H2-Blocker: Mikronährstoffmangel entgegenwirken

Wie sich mithilfe der Mikronährstoffmedizin eine Unterversorgung vermeiden lässt

Frau mit Sodbrennen
Eine zu starke Säureproduktion im Magen kann zu gesundheitlichen Problemen führen wie Sodbrennen (mit Speiseröhren-entzündung)/Refluxkrankheit,Magenschleimhautentzündung (Gastritis) oder Magen-Darm-Geschwüre. Bild: Tharakorn/iStock/Thinkstock

H2-Blocker drosseln die Produktion von Magensäure und lindern auf diese Weise Beschwerden und Erkrankungen wie Sodbrennen oder Magenschleimhautentzündungen. Sie können jedoch auch die Aufnahme und damit die Versorgung mit wichtigen Mikronährstoffen gefährden. Erfahren Sie hier, wie Sie mithilfe der Mikronährstoffmedizin Mangelzustände und ihre Folgen am besten vermeiden können.

H2-Blocker: Wirkung, Anwendung und Nebenwirkungen

Wie wirken H2-Blocker?

H2-Blocker – auch H2-Rezeptorblocker genannt – sind Medikamente, die die Produktion von Magensäure drosseln. Die Säureausschüttung erfolgt durch spezielle Drüsenzellen und wird unter anderem über den Botenstoff Histamin reguliert. Er bindet an die Oberfläche der Drüsenzellen und regt dadurch ihre Tätigkeit an. H2-Blocker blockieren die Histamin-Bindestellen auf den Drüsenzellen: Diese werden nicht mehr aktiviert und die Säureausschüttung sinkt.

Zu den H2-Blockern zählen folgende Wirkstoffe:

  • Famotidin (zum Beispiel Famotidin-CT, Famotidin STADA®)
  • Cimetidin (zum Beispiel Cimetidin acris®, CimLich®)

H2-Blocker sind in der Regel als Tabletten erhältlich.

Einsatzgebiete von H2-Blockern

H2-Blocker werden eingesetzt, um die Säureproduktion im Magen zu senken, wenn es durch eine Übersäuerung zu gesundheitlichen Problemen kommt. Zu den Anwendungsgebieten von H2-Blockern zählen:

  • Sodbrennen (mit Speiseröhrenentzündung)/Refluxkrankheit
  • Magenschleimhautentzündung (Gastritis)
  • Magen-Darm-Geschwüre

Darüber hinaus können H2-Blocker auch bei einer Histaminintoleranz, also einer Unverträglichkeit gegenüber dem in der Nahrung enthaltenen Histamin, eingesetzt werden.

Nebenwirkungen: H2-Blocker verursachen Mangelzustände

Es gibt Hinweise aus verschiedenen wissenschaftlichen Studien, dass die langfristige Einnahme von H2-Blockern zu einem Mangel an bestimmten Vitaminen und Mineralstoffen führen kann. Hierzu zählen Vitamin B12, Vitamin D, Folsäure, Eisen und Zink. Anämie, Infektanfälligkeit, Magen-Darm-Störungen und Müdigkeit sind die Folgen. Durch die Zufuhr entsprechender Nahrungsergänzungsmittel ist es möglich, Mangelzuständen vorzubeugen:

  • Vitamin B12 und Folsäure und Eisen können einer Blutarmut durch H2-Blocker entgegenwirken.
  • Zink kann die Magenschleimhaut vor Säureangriffen schützen und die Wirkung verbessern.
  • Vitamin D kann die Anfälligkeit für Infektionskrankheiten senken, die vermutlich durch H2-Blocker begünstigt werden.

Aufgrund einer gestörten Darmflora steigt das Risiko für Magen-Darm-Beschwerden wie zum Beispiel Durchfall und Verstopfungen. Prä- und Probiotika können helfen, die gestörte Darmflora wieder aufzubauen. Zudem kann es bei der Anwendung von H2-Blockern zu weiteren Nebenwirkungen kommen wie Kopfschmerzen, Schwindel und Müdigkeit.

