Vitamin A ist eines der wichtigsten Vitamine für gesunde Augen und Haut. Es spielt eine grundlegende Rolle beim Zellwachstum und bei der Abwehr von Krankheitserregern. Erfahren Sie, wer von einem Mangel betroffen ist, wie dieser erkannt wird und bei welchen Erkrankungen oder Medikamenten Sie unbedingt auf eine gute Vitamin-A-Versorgung achten müssen.
Eigenschaften und Vorkommen in Lebensmitteln
Eigenschaften von Vitamin A
Vitamin A zählt zu den fettlöslichen Vitaminen. In Lebensmitteln kommt Vitamin A in Form von Retinol und Retinylester vor. Zusätzlich gibt es eine Vielzahl an Vorstufen des Vitamins, sogenannte Provitamine, aus denen der Körper Vitamin A bilden kann. Das bekannteste Provitamin ist Beta-Carotin.
Vorkommen in Lebensmitteln
Vitamin A kommt hauptsächlich in tierischen Lebensmitteln vor wie Fleisch, insbesondere Leber, Käse und Fisch. Die Vitamin-A-Vorstufe Beta-Carotin ist auch in pflanzlichen Lebensmitteln reichlich vorhanden, zum Beispiel in Karotten, Spinat, Brokkoli, Paprika oder Tomaten. Folgende Lebensmittel sind die fünf besten Vitamin-A-Lieferanten:
Die fünf besten Vitamin-A-Lieferanten | Mikrogramm (µg) Retinoläquivalente pro 100 Kalorien | Mikrogramm (µg) Retinoläquivalente pro 100 Gramm (g) |
---|---|---|
Schweineleber | 2.300 | 3.000 |
Karotte | 3.900 | 1.500 |
Grünkohl | 1.900 | 860 |
Camembert, 50% F.i.Tr. | 140 | 420 |
Butter | 90 | 650 |
Hinweis: Werte können schwanken.
Bedarf und Funktionen im Körper
Wie hoch ist der Tagesbedarf von Vitamin A?
Um die verschiedenen Quellen von Vitamin A und Provitamin A in der Nahrung zu erfassen, wird der Vitamin-A-Bedarf als Retinolaktivitätsäquivalent (RAE) angegeben. Ein Mikrogramm Retinolaktivitätsäquivalent entspricht dabei einem Mikrogramm Retinol sowie 12 Mikrogramm Beta-Carotin. Der Einfachheit halber wird im weiteren Text nur von Vitamin A gesprochen.
Bei Vitamin A empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) für die meisten Altersgruppen eine tägliche Aufnahme von 850 Mikrogramm RAE für Männer sowie 700 Mikrogramm RAE für Frauen. Der Bedarf für Schwangere und stillende Mütter ist leicht erhöht und beträgt 800 Mikrogramm RAE beziehungsweise 1.300 Mikrogramm RAE pro Tag. Gesunde Personen erreichen den Tagesbedarf in der Regel durch eine ausgewogene Ernährung.
Übrigens: In einigen Nachschlagewerken und Lebensmitteltabellen finden sich abweichende Angaben. Sie beziehen sich nicht auf Retinolaktivitätsäquivalent sondernauf Retinoläquivalente (RE). Zur Umrechnung in Retinoläquivalente wird ein anderer Umwandlungsfaktor verwendet: 1 Mikrogramm RE = 1 Mikrogramm Retinol = 6 Mikrogramm β-Carotin = 12 Mikrogramm andere Provitamin-A-Carotinoide.
