Verdauungsstörungen mit Mikronährstoffmedizin in den Griff kriegen

Wie bestimmte Substanzen Völlegefühl und andere Verdauungsbeschwerden lindern können

Verdauungsstörungen können viele Ursachen haben. Oft liegt eine Überforderung der Verdauung vor. Neben einem unangenehmen Völlegefühl können auch Appetitlosigkeit, Übelkeit, Bauchschmerzen und Blähungen auftreten. Dann sollte man maßvoll essen, Unverträgliches meiden und belastende Medikamente nach Möglichkeit weglassen (wie Magensäure-Blocker). Auch die Mikronährstoffmedizin kann helfen: Bestimmte Stoffe regen die Verdauung an. Lesen Sie hier, welche pflanzlichen Mittel und andere Stoffe die Beschwerden lindern.

Mann fühlt sich voll nach dem Essen
Eine üppige Mahlzeit oder aber eine Verdauungsstörung können Grund für Völlegefühl sein. Viele natürliche Stoffe können Abhilfe verschaffen. Erfahren Sie, welche das sind. Bild: Tero Vesalainen/iStock/Getty Images Plus

Ursachen und Symptome

Was versteht man unter Verdauungsstörungen und Völlegefühl?

Jeder Mensch kennt das Völlegefühl nach einer großen Mahlzeit. Das äußert sich durch einen aufgeblähten Bauch und Unwohlsein. Störend wird es, wenn das Gefühl zu lange anhält oder bereits bei geringen Essmengen schnell auftritt. Dann kann auch eine Verdauungsstörung vorliegen. 

Mediziner sprechen bei Verdauungsstörungen und Völlegefühl meist von einer Dyspepsie oder dyspeptischen Beschwerden. Das Wort Dyspepsie stammt aus dem Griechischen. Es ist zusammengesetzt aus „dys“ – was so viel bedeutet wie „schlecht“ – und „pepsis“, die Verdauung. Man kann den Begriff also vereinfacht als „schlechte Verdauung“ verstehen.  

Symptome

Bei Verdauungsstörungen kann sich eine ganze Reihe von Beschwerden bemerkbar machen. Sie treten im Oberbauch auf sowie seitlich davon. Dazu gehören: 

  • Schmerzen und Brennen

  • Völlegefühl nach dem Essen 

  • frühe Sättigung, Appetitlosigkeit

  • Übelkeit und Erbrechen

  • Blähgefühl, Blähungen, Aufstoßen 

Ursachen

Verdauungsbeschwerden können plötzlich (akut) auftreten oder dauerhaft (chronisch) bestehen. Für dauerhafte Beschwerden gibt es entweder handfeste organische oder schwer zu fassende funktionelle Ursachen.  

Organische Ursachen von Verdauungsbeschwerden sind zum Beispiel: 

  • Refluxkrankheit (Rückfluss des sauren Mageninhalts in die Speiseröhre) 

  • Geschwüre oder Entzündungen der Magenschleimhaut (Gastritis) 

  • Infektionen mit Bakterien (wie Helicobacter pylori), Viren und Pilzen

  • schlechte Darmdurchblutung, zum Beispiel bei Gefäßerkrankungen 

  • Muskel- und Nervenerkrankungen

  • Tumore und Verengungen, zum Beispiel durch Operationen 

Ein häufiger Grund ist ein Mangel an Verdauungssäften und -enzymen. Das tritt auf bei Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse. Aber auch Diabetes, Leber- und Gallenerkrankungen oder die Erbkrankheit Mukoviszidose können dahinterstecken. Eine Laktoseintoleranz ist ein weiteres Beispiel: Hier fehlt das Enzym Laktase, das den Milchzucker (Laktose) verdaut. 

Bei funktionellen Verdauungsstörungen ist dagegen die Verdauungsfunktion gestört, nicht die Organe. Man bezeichnet dies auch als Reizmagen oder Reizdarm. Gestört ist dann zum Beispiel: 

  • Die Bewegung des Magen-Darm-Trakts: Die Nahrung wird zu schnell oder zu langsam weiter befördert. 

  • Die Empfindlichkeit: Es kommt zu Missempfindungen oder einer Überempfindlichkeit auf Reize – zum Beispiel auf Dehnungsreize und auf bestimmte Stoffe wie Medikamente, Alkohol, Koffein und Nikotin. 

Mögliche Ursachen betreffen auch die Psyche: Stress, Angst, Depression und Nervosität beeinflussen den Darm erheblich. Auch genetische Ursachen, Darmflorastörungen und das Leaky-Gut-Syndrom werden als Auslöser diskutiert.  

