Cholesterinsenker senken im Blut erhöhte Cholesterinwerte. Allerdings hemmen sie auch die Bildung wichtiger Stoffe im Körper, was Nebenwirkungen verursachen kann. Erfahren Sie, welche Stoffe das sind und wie ein bestimmtes Vitamin außerdem die Wirkung des Medikaments sicherstellt.
Tipp
Gegen hohe Fettwerte helfen nicht nur Statine. Möchten Sie erfahren, wie Mikronährstoffe bei der Senkung hoher Fettwerte eingesetzt werden können, finden Sie weitere Informationen dazu in den Artikeln zu erhöhten Cholesterinwerten und Triglyceriden.
Cholesterinsenker: Wirkung, Anwendung und Nebenwirkungen
Wie wirken Cholesterinsenker?
Cholesterinsenker sind verschreibungspflichtige Medikamente, die bei erhöhten Cholesterinwerten den Cholesterinspiegel im Blut senken. Man unterscheidet zwischen verschiedenen Typen. In Deutschland werden sogenannte Statine am häufigsten eingesetzt.
Der Körper nimmt das Cholesterin aus der Nahrung auf, bildet es aber auch selbst. Statine hemmen die Eigenproduktion. Dann verbrauchen die Zellen das Cholesterin aus dem Blut. Dadurch sinken die Cholesterinwerte.
Zu den Statinen zählen die Medikamentenwirkstoffe Atorvastatin (zum Beispiel Sortis®), Fluvastatin (Cranoc® und Locol®), Lovastatin (Mevinacor®), Pravastatin (zum Beispiel Mevalotin® und Pravagamma®), Rosuvastatin (Crestor®) oder Simvastatin (Zocor®). Sie sind als Tabletten erhältlich.
Info
Statine werden auch CSE-Hemmer genannt. CSE steht für „Cholesterin-Synthese-Enzym-Hemmer“. Wie der Name andeutet, hemmen Statine ein Enzym, das zur Cholesterinbildung benötigt wird. In der Medizin ist auch der Begriff HMG-CoA-Reduktasehemmer in Gebrauch. HMG-CoA-Reduktase ist der eigentliche Name des gehemmten Enzyms.
Einsatzgebiete von Cholesterinsenkern
Erhöhte Cholesterinwerte steigern das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Besonders gefährlich wird es, wenn das sogenannte LDL-Cholesterin (Low Density Lipoprotein) zu hoch ist. Das LDL-Cholesterin kann sich in den Gefäßen ablagern, oxidieren und die Wände der Blutgefäße beschädigen. Um diesen Prozessen vorzubeugen, muss das Cholesterin rechtzeitig und dauerhaft gesenkt werden.
Cholesterinsenker werden zur Vorbeugung oder Therapie folgender Erkrankungen eingesetzt:
- Gefäßverkalkung
- Herzinfarkt
- Bluthochdruck
- Schlaganfall
Nebenwirkungen: Statine verursachen oft Muskelschmerzen
Die häufigste Nebenwirkung von Statinen sind Muskelschmerzen und die schnelle Ermüdbarkeit der Muskulatur: Statine stören vermutlich die Funktion der Kraftwerke in den Muskelzellen (Mitochondrien). Dadurch beeinträchtigen sie die Energieversorgung des Muskels. In schweren Fällen spricht man dann auch von einer Statin-Unverträglichkeit. Bestimmte Mikronährstoffe stärken die Kraftwerke der Zellen. Dadurch werden Muskelschmerzen nachweislich verringert.
Zudem kann es zu weiteren Statin-Nebenwirkungen kommen, wie Magen-Darm-Beschwerden. Hierzu gibt es jedoch keine Daten, ob Mikronährstoffe diese verringern.
Nebenwirkungen vermeiden und Wirkung sicherstellen
Coenzym Q10 verringert Muskelschmerzen bei Statin-Einnahme
Hintergrund und Wirkweise
Cholesterin und Coenzym Q10 entstehen aus dem gleichen Grundbaustein und benötigen für ihre Bildung das gleiche Enzym. Statine hemmen dieses Enzym. Damit sinkt zwar die Cholesterinproduktion, aber auch die Bildung von Coenzym Q10. Das ist problematisch, da Coenzym Q10 für die Energiegewinnung in den Kraftwerken der Zellen benötigt wird. Dieser Energiemangel ist vermutlich mitverantwortlich für die Muskelschmerzen.
