AT1-Blocker: Mangelzustände vermeiden

Wie Sie mithilfe der Mikronährstoffmedizin einem Zinkmangel entgegenwirken

AT1-Blocker sind blutdrucksenkende Wirkstoffe. Durch ihre Einnahme kann es zu einer vermehrten Zinkausscheidung über die Nieren und infolgedessen zu einem Zinkmangel kommen. Erfahren Sie hier, wie Sie einer solchen Mangelversorgung mithilfe der Mikronährstoffmedizin vorbeugen und dabei gleichzeitig die Gesundheit Ihrer Blutgefäße verbessern können.

Tipp

Wie Sie mit Mikronährstoffen den Blutdruck senken können, erfahren Sie im Artikel Bluthochdruck.

Tabletten, ein Stift und ein Blutdruckgerät liegen auf einem Tisch
Bild: Ruslan Danyliuk/iStock/Getty Images Plus

AT1-Blocker: Wirkung, Anwendung und Nebenwirkungen

Wie wirken AT1-Blocker?

AT1-Blocker werden auch als AT1-Antagonisten oder Sartane bezeichnet. Sie zählen zu den blutdrucksenkenden Substanzen. Ähnlich wie ACE-Hemmer greifen Sie direkt in die hormonelle Regulation des Blutdrucks ein, indem sie die Wirkung des Gewebehormons Angiotensin II hemmt.

Info

Angiotensin II steigert den Blutdruck auf zwei Wegen: In der Niere bewirkt das Hormon, dass der Körper weniger Wasser und Kochsalz ausscheidet: Das Kochsalz bindet Wasser und das Blutvolumen steigt, was den Blutdruck erhöht. Zusätzlich verengen sich unter dem Einfluss von Angiotensin II die Blutgefäße.

Um seine Wirkung entfalten zu können, bindet Angiotensin II an den sogenannten AT1-Rezeptor, der sich auf der Oberfläche der Nieren- und Blutgefäßzellen befindet. AT1-Hemmer besetzen diesen Rezeptor, sodass Angiotensin II nicht mehr andocken und seine Wirkung entfalten kann. Infolgedessen erweitern sich die Blutgefäße, es wird vermehrt Salz und Wasser über die Nieren ausgeschieden und der Blutdruck sinkt.

Zu den AT1-Blockern zählen folgende Wirkstoffe. Sie alle sind an der gemeinsamen Endung „-sartan“ leicht zu erkennen und in der Regel als Tabletten erhältlich:

  • Losartan (zum Beispiel Lorzaar®, Fortzaar®, Cozaar®)
  • Valsartan (zum Beispiel Diovan®, Valsacor®, Entresto®)
  • Candesartan (zum Beispiel Candecor®, Atacand®, Blopress®)
  • Irbesartan (zum Beispiel Aprovel®, Irbepress®, Karvea®)
  • Eprosartan (zum Beispiel Teveten®)
  • Telmisartan (zum Beispiel Micardis®, Kinzalmono®, Pritor®)
  • Olmesartan (zum Beispiel Belsar®, Olmetec®)
  • Azilsartan (Edarbi®)

Einsatzgebiete von AT1-Blockern

AT1-Blocker werden vor allem zur Blutdrucksenkung bei Bluthochdruck eingesetzt. Sie kommen aber auch bei einigen anderen Erkrankungen zum Einsatz, wie zum Beispiel

  • bei chronischer Herzinsuffizienz (zum Beispiel Valsartan, Candesartan oder Losartan)
  • nach einem Herzinfarkt (Myokardinfarkt) (Valsartan)
  • bei Nierenerkrankung durch Veränderung der Blutgefäße bei Diabetes (diabetische Nephropathie) (zum Beispiel Losartan und Irbesartan)

Nebenwirkungen: AT1-Blocker verursachen oft einen Zinkmangel

AT1-Blocker können, verschiedenen Studien zufolge, einen Zinkmangel auslösen, da sie die Ausscheidung von Zink über die Nieren erhöhen. Im Rahmen der Mikronährstoffmedizin wird deshalb die zusätzliche Ergänzung von Zink empfohlen: Zink gleicht Zinkverluste aus und kann möglicherweise auch den Folgeerkrankungen eines erhöhten Blutdrucks wie der Arteriosklerose vorbeugen.