Es können jedoch nicht alle Nebenwirkungen mit Vitaminen und Mineralstoffen beseitigt werden.

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Nebenwirkungen vermeiden

Vitamin-B-Mangel durch Säuremangel

Hintergrund und Wirkweise

Müder Mann reibt sich die Augen
Müdigkeit und Erschöpfung sowie eine erhöhte Anfälligkeit für Infektionen können Symptome eines Vitamin-B12-Mangel sein. Bild: seb_ra/iStock/Getty Images Plus

Sowohl die Freisetzung von Vitamin B12 aus der Nahrung als auch die Aufnahme von Folsäure aus dem Darm sind von der Magensäure abhängig. Es kann deshalb sein, dass der Körper während der Einnahme von H2-Blockern nicht ausreichend mit beiden Vitaminen versorgt wird. Tatsächlich haben mehrere beobachtende Studien gezeigt, dass es insbesondere bei längerfristiger Einnahme zu einem Vitamin-B12- und Folsäuremangel kommen kann. Da jedoch nicht alle Patienten während der Therapie mit einem H2-Blocker einen solchen Mangel entwickeln, sind weitere Studien erforderlich, um den Zusammenhang genauer zu untersuchen.

Ein Vitamin-B12-Mangel äußert sich vor allem durch Müdigkeit und Erschöpfung sowie durch eine erhöhte Anfälligkeit für Infektionen. Da Vitamin B12 für die Blutbildung wichtig ist, kann es zu einer Blutarmut (Anämie) kommen. Bei einem anhaltenden Mangel können Nervenstörungen auftreten, wie zum Beispiel ein Taubheitsgefühl in Armen und Beinen, Gedächtnisstörungen, Stimmungsschwankungen oder Depressionen.

Ähnlich sind die Beschwerden bei einem Folsäuremangel: Typisch sind Müdigkeit, Blässe, Erschöpfung, Konzentrationsprobleme und eine geschwächte Immunabwehr. Bei einem lang anhaltenden Mangel können Appetitlosigkeit, Blutarmut, Stimmungsschwankungen und Depressionen auftreten.

Darüber hinaus kann eine unzureichende Versorgung mit B-Vitaminen zu erhöhten Homocysteinspiegeln führen. Homocystein ist mit einem höheren Risiko an Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden. Deshalb und aufgrund der vielen anderen wichtigen Funktionen von B-Vitaminen im Körper sollte ein Mangel ausgeglichen werden.

Expertenwissen

Ein Vitamin-B12-Mangel tritt häufig bei älteren Menschen auf, da der Magen infolge einer Magenschleimhautentzündung (atrophischen Gastritis) nicht mehr genügend Magensäure und Pepsin bildet, um das Vitamin aus der Nahrung freizusetzen. Ebenso sinkt die Bildung eines wichtigen Transporteiweißes (Intrinsic Factor), das für die Aufnahme von Vitamin B12 im Darm notwendig ist. Durch die verringerte Säureproduktion kommt es zu einer Alkalisierung des Dünndarms, die eine übermäßige Vermehrung von Bakterien nach sich ziehen kann. Hierdurch wird die Verfügbarkeit des Vitamins noch weiter reduziert.

Dosierung und Einnahmeempfehlung von Vitamin B12 und Folsäure

Im Gegensatz zum in der Nahrung enthaltenen Vitamin B12 scheint die Verfügbarkeit von Vitamin B12 aus Nahrungsergänzungsmitteln durch H2-Blocker nicht beeinträchtigt zu werden. Somit lässt sich ein Mangel leicht ausgleichen oder verhindern. Mikronährstoffmediziner empfehlen während der Einnahme von H2-Blockern eine Dosis von 20 bis 100 Mikrogramm Vitamin B12 sowie 400 Mikrogramm Folsäure pro Tag. Bei zu hohen Homocysteinwerten ist die Dosierung entsprechend höher.

