Wenn der Sexualtrieb verringert ist, spricht man von sexueller Unlust oder Libidoverlust. Häufig geht sexuelle Unlust mit weiteren Anzeichen für eine gestörte Sexualfunktion einher, wie Erektions-, Erregungs- oder Orgasmusstörungen. Erfahren Sie, wie Sie einen schwachen Sexualtrieb mit Vitaminen, Pflanzenstoffen und Aminosäuren natürlich wieder in Gang bringen können.
Ursachen und Symptome
Es ist normal, ab und zu kein Bedürfnis nach Sex oder Erotik zu verspüren. Stress oder Müdigkeit sind natürliche Ursachen dafür. Bei sexueller Unlust (Libidostörung) ist der Sexualtrieb aber dauerhaft verringert. Betroffene haben kaum sexuelle Fantasien und weniger Interesse an Geschlechtsverkehr. Mit zunehmendem Alter nimmt der Sexualtrieb zwar oft aufgrund der Hormonumstellung ab. Doch auch junge Menschen können von sexueller Unlust betroffen sein – aus unterschiedlichen Gründen:
- psychische Ursachen wie Stress, Depressionen, Angststörungen oder Beziehungsprobleme
- organische Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Nierenerkrankungen oder neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose
- Stoffwechselstörungen wie Diabetes oder Schilddrüsenunterfunktion
- Medikamenteneinnahme wie Antibabypille, Antidepressiva, blutdrucksenkende Arzneimittel oder Medikamente gegen Prostatakrebs
- Drogen- und Alkoholmissbrauch
- Hormonstörungen wie ein niedriger Spiegel an dem Sexualhormon Testosteron, Hormonschwankungen nach einer Geburt oder in den Wechseljahren
Sexuelle Unlust ist auch ein Merkmal einer gestörten Sexualfunktion und tritt zusammen mit Erregungs- und Orgasmusstörungen auf. Sexuelle Unlust beim Mann führt zu Erektionsproblemen. Sexuelle Unlust bei der Frau tritt oft in Zusammenhang mit einer mangelnden Feuchtigkeit (Lubrikation) der Scheide auf – was zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr führen kann. Nach den Wechseljahren wird die Scheidenschleimhaut dünner, auch das kann zu Schmerzen führen.
Ziele der Behandlung
Wie wird sexuelle Unlust klassisch behandelt?
Die Behandlung von sexueller Unlust zielt darauf ab, die Ursachen zu beseitigen. Beispielsweise werden im Rahmen einer Psychotherapie oder Paartherapie Beziehungsprobleme gelöst oder Erkrankungen wie eine Depression therapiert. Kognitive Verhaltenstrainings, Achtsamkeits- und Entspannungsübungen können in manchen Fällen die sexuelle Erregbarkeit und das Lustempfinden bei Frauen steigern. Sind Medikamente die Ursache, können sie – soweit möglich – abgesetzt werden.
Bei Männern, bei denen ein niedriger Testosteronspiegel sexuelle Unlust verursacht, können Testosteron-Präparate zum Einsatz kommen. Um sexuelle Unlust zu bekämpfen, kommt auch bei Frauen eine Hormontherapie mit Östrogen infrage – insbesondere nach den Wechseljahren.
Schmerzen beim Sex aufgrund von mangelhafter Feuchtigkeit der Scheide können durch Gleitmittel und/oder spezielle Feuchtigkeitscremes für die Scheide aus der Apotheke gelindert werden. Bei einer dünnen Scheidenschleimhaut setzt man auch Cremes mit Östrogen ein (wie Linoladiol® oder OeKolp®).
Insgesamt ist es leichter, sexuelle Unlust bei Männern zu behandeln, da die weibliche Sexualität grundsätzlich von vielen Faktoren abhängt.
Ziele der Mikronährstoffmedizin
In der Mikronährstoffmedizin werden Vitamine, Pflanzenstoffe und Aminosäuren eingesetzt, die den Sexualtrieb und die Sexualfunktion verbessern können. Vitamine werden zum Beispiel gebraucht, damit der Körper Sexualhormone bilden kann.
Besonders bewährt haben sich:
Behandlung mit Mikronährstoffen
Vitamin D reguliert Hormone und steigert den Sexualtrieb
Wirkweise von Vitamin D bei sexueller Unlust
Vitamin D hilft dem Körper, sich zu regenerieren, stärkt die Knochen und die Muskeln. Zudem ist es an der Regulation der Hormone beteiligt, zum Beispiel von Testosteron bei Männern. Vitamin D hat auch einen Anti-Aging-Effekt: Eine gute Versorgung trägt dazu bei, altersbedingten Beschwerden wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes vorzubeugen und hält den Körper so jung, gesund – und vermutlich auch potent.