Info

Obwohl AT1-Blocker und ACE-Hemmer bei der Blutdrucksenkung dasselbe Hormon beeinflussen, nämlich das Angiotensin II, sind die Nebenwirkungen von AT1-Blockern unterschiedlich. Dies liegt daran, dass ACE-Hemmer die Bildung des Hormons vollständig unterdrücken, während AT1-Blocker nur dessen Wirkung über den AT1-Rezeptor verhindern. Deshalb haben AT1-Blocker gegenüber ACE-Hemmern beispielsweise den Vorteil, dass sie keinen trockenen Reizhusten auslösen.

Andere häufige Nebenwirkungen von AT1-Blockern sind Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Müdigkeit, Schwächegefühl und Schwindel. Außerdem können Hautausschläge, Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödeme), Verstopfung, plötzlicher Blutdruckabfall beim Wechsel vom Sitzen oder Liegen ins Stehen, Herzstolpern und Angina-Pectoris-Anfälle auftreten. Unter Angina-Pectoris-Anfällen versteht man einen plötzlich einsetzenden Schmerz in der Brust durch Verengung der Blutgefäße in der Nähe des Herzens.

Info

Menschen, die einen AT1-Blocker einnehmen, sollten ohne Rücksprache mit dem Arzt kein zusätzliches Kalium zuführen, da die Gefahr einer Hyperkaliämie besteht.

Lebensmmittel, in denen Zink vorkommt
Bild: bit245/iStock/Getty Images Plus
Zurück zum Anfang

Nebenwirkungen vermeiden

Durch AT1-Blocker ausgelösten Zinkmangel beheben

Hintergrund und Wirkweise

Zink ist ein lebenswichtiger Mineralstoff. Das heißt, dass Zink mit der Nahrung aufgenommen werden muss. Über 300 Enzyme brauchen Zink, um ihre Arbeit zu erfüllen: Zink wird unter anderem zum Auf- und Abbau von Eiweißen, Kohlenhydraten und Fetten benötigt. Es hat ebenfalls eine antioxidative Wirkung. Das heißt, Zink schützt unsere Zellen – zum Beispiel in den Blutgefäßen – vor freien Radikalen (oxidativem Stress).

Eine Beobachtungsstudie und zwei Übersichtsarbeiten über mehrere Studien weisen darauf hin, dass AT1-Blocker wie Losartan oder Valsartan einen Zinkmangel begünstigen können: Die Wirkstoffe führen zu einer vermehrten Ausscheidung von Zink über die Nieren. Das Entwässerungsmedikament (Diuretikum) Hydrochlorothiazid, das Ärzte häufig als Kombinationspräparat mit einem AT1-Blocker verordnen, verstärkt diese Wirkung zusätzlich. 

Ein Zinkmangel kann unterschiedliche Folgen haben: Eine Auswertung mehrerer Studien ergab, dass ein Zusammenhang zwischen einem Zinkmangel und einer Herzschwäche besteht. Zudem weisen Ergebnisse aus einer beobachtenden Studie darauf hin, dass eine unzureichende Zinkversorgung den Blutdruck steigern kann. Weitere Symptome eines Zinkmangels sind Müdigkeit, Appetitverlust und Störungen des Geruchs- und Geschmackssinns. Zudem können die Immunabwehr und die Wundheilung beeinträchtigt sein.

Erste Tierversuche an Mäusen mit einer Gefäßverkalkung (Arteriosklerose) haben gezeigt, dass die Gabe von Zink in Kombination mit dem AT1-Blocker Irbesartan den Blutdruck wirksamer senken konnte als der AT1-Blocker alleine. Auch auf die allgemeine Gefäßgesundheit der Tiere hatte die zusätzliche Zinkzufuhr einen positiven Einfluss: Neben den Cholesterinwerten verbesserten sich auch die Entzündungswerte der Tiere. Der oxidative Stress, der zur Schädigung der Blutgefäße beitragen kann, verringerte sich ebenso wie die Größe der Ablagerungen (Plaques) in den Blutgefäßen. 

