Mit Pflanzenkraft gegen die nichtalkoholische Fettleber vorgehen

Insbesondere Curcumin, Silymarin und Hesperidin haben sich in einer Übersichtsarbeit als vorteilhaft erwiesen.

Übergewichtige Menschen tragen ein hohes Risiko für eine Fettleber. Bild: BillionPhotos.com/Adobe Stock

Immer mehr Menschen leiden an einer nichtalkoholischen Fettlebererkrankung (NAFLD). Zur Vorbeugung und Behandlung können verschiedene Mikronährstoffe hilfreich sein. Eine Übersichtsarbeit hat die Wirkung verschiedener Polyphenole auf unterschiedliche Parameter einer Fettleber untersucht.

Weit verbreiteter NAFLD mit gesundem Lebensstil entgegenwirken

Die nichtalkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD) ist eine Stoffwechselstörung, bei der sich zu viel Fett in den Leberzellen ablagert. Neuerdings wird sie als Metabolische Dysfunktion-assoziierte steatotische Lebererkrankung (kurz: MASLD) bezeichnet. Sie betrifft weltweit immer mehr Menschen. Eine Meta-Analyse, die 479 Studien mit zusammen gut 78 Millionen Menschen aus 38 Ländern in die Auswertung einbezog, gibt die globale Häufigkeit mit etwa 30 Prozent an. Auch in Deutschland sind geschätzt 25 bis 30 Prozent der Bevölkerung betroffen. Personen mit metabolischem Syndrom und Übergewicht weisen ein erhöhtes Risiko auf.

Die Behandlung einer Fettleber setzt bei den metabolischen Risikofaktoren an. Zu diesen gehören Bluthochdruck, Diabetes, Fettstoffwechselstörungen und Übergewicht. Entscheidende Grundlage ist ein Lebensstiländerung, die körperliche Aktivität und eine Umstellung der Ernährung umfasst. Dabei können verschiedene Mikronährstoffe hilfreich sein.

Eine systematische Übersichtsarbeit hat 29 randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) mit 1.840 Patienten und Patientinnen im Alter von 18 bis 70 Jahren durchleuchtet, die pflanzliche Polyphenole und ihre Wirksamkeit bei einer Fettleber analysiert haben. Untersucht wurden

  • die Leberenzyme (Aspartat-Aminotransferase (AST), Alanin-Aminotransferase (ALT) und Gamma-Glutamyltransferase (GGT)),
  • das Blutfettprofil (LDL, HDL, Gesamtcholesterin und Triglyceride),
  • die Entzündungsbotenstoffe (Zytokine) TNF-α und IL-6,
  • das C-reaktive Protein (CRP),
  • Insulinresistenz und
  • teilweise weitere Parameter.

Dabei variierte die Größe der Gruppen zwischen 10 und 69 Personen. Die Einnahmedauer umfasste 8 bis 48 Wochen, wobei sich die verabreichte Dosierung teilweise erheblich unterschied. Die Wirkstoffe (und Placebo) wurden in Form von Kapseln verabreicht – meist als Monotherapie, teilweise aber auch in Kombination mit anderen Substanzen wie Vitamin D, E, Piperin, Phosphatidylcholin oder Leinsamen.

Polyphenole können erhöhte Leberenzym-Werte senken

Die 29 eingeschlossenen Studien untersuchten vorwiegend 11 phenolische Verbindungen:

  • Kurkuma (Curcuma longa) und Curcumin/Curcuminoide (mit und ohne Piperin) (insgesamt 9 Studien),
  • Resveratrol (6 Studien)
  • Silybin (2 Studien) und Silymarin (Mariendistel-Extrakt) (5 Studien),
  • Hesperidin (2 Studien),
  • Catechin und Grüntee-Extrakt (je 1 Studie),
  • Anthocyane (in Form eines Kirsch-Extraktes),
  • Naringenin (in Zitrusfrüchten enthalten),
  • Genistein (ein pflanzliches Isoflavon, das zu den Phytoöstrogenen zählt).

