Herpes ist eine Virusinfektion an den Lippen oder im Genitalbereich. Schmerzhafte Bläschen, Juckreiz und Überempfindlichkeit der betroffenen Hautpartien zählen zu den Symptomen beider Infektionen. Erfahren Sie hier, welche Mikronährstoffe zur Vorbeugung der Herpesinfektion beitragen, Herpesbeschwerden abklingen lassen und das Immunsystem stärken.
Ursachen und Symptome
Herpes ist der Oberbegriff für zwei verschiedene Erkrankungen:
- Lippenherpes (Herpes labialis), meist verursacht durch das Herpesvirus Herpes-simplex 1 (HSV-1)
- Genitalherpes (Herpes genitalis), oft ausgelöst durch das Virus Herpes-simplex 2 (HSV-2)
Bei einer Herpesinfektion gelangen die Viren über die Schleimhäute in den Körper. Von dort aus wandern sie in den Kern der Nervenzellen, wo sie vom Immunsystem nicht entdeckt werden. Sie bleiben dort ein Leben lang, auch wenn keine Symptome sichtbar sind. Ist das Immunsystem geschwächt, vermehren sich die Viren und verursachen wiederkehrende Infektionen: Dann treten typische Symptome auf, wie Herpesbläschen und Juckreiz. Auch Schwellungen der umliegenden Lymphknoten, Fieber und Rückenschmerzen können Zeichen einer Herpesinfektion sein.
Info
Andere Krankheiten wie Gürtelrose können ebenfalls durch Herpesviren ausgelöst werden. Es handelt sich bei Gürtelrose jedoch nicht um den Herpes-simplex-Erreger, sondern um das Varizella-Zoster-Virus (VZV), den Erreger von Windpocken. Beide Viren gehören zur gleichen Gruppe.
Eine akute Herpes-simplex-Infektion ist ansteckend. Während man sich beim Lippenherpes (Herpes-simplex Typ 1) durch eine Schmier- oder Tröpfcheninfektion anstecken kann, wird der Genitalherpes (Herpes-simplex Typ 2) durch sexuellen Kontakt übertragen. Etwa 85 Prozent der Bevölkerung sind mit dem Lippenherpes-Virus infiziert und 15 Prozent mit dem Genitalherpes-Virus. In den Ruhephasen der Virusinfektion ist eine Ansteckung nicht möglich.
Folgeerkrankungen durch Herpesviren sind selten und treten oft bei Personen mit einer Immunschwäche auf. Die Infektion kann jedoch auch andere Bereiche der Haut befallen, etwa das Auge, was im schlimmsten Fall zur Erblindung führen kann. In sehr seltenen Fällen können die Herpes-simplex-Viren Typ 1 und 2 eine Gehirnentzündung (Enzephalitis) auslösen.
Ziele der Behandlung
Wie wird Herpes klassisch behandelt?
Bei der Behandlung von Herpes geht es darum, die Vermehrung des Virus zu unterbinden, die Abheilung der Herpesbläschen zu fördern sowie zu verhindern, dass sich die Krankheit ausbreitet.
Tritt die Infektion zum ersten Mal auf (Erstinfektion oder Primärinfektion), kommen Medikamente zum Einsatz, um die Vermehrung des Virus zu reduzieren (Virustatika). Auch bei wiederkehrenden Infektionen werden diese Mittel genutzt. Oft wird der Medikamentenwirkstoff Acicloivir (Aciclostad®, Zovirax®) als Creme oder in Tablettenform verwendet. Der Wirkstoff Ganciclovir wird als Injektion verabreicht; Brivudin (Zostex®) ist ebenfalls in Tablettenform erhältlich.
Pflanzliche Mittel wie Cremes mit Melissen-Extrakt (Lomaherpan®) können die Vermehrung des Virus ebenfalls hemmen und die Abheilung fördern. Zusätzlich gibt es – ähnlich wie in der Mikronährstoffmedizin – Salben mit Zinksulfat (Virdermin®) und Silicium (Hübner Original silicea®), um die Wundheilung zu fördern, sowie Pflaster (Compeed®, Zoviprotect®), um die äußerliche Ausbreitung der Herpesviren zu hemmen und den Heilungsprozess zu unterstützen.
