
Bedeutung von Eisen
Von einem Eisenmangel sind Frauen häufiger betroffen als Männer. Frauen verlieren es durch die Menstruation, denn das Blut enthält viel Eisen. Als Bestandteil des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin ist Eisen für den Sauerstofftransport zuständig. Nur gut versorgte Zellen können ausreichend Energie produzieren. Wegen der monatlichen Blutungen haben Frauen vor den Wechseljahren mit 15 Milligramm auch einen höheren Tagesbedarf als Männer mit 10 Milligramm.
Bei Männern finden Ärzte in der Praxis eher eine Überversorgung. Doch in bestimmten Situationen müssen auch Männer ihre Versorgung mit Eisen im Blick behalten. Wann droht bei ihnen ein Mangel und welche Anzeichen sprechen dafür?
Symptome: Woran erkennt man einen Eisenmangel?
Da Eisen für den Sauerstofftransport und die Energieproduktion gebraucht wird, führt ein Mangel zu Müdigkeit und Abgeschlagenheit. Weitere Symptome sind Blässe, Kurzatmigkeit und Konzentrationsprobleme. Auch Kopfschmerzen und Haarausfall kommen vor. Leeren sich die Eisenspeicher immer mehr, ist im schlimmsten Fall eine Blutarmut (Anämie) möglich.
Die Symptome eines Eisenmangels sind sehr unspezifisch. Müdigkeit kann zum Beispiel noch viele andere Ursachen haben. Deshalb gibt nur eine Laborkontrolle Aufschluss darüber, ob ein Mangel vorliegt. Am besten bestimmt der Arzt mehrere Werte wie Hämoglobin, Ferritin und Transferrin.
Wie häufig ist ein Eisenmangel bei Männern?
Tendenziell sind Männer besser mit Eisen versorgt als Frauen. Ein Mangel ist daher selten. Nichtsdestotrotz zeigen teils große Erhebungen, dass ein Eisenmangel oder eine Anämie mit dem Alter zunehmen. Bei 80- bis 85-Jährigen waren sogar fast doppelt so viele Männer von einer Anämie betroffen verglichen mit Frauen (26 gegenüber 15 Prozent). Diese Daten stammen aus Nordamerika.
Auch für Männer aus einigen europäischen Ländern berechneten Forscher ab einem Alter von 65 Jahren ein steigendes Risiko für Anämie bedingt durch einen Eisenmangel. Somit ist das Alter bei Männern ein größerer Risikofaktor für einen Eisenmangel als bei Frauen.
Ursachen für einen Eisenmangel bei Männern
Neben dem Alter gibt es bei Männern noch andere Ursachen für einen Mangel an Eisen. Dazu gehören:
- Kaffee und andere Getränke: Kaffee ist ein „Eisenräuber“. Die Gerbstoffe aus Kaffee binden Eisen im Darm, sodass es nicht aufgenommen werden kann. Möglich ist auch, dass Koffein für eine gehemmte Aufnahme verantwortlich ist. Weitere „Eisenräuber“ sind grüner und schwarzer Tee, Erfrischungsgetränke wie Cola sowie Milch. Denn Calcium aus Milch und Milchprodukten hemmt die Aufnahme ebenfalls.
- Sport: Beispielsweisekönnen Sportleraufgrund von kleinsten Blutungen oder platzenden Blutzellen Eisen verlieren. Vor allem bei Leistungssportlern steigt die Gefahr für einen Mangel: Laut einer Erhebung waren fast die Hälfte der Sportler betroffen.
- Übergewicht und Entzündungen: Bei starkem Übergewicht herrscht ein chronischer Entzündungszustand (stille Entzündung). Dadurch wird ein bestimmter Hemmstoff (Hepcidin) gebildet, der die Aufnahme im Darm sowie die Nutzung von Eisen herabsetzt.
- Blutungen im Magen und Darm: Wiederkehrende Blutungen im Magen-Darm-Trakt sind bei Männern ab 50 Jahren die häufigste Ursache für einen Eisenmangel. Solche Blutungen können unter anderem auftreten bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen oder einer Magenschleimhautentzündung (Gastritis). Vor allem Entzündungen durch den Magenkeim Helicobacter pylori nehmen im Alter zu.
- Medikamente: Säureblocker sind häufig eingesetzte Medikamente bei Sodbrennen und Magengeschwüren. Sie senken die Säureproduktion im Magen. Jedoch hilft die Magensäure, Eisen aus Lebensmitteln freizusetzen. Problematisch sind auch Medikamente, die unerkannte Magenblutungen verursachen, etwa Acetylsalicylsäure (Aspirin®).
- Ernährung: Vegetarier und Veganer verzichten auf Fleisch, das gut verfügbares Eisen liefert. Sie haben deshalb niedrigere Eisenwerte. Aber auch eine einseitige Ernährung kann für einen Mangel verantwortlich sein.