Männer mit einem Vitamin-D-Mangel hatten in einer Beobachtungsstudie schlechtere Werte in Bezug auf die Erektions- und Orgasmusfähigkeit sowie das sexuelle Verlangen als Männer mit ausreichender Vitamin-D-Versorgung. Die Forscher folgern daraus, dass der Vitamin-D-Spiegel die Sexualfunktion mitbeeinflusst. In einer Vorstudie wurde zudem der Effekt einer Vitamin-D-Einnahme getestet: Es zeigte sich, dass Vitamin D den Testosteronspiegel erhöhen und die Erektionsfähigkeit verbessern konnte. Damit dürfte Vitamin D auch sexuelle Unlust bekämpfen.
Auch Frauen mit sexuellen Funktionsstörungen hatten in einer Beobachtungsstudie niedrigere Vitamin-D-Spiegel als sexuell aktive Frauen. Eine kleine hochwertige Studie mit betroffenen Frauen und Vitamin-D-Mangel zeigt außerdem, dass sich durch Vitamin-D-Spritzen die Sexualfunktion verbesserte. Auch die Einnahme von Vitamin D verbesserte den Sexualtrieb, die Orgasmusfähigkeit und die sexuelle Befriedigung von Frauen mit niedrigem Vitamin-D-Spiegel – so die Hinweise einer Vorstudie.
Bei sexueller Unlust sollte ein Mangel an Vitamin D vermieden werden. Ein Mangel ist bei uns häufig, da Vitamin D nur in wenigen Lebensmitteln enthalten ist. Vitamin D wird zwar durch Sonnenstrahlen in der Haut gebildet, allerdings schränken ein geringer Aufenthalt im Freien oder Sonnencremes die Produktion ein.
Dosierung und Einnahmeempfehlung von Vitamin D bei sexueller Unlust
Bei sexueller Unlust sollten Sie im Sommer täglich 1.000 Internationale Einheiten Vitamin D und im Winter bis 2.000 Internationale Einheiten einnehmen. Idealerweise wird der Vitamin-D-Spiegel bestimmt, um die richtige Dosierung festzulegen: Bei einem starken Mangel sind meist für einen vom Arzt festgelegten Zeitraum höhere Dosierungen nötig.
Nehmen Sie die Vitamin-D-Präparate am besten zu den Mahlzeiten ein. Vitamin D gehört zu den fettlöslichen Vitaminen und benötigt das Fett aus der Nahrung, um vom Körper optimal aufgenommen zu werden.
Vitamin-D-Status im Labor bestimmen lassen
Bei sexueller Unlust empfehlen Mikronährstoff-Experten, die Vitamin-D-Versorgung zu kontrollieren. Um herauszufinden, ob ein Mangel besteht, wird im Labor die Transportform 25(OH)-Vitamin D (Calcidiol) im Blutserum bestimmt. Das Blutserum ist die Flüssigkeit des Blutes ohne die Blutzellen. Der Vitamin-D-Spiegel sollte idealerweise bei 40 bis 60 Nanogramm pro Milliliter liegen.
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Vitamin D: zu beachten bei Erkrankungen und Medikamenteneinnahme
Personen mit Nierenerkrankungen (Niereninsuffizienz) sollten ohne Rücksprache mit dem Arzt keine Vitamin-D-Präparate einnehmen. Der Grund: Vitamin D steigert die Aufnahme von Calcium in Darm. Bei kranken Nieren ist der Calciumhaushalt oft gestört. So besteht die Gefahr eines Calciumüberschusses. Auch das Risiko für Gewebeverkalkungen und Nierensteine ist erhöht.
Patienten mit der entzündlichen Bindegewebserkrankung Sarkoidose (Morbus Boeck) neigen zu erhöhten Calciumspiegeln. Sie sollten besser keine Vitamin-D-Präparate einnehmen.
Entwässernde Medikamente aus der Gruppe der Thiazide wie der Wirkstoff Hydrochlorothiazid (Disalunil®, Esidrix®) senken die Ausscheidung von Calcium über die Nieren. Um einen Calciumüberschuss zu vermeiden, sollten Sie Vitamin-D-Präparate nur in Rücksprache mit dem Arzt einsetzen. Der Arzt kann den Calciumspiegel kontrollieren.