Wichtig für den Behandlungserfolg ist der sofortige Therapiebeginn bei den ersten Anzeichen – etwa beim ersten Kribbeln auf den Lippen. Bei besonders schweren Infektionen im Genitalbereich kann eine Injektion des Medikaments in die Vene nötig sein oder es wird eine Therapie zur Unterdrückung des Virus über einen längeren Zeitraum durchgeführt (Suppressionstherapie).
Zusätzlich können bei Bedarf Medikamente gegen Schmerzen und Fieber sowie desinfizierende (antiseptische) Mundspülungen eingesetzt werden.
Info
Um dem Ausbruch einer erneuten Virusinfektion vorzubeugen, helfen unter Umständen Maßnahmen wie Stressreduktion, ausreichender Schlaf, die Stärkung des Immunsystems durch ausgewogene Ernährung und Sport sowie ausreichende Schutzmaßnahmen vor UV-Strahlen im Sommer. UV-Strahlen der Sonne können die Herpesviren stimulieren und das Immunsystem schwächen.
Ziele der Mikronährstoffmedizin
Die Mikronährstoffmedizin kann die Behandlung der Herpesinfektion unterstützen oder eine Alternative bieten. Bestimmte Aminosäuren, Vitamine, Mineralstoffe und Pflanzenstoffe sind wichtig für ein aktives und starkes Immunsystem. Sie können die Vermehrung der Herpesviren hemmen, dem Aufflammen einer erneuten Herpesinfektion vorbeugen sowie unangenehme Begleitsymptome wie Kribbeln und Juckreiz lindern.
Die Einnahme folgender Mikronährstoffe hilft vermutlich bei Herpes:
- Lysin hemmt die Vermehrung der Viren.
- Vitamin C stärkt das Immunsystem.
- Zink fördert die Immunantwort und stört die Ausbreitung der Viren.
- Hefe-Beta-Glucan aktiviert die Abwehrkräfte.
- Grüntee inaktiviert Viren und wirkt immunstärkend.
Tipp
Den Mineralstoff Silicium kann man auch äußerlich in Form von Kieselerde bei Herpes anwenden. In einer ersten Studie linderte Kieselerde bei äußerer Anwendung Lippenherpes-Symptome wie Kribbeln, Juckreiz, Brennen, Straffheit und Schmerzen genauso wirksam wie der Medikamentenwirkstoff Acicloivir. Hochwertige Studien müssen dies nun bestätigen. Kieselerde ist als Gel oder Creme in der Apotheke erhältlich.
Behandlung mit Mikronährstoffen
Lysin lindert Beschwerden und beugt dem Ausbruch einer Herpesinfektion vor
Wirkweise von Lysin
Lysin (genauer L-Lysin) ist eine Aminosäure, die der Körper nicht selbst herstellen kann. Es muss mit der Nahrung aufgenommen werden. Besonders wichtig ist Lysin für die Zellteilung und die Wundheilung.
Herpesviren brauchen für die Vermehrung unter anderem die Aminosäure Arginin. Lysin ist ein natürlicher Gegenspieler von Arginin und senkt dessen Verfügbarkeit für die Herpesviren. Dadurch stört Lysin ihre Vermehrung.
In einer kleinen hochwertigen Studie beugte die Ergänzung von täglich 3.000 Milligramm Lysin dem Ausbruch einer Herpesinfektion vor oder verringerte die Symptome messbar. Auch die Zeit der Abheilung wurde verkürzt. Autoren einer anderen hochwertigen Studie kamen jedoch zu einem gegenteiligen Ergebnis: Hier zeigte Lysin keine Wirkung. Allerdings ergänzten die Teilnehmer dieser Studie nur 1.200 Milligramm Lysin pro Tag. Auch in einer Studienübersicht kamen die Forscher zu dem Ergebnis, dass Lysin in dieser Dosierung vermutlich keine Wirkung hat.
