Resveratrol und OPC – lindern sie Schmerzen?

Studien zeigen: Sekundäre Pflanzenstoffe der Traube helfen gegen Schmerzen

Weinreben an der Pflanze
Trauben enthalten viele wertvolle Stoffe, darunter Resveratrol und OPC. Bild: Rostislav_Sedlacek/iStock/Getty Images Plus

Die Wunderwaffen der Traube – OPC und Resveratrol

Trauben sind gleich für zwei besondere sekundäre Pflanzenstoffe bekannt – oligomere Proanthocyanidine (OPC) und Resveratrol. Neben Trauben liefern auch andere Lebensmittel Resveratrol – wie Kakao, rote Johannisbeeren oder Heidelbeeren. OPC ist zudem in Heidelbeeren sowie zum Beispiel in Erdbeeren oder Äpfeln enthalten.

Die beiden Stoffe schützen die Pflanze natürlicherweise vor verschiedenen Umwelteinflüssen, wie grelles Licht, Hitze oder Wassermangel. Sie können daneben auch Menschen nützen. Vor allem ihre antioxidative und entzündungshemmende Wirkung kann einen positiven Effekt auf unsere Gesundheit haben – möglicherweise sogar auf Schmerzen.

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Oxidativer Stress schadet unserem Körper. Aber wie entsteht er? Oxidativer Stress entsteht, wenn die Balance zwischen freien Radikalen und antioxidativen Schutzstoffen aus dem Gleichgewicht gerät. Das passiert im normalen Stoffwechsel, kann aber meistens abgefangen werden. Eine ungesunde Lebensweise, Alter und viele Erkrankungen verschlimmern oxidativen Stress jedoch. Dann werden Stoffe wie Resveratrol oder OPC gebraucht. Sie machen freie Radikale unschädlich.

Resveratrol und OPC als natürliche Schmerzmittel?

Resveratrol und OPC wirken möglicherweise bei verschiedenen Erkrankungen schmerzlindernd. In einer Studie mit Ratten minderte Resveratrol Nervenschmerzen. Wie genau OPC und Resveratrol helfen, wird allerdings noch untersucht. Derzeit vermuten Forscher, dass die schmerzlindernde Wirkung durch antioxidative und entzündungshemmende Eigenschaften zustande kommt, welche die Nerven schützen.

Als Mechanismus wird auch diskutiert, dass Resveratrol bestimmte Enzyme hemmen könnte (Cyclooxygenase I und II). Diese sind an der Schmerzentwicklung beteiligt, indem sie Entzündungen fördern. Je stärker die Entzündung, umso stärker der oxidative Stress und der Schmerz. Darüber hinaus könnte Resveratrol Schmerzen mildern, indem es die Schmerzsensoren direkt hemmt. 

Kniearthrose: mehr Beweglichkeit durch Resveratrol und OPC

Arthrose (Gelenkverschleiß) geht mit der Zeit in eine entzündliche Erkrankung der Gelenke über. Das führt zu Schmerzen und mindert die Lebensqualität. Die Einnahme von Resveratrol könnte dagegen helfen, wie eine hochwertige Studie zeigt: Teilgenommen hatten 100 Patienten. Ein Teil erhielten über drei Monate hinweg jeden Tag 500 Milligramm Resveratrol gemeinsam mit einem Schmerzmittel. Die Kontrollgruppe bekam nur das Schmerzmittel. Die Teilnehmer, die Resveratrol einnahmen, berichteten von weniger Schmerzen. Aber nicht nur die Schmerzen wurden gelindert, auch die Beweglichkeit des Knies im Alltag verbesserte sich.

OPC zeigte in einigen Tierstudien ebenfalls eine schmerzlindernde Wirkung bei Arthrose und schützte vor Gelenkschäden. Studien mit Menschen zur Bestätigung der Wirkung fehlen bislang noch.

Endometriose: Hilfe durch Resveratrol

Laut Schätzungen leidet jede siebte Frau im gebärfähigen Alter unter Endometriose. Charakteristisch dafür ist das Wachstum von Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter. Die mögliche Folge: starke Schmerzen während der Menstruation, meistens im Unterleib.