Maca kann das sexuelle Verlangen steigern
Wirkweise von Maca bei sexueller Unlust
Der Extrakt aus der Macawurzel gilt in manchen Regionen der Welt als traditionelles Potenzmittel. Er wird zur Steigerung des Sexualtriebs eingesetzt. In Tierversuchen verbesserte Maca das Sexualverhalten, die Fruchtbarkeit und bei männlichen Tieren auch die Anzahl und Beweglichkeit der Spermien. Diese Effekte werden der hormonähnlichen Wirkung von Maca zugeschrieben – und können möglicherweise auch die Sexualfunktionen bei Menschen verbessern.
Bei gesunden Männern konnte Maca-Extrakt in einer ersten hochwertigen Studie das sexuelle Verlangen steigern. In einer weiteren hochwertigen Studie verbesserte die Einnahme von Maca auch bei Männern mit leichten Erektionsstörungen das sexuelle Wohlbefinden. In beiden Studien war der Effekt deutlicher als mit einem Scheinmedikament.
Bei Frauen in den Wechseljahren verbesserte Maca-Extrakt in einer kleinen hochwertigen Studie sowohl sexuelle Funktionsstörungen als auch psychische Beschwerden wie Depression und Ängstlichkeit. Auch das sexuelle Verlangen konnte durch Maca verbessert und sexuelle Funktionsstörungen aufgrund von Depressionen gelindert werden. Dies zeigt eine kleine hochwertige Studie an Frauen mit Depressionen.
Da die Effekte von Maca bisher nur in kleinen Studien getestet wurden, ist die Aussage dieser Ergebnisse begrenzt. Größere Studien müssen noch zeigen, ob sich die Wirksamkeit bestätigen lässt. Da Maca in der Regel jedoch gut vertragen wird, lohnt es sich, den Pflanzenstoff bei sexueller Unlust zu versuchen.
Dosierung und Einnahmeempfehlung von Maca bei sexueller Unlust
Bei sexueller Unlust können Sie täglich 2.000 Milligramm Maca-Extrakt einsetzen. Beim Wurzelpulver dosiert man bis zu 3.000 Milligramm. Oft empfehlen Mikronährstoff-Experten Extrakt, da man so weniger Kapseln einnehmen muss. In einem Extrakt sind die aktiven Wirkstoffe aufkonzentriert.
Am besten nehmen Sie Maca gemeinsam mit einer Mahlzeit ein – dann ist es am besten verträglich. Nehmen Sie Macapräparate nicht länger als zwölf Wochen, denn eine langfristige Anwendung wurde bisher nicht getestet.
Maca: zu beachten bei Schwangerschaft und Stillzeit
Zwar wird Maca in Südamerika als Nahrungsmittel auch während der Schwangerschaft gegessen, es liegen aber noch keine ausreichenden Studien zu Maca-Extrakt vor. Schwangere und Stillende sollten deshalb vorsichtshalber kein Maca-Extrakt einnehmen.
Ginseng verbessert die Sexualfunktion
Wirkweise von Ginseng bei sexueller Unlust
Ginseng wird in der traditionellen chinesischen Medizin als Stärkungsmittel eingesetzt. Daneben wird ihm eine aphrodisierende Wirkung zugeschrieben: In einer Reihe von Tierversuchen steigerte Ginseng bei beiden Geschlechtern den Sexualtrieb. Die in Ginseng enthaltenen Ginsenoside erhöhen die Spiegel der Botenstoffe Dopamin und Acetylcholin, die eine wichtige Rolle für das sexuelle Verlangen und die Erregung spielen. Daneben verbessert Ginseng die Fruchtbarkeit bei Männern.
In drei hochwertigen Studien mit Männern konnte Ginseng die Erektionsfähigkeit verbessern und das allgemeine Wohlbefinden steigern. Die Teilnehmer hatten alle leichte bis mittlere Erektionsprobleme.
Bei Frauen nach den Wechseljahren konnte Ginseng in einer kleinen hochwertigen Studie die Sexualfunktion und Erregungsfähigkeit fördern. Allerdings gab es in einer anderen hochwertigen Studie keinen Effekt.
Ginseng ist ein altbewährtes Stärkungsmittel. Bei verschiedenen Formen von Müdigkeit und Schwäche kann es als erster Versuch zur Stärkung eingesetzt werden. Erste Studienergebnisse sprechen auch für einen positiven Effekt von Ginseng bei sexueller Unlust. Größere Studien werden zeigen, ob sich die Wirksamkeit bestätigen lässt.