Weitere Studien müssen nun prüfen, warum Lysin in der einen Situation gewirkt hat und in anderen nicht. Möglicherweise ist eine Dosierung von 3.000 Milligramm nötig. Da Lysin jedoch in der Theorie die Vermehrung der Herpesviren hemmt, kann eine Behandlung versucht werden – vor allem in Kombination mit einer Arginin-armen Ernährung.
Info
Arginin ist in Rinder-, Puten- und Hühnerfleisch enthalten. Aber auch Nüsse und Samen wie Mandeln, Kürbiskerne, Pinienkerne, Schokolade und Erdnüsse sowie Soja und Weizenkeime liefern viel Arginin.
Weitere Lebensmittel, die viel Arginin enthalten, finden Sie in der Nährstofftabelle unter „Arginin“.
Dosierung und Einnahmeempfehlung von Lysin
Bei einer aufgeflammten Herpesinfektion empfehlen Mikronährstoff-Experten, so schnell wie möglich etwa 3.000 Milligramm Lysin pro Tag für die Zeit der Infektion zu ergänzen. Die Dosierungsempfehlung von Lysin zur Vorbeugung einer Herpesinfektion liegt zwischen 500 und 1.000 Milligramm täglich. Die Menge sollte immer über den Tag verteilt werden – zum Beispiel dreimal täglich 250 oder 1.000 Milligramm.
Nehmen Sie Lysin nüchtern zwischen den Mahlzeiten ein, damit es gut im Darm aufgenommen wird. Es gibt Lysin als Kapseln, Tabletten und in Pulverform. Lysin sollte nicht dauerhaft in einer Menge von über 1.000 Milligramm pro Tag dosiert werden, damit kein Argininmangel entsteht.
Lysin: zu beachten in der Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Erkrankungen
Zur Einnahme von Lysin während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen keine ausreichenden Studien vor. Deshalb sollte es nur nach Rücksprache mit dem Arzt eingenommen werden.
Personen mit schweren Schädigungen der Nieren und bei akutem Nierenversagen sollten kein Lysin einnehmen. Es könnte die Beschwerden verstärken. Auch Personen mit einer akuten Autoimmunerkrankung sollten auf die Ergänzung verzichten. Diabetikern wird empfohlen, bei Einnahme von Lysin den Blutzuckerspiegel öfter zu kontrollieren: Es gibt Hinweise, dass es den Blutzuckerspiegel senken kann.
Wenn eine Operation geplant ist, sollte Lysin zwei Wochen vorher abgesetzt werden. Es könnte die Blutgerinnung beeinflussen.
Vitamin C stärkt das Immunsystem bei einer Herpesinfektion
Wirkweise von Vitamin C
Vitamin C ist ein Antioxidans und übt als Radikalfänger eine Zellschutzwirkung aus. Indem es die Vermehrung und die Funktion der Abwehrzellen fördert, unterstützt Vitamin C auch die Immunabwehr, die bei einer Herpesinfektion oft geschwächt ist.
In einer Vorstudie konnte die Einnahme von Vitamin C zusammen mit pflanzlichen Flavonoiden die Heilungsdauer um durchschnittlich zwei Tage verkürzen. Zudem litten die Betroffenen kürzer an Schmerzen durch die Infektion. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt auch eine andere kleine hochwertige Studie: Mit Vitamin C und Flavonoiden war die Zeit bis zur Heilung kürzer als bei den Personen, die das Scheinmedikament erhielten. Die Einnahme war am effektivsten, wenn sie bei den ersten Symptomen erfolgte.
Weitere hochwertige Studien müssen nun zeigen, wie stark der Beitrag von Vitamin C bei Herpes ist und wie gut die Wirkung in Kombination mit Lysin ist.
Dosierung und Einnahmeempfehlung von Vitamin C
Um das Immunsystem bei einem Herpesausbruch zu unterstützen, empfehlen Mikronährstoff-Experten für die Zeit der akuten Infektion täglich 1.000 bis 3.000 Milligramm Vitamin C. Zur Vorbeugung einer Herpesinfektion bei einem geschwächten Immunsystem können 200 bis 400 Milligramm pro Tag sinnvoll sein.