Die Ergebnisse zeigen, dass Kurkuma und seine Derivate, die Curcuminoide, die Leberenzyme in den eingeschlossenen Studien signifikant reduzieren konnten. Bei Silybin- und Silymarin-Supplementierung gab es in fünf von sieben Studien ebenfalls eine signifikante Verminderung von AST, ALT und GGT. Die Einnahme von Hesperidin bewirkte eine deutliche Senkung von ALT und GGT, jedoch nicht von AST. Resveratrol zeigte sich dagegen uneinheitlich: Während drei Studien eine signifikante Reduktion von AST und ALT berichteten, ergab sich in einer Studie sogar ein Anstieg der Leberenzyme. Zwei Studien konnten keinen Effekt nachweisen.
Catechin und catechinreicher Grüntee-Extrakt führten ebenfalls zu einer Reduktion von ALT beziehungsweise ALT und AST. Da jeweils nur eine Studie in die Auswertung einfloss, ist die Aussagekraft eingeschränkt.

Bild bei Entzündungsmarkern uneinheitlich

Elf der Studien betrachteten Entzündungsmarker im Blut wie TNF-α, Il-6 und das C-reaktive Protein. In fünf Studien – nach Supplementierung mit Curcumin, Resveratrol, Genistein und Hesperidin (beide Studien) – gab es eine signifikante Reduktion insbesondere der TNF-α-Werte. Drei Studien zu Resveratrol und eine Studie zu Silybin sahen hier keine Verbesserung.
Eine Genistein-Supplementierung reduzierte IL-6 signifikant, während nach Resveratrol-Supplementierung die Werte je einmal gesenkt und erhöht wurden sowie einmal unverändert blieben.
Die CRP-Werte ließen sich durch Resveratrol und Silybin nicht senken, wohingegen Grüntee-Extrakt und Hesperidin eine Verbesserung bewirkten. Zu Kurkuma/Curcumin sind diesbezüglich keine Aussagen möglich, da keine der neun Studien den Wert untersucht hat.

Verbesserung metabolischer Parameter durch Polyphenole

Sieben von 14 Studien berichteten eine deutliche Verbesserung des Blutfettprofils durch Kurkuma/Curcumin, Grüntee-Extrakt, Hesperidin und Silymarin. Die anderen sieben Studien sahen hier keine Verbesserung. Sie hatten die Einnahme von Resveratrol, Genistein, Silybin und Silymarin analysiert.

Den Wert für die Insulinresistenz (HOMA-IR) untersuchten 15 Studien. In neun davon zeigte sich eine signifikante Senkung der HOMA-IR-Werte, die durch die Einnahme von Kurkuma/Curcumin, Resveratrol, Genistein, Grüntee-Extrakt, Hesperidin und Silybin erzielt wurde. In einer Studie mit Resveratrol stieg der Wert sogar an, während die übrigen keinen Effekt sahen.

Der Body-Mass-Index (BMI) wurde in 19 Studien ermittelt. In zehn Studien konnte er erfolgreich gesenkt werden – und zwar durch die Einnahme von Kurkuma/Curcumin, Resveratrol, Naringenin, Genistein, Grüntee-Extrakt, Hesperidin und Silymarin. Die sechs Studien ohne Effekt umfassten Curcuma, viermal Resveratrol, Catechin, Silybin und Silymarin.

Fibrose- und NAFLD-Scores erfolgreich gesenkt

Fünf von sieben Studien zeigten eine erfolgreiche Verminderung der NAFLD-Scores durch die Gabe von Silymarin, Silybin, Naringenin und Curcumin (2). Darüber hinaus verbesserte sich die Leberfibrose nach Supplementierung mit Curcumin, Resveratrol, Hesperidin und Silymarin, während sie in zwei Studien – mit Hesperidin und Silymarin – unverändert blieb.