Dosierung und Einnahmeempfehlung von Ginseng bei sexueller Unlust
Bei sexueller Unlust wird empfohlen, täglich 1.000 bis 2.000 Milligramm Ginseng-Extrakt einzunehmen – zum Beispiel in Form von Kapseln oder Tabletten. Nehmen Sie Ginsengpräparate zu den Mahlzeiten mit viel Flüssigkeit ein. Das verbessert die Verträglichkeit für den Magen.
Für den bestmöglichen Effekt sollte sich die Einnahme über mindestens vier bis acht Wochen erstrecken. Legen Sie nach drei Monaten eine Behandlungspause ein.
Tipp
In Studien hat sich der koreanische rote Ginseng (Panax Ginseng) als besonders wirksam erwiesen. Hochwertige Produkte werden auf Ginsenoside eingestellt. Einige Präparate enthalten dagegen nur Wurzelpulver und keinen geprüften Extrakt. In Wurzelpulver kann der Gehalt an wirksamen Ginsenosiden stark schwanken.
Ginseng: zu beachten bei Schwangerschaft, Stillzeit, Erkrankungen und Medikamenteneinnahme
Für den Einsatz von Ginseng in der Schwangerschaft und Stillzeit liegen keine ausreichenden Studien vor. Schwangere und stillende Frauen sollten Ginsengpräparate daher nur in Absprache mit ihrem Frauenarzt einnehmen.
Personen mit Bluthochdruck, Herzerkrankungen oder hormonabhängigen Tumoren sollten Ginseng nicht einsetzen. Diabetiker müssen ihre Blutzuckerwerte engmaschig kontrollieren, da Ginseng den Blutzuckerspiegel herabsetzen kann.
Ginseng kann die Wirkung von blutgerinnungshemmenden Medikamenten mit Wirkstoffen wie Phenprocoumon (Marcumar®, Falithrom®) und Warfarin (Coumadin®) verstärken. Wenn Sie diese Medikamente einnehmen, sollten die Gerinnungswerte kontrolliert werden. Aus dem gleichen Grund wird Personen mit Blutgerinnungsstörungen oder vor einer geplanten Operation davon abgeraten, Ginseng einzunehmen.
Ginseng hemmt bestimmte Leberenzyme und kann dadurch die Wirkung von Medikamenten beeinträchtigen, die in der Leber verstoffwechselt werden. Dazu gehören zum Beispiel die Wirkstoffe Ibuprofen (Aktren®, Neuralgin®), Diazepam (Valium®) oder Diclofenac (Voltaren®, Diclac®). Verzichten Sie auf die Einnahme von Ginseng, wenn Sie diese Medikamente einnehmen.
L-Arginin fördert die Durchblutung der Geschlechtsorgane
Wirkweise von L-Arginin bei sexueller Unlust
Die Aminosäure L-Arginin ist der Vorläufer von Stickstoffmonoxid. Dies ist ein Botenstoff, der die Blutgefäße erweitert. Dadurch verbessert sich die Durchblutung – auch in den Geschlechtsorganen. Das kann bei beiden Geschlechtern die sexuelle Erregung steigern.
Bei Männern wurde der Einsatz von L-Arginin insbesondere bei Erektionsstörungen in mehreren, teils hochwertigen Studien getestet: 30 bis 40 Prozent der Männer berichteten von einer deutlichen Verbesserung ihrer Sexualfunktion. Aber nicht alle Studien können einen Effekt von L-Arginin bestätigen. Vermutlich ist eine Dosierung von weniger als 1.500 Milligramm nicht wirksam.
Bei Frauen wurde L-Arginin zur Steigerung der sexuellen Lust bisher nur in Kombinationspräparaten untersucht – zum Beispiel mit Ginseng, Ginkgo und Mineralstoffen: Eine kleine hochwertige Studie sowie eine Vorstudie liefern Hinweise auf eine Verbesserung der Sexualfunktion und der sexuellen Erregungsfähigkeit bei Frauen in den Wechseljahren. Auch jüngere Frauen könnten von Kombinationspräparaten mit L-Arginin profitieren, wie eine kleine hochwertige Studie zeigt: Die Einnahme verbesserte die Scheidentrockenheit und erhöhte die Häufigkeit von Geschlechtsverkehr und Orgasmen deutlich. Untersucht wurden Frauen ab 21 Jahren.