Nehmen Sie Vitamin B12 und Folsäure am besten zusammen mit einer Mahlzeit ein, da sie auf nüchternen Magen weniger gut verträglich sind. Ideal ist ein Kombipräparat, das auch die übrigen B-Vitamine enthält: B-Vitamine arbeiten bei vielen Aufgaben zusammen und hängen in ihrer Wirkung voneinander ab. Halten Sie zum H2-Blocker einen Einnahmeabstand von mindestens zwei Stunden ein.

Tipp

Viele Menschen können Folsäure und Folate nicht richtig verwerten: Jeder Zweite bildet die aktive Wirkform 5-Methyltetrahydrofolat (5-MTHF) nicht ausreichend, da das hierzu benötigte Enzym nicht richtig funktioniert. Schuld daran ist eine Genveränderung im Erbgut. Das hat zur Folge, dass trotz ausreichender Zufuhr der Folatspiegel im Blut gering bleibt. Man kann diesen Gendefekt umgehen, indem man direkt die aktive Wirkform 5-MTHF einnimmt.

Vitamin B12, Folsäure und Homocystein im Labor bestimmen lassen

Mann bekommt Blut abgenommen
Ältere Menschen und Patienten, die H2-Blocker für einen längeren Zeitraum einnehmen müssen, sollten Ihren Vitamin-B12-Status während der Behandlung regelmäßig beim Arzt kontrollieren lassen. Bild: YakobchukOlena/iStock/Getty Images Plus

Ältere Menschen und Patienten, die H2-Blocker für einen längeren Zeitraum einnehmen müssen, sollten Ihren Vitamin-B12-Status regelmäßig beim Arzt kontrollieren lassen. Der Arzt hat mehrere Möglichkeiten, Vitamin B12 im Blut zu bestimmen. Die beste Methode ist die Bestimmung von Holotranscobalamin (HoloTC). Diese Messung ist genauer und aussagekräftiger als die Bestimmung von Vitamin B12. Normal ist ein Wert über 54 Pikomol pro Liter.

Da die Symptome eines Vitamin-B12-Mangels und eines Folsäuremangels sehr ähnlich sind, sollte bei einem nachgewiesenen Vitamin-B12-Mangel idealerweise auch der Folsäurestatus bestimmt werden. Hier liegen die Normwerte im Blutserum bei mehr als 5,9 Mikrogramm pro Liter oder über 13,3 Nanomol pro Liter.

Da ein Vitamin-B12-Mangel erhöhte Homocysteinwerte nach sich ziehen kann, sollte auch der Homocysteinspiegel überprüft werden. Homocystein wird im Blutplasma bestimmt. Das ist der flüssige Teil des Blutes ohne Blutzellen. Als Normwerte gelten 5 bis 9 Mikromol pro Liter.

Zu beachten während der Schwangerschaft und in der Stillzeit, bei Nieren- und Herzerkrankungen

Vitamin B12 sollte in der Schwangerschaft und Stillzeit nur bei einem nachgewiesenen Mangel und nach Absprache mit dem behandelnden Frauenarzt in hoher Dosierung eingenommen werden.

Diabetiker mit Nierenschaden und Nierenpatienten müssen besonders umsichtig sein: Vitamin B12 sollten Nierenpatienten nicht in Form von Cyanocobalamin, sondern als Methylcobalamin einsetzen. Cyanocobalamin ist für Nierenpatienten vermutlich hoch dosiert schädlich.

Nach dem Setzen von Gefäßstützen (Stents) und nach einem Herzinfarkt ist die Gabe kombinierter B-Vitamine noch nicht ausreichend erforscht. Möglicherweise wirken B-Vitamine hier negativ. Hohe Dosen an Vitamin B12 (60 bis 400 Mikrogramm pro Tag) sollten dann vermieden werden.