Zusammenfassung

Die Übersichtsarbeit belegt positive Wirkungen verschiedener phenolischer Substanzen auf unterschiedliche Parameter einer Fettlebererkrankung (NAFLD, neu: MASLD): Dazu gehören eine Verminderung der Leberenzyme (AST, ALT) und GGT), des BMI und der Insulinresistenz, eine Verbesserung des Blutfettprofils sowie eine Reduktion der Entzündungsbotenstoffe TNF-α und IL-6 sowie des C-reaktives Proteins (CRP).

  • Mit Kurkuma und seinem Wirkstoff Curcumin verbesserten sich in den meisten Studien die Leberwerte (ALT, AST, GGT), das Fettprofil, der BMI und die Insulinresistenz (HOMA-IR) signifikant. Zu den Entzündungsmarkern sind keine Aussagen möglich, da nur eine Studie TNF-α untersuchte – mit erfolgreicher Verminderung.
  • Silymarin reduzierte die Werte der Leberenzyme in den meisten Studien, zeigte jedoch keine einheitlichen Effekte auf weitere Parameter.
  • Hesperidin verbesserte die Leberwerte (ALT und GGT), Entzündungsmarker und Blutfette.
  • Für Resveratrol zeigten die Studien uneinheitliche Ergebnisse: Es gab positive und negative Wirkungen beispielsweise auf Leberenzyme und Entzündungsparameter, aber gleichzeitig auch unveränderte Werte.
  • Studien zu Naringenin und Genistein sowie Catechin/Grüntee-Extrakt waren in der Zahl begrenzt (je eine Studie). Sie weisen jedoch auf eine gewisse Wirksamkeit bei einzelnen Parametern hin.

Die Auswertung der 29 eingeschlossenen Studien zeigt, dass insbesondere Curcumin, Silymarin und Hesperidin ein erhebliches Potenzial aufweisen, wichtige Marker der Leberfunktionsstörung zu verbessern.

Zurück zum Anfang

Fazit: Polyphenole in weiteren Studien einsetzen

Die Anzahl der pro phenolischer Substanz eingeschlossenen Studien variierte genauso wie die Dosierung und die Untersuchungsdauer. Auch wurden nicht in allen Studien alle genannten Parameter untersucht. Das schränkt die oben genannten Ergebnisse ein. Allerdings sind die erzielten Resultate durchaus positiv. Daher sind weitere aussagekräftige Studien – insbesondere mit Curcumin, Silymarin und Hesperidin – bei einer Fettlebererkrankung sinnvoll.

Quellen und Studien:

Amini-Salehi E et al. (2024): Global Prevalence of Nonalcoholic Fatty Liver Disease: An Updated Review Meta-Analysis. https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S018844092400095X 

DocCheck Flexikon (20.10.2025): Nichtalkoholische Fettlebererkrankung. https://flexikon.doccheck.com/de/Nichtalkoholische_Fettlebererkrankung, zuletzt abgerufen am 01.12.2025.

Hofmann W-P & Geier A (13.02.2020): Das Deutsche NAFLD-Register. https://www.springermedizin.de/metabolische-dysfunktion-assoziierte-steatotische-lebererkrankung/lebensstilinterventionen/das-deutsche-nafld-register/17698478

Natur + Pharmazie / HCP Publishing Group GmbH (08.2025): Klinische Evidenz für den Einsatz von Polyphenolen bei NAFLD. https://www.naturpharmazie.de/nachrichten/klinische-evidenz-fuer-den-einsatz-von-polyphenolen-bei-nafld/, zuletzt abgerufen am 01.12.2025.

Ranneh Y et al. (2024): Polyphenol Intervention Ameliorates Non-Alcoholic Fatty Liver Disease: An Updated Comprehensive Systematic Review. https://www.mdpi.com/2072-6643/16/23/4150

Über den Autor

Redaktion