Täglicher Vitamin-A-Bedarf in Mikrogramm Retinolaktivitätsäquivalent (RAE) |
|
Säuglinge Säuglinge (0 bis unter 4 Monate) Säuglinge (4 bis unter 12 Monate) |
500* 400* |
Kinder 1 bis unter 4 Jahre 4 bis unter 7 Jahre 7 bis unter 10 Jahre 10 bis unter 13 Jahre |
300 350 450 600 |
Männer Jugendliche (13 bis unter 15 Jahre) Jugendliche (15 bis 19 Jahre) Erwachsene (19 bis unter 65 Jahre) Erwachsene (65 und älter) |
800 950 850 800 |
Frauen Jugendliche (13 bis unter 15 Jahre) Jugendliche (15 bis unter 19 Jahre) Erwachsene (19 bis unter 65 Jahre) Erwachsene (65 und älter) Schwangere Stillende |
700 800 700 700 800 1300 |
* Schätzwerte
Info
Vitamin A wird manchmal auch in Internationalen Einheiten (IE) angegeben. 1.000 Mikrogramm Vitamin A entsprechen etwa 3.333 Internationalen Einheiten.
Vitamin A: Aufnahme in den Körper und Speicherung
Da Vitamin A in Lebensmitteln meist in Verbindung mit Fettsäuren vorliegt, wird Vitamin A auch zusammen mit Fetten im Darm gespalten. Das dabei freiwerdende Vitamin A gelangt über die Zellen der Darmschleimhaut in den Körper, wobei der größte Teil zunächst in der Leber gespeichert wird. Von hier aus kann das Vitamin A dann in sämtliche Zellen des Körpers transportiert werden. Der Vitamin-A-Speicher der Leber reicht aus, um den Körper ungefähr vier bis sechs Wochen lang mit Vitamin A zu versorgen, wenn kein Vitamin A aufgenommen wird.
Welche Aufgaben übernimmt Vitamin A?
Vitamin A wird für viele Prozesse im Körper benötigt. Die wichtigsten Funktionen sind:
Zellwachstum: Vitamin A steuert das Wachstum und die Entwicklung von Zellen und Geweben im Körper. Es ist an der Ausprägung von Erbgut-Informationen in den einzelnen Zellen beteiligt.
Haut und Schleimhäute: Die äußere Hautschicht sowie die Außenhaut vieler innerer Organe besteht aus einem Verbund dicht anliegender Zellen. Vitamin A hilft dabei, diese Zellen von Haut und Schleimhäuten aufzubauen und zu erhalten, was eine natürliche Barriere gegen Keime schafft.
Augen: Vitamin A ist für die Sehkraft von großer Bedeutung. Es hilft dabei, das Sehpigment zu bilden, das in den Sehzellen für das Hell-Dunkel-Sehen verantwortlich ist.
Immunsystem: Bei der Abwehr von Krankheitserregern spielt Vitamin A eine wichtige Rolle. So unterstützt Vitamin A zum Beispiel die Produktion von Antikörpern und aktiviert Fresszellen, die Viren und Bakterien vernichten.
Mangel erkennen und beheben
Anzeichen eines Vitamin-A-Mangels erkennen
Erste Anzeichen eines Vitamin-A-Mangels sind Appetitverlust und Müdigkeit. Später kommen typischere Symptome wie eine trockene, raue Haut, spröde Nägel sowie frühzeitiges Ergrauen der Haare hinzu.
Vor allem die Augen leiden unter dem Vitamin-A-Mangel: Sie trocknen aus und zeigen gelblich verhornte Flecken, sogenannte Bitot-Flecken. Das Hell-Dunkel-Sehen ist beeinträchtigt, die Betroffenen werden zunehmend blendempfindlich und nachtblind.
Da Vitamin A eine wichtige Rolle in der Immunabwehr spielt, sind Personen mit einem Vitamin-A-Mangel besonders anfällig für Infekte. Das gilt insbesondere für Atemwegsinfekte, da die Barrierefunktion der Schleimhäute in den Atemwegen gestört ist.
Wer ist von einem Vitamin-A-Mangel betroffen?