Zink verhindert eine Unterversorgung und senkt die Säureproduktion

Hintergrund und Wirkweise

Lebensmittel die zink beinhalten
Viele Lebensmittel sind gute Zinklieferanten. Für eine gute Aufnahme von Zink aus der Nahrung ist jedoch ein saurer pH-Wert erforderlich. Bild: bit245 /iStock/Getty Images Plus

Das Spurenelement Zink scheint dazu beizutragen, die Magenschleimhaut vor der aggressiven Magensäure zu schützen. Für eine gute Aufnahme von Zink aus der Nahrung ist jedoch ein saurer pH-Wert erforderlich. Setzen die Drüsenzellen des Darms unter dem Einfluss eines H2-Blockers weniger Magensäure frei, kann es deshalb zu einem Zinkmangel kommen. Erste Studiendaten haben die negativen Auswirkungen von H2-Blockern auf den Zinkhaushalt bestätigt.

Da Zink im Körper viele verschiedene Funktionen erfüllt, können die Folgen eines Mangels sehr unterschiedlich sein. Zu den typischen Beschwerden gehören Müdigkeit, Geschmacks- und Geruchsstörungen sowie Appetitverlust. Bei einem längerfristigen Mangel können eine geschwächte Immunabwehr, Haarausfall, Hautausschläge und eine beeinträchtigte Wundheilung hinzukommen.

Erste Studien liefern Hinweise darauf, dass die Einnahme von Zink die Säureproduktion des Magens bei Probanden mit Sodbrennen (Refluxkrankheit) wirksam senken kann – sowohl als alleinige Therapie als auch in Kombination mit Magensäureblockern. Deshalb und auch aufgrund der vielen positiven Wirkungen von Zink auf den Körper dürfte sich der Ausgleich eines Mangels immer lohnen.

Dosierung und Einnahmeempfehlung von Zink

Mikronährstoffmediziner empfehlen während der Einnahme von H2-Blockern eine Dosis von 10 bis 20 Milligramm Zink pro Tag.

Nehmen Sie Zinkpräparate am besten zu einer Mahlzeit ein, da sie nüchtern Magenprobleme verursachen können. Außerdem ist die Zinkaufnahme in Kombination mit Lebensmitteln besser – insbesondere, wenn sie Aminosäuren und Eiweiße enthalten. Dies trifft vor allem auf tierische Lebensmittel zu. Halten Sie zu H2-Blockern einen Einnahmeabstand von mehr als zwei Stunden ein.

Zu beachten bei Antibiotika, Osteoporose-Medikamenten und Nierenschwäche

Zink kann bestimmte Antibiotika und Medikamente gegen Osteoporose (Bisphosphonate) binden, was diese unwirksam macht. Deshalb empfiehlt sich ein Abstand von mindestens zwei Stunden zwischen der Einnahme von Antibiotika oder Osteoporose-Medikamenten und Zinkpräparaten.

Zu den betroffenen Antibiotika gehören Gyrasehemmer wie Ciprofloxacin (zum Beispiel Ciloxan®, Ciprobay®) und Ofloxacin (zum Beispiel Floxal®, Tarivid®) sowie Tetrazykline wie Doxycyclin (zum Beispiel Supracyclin®, Vibramycin®).

Zu den Bisphosphonaten zählen Wirkstoffe wie Alendronat (zum Beispiel Fosamax®, Tevenate®) und Risendronat (Actonel®).

Bei einer chronischen Nierenschwäche oder anderen Nierenerkrankungen sollte Zink nicht zusätzlich über Mineralstoffpräparate eingenommen werden. Geschwächte Nieren können Zink nicht richtig ausscheiden, die Zink-Blutspiegel würden zu hoch werden.

Eisenmangel vorbeugen

Hintergrund und Wirkweise

Eine Hand mit beschädigten Nägeln
Brüchige Haare und Nägel sowie eine rissige und trockene Haut, können Anzeichen eines Eisenmangels sein. Bild: FotoDuets /iStock/Getty Images Plus

Die Magensäure spielt eine wichtige Rolle bei der Aufnahme von Eisen aus der Nahrung. Deshalb können H2-Blocker zu einer mangelhaften Eisenversorgung führen. Erste Studien zeigen, dass Menschen, die mindestens zwei Jahre lang einen H2-Blocker eingenommen hatten, ein erhöhtes Risiko für einen Eisenmangel aufwiesen. Es sind jedoch weitere Studien erforderlich, um diese Ergebnisse zu bestätigen. Mikronährstoffexperten empfehlen, zur Sicherheit die Eisenwerte bei regelmäßiger H2-Blocker-Einnahme überprüfen zu lassen.

