänzend kann ein ausreichender Verzehr von Omega-3-Fettsäuren, insbesondere von DHA (Docosahexaensäure) und EPA (Eicosapentaensäure) helfen, das Risiko für Kurzsichtigkeit zu senken. Da viele Kinder keinen Fisch mögen, der eine gute Quelle für diese essenziellen Fettsäuren darstellt, können hochwertige Mikronährstoffpräparate eine sinnvolle Alternative sein.

Quellen und Studien:

blickcheck.de (o. D.): Der Nahpunkt des Auges. Hrsg.: E-com optics GmbH. https://www.blickcheck.de/auge/die-funktion-des-auges-einfach-und-verstaendlich-erklaert/nahpunkt/, zuletzt abgerufen am 04.09.2025.

Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) (20.06.2024): Akute Schädigungen der Augen. https://www.bfs.de/DE/themen/opt/uv/wirkung/akut/augen.htm, zuletzt abgerufen am 04.09.2025.

Deutsche Optiker.de (o. D.): Was sind Dioptrien? https://www.deutscheoptiker.de/ratgeber/dioptrien/, zuletzt abgerufen am 04.09.2025.

Deutsches Ärzteblatt (23.06.2025): Myopie nimmt in Europa weniger stark zu als in Asien. Hrsg.: Bundesärztekammer (Arbeitsgemeinschaft der deutschen Ärztekammern) und Kassenärztliche Bundesvereinigung. https://www.aerzteblatt.de/news/myopie-nimmt-in-europa-weniger-stark-zu-als-in-asien-61075a67-bba2-4217-9f58-22f0210e526b, zuletzt abgerufen am 04.09.2025.

Deutsches Ärzteblatt (25.08.2025): Omega-3-Fettsäuren könnten vor Myopie schützen. Hrsg.: Bundesärztekammer (Arbeitsgemeinschaft der deutschen Ärztekammern) und Kassenärztliche Bundesvereinigung. https://www.aerzteblatt.de/news/omega-3-fettsauren-konnten-vor-myopie-schutzen-68e15cd5-5c83-4ebf-b238-a5819682cbb4, zuletzt abgerufen am 04.09.2025.

Gemeinsame Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) und der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) (29.04.2015): Viel Licht setzt Neurotransmitter Dopamin in der Netzhaut frei – Spielen im Freien schützt Kinder vor Kurzsichtigkeit. https://www.endokrinologie.net/pressemitteilungen-archiv/150429.php, zuletzt abgerufen am 04.09.2025.

Informationsdienst Wissenschaft (idw) (16.03.2016): Spielen im Freien schützt vor Kurzsichtigkeit: Schon 40 Minuten täglich können helfen. https://idw-online.de/de/news647895, zuletzt abgerufen am 04.09.2025.

Lu Y et al. (11.08.2025): Association Between Omega‐3 Polyunsaturated Fatty Acids and Myopia: Results From the Two‐Sample and Multi‐Tissue Genomic Mendelian Randomization Study and KNHANES. Food Sci Nutr 13 (8): e70552. https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC12336848/

Moreira-Rosário A et al. (22.05.2025): Prevalence of myopia in Europe: a systematic review and meta-analysis of data from 14 countries. Lancet Reg Health Eur 54: 101319. www.thelancet.com/journals/lanepe/article/PIIS2666-7762(25)00111-5/fulltext

Pan M et al. (26.10.2021): Dietary ω-3 polyunsaturated fatty acids are protective for myopia. Proc Natl Acad Sci U S A 118 (43): e2104689118. https://www.pnas.org/doi/10.1073/pnas.2104689118

Universitätsklinikum Marburg (UKGM) (o. D.): Spezialkontaktlinsen. https://www.ukgm.de/ugm_2/deu/umr_aug/11793.html, zuletzt abgerufen am 04.09.2025.

Zhang XJ et al. (17.08.2025): Dietary omega-3 polyunsaturated fatty acids as a protective factor of myopia: the Hong Kong Children Eye Study. Br J Ophthalmol (online). https://bjo.bmj.com/content/early/2025/08/17/bjo-2024-326872.long

Über den Autor

Redaktion