Damit Vitamin C gut aufgenommen wird, ist es ratsam, die Gesamtmenge über den Tag zu verteilen – zum Beispiel fünfmal 200 Milligramm. Dauerhaft sollten nicht mehr als 2.000 Milligramm Vitamin C eingenommen werden: Ab dieser Dosierung kann es prooxidativ wirken.
Die Verträglichkeit ist am besten, wenn Vitamin C zum Essen eingenommen wird. Präparate sind in Form von Kapseln oder Tabletten erhältlich. Brausetabletten empfehlen Mikronährstoff-Experten aufgrund der Aromen und Süßstoffe nicht.
Tipp
Achten Sie auf Präparate, die auch Flavonoide enthalten – zum Beispiel aus Citrusfrüchten oder Grüntee. Flavonoide sind bestimmte Pflanzenstoffe, die ebenfalls das Immunsystem stärken könnten. Laut ersten Studien unterstützen Flavonoide die Therapie.
Vitamin C: zu beachten in der Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Erkrankungen und Medikamenteneinnahme
Vitamin C ist in der Schwangerschaft und Stillzeit bis maximal 1.800 Milligramm pro Tag wahrscheinlich sicher. Dennoch sollte die empfohlene Dosierung zur Sicherheit mit dem Arzt abgesprochen werden.
Die Dosierung von Vitamin C bei Nierensteinen sollte pro Tag unter 1.000 Milligramm betragen. Bei Nierenschwäche sollten weniger als 500 Milligramm täglich eingenommen werden, da Vitamin C im Körper zu Oxalsäure abgebaut wird. Damit kann eine kranke Niere schwer umgehen.
Im Fall einer krankhaften Eisenüberladung (Hämochromatose) sollte die Vitamin-C-Therapie immer unter ärztlicher Aufsicht erfolgen. Vitamin C steigert die Aufnahme von Eisen.
Ab einer täglichen Vitamin-C-Menge von 1.000 Milligramm könnte die Wirksamkeit von Arzneimitteln herabgesetzt werden – darunter Krebsmittel wie der Wirkstoff Bortezomib (Velcade®) sowie Doxorubicin, Methotrexate oder Cisplatin. Auch die Wirkung des Blutverdünners Warfarin (Coumadin®) könnte beeinträchtigt werden. Besprechen Sie in diesen Fällen die Einnahme mit dem Arzt.
In einer Tierstudie verringerten 50 Milligramm Vitamin C pro Kilogramm Körpergewicht die Wirkung des Antipilzmittels Fluconazol (Diflucan®, Fungata®). Bei einem Gewicht von 60 Kilogramm wäre dies bei 3.000 Milligramm Vitamin C der Fall. Niedrigere Dosierungen beeinträchtigen die Wirkung wahrscheinlich nicht.
Mit Zink die Vermehrung von Herpesviren stören
Wirkweise von Zink
Zink ist für die Wundheilung wichtig sowie für die Bildung und Funktion von Abwehrzellen. Sind die Abwehrkräfte geschwächt, kann es leichter zu einer Herpesinfektion kommen. Die Vermehrung des Herpes-simplex-Virus wurde in Laborversuchen durch Zink gehemmt. Auch in Tierversuchen führte die Gabe von Zink zu einer Abnahme der Symptomstärke.
Erste Ergebnisse an Menschen legen nahe, dass Zink die Heilung einer Herpesinfektion fördern könnte. In einer Beobachtungsstudie wurde gezeigt, dass bei Personen mit niedrigen Zinkwerten im Blut eine Herpesinfektion länger dauerte. Die gezielte Einnahme von Zink (45 Milligramm täglich) reduzierte in einer Vorstudie bei Lippenherpes die Anzahl der Infektionen und verkürzte die Heilungszeit. Zudem wurden 46 Milligramm Zink erfolgreich in Kombination mit 500 Milligramm Vitamin C in einer anderen Vorstudie bei Lippenherpes getestet. Forscher diskutieren, ob Zink auch geeignet ist, Infektionen durch UV-Strahlung im Sommer vorzubeugen. UV-Strahlen der Sonne können ebenfalls die Vermehrung eines sich bereits im Körper befindlichen Virus fördern.