Die ersten Studienergebnisse von L-Arginin bei sexueller Unlust sind vielversprechend, weshalb die Einnahme einen Versuch wert ist. Es muss jedoch noch untersucht werden, ob L-Arginin auch allein positive Effekte zeigt.
Dosierung und Einnahmeempfehlung von L-Arginin bei sexueller Unlust
Um den Sexualtrieb anzuregen und die Sexualfunktion zu verbessern, können täglich 1.700 bis 5.000 Milligramm L-Arginin sinnvoll sein. Als Kombinationspräparat waren in Studien auch bereits niedrigere Dosierungen von 700 bis 1.700 Milligramm pro Tag wirksam.
Nehmen Sie Argininpräparate zwischen den Mahlzeiten ein – so kann der Körper L-Arginin am besten aufnehmen. Verteilen Sie die Gesamtdosis zudem idealerweise auf mehrere kleine Dosierungen, die Sie über den Tag verteilt nehmen.
L-Arginin: zu beachten bei Schwangerschaft, Stillzeit, Erkrankungen und Medikamenteneinnahme
Bisher liegen keine Daten vor, welche die Sicherheit von L-Arginin-Präparaten in der Schwangerschaft und Stillzeit belegen. Schwangere und stillende Frauen sollten daher vorsichtshalber auf die Einnahme von L-Arginin verzichten.
Herpesviren brauchen Arginin für ihre Vermehrung. Wenn Sie daher unter wiederkehrenden Herpesinfektionen leiden, sollten Sie keine hoch dosierten L-Arginin-Präparate einnehmen. Sie könnten ruhende Viren aktivieren und die Krankheit zum Ausbruch bringen.
L-Arginin wirkt, indem es den gefäßerweiternden Botenstoff Stickstoffmonoxid freisetzt. Wenn Sie andere Medikamente zur Erweiterung der Blutgefäße einnehmen, kann das die Wirkung unkontrolliert verstärken. Dazu zählen Wirkstoffe wie Isosorbiddinitrat (Isoket®) oder Molsidomin (Molsibeta®, Molsiket®). Sprechen Sie vorher mit Ihrem Arzt.
Wenn Sie das Potenzmittel Sildenafil (Viagra®) verwenden, sollten Sie auf die Einnahme von L-Arginin verzichten. Es kann die Wirkung verstärken.
L-Tyrosin: Vorstufe von Botenstoffen für das Lustgefühl
Wirkweise von L-Tyrosin bei sexueller Unlust
Die Aminosäure L-Tyrosin ist eine Vorstufe verschiedener Nervenbotenstoffe und Hormone, die aktivierend wirken. Dazu zählen Dopamin, Adrenalin oder Schilddrüsenhormone. Vor allem Dopamin spielt eine wichtige Rolle für das Lustgefühl: Dopamin wirkt auf Gehirnregionen aktivierend, welche die Erregung steuern. Dies verdeutlichen auch Studien mit Medikamenten, welche die Dopaminbildung im Gehirn stark ankurbeln. Es kam durch die Medikamente in manchen Fällen sogar zu einem übersteigerten Sexualdrang. Damit im Gehirn ausreichend Dopamin gebildet wird, ist die ausreichende Versorgung mit L-Tyrosin wichtig.
Daneben dämpft L-Tyrosin Stress und mildert Depressionen. Über seine stimmungsregulierenden Wirkungen nimmt es vermutlich indirekt Einfluss auf den Sexualtrieb. Hochwertige Studien, die den Effekt von L-Tyrosin auf das sexuelle Verlangen belegen, gibt es bisher jedoch noch nicht. Die Einnahme kann versuchsweise erfolgen.
Dosierung und Einnahmeempfehlung von L-Tyrosin bei sexueller Unlust
Bei sexueller Unlust können täglich 300 bis 600 Milligramm L-Tyrosin hilfreich sein. Damit die Aufnahme von L-Tyrosin im Darm nicht durch andere Aminosäuren gehemmt wird, sollten Sie die Präparate zwischen den Mahlzeiten einnehmen. Auch gelangt L-Tyrosin so besser in das Gehirn, da keine anderen Aminosäuren aus der Nahrung die Durchquerung der Blut-Hirn-Schranke behindern.