Es gibt drei Risikogruppen, die häufig einen Vitamin-A-Mangel entwickeln:
Personen mit Verdauungsstörungen: Wenn die Fettverdauung beeinträchtigt ist, kann auch das fettlösliche Vitamin A schlechter aufgenommen werden. Mögliche Ursachen sind etwa eine Störung der Gallenfunktion oder der Bauchspeicheldrüse. Auch bei der Erbkrankheit Mukoviszidose kommt ein Vitamin-A-Mangel häufig vor, da die von der Bauchspeicheldrüse gebildeten Verdauungssäfte zäher sind als normal und die Ausführgänge der Drüse verstopfen. Dadurch fehlen Verdauungsenzyme im Darm und der Körper kann Nährstoffe wie Vitamin A schlechter aufnehmen.
Alkoholiker: Bei Alkoholikern ist in Folge der Krankheit die Leber häufig stark geschädigt. Sie kann weniger Vitamin A speichern, was zu einem Mangel führen kann.
Schwangere: Schwangere haben einen erhöhten Bedarf an Vitamin A, demnach kann ein Mangel bei ihnen auftreten. Das gilt insbesondere in Verbindung mit einer nicht ausgewogenen Ernährung. Studien zeigen, dass der Vitamin-A-Spiegel im Laufe der Schwangerschaft tendenziell abnimmt.
Info
Achtung: Ebenso schädlich wie ein Vitamin-A-Mangel ist eine Überdosierung. Dies kann zu Wachstumsstörungen und Fehlbildungen des Kindes führen. Nähere Informationen zur Überdosierung lesen Sie in dem Kapitel „Ist eine Überdosierung mit Vitamin A möglich?“
Veganer: Da aktive Formen des Vitamin A ausschließlich in tierischen Lebensmitteln vorkommen, kann es dazu führen, dass sich die Vitamin-A-Speicher in der Leber von Veganern leeren – langsam, aber stetig. Zwar nehmen Veganer normalerweise durch die pflanzliche Ernährung ausreichend Provitamin A (Beta-Carotin) auf, im Falle besonderer Belastungen wie etwa Stress, Infektionen oder einer Schwangerschaft kann allerdings eine Unterversorgung drohen.
Info
Vitamin-A-Mangel durch Zinkmangel: Zink ist wichtig für den Vitamin-A-Stoffwechsel. Fehlt es an Zink, sind auch die Vitamin-A-Blutwerte niedrig. Alles über Zink erfahren Sie hier.
Vitamin A: Laborwerte verstehen
Um den Vitamin-A-Spiegel zu ermitteln, ist ein Bluttest notwendig, der die Serumwerte bestimmt. Da die Interpretation der Serumwerte schwierig ist, sollte zusätzlich das Verhältnis von Vitamin A zum Retinol-bindenden Protein (RBP) bestimmt werden.
Um korrekte Ergebnisse zu erhalten, muss Nüchternblut entnommen werden: Das bedeutet, dass Sie zwölf Stunden vor der Blutabnahme nichts essen dürfen.
Vitamin A im Blut in Mikrogramm pro Deziliter (µg/dl) | |
---|---|
Mangel | unter 21 |
Normalwerte | 40 bis 70 (Frauen) 42,5 bis 83 (Männer) |
Einen Vitamin-A-Mangel beheben
Bei einem Mangel muss Vitamin A auf Anraten eines Arztes in hohen Dosen eingenommen werden. Ist die Vitamin-A-Aufnahme gestört, zum Beispiel durch eine Verdauungserkrankung, müssen diese Mengen gegebenenfalls noch einmal gesteigert werden. In der Regel kann ein einfacher Mangel durch eine ausgewogene Ernährung gut ausgeglichen und verhindert werden. Falls dies nicht möglich ist, etwa aufgrund einer Verdauungsstörung, muss das Vitamin unter Umständen dauerhaft ergänzt werden. Je nach Stärke und Ursache des Mangels wird eine Einnahme von etwa 600 bis 1.500 Mikrogramm pro Tag empfohlen, bis sich der Vitamin-A-Spiegel im Blut wieder normalisiert hat. Alternativ kann Vitamin A auch einmal pro Woche eingenommen werden: 6.000 bis 9.000 Mikrogramm sind dafür gut geeignet.