Darüber hinaus kann dem Aufflammen von Genitalherpes mit Zink vorgebeugt werden – eine erste Studie war Erfolg versprechend: Den Betroffenen wurde ein Kombinationspräparat aus Zink (50 Milligramm) und jeweils 5 Milligramm Magnesium, Vitamin B1 und Vitamin B2 gegeben. Die Symptome waren milder und die Beschwerdedauer kürzer.
Hochwertige Studien müssen die positive Wirkung von Zink bei Herpes nun weiter belegen. Da Zink jedoch für ein funktionierendes Immunsystem und die Wundheilung gebraucht wird, sollte bei Herpes kein Mangel vorliegen.
Dosierung und Einnahmeempfehlung von Zink
Bei einer Herpesinfektion sollten pro Tag zwischen 25 und 50 Milligramm Zink ergänzt werden. Diese Menge ist für die akute Behandlung geeignet. Da man Zink dauerhaft überdosieren kann, sollte das Präparat danach wieder abgesetzt oder die Dosis gesenkt werden. Als Dosierung zur Herpesvorbeugung in Zeiten eines geschwächten Immunsystems empfehlen Mikronährstoff-Experten täglich zwischen 10 und 15 Milligramm Zink.
Die Verträglichkeit von Zink ist am besten, wenn man es zu den Mahlzeiten einnimmt. Auf nüchternen Magen können Präparate Magenbeschwerden verursachen. Zudem verbessert sich die Aufnahme von Zink, wenn es zusammen mit Lebensmitteln − vor allem mit Speisen, die tierisches Eiweiß enthalten − eingenommen wird.
Zink: zu beachten in der Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Erkrankungen und Medikamenteneinnahme
In der Schwangerschaft und Stillzeit sollte man Zink ab einer Dosierung von 15 Milligramm nur in Rücksprache mit dem Frauenarzt einnehmen.
Bei einer Nierenerkrankung sollte Zink nicht eingenommen werden. Geschwächte Nieren können es nicht richtig ausscheiden, die Blutspiegel würden ansteigen.
Bei einer begleitenden bakteriellen Infektion sollten nicht mehr als 30 Milligramm Zink eingenommen werden. Manche Bakterien benötigen Zink, um sich zu vermehren.
Zink hemmt die Wirksamkeit einiger Antibiotika aus den Wirkstoffgruppen der Gyrasehemmer (wie Ciprobay®, Deblaston®) und Tetracycline (wie Doxycyclin®, Skid®). Auch die Wirkung mancher Arzneimittel bei Osteoporose (Bisphosphonate wie Fosamax®, Bondronat®) wird durch Zink gehemmt. Betroffen sind zudem Chelatbildner wie Penicillamin (Metalcaptase®). Es sollte ein Abstand von zwei Stunden eingehalten werden.
Mit Beta-Glucanen aus Hefepilzen das Immunsystem aktivieren
Wirkweise von Hefe-Beta-Glucanen
Spezielle Beta-Glucane stimulieren das Immunsystem. Sie kommen in der Natur in vielen Pilzen wie Hefepilzen vor, aber auch in Krankheitserregern. Sobald sie der Körper bemerkt, aktiviert er das Immunsystem – ganz ohne einen „echten“ Erreger. Hefe-Beta-Glucane können daher die Antikörperbildung unterstützen. Die Abwehr richtet sich dabei nicht nur gegen Bakterien und Pilze, sondern auch gegen Viren wie Herpes- und Erkältungsviren. Gleichzeitig beeinflussen Hefe-Beta-Glucane verschiedene Abwehrzellen und aktivieren Fresszellen: So können mit dem Herpesvirus infizierte Zellen besser bekämpft werden.