Obwohl der positive Einfluss einer Zinkeinnahme in Kombination mit einem AT1-Blocker beim Menschen noch durch Studien nachgewiesen werden muss, dürfte sich der Ausgleich eines Zinkmangels lohnen: Zink hat viele positive Eigenschaften – auch im Hinblick auf andere Funktionen, zum Beispiel auf das Immunsystem.

Dosierung und Einnahmeempfehlung von Zink

Mikronährstoff-Mediziner empfehlen zur Vorbeugung eines Zinkmangels eine Dosierung von 10 bis 20 Milligramm Zink pro Tag. Nehmen Sie Zink am besten zu einer Mahlzeit ein, da dies die Verträglichkeit verbessert. Außerdem kann unser Körper Zink in Kombination mit Lebensmitteln besser aufnehmen. Das gilt vor allem, wenn diese Eiweiße und Aminosäuren enthalten, wie zum Beispiel Histidin.

Info

AT1-Blocker werden vom Arzt häufig als Kombinationspräparat mit dem Entwässerungsmedikament Hydrochlorothiazid verschrieben. Wie AT1-Blocker bewirken auch Entwässerungsmedikamente (Diuretika), dass die Nieren vermehrt Zink ausscheiden. Menschen, die zusätzlich zum AT1-Blocker Hydrochlorothiazid einnehmen, sollten deshalb eine tägliche Zinkdosis von 20 Milligramm zuführen. Dazu zählen zum Beispiel Disalunil®, Esidrix®, Bisoprolol® und RamiLich®.

Achten Sie bei der Auswahl eines Zinkpräparats darauf, dass Zink in organischer Form enthalten ist. Zu den organischen Zinkverbindungen zählen zum Beispiel Zinkcitrat, Zinkbisglycinat, Zinksulfat oder Zinkgluconat. Dagegen wird Zinkoxid als anorganische Verbindung von allen Zinkformen am schlechtesten aufgenommen.

Zu beachten bei Medikamenteneinnahme und Nierenerkrankungen

Zink kann Antibiotika und Medikamente bei Osteoporose (sogenannte Bisphosphonate) binden, was sie unwirksam macht. Deshalb empfiehlt sich ein Abstand von mindestens zwei Stunden zwischen der Einnahme von Antibiotika oder Osteoporose-Medikamenten und Zinkpräparaten. Zu den betroffenen Medikamenten gehören beispielsweise:

  • Gyrasehemmer: Ciprofloxacin(zum Beispiel Ciloxan®, Ciprobay®), Enoxacin (zum Beispiel Enoxor®), Levofloxacin (zum Beispiel Tavanic®), Moxifloxacin (zum Beispiel Avalox®), Norfloxacin (zum Beispiel Bactracid®, Norfluxx®) und Ofloxacin (zum Beispiel Floxal®, Tarivid®)
  • Tetrazykline: Tetracyclin (zum Beispiel Achromycin®, Supramycin®, Tefilin®), Doxycyclin (zum Beispiel Supracyclin®, Vibramycin®), Minocyclin (zum Beispiel Aknosan®, Skinocyclin®)
  • Bisphosphonate: Alendronat (zum Beispiel Fosamax®, Tevanate®), Clodronat (zum Beispiel Bonefos®), Etidronat (zum Beispiel Didronel®), Ibandronat (Bondronat®), Pamidronat (Aredia®), Risedronat (Actonel®) und Tiludronat (Skelid®)

Bei einer chronischen Nierenschwäche oder anderen Nierenerkrankungen sollte Zink nicht zusätzlich über Mineralstoffpräparate eingenommen werden. Geschwächte Nieren können Zink nicht richtig ausscheiden, die Zink-Blutspiegel würden zu hoch werden.