Zu den Folgen eines Eisenmangels zählen Beschwerden wie Blässe, Müdigkeit, Kurzatmigkeit, Lern- und Konzentrationsschwäche. Außerdem kann es zu brüchigen Haaren und Nägeln sowie zu rissiger, trockener Haut kommen. Hält der Mangel längerfristig an, kann sich eine Blutarmut (Anämie) mit starker Müdigkeit, Kopfschmerzen, eingerissenen Mundwinkeln, Atemnot und Herzrasen entwickeln.

Da Eisen im Körper zahlreiche wichtige Funktionen erfüllt und die allgemeine Sauerstoffversorgung sicherstellt, sollte ein Mangel immer ausgeglichen werden.

Dosierung und Einnahmeempfehlung von Eisen

Mikronährstoffmediziner empfehlen vorbeugend die Zufuhr von 10 Milligramm Eisen pro Tag für Männer und 15 Milligramm Eisen pro Tag für Frauen. Liegt bereits ein Eisenmangel vor, ist der Bedarf jedoch deutlich höher. Lassen Sie deshalb vor der Einnahme eines Eisenpräparats Ihren Eisenwert bestimmen. Nur so ist es möglich, die für Sie geeignete Dosis zu finden.

Nehmen Sie Eisen am besten zwei bis drei Stunden vor einer Mahlzeit ein. Auf diese Weise ist die Aufnahme im Darm am höchsten. Vermeiden sie aber Kaffee, Tee oder Milch: Sie hemmen die Aufnahme im Darm. Eisenfumarat, Eisenbisglycinat oder Eisengluconat gelten als besonders verträglich.

Es ist außerdem sinnvoll, Eisen mit Vitamin C zu kombinieren. Vitamin C sorgt dafür, dass Eisen im Darm besser aufgenommen werden kann. Zur Einnahme des H2-Blockers sollten Sie einen Abstand von mindestens zwei Stunden einhalten.

Eisen im Labor bestimmen lassen: Ferritin und Transferrin-Sättigung

Der Eisenspiegel sollte regelmäßig kontrolliert werden. Es gibt eine Reihe von Laborwerten, die zur Beurteilung der Eisenversorgung dienen. Für die Beurteilung zieht der Arzt zum Beispiel das Ferritin und die Transferrin-Sättigung zurate. Als normal gelten folgende Werte:

  • Ferritin: 23 bis 110 Mikrogramm pro Liter bei Frauen und 34 bis 310 Mikrogramm pro Liter bei Männern
  • Transferrin-Sättigung: 35 ± 15 Prozent bei Frauen und Männern

Zu beachten bei Erkrankungen und Medikamenteneinnahme

Erkrankungen: Bei Magen-Darm-Erkrankungen, Magengeschwüren oder Magenschleimhautentzündung sollte kein Eisen eingenommen werden, das sich die Beschwerden verschlimmern könnten. Bei schweren Erkrankungen von Leber und Niere sollten Sie mit Ihrem Arzt Rücksprache halten, ob Sie Eisen einnehmen dürfen. Ebenfalls muss bei Eisenverwertungsstörungen auf die Einnahme von Eisen verzichtet werden, da es sich im Körper anreichern kann. Dazu zählen die Eisenspeicherkrankheit (Hämochromatose) und die Mittelmeeranämie  (Thalassämie).

Wechselwirkungen von Eisen mit Medikamenten: Gichtmedikamente mit dem Wirkstoff Allopurinol (Zyloric®, Allobeta®) können die Speicherung von Eisen in der Leber erhöhen, was auf Dauer zu einer Eisenüberladung führt. Vermeiden Sie es daher, diese Medikamente zusammen mit hoch dosierten Eisenpräparaten einzunehmen.

