Ernährungsweise und COVID-19-Verlauf

Eine aktuelle Studie zeigt: Vegetarier sind möglicherweise besser vor einer schweren Coronaerkrankung geschützt

Gemüse, Obst, Nüsse, Öl, Reis und Fisch
Eine vegetarische oder pescetarische Ernährung könnte helfen, vor einem mittleren bis schweren COVID-19-Verlauf zu schützen. Bild: Lisovskaya/iStock/Getty Images Plus

Was wurde untersucht?

Mehrfach wurde bereits gezeigt: Eine gesunde Lebensweise könnte uns davor schützen, krank zu werden. Wer sich schlecht ernährt und viel sitzt, steckt sich eher mit einem Virus an. Dazu zählt auch das Coronavirus. In einer aktuellen Vorstudie untersuchten amerikanische Forscher daher, welchen Einfluss die Ernährungsweise auf den Verlauf von COVID-19 hat.

Sie fanden heraus, dass Vegetarier und Pescetarier möglicherweise ein geringeres Risiko für einen mittleren bis schweren COVID-19-Verlauf haben. Die Studie untersuchte 2.884 Teilnehmer aus sechs Ländern.

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Es gibt verschiedene pflanzenbasierte Ernährungsweisen: Bei einer rein vegetarischen Ernährung stehen weder Fleisch noch Fisch auf dem Speiseplan. Pescetarier essen kein Fleisch, jedoch Fisch. Veganer verzichten dagegen auf alle tierischen Lebensmittel. Dazu zählen neben Fleisch und Fisch auch Eier, Milch und Milchprodukte sowie Honig. 
Eine gute vegetarische oder vegane Ernährung ist abwechslungsreich, am besten so bunt wie ein Regenbogen. So ist man – bis auf wenige Ausnahmen – sehr gut mit Mikronährstoffen versorgt. Welche Ausnahmen es gibt, lesen Sie hier.
 

Wie war die Studie aufgebaut?

Bei der Studie handelte es sich um eine sogenannte Fall-Kontroll-Studie. Das heißt, die Forscher verglichen erkrankte Personen mit einer gesunden Kontrollgruppe. Mit einem Fragebogen wurden Informationen gesammelt zum Alter und Geschlecht, zur Krankheitsgeschichte, zur Einnahme von Medikamenten und zum Lebensstil. Auch erfassten die Wissenschaftler folgende Fragen:

  • Was kam bei den Teilnehmern täglich auf den Teller?
  • Wie unterschied sich die Ernährung der an COVID-19 Erkrankten?

Die 2.884 Teilnehmer stammten aus Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien, Großbritannien und den USA. Alle hatten ein hohes Risiko, sich mit dem Coronavirus anzustecken. Denn sie waren Ärzte oder Pflegekräfte und standen in regelmäßigem Kontakt mit COVID-19-Patienten.

Ergebnis: Vegetarier hatten seltener mittlere bis schwere COVID-19-Verläufe

Im Studienzeitraum von rund zwei Monaten gaben 568 der 2.884 Teilnehmer an, Corona oder Erkältungssymptome gehabt zu haben. Vegetarier und Pescetarier hatten nach ihren Angaben viel seltener einen mittleren bis schweren Krankheitsverlauf. Das Risiko, bei einer vegetarischen Ernährung schwer zu erkranken, war 73 Prozent niedriger.

Im Gegensatz dazu stuften Personen, die sich kohlenhydratarm und eiweißreich ernährten, ihre COVID-19-Erkrankung häufiger als mittelschwer bis schwer ein.

Unser Immunsystem, Mikronährstoffe und Ernährung

Bekannt ist bereits, dass Bestandteile der Nahrung unserem Immunsystem helfen, uns vor Infektionen zu schützen. Hierzu zählen:

  • Vitamin C, D, A und E
  • B-Vitamine (Vitamin B1, B6 und B12)
  • Eisen, Zink und Selen

Eine gut geplante pflanzliche Ernährung ist allgemein reich an Mikronährstoffen. Dazu gehören neben Vitaminen und Mineralstoffen auch Ballaststoffe und viele sekundäre Pflanzenstoffe. Eine gute Versorgung mit Mikronährstoffen könnte daher dazu beitragen, dass Vegetarier besser vor einem schweren COVID-19-Verlauf geschützt sind. Auch italienische Forscher haben in einer anderen Vorstudie beobachten können, dass medizinisches Personal eher an COVID-19 erkrankte, wenn im Speiseplan der Betreffenden weniger Obst, Gemüse, Getreide und Olivenöl vorkamen.