L-Tyrosin: zu beachten bei Erkrankungen und Medikamenteneinnahme
Es besteht der Verdacht, dass hohe Mengen an L-Tyrosin in Kombination mit anderen Aminosäuren (Tryptophan und Phenylalanin) den Blutdruck steigern können. Für Tyrosin allein wurde dies jedoch nicht nachgewiesen. Personen mit Bluthochdruck sollten zur Sicherheit aber ihren Blutdruck überwachen lassen, wenn sie L-Tyrosin-Präparate einnehmen.
Personen mit Nierenschwäche sollten die Einnahme von L-Tyrosin mit dem Arzt absprechen. Zu hohe Mengen an Aminosäuren können die Niere belasten. L-Tyrosin könnte bei Menschen mit Schizophrenie sowohl positive als auch negative Wirkungen haben. Betroffene sollten zur Sicherheit Rücksprache mit dem Arzt halten.
L-Tyrosin fördert möglicherweise die Produktion von Schilddrüsenhormonen. Nehmen Sie daher keine Tyrosinpräparate ein, wenn Sie unter einer Schilddrüsenüberfunktion leiden.
Menschen, die Antidepressiva aus der Wirkstoffgruppe der Monoaminooxidase-Hemmer (MAO-Hemmer) einnehmen (Jatrosom®, Aurorix®), sollten L-Tyrosin nur in Rücksprache mit ihrem Arzt einnehmen. Der Grund: Tyrosin wird im Körper zu dem Stoff Tyramin umgewandelt. Es gibt Hinweise darauf, dass Tyramin mit MAO-Hemmern zu einer Fehlregulation des Blutdrucks führen kann.
L-Tyrosin sollte nicht gleichzeitig mit Parkinson-Medikamenten mit dem Wirkstoff Levodopa (Madopar®, Levopar®) eingenommen werden. L-Tyrosin könnte die Aufnahme von Levodopa hemmen. Halten Sie einen Einnahmeabstand von zwei Stunden ein.
Dosierungen auf einen Blick
Empfehlung pro Tag bei sexueller Unlust | |
---|---|
Frauen | |
Vitamine | |
Vitamin D | 1.000 bis 2.000 Internationale Einheiten (IE) |
Sonstige | |
Maca-Extrakt | 2.000 Milligramm (mg) |
Ginseng-Extrakt | 1.000 bis 2.000 Milligramm |
L-Arginin | 700 bis 1.700 Milligramm |
L-Tyrosin | 300 bis 600 Milligramm |
Männer | |
Vitamine | |
Vitamin D | 1.000 bis 2.000 Internationale Einheiten |
Sonstige | |
Maca-Extrakt | 2.000 Milligramm |
Ginseng-Extrakt | 1.000 bis 2.000 Milligramm |
L-Arginin | 700 bis 1.700 Milligramm |
L-Tyrosin | 300 bis 600 Milligramm |
Sinnvolle Laboruntersuchungen auf einen Blick
Sinnvolle Blutuntersuchungen bei sexueller Unlust | |
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Optimalwerte | |
Vitamin D (Serum) | 40 bis 60 Nanogramm pro Milliliter (ng/ml) |
Zusammenfassung
Sexuelle Unlust hat viele Ursachen: Verschiedene Erkrankungen, Müdigkeit, Stress oder Beziehungsprobleme können dazu führen, dass sich der Sexualtrieb verringert. Bei Frauen kommt sexuelle Unlust auch nach der Geburt eines Kindes oder nach den Wechseljahren vor. Beim Mann treten gemeinsam mit sexueller Unlust meist auch Erektionsprobleme auf.
In der Mikronährstoffmedizin kommen Vitamine, Pflanzenstoffe und Aminosäuren zum Einsatz, die den Sexualtrieb und die Sexualfunktion steigern. Vitamin D ist wichtig für die Funktion der Hormone. Ein Vitamin-D-Mangel verschlimmert sexuelle Unlust und sollte immer behoben werden. Daneben gibt es pflanzliche Mittel, die seit Langem als Stärkungsmittel eingesetzt werden: Maca- oder Ginseng-Extrakt steigern so auch das sexuelle Verlangen.
L-Arginin fördert die Durchblutung der Geschlechtsorgane und kann dadurch bei sexueller Unlust helfen. L-Tyrosin ist die Vorstufe von Nervenbotenstoffen, die wiederum das Lustgefühl steuern. Bei sexueller Unlust sollte dem Körper genügend L-Tyrosin zur Verfügung stehen, damit ausreichend Botenstoffe gebildet werden können.
Verzeichnis der Studien und Quellen
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