Dass die Ergänzung von Hefe-Beta-Glucanen einen positiven Effekt auf das Immunsystem hat, wurde in mehreren hochwertigen Studien bei Erkältungen gezeigt. Auch eine erste Studie zu Lippenherpes ist vielversprechend: Beta-Glucane aus einem Pilz verkürzten die Dauer der Symptome. Nun müssen größere Studien folgen. Durch die aktivierende Eigenschaft auf das Immunsystem sind Hefe-Beta-Glucane bei Herpes in jedem Fall einen Versuch wert.
Dosierung und Einnahmeempfehlung von Hefe-Beta-Glucanen
Bei einer akuten Herpesinfektion können täglich 500 bis 750 Milligramm Beta-Glucan aus Hefe eingenommen werden. Diese Dosierung war in Studien wirksam zur generellen Unterstützung des Immunsystems. Zur Vorbeugung von Herpes können dagegen 100 bis 250 Milligramm Hefe-Beta-Glucane sinnvoll sein – zum Beispiel im Winter, da in dieser Zeit das Immunsystem besonders gefordert ist.
Hefe-Beta-Glucane sind in Kapselform erhältlich und gelten als gut verträglich. Empfohlen wird die Einnahme zum Essen. Die Tagesportion kann auf mehrere Mahlzeiten aufgeteilt werden.
Info
Neben Hefe gibt es noch andere Pilze, die immunstärkende Beta-Glucane liefern – zum Beispiel Maitake, Shiitake und der Austernpilz. Künftige Studien müssen zeigen, welche Beta-Glucane besser wirken. Es könnte Unterschiede geben. Allerdings ist die Pilzart möglicherweise nicht der wichtigste Faktor für die Wirkung.
Beta-Glucane aus Getreide haben andere Effekte und sind zur Immunstärkung weniger nützlich. Der Grund ist, dass Hafer-Beta-Glucane anders aufgebaut sind als Beta-Glucane aus Hefe oder Speisepilzen.
Hefe-Beta-Glucane: zu beachten in der Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Erkrankungen
Zur Sicherheit von Hefe-Beta-Glucanen in der Schwangerschaft und Stillzeit liegen bisher wenig Daten vor. Die Einnahme sollte vorab mit dem Arzt besprochen werden.
Auch bei Granulomen sollte die Einnahme von Hefe-Beta-Glucanen mit dem Arzt abgesprochen werden. Sie könnten laut Tierstudien die Bildung von Granulomen fördern. Bei Menschen wurde dies bisher nicht nachgewiesen. Granulome können bei entzündlichen Erkrankungen auftreten, wie Morbus Crohn, Sarkoidose oder Rheuma (Rheumaknoten).
Grüntee unterdrückt die Vermehrung von Herpesviren
Wirkweise von Grüntee
Grüntee ist durch seine Inhaltsstoffe als Schutzstoff und als Radikalfänger bekannt. Er enthält vor allem Catechine wie Epigallocatechingallat (EGCG). EGCG hemmt das Anheften von Viren an menschliche Zellen und damit die Virenvermehrung. Laborversuche mit Herpesviren zeigen, dass EGCG diese Viren unschädlich machte. Besonders gut wurden Herpesviren gehemmt, die Genitalherpes verursachen (HSV-2). Darüber hinaus stimuliert EGCG wahrscheinlich das Immunsystem.
Fallberichten zufolge reduzierte die äußere Anwendung eines Präparates mit EGCG merklich Entzündungssymptome und die Dauer der Symptome bei Lippenherpes. Nun müssen Studien zeigen, ob die im Labor aufgetretene Wirkung von EGCG gegen Viren auch durch Präparate erreicht werden kann, die eingenommen werden. Da jedoch die Einnahme von EGCG und das Trinken von Grüntee vor Erkältungen und Grippe schützen könnte, ist eine Wirkung auch bei Herpes denkbar.