Eine Übersichtsarbeit zeigt, dass Personen, die Statine einnehmen, geringere Coenzym-Q10-Spiegel haben. Das führt zu Muskelbeschwerden, die durch eine gezielte Einnahme von Coenzym Q10 gelindert werden können, wie eine weitere Übersichtsarbeit verdeutlicht. Andere Forscher konnten in Studienübersichten keinen Effekt finden. Möglicherweise hilft Coenzym Q10 aber dabei die Statindosis zu senken. In einer hochwertigen Studie reichte die halbe Dosis aus.
Dosierung und Einnahmeempfehlung von Coenzym Q10
Begleitend zur Einnahme von Cholesterinsenkern werden 100 bis 300 Milligramm Coenzym Q10 am Tag empfohlen. Am besten nimmt man es zu einer Mahlzeit ein: Etwas Fett in der Nahrung fördert die Aufnahme im Darm.
Coenzym Q10 kommt in zwei unterschiedlichen Formen vor: Als sogenanntes Ubiquinon (normales Coenzym Q10) und als Ubiquinol. Ubiquinol ist deutlich teurer, dafür aber bereits aktiviert und für den Körper direkt verfügbar. Das aktive Ubiquinol ist besonders geeignet, wenn es auf eine schnelle Wirkung ankommt. Zudem wird es im Darm besser aufgenommen.
Tipp
Sinnvolle Kombination: Coenzym Q10 und Carnitin ergänzen sich in ihrer Wirkung: Während Coenzym Q10 dafür sorgt, dass die Kraftwerke der Zellen Energie bilden, transportiert der vitaminähnliche Stoff Carnitin die hierfür benötigen Fettsäuren.
Coenzym Q10: zu beachten in der Schwangerschaft und Stillzeit, bei Erkrankungen sowie Medikamenteneinnahme
Zwar ist Coenzym Q10 ein natürlicher Stoff, es liegen aber nicht genügend Daten für Schwangere und Stillende vor. Mengen über 30 Milligramm sollten ohne ärztlichen Rat nicht genommen werden.
Coenzym Q10 kann den Blutzuckerspiegel verringern. Deshalb sind bei Diabetes engmaschige Blutzuckermessungen notwendig, um eine Unterzuckerung zu vermeiden.
Menschen mit Lungenerkrankungen (Asthma), die Medikamente mit Theophyllin nehmen (wie Bronchoretard®, Tromphyllin®), sollten kein Coenzym Q10 nehmen. Es verzögert den Abbau des Medikaments.
Coenzym Q10 kann bereits bei geringen Dosen ab 30 Milligramm die Wirkung einiger Blutgerinnungshemmer herabsetzen. Betroffen sind sogenannte Cumarin-Derivate mit den Wirkstoffen Warfarin (Coumadin®) und Phenprocoumon (Marcumar®, Falithrom®). Die Einnahme sollte daher mit dem Arzt abgesprochen werden.
Auch Personen, die Medikamente zur Regulierung des Blutdrucks einnehmen wie Captopril (Lopirin Cor®) oder Hydrochlorothiazid (Esidrix®), sollten die Einnahme vorsichtshalber mit dem Arzt absprechen: Coenzym Q10 wirkt blutdrucksenkend.
Während einer Chemotherapie sollte Coenzym Q10 ohne Wissen des Arztes nicht genommen werden. Es könnte die Wirkung beeinträchtigen.
Vitamin D ist Voraussetzung für eine gute Statin-Wirkung und senkt Nebenwirkungen
Hintergrund und Wirkweise
Studien belegen, dass Cholesterinsenker wirksamer waren, wenn die Teilnehmer keinen Vitamin-D-Mangel hatten und zusätzlich Vitamin D einnahmen: Gemeinsam mit Vitamin D senkte das Statin die Cholesterinwerte um bis zu 22 Milligramm pro Deziliter stärker als allein. In einer anderen Studie war das Statin sogar wirkungslos, wenn die Studienteilnehmer einen Mangel aufwiesen.