Dosierungen auf einen Blick

 

Mikronährstoff-Empfehlung pro Tag bei Einnahme von AT1-Blockern

Zink

10 bis 20 Milligramm (mg)

 

Zusammenfassung

AT1-Blocker sind Medikamentenwirkstoffe, die bei Bluthochdruck eingesetzt werden: Sie verhindern, dass das blutdrucksteigernde Hormon Angiotensin II wirken kann, und senken dadurch den Blutdruck. AT1-Blocker erhöhen jedoch auch die Ausscheidung von Zink über die Nieren und können so einen Zinkmangel verursachen.

Durch die Einnahme von Zink lassen sich Zinkverluste ausgleichen, die während der Einnahme eines AT1-Blockers entstehen können. Eine ausreichende Zinkversorgung kann nicht nur Mangelzuständen vorbeugen, sondern unter Umständen auch die Wirksamkeit der Blutdrucksenker verbessern und sich positiv auf die Gesundheit der Blutgefäße auswirken.

Zurück zum Anfang

Verzeichnis der Studien und Quellen

Biesaklsi, H.-K. (2016): Vitamine und Minerale. Indikation, Diagnostik, Therapie. Georg Thieme Verlag Stuttgart New York.

Biesalski, H. K. et al. (2010): Ernährungsmedizin. 4. Aufl. Georg Thieme Verlag Stuttgart.

Braun, L.A. et al. (2013): Pharmaco-nutrient interactions – a systemic review of zinc and antihypertensive therapy. Int J clin Pract. 2013;67(8):717-25. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23279674m abgerufen am: 15.11.2018.

Cohen, N. et al. (2006): Zinc balance and medications commonly used in the management of heart failure. Heart Fail Rev. 2006;11(1):19-24. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16819574, abgerufen am: 15.11.2018.

Gröber, U. & Kisters, K. (2022): Arzneimittel als Mikronährstoff-Räuber – Was Ihnen Ihr Arzt nicht gesagt hat. 3. aktualisierte Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, 2022. 

Gröber, U. (2014): Arzneimittel und Mikronährstoffe – Medikationsorientierte Supplementierung. 3. Aufl. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart.

Gröber, U. (2018): Arzneimittel und Mikronährstoffe – Medikationsorientierte Supplementierung. 4. Aufl. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart.

Gröber, U. et al. (2020): Important drug-micronutrient interactions: A selection for clinical practice. Crit Rev Food Sci Nutr. 2020;60(2):257-275. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30580552/, abgerufen am: 13.10.2022.

Gröber, U. (2015): Interaktionen, Arzneimittel und Mikronährstoffe. 2. Aufl. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart. 

Gröber, U. (2011): Mikronährstoffe. Metabolic Tuning – Prävention – Therapie. 3. Aufl. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart. 

Kim, J. (2013): Dietary Zinc intake is inversely associated with systolic blood pressure in young obese women. Nutr Res Pract. 2013;7(5):380-84. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3796663/, abgerufen am: 15.11.2018.

Koren-Michowitz, M. et al. (2005): The effect of losatan and losartan/hydrochlorothiazide fixed-combination on magnesium, zinc, and nitric oxide metabolism in hypertensive patients: a prospective open-label study. Am J Hypertens. 2005;18(3):358-63. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15797654, abgerufen am: 15.11.2018.

Li, S. (2016): The intervention effect of zinc supplementation on irbesartan treatment for atherosclerosis of ApoE-/- mice. Pak J Pharm Sci. 2016;29(6):1907-12. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/28375105, abgerufen am: 15.11.2018.

Yu, X. et al. (2018): The relationship between serum zinc level and heart failure: a meta-analysis. Biomed Res Int. 2018;2018:2739014. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5845493/, abgerufen am: 15.11.2018

Zimmermann, M et al. (2018): Burgerstein, Handbuch Nährstoffe. 13. Aufl. TRIAS Verlag Stuttgart.