Mangel rechtzeitig vermeiden: eisenreiche Lebensmittel gut einplanen
Je nach Ursache kann man das Risiko für einen Mangel bereits mit kleinen Tipps senken. Dazu gehört eine abwechslungsreiche Ernährung. Ein wichtiger Eisenlieferant ist Fleisch. Beispielsweise liefern 100 Gramm Rinderfilet etwa 3,2 Milligramm Eisen. Als Faustregel gilt: je dunkler das Fleisch, desto höher der Eisengehalt. Vegetarier und Veganer sollten stattdessen besonders eisenreiche pflanzliche Lebensmittel wählen. Beispiele sind Mandeln (3,1 Milligramm pro 100 Gramm) und Tofu (2,8 Milligramm pro 100 Gramm). Weitere eisenreiche Lebensmittel finden Sie hier.
Vitamin C ist wichtig für eine gute Eisenaufnahme: Es verbessert unter anderem die Umwandlung von Eisen in eine aufnehmbare Form. Darüber hinaus unterstützt Vitamin C den Eisenstoffwechsel. Weitere wichtige Mikronährstoffe sind Vitamin B2 und Kupfer.
Info
Pflanzliche Lebensmittel enthalten dreiwertiges Eisen (Nicht-Häm-Eisen). Damit dieses aufgenommen werden kann, muss es mithilfe von Vitamin C zu zweiwertigem Eisen (Häm-Eisen) umgewandelt werden. Tierische Lebensmittel liefern dagegen direkt zweiwertiges Häm-Eisen. Es kann leichter verwertet werden.
Ein weiteres Problem ist, dass pflanzliche Begleitstoffe die Eisenaufnahme senken. Somit sind Polyphenole (Gerbstoffe) und Phytate „Eisenräuber“. Pflanzenstoffe sind jedoch wichtig für eine ausgewogene Ernährung. Sie wirken antioxidativ und schützen vor einer Entgleisung des Eisenstoffwechsels.
Ganz vermeiden lässt es sich nicht, dass die Aufnahme von Eisen beeinträchtigt wird. Allerdings kann man die Mahlzeiten bewusst planen, um einemaximale Aufnahme anzustreben. Lebensmittel mit besonders vielen Gerbstoffen (Kaffee, Tee, Cranberrys, Heidelbeeren) und Phytaten (Getreide und Hülsenfrüchte) sollten nicht zusammen mit eisenreichen Lebensmitteln gegessen werden. Ein zeitlicher Abstand von rund zwei Stunden ist sinnvoll. Gut ist zudem, wenn pflanzliche eisenreiche Lebensmittel auch viel Vitamin C enthalten. Alternativ liefert ein Glas Orangensaft Vitamin C.
Fazit: Brauchen Männer Eisentabletten?
Zwar haben Männer seltener als Frauen einen Eisenmangel, bei allgemeinen Symptomen wie Müdigkeit und Konzentrationsproblemen könnte er jedoch die Ursache dafür sein.
Im Normalfall brauchen Männer keine Eisentabletten oder -kapseln. Eisenreiche Lebensmittel und eine gute Planung der Ernährung können genügen, wenn ein erhöhtes Risiko für einen Mangel besteht. Dauern die Risikofaktoren jedoch an (zum Beispiel chronische Entzündungen), sollte man sich von seinem Arzt oder Mikronährstoff-Experten beraten lassen.
Bevor Männer regelmäßig Eisen einnehmen, ist es wichtig, die Werte im Blut prüfen zu lassen. Denn Eisen kann leicht überdosiert werden. Der Experte legt die Dosierung danach fest, wie stark der Mangel ausgeprägt ist. Bei einem leichten Mangel genügen zum Beispiel 20 Milligramm. Liegt bereits eine Anämie vor, dosieren Ärzte und Mikronährstoff-Experten höher. Für eine gute Aufnahme im Darm sollten Eisentabletten oder -kapseln nüchtern eingenommen werden – am besten eine Stunde vor dem Frühstück oder zwei Stunden vor anderen Mahlzeiten. Nur wenn die Präparate nicht gut vertragen werden, kann man sie zum Essen einnehmen.
Expertenwissen
Liegt noch keine Anämie vor, könnte eine intermittierende Eisengabe sinnvoll sein, denn sie ist zum einen verträglicher. Zum anderen wurde in Studien bei Frauen die gleiche oder teilweise auch eine bessere Wirkung erreicht, wenn Eisen jeden zweiten Tag ergänzt wurde im Vergleich zur täglichen Einnahme.
Der Grund ist: Ab einer Menge von 60 Milligramm wird die Aufnahme schlechter. Dann hemmt das Regulationsprotein Hepcidin vermehrt die Eisenaufnahme im Darm. Bei einer selteneren Gabe bleiben die Hepcidinspiegel geringer. Die Forscher folgern daraus, dass 40 bis 80 Milligramm Eisen bei einem leichten Mangel jeden zweiten Tag oder einmal pro Woche gegeben werden sollten.
Wird zu hoch dosiertem Eisen gleichzeitig Vitamin C ergänzt, sollte es tendenziell niedrig dosiert eingesetzt werden – zum Beispiel 100 bis 300 Milligramm. Andernfalls könnten prooxidative Reaktionen gefördert werden. Wichtig ist auch eine gute Versorgung mit anderen Antioxidantien wie Vitamin E und Polyphenolen.
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