Zudem kommt es bei einem Vitamin-D-Mangel häufiger zu Muskelschmerzen – wie eine Übersichtsarbeit zeigt. Die Einnahme von Vitamin D könnte die Schmerzen deshalb lindern.
Dosierung und Einnahmeempfehlung von Vitamin D
Begleitend zur Einnahme von Statinen werden am Tag zwischen 1.000 und 2.000 Internationale Einheiten Vitamin D empfohlen. Liegt ein Mangel vor, setzt ein Arzt oder Mikronährstoff-Experte oft auch höhere Dosierungen ein. Weitere Informationen zur richtigen Dosierung bei einem Mangel finden Sie im Artikel zu Vitamin D.
Am besten nimmt man Vitamin D zu den Mahlzeiten ein. Es ist ein fettlösliches Vitamin und kann im Darm nur aufgenommen werden, wenn Fett vorhanden ist. Geringe Mengen Fett aus Lebensmitteln reichen schon aus.
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Vitamin D im Labor bestimmen lassen
Bei Einnahme von Cholesterinsenkern sollte idealerweise der Vitamin-D-Spiegel im Blut gemessen werden: Nur so kann ein möglicher Vitamin-D-Mangel wirksam ausgeglichen werden.
Im Labor wird eine Vitamin-D-Form bestimmt, die im Blut zirkuliert – das sogenannte 25-(OH)-Vitamin D. Dazu wird Blutserum verwendet, das ist die Blutflüssigkeit ohne die Blutzellen.
Optimale Vitamin-D-Werte im Blutserum liegen zwischen 40 und 60 Nanogramm pro Milliliter oder zwischen 100 und 150 Nanomol pro Liter.
Vitamin D: zu beachten bei Erkrankungen und Medikamenteneinnahme
Personen mit Nierenerkrankungen sollten Vitamin D nicht ohne Rücksprache mit dem Arzt einnehmen: Sie haben einen gestörten Mineralstoffhaushalt und manchmal zu hohe Calciumspiegel im Blut. Da Vitamin D die Calciumaufnahme im Darm fördert, können die Calciumspiegel zu stark ansteigen. Auch Personen mit Nierensteinen (calciumhaltige Steine) müssen aufpassen.
Bei einigen Krankheiten ist ein gestörter Calcium- und Phosphatstoffwechsel möglich, zum Beispiel bei der Bindegewebserkrankung Sarkoidose sowie einer Nebenschilddrüsenüberfunktion. Betroffene sollten Vitamin D nur unter ärztlicher Kontrolle ergänzen.
Entwässerungsmedikamente (Diuretika) aus der Gruppe der Thiazide senken die Ausscheidung von Calcium über die Nieren – der Calciumspiegel im Blut ist erhöht. Vitamin D darf nur zusammen mit Thiaziden eingenommen werden, wenn der Calciumspiegel regelmäßig überprüft wird. Dies gilt für die Wirkstoffe Hydrochlorothiazid (wie Esidrix®, Disalunil®), Xipamid (wie Aquaphor®, Neotri®) und Indapamid (wie Natrilix®, Preterax® N).
Vitamin K2 schützt die Gefäße
Hintergrund und Wirkweise
Der Körper braucht Cholesterinbausteine für die Herstellung von Vitamin K. Diese Bausteine werden an die Vitamin-K-Vorstufe K1 angehängt, um aktives Vitamin K2 (Menaquinon) zu bilden. Da Statine die Herstellung der Cholesterinbausteine bremsen, kann es zu einem Mangel an Vitamin K2 [Link] kommen. Dann werden wichtige Eiweiße nicht korrekt hergestellt, wie das Hormon Osteocalcin.
Osteocalcin wird im Knochenstoffwechsel sowie für die Gefäßgesundheit gebraucht. Daher stehen Statine im Verdacht, eine Verkalkung der Gefäßwände zu fördern – obwohl sie helfen, Cholesterin aus dem Blut zu entfernen.