Zudem beeinflusst Eisen die Aufnahme einiger Medikamente wie zum Beispiel Blutdrucksenker (ACE-Hemmer mit Wirkstoffen wie Benazepril (Lotensin HCT®) oder Captopril (Tensobon®)). Welche das sind, erfahren Sie im Text zu Eisen. Wenn Sie Medikamente einnehmen, sollten Sie einen Einnahmeabstand von zwei bis drei Stunden zum Eisenpräparat beachten.

Vitamin D und der Wirkstoff Cimetidin: Mangelzustände vermeiden

Hintergrund und Wirkweise

Einzelne Studien an Menschen und Tieren haben gezeigt, dass H2-Blocker mit dem Wirkstoff Cimetidin einen Vitamin-D-Mangel hervorrufen können. Das ist darauf zurückzuführen, dass Cimetidin den Vitamin-D-Stoffwechsel beeinflusst: Der Körper ist nicht mehr in der Lage, das unter dem Einfluss von Sonnenlicht in der Haut produzierte Vitamin D (Cholecalciferol) in die Transport- und Speicherform Calcidiol umzuwandeln. Calcidiol ist die Vorstufe des aktiven Vitamin D (Calcitriol).

Ein Vitamin-D-Mangel geht mit Beschwerden wie einer erhöhten Anfälligkeit für Infekte, Depressionen, Müdigkeit und Schwäche oder Schlafstörungen einher – und mit einem erhöhten Risiko für Knochenbrüche.

Erste Studienergebnisse deuten darauf hin, dass eine Korrektur des Vitamin-D-Spiegels vor allem bei älteren Menschen, die Medikamente gegen zu viel Magensäure einnehmen, das Risiko von Infektionen durch Bakterien, Viren und Pilze deutlich senken kann. Bestimmte Infektionen des Magen-Darm-Trakts, der Haut, aber auch des gesamten Körpers scheinen durch die Einnahme von Säureblockern begünstigt zu werden. Deshalb sollte ein Vitamin-D-Mangel bei Einnahme von H2-Blockern ausgeglichen werden.

Dosierung und Einnahmeempfehlung von Vitamin D

Die Dosierung von Vitamin D richtet sich nach der Versorgung. Deshalb sollte vor der Einnahme eines Vitamin-D-Präparats am besten immer der Vitamin-D-Spiegel beim Arzt bestimmt werden. Nur so kann die richtige Dosierung ermittelt werden, um einen Mangel auszugleichen und den Spiegel dauerhaft halten zu können.

Ist der Spiegel nicht bekannt, empfiehlt sich die Einnahme von etwa 1.000 bis 2.000 Internationalen Einheiten Vitamin D pro Tag.

Da Vitamin D ein fettlösliches Vitamin ist, sollte es gemeinsam mit fetthaltigem Essen eingenommen werden, um die Aufnahme im Darm zu steigern.

Vitamin D im Labor bestimmen lassen

Ein Vitamin-D-Test
Um einen Vitamin-D-Mangel festzustellen, bestimmt man die Transportform im Blut – das sogenannte 25(OH)-Vitamin D (Calcidiol). Es wird am besten im Blutserum gemessen. Verschiedene Labore geben die Vitamin-D-Werte in unterschiedlichen Einheiten an, darum muss man eventuell umrechnen. Bild: jarun011/iStock/Getty Images Plus

Um einen Vitamin-D-Mangel festzustellen, wird die Transportform Calcidiol (25(OH)-Vitamin D) im Blut bestimmt, am besten im Blutserum (Blutflüssigkeit). Optimale Werte liegen zwischen 40 und 60 Nanogramm pro Milliliter.

Verschiedene Labore geben die Vitamin-D-Werte in unterschiedlichen Einheiten an, darum muss eventuell umgerechnet werden: Um Nanogramm pro Milliliter in Nanomol pro Liter umzurechnen, muss der Wert mit 2,5 malgenommen werden.