Info
Da eine Überdosierung von Vitamin A schädlich ist, sollte dieses Vitamin nicht per Selbstmedikation in hohen Dosierungen (über 800 Mikrogramm) eingenommen werden, sondern eine Behandlung nur unter Überwachung durch einen Arzt erfolgen.
Einsatz bei Krankheiten
Vitamin A hilft, die Hornhaut zu reparieren
Vitamin A wird für den Sehvorgang gebraucht. Bereits ein leichter Vitamin-A-Mangel kann das Sehen in der Dunkelheit beeinträchtigen. Ein starker Mangel zeigt sich in Nachtblindheit und Xerophthalmie, einer Erkrankung, bei der die Hornhaut des Auges austrocknet. Um diese Augenerkrankungen zu behandeln, kommen Vitamin-A-Präparate zum Einsatz.
Zur Behandlung von Nachtblindheit wird eine Dosierung von 7.500 bis 15.000 Mikrogramm täglich für einen Zeitraum von zwei bis drei Wochen empfohlen, bei Xerophthalmie eine Dosierung von 15.000 bis 90.000 Mikrogramm pro Tag.
Es gibt Hinweise, dass hoch dosierte Vitamin-A-Gaben den Verlauf einer Retinitis pigmentosa positiv beeinflussen. Dabei handelt es sich um eine erblich bedingte Augenerkrankung, bei der die Netzhaut zunehmend zerstört wird. Eine hochwertige Studie mit 601 Retinitis-pigmentosa-Patienten zeigte, dass sich die Netzhautfunktion durch die tägliche Einnahme von 4.500 Mikrogramm Vitamin A deutlich langsamer abbaute.
Vitamin A kann nach einer Laserbehandlung am Auge dazu beitragen, dass sich das Hornhautgewebe schneller erholt und Hornhauttrübungen reduziert werden. Das ist das Ergebnis einer Studie, bei der zwei Gruppen mit je 20 Patienten täglich entweder 7.500 Mikrogramm Vitamin A oder ein Scheinmedikament einnahmen. Bei der Gruppe, die Vitamin A einnahm, erholte sich die Hornhaut im Auge deutlich schneller und die Probanden berichteten von einer wesentlich besseren Sehschärfe.
Vitamin A als Wirkstoff gegen Akne
Die Haut braucht Vitamin A, um Zellen zu bilden. Daher wird Vitamin A auch als Wirkstoff gegen Hauterkrankungen wie Akne eingesetzt: Es trägt dazu bei, die Talgproduktion zu reduzieren, die Talgdrüsen zu verkleinern und die Anzahl der Bakterien in der Talgdrüse zu vermindern, die als Mitverursacher der Hautkrankheit gelten.
Studien zeigen, dass Akne-Patienten häufig einen sehr niedrigen Vitamin-A-Spiegel haben. Die Akne-Symptome sind umso stärker, je geringer die Vitamin-A-Konzentration im Blut ist.
Zur Behandlung von Akne wird eine tägliche Gabe von 7.500 bis 30.000 Mikrogramm Vitamin A empfohlen.
Vitamin A stärkt die Abwehrkräfte
Vitamin A hilft dem Körper dabei, Krankheitserreger abzuwehren, indem es dafür sorgt, dass die Barrierefunktion von Haut und Schleimhäuten intakt bleibt. Zusätzlich fördert es die Produktion von Antikörpern, die Viren und Bakterien unschädlich machen. Eine ausreichende Versorgung mit Vitamin A kann die Anfälligkeit gegenüber Magen-Darm-Infekten oder Erkältungen herabsenken.
Infektionserkrankungen wie HIV, Masern oder Windpocken sorgen für einen erhöhten Verbrauch von Vitamin A. Daher sollte auch bei diesen Krankheiten Vitamin A ergänzt werden.