Die genauen Endometriose-Ursachen sind noch nicht geklärt. Forscher vermuten, dass oxidativer Stress und Entzündungen die treibenden Kräfte sind. Daneben sind Enzyme daran beteiligt, welche die Zellen aus dem Gewebe lösen, sodass sie an anderen Orten weiterwachsen. Eine Vorstudie zeigte, dass Resveratrol diese Enzyme hemmte. Auch ein Tierversuch legt nahe, dass Resveratrol die Zahl der Endometrioseherde reduzieren könnte.

Da die Vorversuche vielversprechend waren, haben Forscher Resveratrol bereits bei Patientinnen mit Endometriose untersucht: Wurde es zusätzlich zu Hormonen (Antibabypille) eingesetzt, verbesserten sich laut einer ersten Studie die Schmerzen bei Endometriose deutlich. Bei acht von zehn Frauen verschwanden die Regelschmerzen nach zwei Monaten sogar vollständig. Wirksam waren bereits 30 Milligramm Resveratrol.

Fazit: Resveratrol und OPC – wer kann von der Einnahme profitieren?

Trauben liefern die beiden sekundären Pflanzenstoffe Resveratrol und OPC. Sie können helfen, das Gleichgewicht zwischen oxidativen und antioxidativen Stoffen im Körper aufrechtzuerhalten. Dies kann man sich bei Erkrankungen mit oxidativem Stress zunutze machen. So gibt es besonders für Resveratrol erste Hinweise, dass Schmerzen bei Arthrose oder Endometriose gelindert werden könnten. Helfen könnten sie unter anderem auch bei Diabetes, Bluthochdruck, Alzheimer oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Sinnvoll sind zum Beispiel 30 bis 50 Milligramm Resveratrol und 100 bis 200 Milligramm OPC täglich. Höhere Dosierungen sollten mit dem Arzt oder Mikronährstoff-Experten abgesprochen und langsam eingeschlichen werden. Auch über die Einnahmedauer kann der Experte entscheiden. In den Studien wurde Resveratrol zwei bis drei Monate lang eingenommen.

Mikronährstoff-Experten empfehlen immer einen hochwertigen Extrakt von Herstellern, die ihre Präparate auf Pestizide untersuchen: Trauben gehören zu den am stärksten belasteten Früchten.

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Auch wenn Resveratrol durch eine mögliche gesundheitliche Wirkung von Rotwein bekannt geworden ist, sollte man Rotwein nur mäßig trinken. Zwar enthält er etwas Resveratrol (im Durchschnitt 3 Milligramm pro Liter), allerdings auch Alkohol. Die schädliche Wirkung von Alkohol auf das Gehirn, das Herz-Kreislauf-System und den Magen-Darm-Trakt darf nicht unterschätzt werden. Man sollte daher nicht mehr als ein kleines Glas Rotwein pro Tag trinken. Außerdem empfiehlt es sich, an mindestens zwei Tagen in der Woche keinen Alkohol zu konsumieren, um einer Sucht vorzubeugen.

Traubensaft ist aufgrund des hohen Zuckergehaltes ebenfalls nicht oder nur in Maßen zu empfehlen.

Verzeichnis der Studien und Quellen

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Über den Autor

Dr. med. Siddhartha Popat

Herr Dr. med. Popat ist niedergelassener Facharzt für Allgemeinmedizin mit der Zusatzbezeichnung Akupunktur. Seit 2017 betreibt er zusätzlich eine private Zweigstelle mit den Schwerpunkten Integrative und Biologische Medizin. Weitere Schwerpunkte sind Neuraltherapie sowie Kinesiologie nach Klinghardt. Seit 2018  ist er erster Vorsitzender der IGAF e. V. (internationale Gesellschaft für autonome Funktionsdiagnostik und Regulationsmedizin). Die Diagnose und Therapie chronischer Erkrankungen ist ein wesentlicher Aspekt seiner Arbeit, hierbei ist die orthomolekulare Medizin ein wichtiger Aspekt.