Zu beachten bei Entwässerungsmedikamenten, Nierenerkrankungen und Sarkoidose

Entwässerungsmedikamente aus der Wirkstoffgruppe der Thiazide senken die Calciumausscheidung über die Nieren. Da Vitamin D den Calciumspiegel im Blut erhöht, sollte Vitamin D nur gemeinsam mit Thiaziden eingenommen werden, wenn der Calciumspiegel regelmäßig kontrolliert wird. Zu den Thiaziden gehört vor allem der Wirkstoff Hydrochlorothiazid (Disalunil®, Esidrix®). Indapamid (zum Beispiel Inda Puren®, Sicco®) und Xipamid (zum Beispiel Aquaphor®, Neotri®) sind weitere Thiazide.

Personen mit Nierenerkrankungen haben häufig einen Vitamin-D-Mangel. Allerdings sollten sie Vitamin D nicht ohne Rücksprache mit dem Arzt einnehmen und ihre Calciumwerte regelmäßig prüfen lassen: Vitamin D steigert die Calciumaufnahme im Darm, die kranken Nieren können überschüssiges Calcium jedoch nicht gut ausscheiden. Es würde sich im Blut anreichern und zu einer Überdosierung führen. Auch Personen mit Nierensteinen (calciumhaltige Steine) müssen aufpassen. Das Gleiche gilt für Menschen, die an der entzündlichen Bindegewebserkrankung Sarkoidose (Morbus Boeck) leiden. Auch bei ihnen ist der Calciumspiegel im Blut häufig erhöht, weshalb von der Einnahme von Vitamin-D-Präparaten abzuraten ist.

Dosierungen auf einen Blick

Mikronährstoffempfehlung pro Tag bei Einnahme von H2-Blockern

 

Vitamine

Vitamin B12

20 bis 100 Mikrogramm (µg)

Folsäure

400 Mikrogramm

Vitamin D

1.000 bis 2.000 Internationale Einheiten (IE);

oder je nach Spiegel

  
 

Mineralstoffe

Zink

10 bis 20 Milligramm (mg)

Eisen

10 Milligramm für Männer,

15 Milligramm für Frauen

oder je nach Spiegel

 

Sinnvolle Laboruntersuchungen auf einen Blick

Sinnvolle Blutuntersuchungen bei Einnahme von H2-Blockern

Vitamin B12

über 54 Pikomol pro Liter (pmol/l)

Folsäure

über 5,9 Mikrogramm pro Liter (µg/l) oder über 13,3 Nanomol pro Liter (nmol/l)

Homocystein

5 bis 9 Mikromol pro Liter (µmol/l)

Eisen

Ferritin:

23 bis 110 Mikrogramm pro Liter bei Frauen

34 bis 310 Mikrogramm pro Liter bei Männern

 

Transferrin-Sättigung:

35 ± 15 Prozent (%) bei Frauen und Männern

Vitamin D

40 bis 60 Nanogramm pro Milliliter (ng/ml)

 

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Zusammenfassung

H2-Blocker werden zur Behandlung von Sodbrennen, Magenschleimhautentzündung oder Magen-Darm-Geschwüren eingesetzt. Sie bewirken, dass im Magen weniger Magensäure gebildet wird, die die Magenschleimhaut angreift. Bei Menschen, die langfristig auf H2-Blocker angewiesen sind, kann es zu einer Mangelversorgung mit Vitamin B12, Folsäure, Zink, Eisen und Vitamin D kommen. Der Grund dafür ist, dass nicht genügend Magensäure vorhanden ist, um diese Mikronährstoffe in ausreichenden Mengen aufzunehmen. Folge ist dann Anämie, Immunschwäche und Müdigkeit.

Mikronährstoffmediziner empfehlen deshalb unter der Einnahme von H2-Blockern den Versorgungsstatus mit B-Vitaminen, Eisen und Vitamin D regelmäßig prüfen zu lassen und Mangelzustände mithilfe entsprechender Nahrungsergänzungsmittel auszugleichen.

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Verzeichnis der Studien und Quellen

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