Um die Abwehrkräfte zu stärken, wird eine Dosierung von 15.000 bis 30.000 Mikrogramm Vitamin A im Monat empfohlen. Begleitend zur Therapie von Masern gilt die Empfehlung von monatlich 30.000 Mikrogramm Vitamin A, meist in Verbindung mit Vitamin D. Täglich sind dies 500 bis 1.000 Mikrogramm Vitamin A.
Dosierungsempfehlungen bei Krankheiten auf einen Blick
Dosierungsempfehlungen von Vitamin A in Mikrogramm (µg) | |
---|---|
Augenerkrankungen Nachtblindheit Xerophtalmie | 7.500 bis 15.000 am Tag 15.000 bis 90.000 am Tag |
Akne | 7.500 bis 30.000 am Tag |
Infektionserkrankungen | 15.000 bis 30.000 im Monat oder 500 bis 1.000 am Tag |
Info
Die Dosierungen können bei nicht ärztlich überwachter dauerhafter Einnahme zu einer Überdosierung mit Vitamin A führen. Daher sollte die Einnahme immer mit einem Arzt abgesprochen werden.
Einsatz bei Medikamenten
Zinkmangel verursachende Medikamente senken Vitamin-A-Spiegel
Zink spielt eine wichtige Rolle für den Vitamin-A-Stoffwechsel. Ein Zinkmangel führt dazu, dass auch der Vitamin-A-Spiegel im Blut sinkt. Es gibt eine Reihe an Wirkstoffen, die einen Zinkmangel auslösen. Dazu gehören: Medikamente gegen Sodbrennen mit dem Wirkstoff Hydrotalcid (zum Beispiel Ancid®, Talcid®), Entwässerungsmedikamente mit dem Wirkstoff Furosemid (zum Beispiel Lasix®) oder Abführmittel (zum Beispiel Colonorm®, Kräuterlax®).
Wenn Sie diese Wirkstoffe einnehmen, kann es sinnvoll sein, sie mit Vitamin-A-Präparaten zu kombinieren, um den Tagesbedarf von 800 Mikrogramm Vitamin A zu decken. Eine Überprüfung des Vitamin-A-Spiegels beim Arzt gibt Aufschluss. Wie Sie einen Mangel beheben, lesen Sie im Kapitel „Einen Vitamin-A-Mangel beheben“.
Fettblocker vermindern die Vitamin-A-Aufnahme
Medikamente mit dem Wirkstoff Orlistat (Xenical®), die das Abnehmen erleichtern sollen, vermindern die Aufnahme von Fett in den Körper und damit auch die von fettlöslichen Vitaminen wie Vitamin A.
Daher wird bei der Therapie mit Orlistat empfohlen, Vitamin A sowie andere fettlösliche Vitamine zusätzlich in Form von Vitaminpräparaten aufzunehmen. Sinnvoll sind Präparate, die den täglichen Bedarf von 800 Mikrogramm decken.
Halten Sie zwischen der Einnahme von Orlistat und Vitamin-A-Präparaten einen Einnahmeabstand von zwei bis drei Stunden ein. So gehen sie sicher, dass der Wirkstoff die Aufnahme von Vitamin A nicht behindert.
Tipp
Bei der Einnahme dieser Medikamente sollten Sie darauf achten, den Vitamin-A-Tagesbedarf von 1.000 Mikrogramm für Männer und 800 Mikrogramm für Frauen zu decken:
Einnahmeempfehlung
Wann und wie sollte Vitamin A eingenommen werden?
Am besten ist es, Vitamin A über eine ausgewogene Ernährung aufzunehmen. Wenn für die ergänzende Behandlung von Krankheiten sehr hohe Dosierungen benötigt werden, ist dies nicht mehr möglich. So müsste man beispielsweise bei der Therapie von Xerophthalmie rund 3 Kilogramm Leber täglich essen, um auf eine Dosis von bis zu 90.000 Mikrogramm Vitamin A zu kommen. Ganz abgesehen davon, dass dies kaum möglich ist: Da Leber oft mit Schadstoffen belastet ist, sollte sie nicht so oft auf dem Speiseplan stehen. Auch durch andere Vitamin-A-reiche Lebensmittel wie Eier, Käse oder Hering lassen sich diese Mengen nicht erreichen. In dem Fall müssen geeignete Vitamin-A-Präparate vom Arzt ausgewählt werden.