Dosierung und Einnahmeempfehlung von Grüntee
Herpes kann äußerlich mit Grüntee behandelt werden. Dazu kann man den Grüntee-Extrakt aus der Kapsel in etwas Wasser auflösen und mit einem Wattestäbchen auf die Herpesbläschen tupfen. Alternativ kann ein Teebeutel verwendet werden. Geben Sie dazu den Teebeutel in kochendes Wasser und lassen Sie ihn ein bis zwei Minuten ziehen. Nehmen Sie ihn anschließend aus dem Wasser und lassen Sie ihn abkühlen, bis Sie den Teebeutel für zehn Minuten auf die Bläschen legen können.
Möchten Sie Grüntee in Form von Kapseln einnehmen, liegt die empfohlene Dosierung bei einer akuten Infektion zwischen 200 bis 400 Milligramm EGCG pro Tag. Mikronährstoff-Experten empfehlen meist ein Präparat mit Grüntee-Extrakt. Ein Extrakt enthält die Catechine in konzentrierter Form. Präparate sollten immer zum Essen eingenommen werden.
Grüntee-Extrakt: zu beachten in der Schwangerschaft und Stillzeit, bei Erkrankungen und Medikamenteneinnahme
In der Schwangerschaft und Stillzeit sollte kein Grüntee-Extrakt eingenommen werden, da Studien zur Unbedenklichkeit fehlen.
In seltenen Fällen erhöhte EGCG ab einer Dosierung von 600 Milligramm die Leberwerte. Wenn Sie von einer Lebererkrankung betroffen sind, sprechen Sie zuvor mit einem Arzt.
Grüntee kann die Aufnahme von Arzneistoffen im Darm blockieren – zum Beispiel die Aufnahme des Betablockers Bisoprolol (wie Bisoprolol®, Concor®) oder die des Blutdrucksenkers Nifedipin (Adalat®, Cisday®). Es sollte ein Abstand von vier Stunden oder mehr eingehalten werden.
Zudem kann Grüntee Leberenzyme hemmen, die Medikamente abbauen. Deshalb sollte die Einnahme in Kombination mit Medikamenten generell mit dem Arzt abgesprochen werden. Eine Rücksprache gilt auch bei Krebs: Die Wirksamkeit des Krebswirkstoffs Bortezomib (Velcade®) könnte gehemmt werden.
Dosierungen auf einen Blick
Empfehlung pro Tag bei Herpes | |
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Vitamine | |
Vitamin C | Behandlung: 1.000 bis 3.000 Milligramm (mg) Vorbeugung: 200 bis 400 Milligramm |
Mineralstoffe | |
Zink | Behandlung: 25 bis 50 Milligramm Vorbeugung: 10 bis 15 Milligramm |
Sonstige Stoffe | |
Lysin | Behandlung: 1.000 bis 3.000 Milligramm Vorbeugung: 500 bis 1.000 Milligramm |
Beta-Glucane aus Hefe oder Pilzen | Behandlung: 500 bis 750 Milligramm Vorbeugung: 100 bis 250 Milligramm |
Grüntee-EGCG | Behandlung: 200 bis 400 Milligramm oder äußerliche Anwendung |
Zusammenfassung
Lippenherpes und Genitalherpes sind Viruserkrankungen, die phasenweise auftreten. Nur während der akuten Infektion ist Herpes ansteckend und erzeugt unangenehme Symptome wie Bläschenbildung, Juckreiz und Schmerzen. Das Virus bleibt aber ein Leben lang im Körper und kann erneut zu einer Infektion führen – zum Beispiel im Winter, wenn das Immunsystem geschwächt ist. Bestimmte Mikronährstoffe verbessern die Heilung und lindern die Symptome oder stärken das Immunsystem, damit es nicht zu einem erneuten Ausbruch kommt.
Lysin hilft wahrscheinlich gegen Herpes, indem es die Verfügbarkeit von Arginin herabsetzt, welches das Virus wiederum für die Vermehrung braucht. Zink reduziert möglicherweise die Dauer der Herpesinfektion und fördert die Abheilung. Vitamin C und Beta-Glucan aktivieren das Immunsystem und stärken dessen Funktion. Darüber hinaus könnte Grüntee-EGCG die Vermehrung der Herpesviren stören und zudem das Immunsystem stärken.
Verzeichnis der Studien und Quellen
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