Expertenwissen
Die Vitamin-K-abhängige Carboxylierung ist ein Aktivierungsprozess einiger Proteine. Dadurch werden zum Beispiel an Osteocalcin und Matrix-Gla-Protein negative Carboxylgruppen angehängt, die sie befähigen, Calcium zu binden. Fehlt die Aktivierung, steigen uncarboxylierte Formen sowie freie Calciumkristalle im Blut an. Man vermutet, dass dadurch die Gefäße und Herzklappen vermehrt verkalken. Insgesamt aber haben uncarboxylierte und carboxylierte Formen wichtige Funktionen im Körper, weshalb das Gleichgewicht zählt.
Eine Beobachtungsstudie zeigte, dass bei Statin-Anwendern die Konzentration von unfertigem Osteocalcin im Blut steigt. Zudem hing die Höhe des unfertigen Osteocalcins mit dem Ausmaß der Verkalkung an den Herzkranzgefäßen zusammen, wie weitere Beobachtungsstudien verdeutlichen. Allerdings zeigen das nicht alle Untersuchungen.
Osteocalcin ist außerdem für die Knochen wichtig. Daher könnten Statine die Knochen schädigen. Eine Beobachtungsstudie zeigt eine Abnahme der Knochendichte bei hoher Statin-Dosierung, während eine niedrige eher schützt.
Bisher wurde nicht geprüft, ob die Einnahme von Vitamin K2 die Nebenwirkungen von Statinen verringert. Forscher vermuten aber einen Nutzen bei Arteriosklerose sowie einen Schutz vor Knochenbrüchen.
Dosierung und Einnahmeempfehlung von Vitamin K2
Werden Cholesterinsenker genommen, sollte auf die Versorgung mit Vitamin K2 geachtet werden. Vorgeschlagen ist eine Dosierung von 50 bis 100 Mikrogramm Vitamin K2 pro Tag. Für Vitamin K2 gibt es unterschiedliche Unterformen. Am bekanntesten sind MK-4 und MK-7. In Studien hat sich MK-7 als am wirkungsvollsten erwiesen: Diese Form wird am besten aufgenommen und bleibt am längsten im Blut.
Als fettlösliches Vitamin muss Vitamin K mit einer fetthaltigen Mahlzeit eingenommen werden, weil es dann im Darm besser aufgenommen wird.
Tipp
Die Bildung von Osteocalcin wird von Vitamin D gefördert. Dadurch fördern sich die beiden Vitamine gegenseitig.
Vitamin K2: zu beachten bei Medikamenteneinnahme
Bei der Einnahme von Blutverdünnern aus der Klasse der Vitamin-K-Antagonisten (Cumarin-Typ, zum Beispiel Marcumar® oder Coumadin®) muss die Einnahme von Vitamin K unbedingt vorher mit dem Arzt besprochen werden, da das Medikament dann neu dosiert werden muss.
Dosierungen auf einen Blick
Empfehlung bei Statin-Einnahme pro Tag | |
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Coenzym Q10 | 100 bis 300 Milligramm (mg) |
Vitamin D | 1.000 bis 2.000 Internationale Einheiten (IE) oder je nach Vitamin-D-Spiegel |
Vitamin K2 | 50 bis 100 Mikrogramm (µg) |
Sinnvolle Laboruntersuchungen auf einen Blick
Sinnvolle Blutuntersuchungen bei Cholesterinsenker-Einnahme | |
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Optimalwerte | |
Vitamin D | 40 bis 60 Nanogramm pro Milliliter (ng/ml) oder 100 bis 150 Nanomol pro Liter (nmol/l |
Zusammenfassung
Statine verringern zwar den Cholesteringehalt im Blut und damit das Risiko verschiedener Folgeerkrankungen, allerdings hemmen sie auch die Produktion des Mikronährstoffs Coenzym Q10. Coenzym Q10 ist wichtig für die Energiegewinnung der Zellen und für die Funktion des Herzens. Ein Coenzym-Q10-Mangel ist mitverantwortlich für die Nebenwirkungen der Statine. Auch die Bildung des Vitamins K2 wird gehemmt. Dadurch könnte der Knochenstoffwechsel und ebenso die Gefäßgesundheit leiden. Darüber hinaus ist Vitamin D eine Voraussetzung, damit Statine richtig wirken können. In vielen Studien ließen sich Muskelschmerzen durch Coenzym Q10 nachweislich senken, während Vitamin D die Wirksamkeit der Statine steigerte.
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