Ist eine zusätzliche Gabe notwendig, empfiehlt der Arzt Vitamin A in der Regel in Form von Kapseln. Diese Kapseln werden dann je nach Empfehlungen des Arztes täglich, wöchentlich oder monatlich zu oder nach den Mahlzeiten mit etwas Flüssigkeit eingenommen.
Bei Hauterkrankungen wie etwa Akne kommt Vitamin A auch als Wirkstoff in Cremes zum Einsatz, bei Augenerkrankungen in Form von Augentropfen oder -salben. Die Einnahme richtet sich nach den Informationen auf dem Beipackzettel.
Woran erkennt man ein gutes Vitamin-A-Präparat?
Gute Vitamin-A-Präparate enthalten zusätzlich Vitamin E. Dieses Vitamin verhindert einen zu schnellen Abbau des Vitamins durch Sauerstoff und verbessert die Fähigkeit, Vitamin A in der Leber zu speichern.
Gleichzeitig reduziert Vitamin E mögliche Nebenwirkungen von hoch dosiertem Vitamin A, wie es in Rücksprache mit dem Arzt manchmal eingesetzt wird. In welchen Dosierungen Vitamin A schädlich ist, lesen Sie im Kapitel „Ist eine Überdosierung mit Vitamin A möglich?“
Außerdem enthalten gute Vitaminpräparate keine Zusatzstoffe wie Farb- und Aromastoffe oder technische Hilfsstoffe. Substanzen, die Allergien oder Unverträglichkeiten auslösen, sollten ebenfalls nicht in guten Präparaten zu finden sein.
Überdosierung und Wechselwirkungen
Ist eine Überdosierung mit Vitamin A möglich?
Wird Vitamin A in zu hohen Dosen über einen längeren Zeitraum hinweg eingenommen, kann dies negative Auswirkungen haben. Eine Überdosierung von Vitamin A zeigt sich in Anzeichen wie Hautveränderungen, Haarausfall, Appetitlosigkeit, Kopfschmerzen, starker Müdigkeit und Schwindel. Weiterhin kann es zu Erbrechen und Leberschädigungen kommen. Sollten Sie Anzeichen einer Überdosierung bemerken, besprechen Sie dies umgehend mit Ihrem Arzt.
Das sogenannte Tolerable Upper Intake Level (UL) beschreibt die Höchstmenge eines Vitamins oder Mineralstoffs, die Sie unbedenklich und dauerhaft täglich einnehmen können. Für Vitamin A beträgt das UL bei Erwachsenen 3.000 Mikrogramm. Für einen bestimmten Zeitraum verordnen Ärzte auch manchmal mehr Vitamin A. Ohne Rücksprache mit dem Arzt sollten 3.000 Mikrogramm allerdings nicht überschritten werden.
Aber es gibt Ausnahmen: Bei Osteoporose können sich bereits Dosierungen von 1.500 Mikrogramm negativ auf die Knochendichte auswirken. In der Schwangerschaft können zu hohe Einzeldosen das ungeborene Kind schädigen. Daher sollten Vitamin-A-Präparate in der Schwangerschaft gar nicht eingenommen und auf Lebensmittel mit sehr hohen Vitamin-A-Gehalten wie etwa Leber verzichtet werden.
Nierenschwäche erhöht das Risiko von Vitamin-A-Überschuss
Bei einer Nierenschwäche ist der Abbau von Vitamin A gestört. Das erhöht das Risiko für einen schädlichen Überschuss an Vitamin A im Körper. Daher sollten Personen mit Nierenerkrankungen keine Vitamin-A-Präparate einnehmen.