Pescetarier essen Fisch und nehmen außerdem wichtige Omega-3-Fettsäuren auf. Omega-3-Fettsäuren haben zahlreiche positive Effekte auf unsere Gesundheit: Sie wirken entzündungshemmend und könnten uns so vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Alzheimer und Depressionen schützen. Zudem vermuten Forscher, dass sich die entzündungshemmende Wirkung günstig auf den COVID-19-Verlauf auswirken könnte.

Vegetarische Ernährung: Risiko für einen Mikronährstoffmangel?

Die Ärzte und Pflegekräfte der Studie waren gesund und gut ernährt. Allerdings werden bei Vegetariern oder Veganern manchmal Lücken in der Versorgung mit Mikronährstoffen gefunden. Es gibt einige Vitamine und Mineralstoffe, bei denen ein Mangel droht, wenn nicht genau auf die Zufuhr geachtet wird. Dazu gehören:

Damit eine pflanzliche Ernährung gesund ist, muss sie gut geplant sein. Vor allem Vitamin D und Zink sind wichtig für ein starkes Immunsystem.

Schwächen der Studie

Die Ergebnisse der Studie sind noch keine Beweise. Es handelt sich um eine Vorstudie (Fall-Kontroll-Studie). Diese kann nicht sicher sagen, ob eine pflanzliche Ernährung tatsächlich den COVID-19-Verlauf mildert. Fall-Kontroll-Studien zeigen rückblickend nur einen möglichen Zusammenhang auf, der später in kontrollierten klinischen Studien überprüft werden muss.

Darüber hinaus stützen sich die Forscher auf rückwirkende Selbstauskünfte der Teilnehmer. Diese wurden mittels eines Fragebogens erhoben. Mögliche Erinnerungsfehler könnten das Ergebnis verzerrt haben. Zudem beschränkte sich der Fragebogen auf eine relativ kleine Auswahl an Lebensmitteln, welche das tatsächliche Essverhalten einiger Teilnehmer vielleicht nicht widerspiegeln. Außerdem wurde eine Ansteckung mit dem Coronavirus nicht immer mit einem Test bestätigt. Es ist daher möglich, dass einige Erkrankte nur eine gewöhnliche Grippe hatten.

Nichtsdestotrotz liefert die Vorstudie gute Hinweise darauf, dass die Ernährung einen Einfluss auf das COVID-19-Risiko hat.

Fazit für die Praxis

Gegen eine schwere Coronainfektion könnte eine pflanzenbasierte Ernährung von Vorteil sein. Die Nährstoffe, auf die Veganer, Vegetarier und Pescetarier achten müssen, sind Vitamin B12, Vitamin D, Zink, Calcium und Eisen. Die Versorgung mit den wichtigen Vitaminen, Mineralstoffen und Fettsäuren kann durch geeignete Präparate sichergestellt werden.

Gerade in der kalten Jahreszeit empfehlen Mikronährstoff-Experten für alle Menschen eine gezielte immunstärkende Nahrungsergänzung  zur Deckung des Bedarfs.

Verzeichnis der Studien und Quellen

BourBour, F. et al. (2020): Nutrients in prevention, treatment, and management of viral infections; special focus on Coronavirus. Arch Physiol Biochem. 2020 Jul 9;1-10. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32644876/, abgerufen am: 27.07.2021.

Craig, W. (2010): Nutrition concerns and health effects of vegetarian diets. Nutr Clin Pratc. 25 (6):613-20. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/21139125/, abgerufen am: 23.07.2021.

Hancocks, N. (2021): Plant-based and fish diets may help reduce severity of COVID-19 infection. William Reed Business Media Ltd 2021. https://www.nutraingredients.com/Article/2021/06/08/Plant-based-and-fish-diets-may-help-reduce-severity-of-COVID-19-infection, abgerufen am: 23.07.2021.

Kim, H. et al. (2021): Plant-based diets, pescatarian diets and COVID-19 severity: a population-based case–control study in six countries. BMJ Nutrition, Prevention & Health. https://nutrition.bmj.com/content/early/2021/05/18/bmjnph-2021-000272, abgerufen am: 23.07.2021.

Ponzo, V. et al. (2021): Mediterranean Diet and SARS-COV-2 Infection: Is There Any Association? A Proof-of-Concept Study. Nutrients. 13(5): 1721. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8160854/,  abgerufen am: 23.07.21

Shahidi und Ambigaipalan (2018): Omega-3 Polyunsaturated Fatty Acids and Their Health Benefits. Annu Rev Food Sci Technol. 25;9:345-381. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29350557/, abgerufen am: 23.07.2021.

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