Wechselwirkungen: Blutverdünner, Antibiotika, Krebsmedikamente und Cholesterinsenker
Blutverdünnende Medikamente wie zum Beispiel der Wirkstoff Warfarin (Coumadin®) oder Phenprocoumon (wie Marcumar®, Falithrom® und Marcuphen®) sowie das in Krebsmitteln eingesetzte Doxorubicin (Adriblastin®) können durch hohe Dosen Vitamin A möglicherweise in ihrer Wirkung verstärkt werden. Besprechen Sie dann die Einnahme mit Ihrem Arzt. Er kann zum Beispiel die Gerinnungswerte genau überwachen.
Antibiotika aus der Klasse der Tetrazykline (wie Tetracyclin® oder Skid®) können in Kombination mit hoch dosiertem Vitamin A zu einer Hirndrucksteigerung führen. Daher darf man die Wirkstoffe nicht kombinieren.
Cholesterinsenker aus der Gruppe der Anionenaustauscher wie Cholestyramin (Lipocol®, Vasosan®, Quantalan®) und Colestipol (Colestid®) sowie der Fettblocker Orlistat (Orlistat Hexal®) gegen Übergewicht sollten nicht zusammen mit Vitamin A eingenommen werden. Die Mittel behindern die Aufnahme von Vitamin A. Halten Sie einen Einnahmeabstand von zwei Stunden ein.
Vorsicht bei Vitamin-A-Präparaten in der Schwangerschaft
Schwangere haben zwar einen leicht erhöhten Bedarf an Vitamin A und somit ein Risiko für einen Mangel, allerdings müssen sie bei Vitamin-A-Präparaten aufpassen. Eine Überdosierung von Vitamin A kann in der Schwangerschaft zu Wachstumsstörungen und Fehlbildungen des ungeborenen Kindes führen.
Deshalb sollten Schwangere pro Tag nicht mehr als 3.000 Mikrogramm Vitamin A zu sich nehmen. Mit einbezogen werden müssen bei diesem Grenzwert auch die Vitamin-A-Gehalte der Lebensmittel, sodass es je nach Ernährungsweise bei zusätzlichen Vitamin-A-Präparaten zu einer Überdosierung kommen kann. Deshalb enthalten gute Vitaminpräparate für Schwangere kein Vitamin A.
Besser geeignet ist dagegen die Vorstufe Beta-Carotin. Mit Beta-Carotin ist keine Überdosierung von Vitamin A möglich, da der Körper es nur in Vitamin A umwandelt, wenn es wirklich benötigt wird.
Vitamin A erhöht Risiko für Knochenbrüche bei Osteoporose
In einigen Studien zeigte sich, dass bei Knochenschwund (Osteoporose) Dosierungen von 1.500 Mikrogramm Vitamin A zu einer Abnahme der Knochendichte führen können. Für Frauen nach den Wechseljahren, die ein erhöhtes Osteoporose-Risiko haben, erhöht sich die Gefahr von Hüftbrüchen. Daher wird eine zusätzliche Vitamin-A-Gabe bei Osteoporose sowie für Frauen nach den Wechseljahren nicht empfohlen.
Zusammenfassung
Vitamin A übernimmt viele Funktionen im Körper: Es hilft, Haut und Augen gesund zu halten, und stärkt die körpereigenen Abwehrkräfte. Ein Mangel kommt vor allem bei Personen vor, die das Vitamin nicht im ausreichenden Maße aufnehmen können, zum Beispiel aufgrund einer Verdauungserkrankung.
In der Mikronährstoffmedizin kommt Vitamin A zur Behandlung von Augenerkrankungen wie Nachtblindheit oder Xerophthalmie sowie gegen Hautkrankheiten wie Akne zum Einsatz. Ebenso zeigt das Vitamin positive Effekte bei der Behandlung von Infekten, zur Stärkung des Immunsystems sowie zur Vorbeugung von Krebs.
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