Illustrative Darstellung eines Magen Reflux
Bei der Refluxkrankheit gelangt fließt saurer Mageninhalt zurück in die Speiseröhre. Dies äußert sich als saures Aufstoßen oder Sodbrennen. Bild: colematt/iStock/Getty Images Plus

Info

Die Diagnose „funktionelle Dyspepsie“ wird gestellt, wenn keine organischen Ursachen nachzuweisen sind. Es ist oft schwierig, einen eindeutigen Auslöser zu finden. Die Beschwerden müssen zudem über mehr als drei Monate innerhalb des letzten halben Jahres dauerhaft oder wiederkehrend aufgetreten sein – ohne, dass es an den Organen liegt.

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Ziele der Behandlung

Wie werden Verdauungsstörungen klassisch behandelt?

Liegt der Verdauungsstörung eine organische Ursache zugrunde, wird diese entsprechend behandelt – zum Beispiel mit Medikamenten. Eine allgemein anerkannte Therapie für funktionelle Verdauungsstörungen gibt es dagegen noch nicht. Folgende Maßnahmen können Teil der Behandlung sein: 

  • psychische Stabilisierung (zum Beispiel Psychotherapie oder Entspannungsübungen) 

  • Erkennen und Meiden von unverträglichen Speisen (Beschwerdetagebuch)

  • kleine und regelmäßige Mahlzeiten

  • gutes Kauen und langsames Essen (keine Luft schlucken) 

Auch Medikamente können je nach Ursache sinnvoll sein – zum Beispiel bei:  

  • Refluxkrankheit und Gastritis: Magensäureblocker (Protonenpumpenhemmer; kurz PPIs) wie Omeprazol (zum Beispiel Antra MUPS®). Bei einer chronischen Gastritis durch Helicobacter-pylori werden auch Antibiotika eingesetzt. 

  • Darmträgheit: Medikamente, die die Darmbewegungen erhöhen (Prokinetika, zum Beispiel Metoclopramid wie Gastrosil®) 

  • starke psychische Probleme: Mittel gegen Depressionen (Antidepressiva wie Amitryptilin, zum Beispiel Amineurin®) 

Ziele der Mikronährstoffmedizin

Einnahme von Präparaten
Ist ein Mangel an Verdauungsenzymen die Ursache der Verdauungsprobleme, kann man die Enzyme ersetzen. Es gibt spezielle Kombinationspräparate mit den wichtigen Enzymen. Bild: spukkato/iStock/Getty Images Plus

Bei Völlegefühl und Verdauungsstörungen kann die Mikronährstoffmedizin helfen, die Verdauung zu fördern. Einige Stoffe regen gezielt die Verdauung an oder unterstützen die Darmgesundheit. Dadurch werden Magen-Darm-Beschwerden gelindert. Besonders wichtig sind: 

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Behandlung mit Mikronährstoffen

Mangel an Verdauungsenzymen ausgleichen

Wirkweise von Verdauungsenzymen

Die Bauchspeicheldrüse bildet Verdauungsenzyme. Dazu zählen fett-, zucker- und eiweißspaltende Enzyme (Lipasen, Amylasen und Proteasen). Einige der eiweißspaltenden Enzyme (Pepsin) werden auch im Magen produziert. Bei Entzündungen oder Tumoren dieser Organe nimmt die Bildung der Enzyme jedoch ab. Mangelt es an Verdauungsenzymen, werden die Nahrungsbestandteile nicht ausreichend aufgeschlossen. Kohlenhydrate, Eiweiße, Fette oder fettlösliche Vitamine können dann nicht ausreichend aufgenommen werden.  

Eine weitere Folge ist: Unverdaute Nahrungsbestandteile gelangen in den Dickdarm. Dort werden sie von Bakterien zersetzt. Dabei entstehen Gase, die zu Völlegefühl, Bauchschmerzen oder Blähungen führen können. Fehlen speziell fettspaltende Enzyme, erhöht sich der Fettgehalt im Stuhl. Die Folge sind Durchfälle – sogenannte Fettstühle. Zusätzlich wird das Wachstum krankmachender Bakterien im Darm gefördert.  

Die gute Nachricht: Verdauungsenzyme kann man ersetzen. Entsprechende Präparate gleichen einen Mangel aus. Nach der Einnahme mischen sich die Enzyme mit dem Speisebrei und gewährleisten eine normale Verdauung. Beispielsweise helfen Präparate mit fettspaltenden Enzymen (Lipasen) bei Patienten mit einer eingeschränkten Funktion der Bauchspeicheldrüse: Die Fettausscheidung über den Stuhl wurde verringert. Für die Förderung der Eiweißverdauung werden Proteasen eingesetzt und für die Zuckerverdauung Amylasen. Ist die Verdauung von Milchzucker (Laktose) gestört, kann man das Enzym Laktase ergänzen.  

Die Wirkung zeigt sich auch in zwei Vorstudien:  

  • Die Ergänzung von Verdauungsenzymen verringerte Blähungen und Völlegefühl nach einer kalorien- und fettreichen Mahlzeit im Vergleich zur Einnahme eines Scheinmedikaments. 

  • Im Vergleich zu einem Scheinmedikament verringerten sich nach zweiwöchigem Ersetzen der Enzyme (Lipasen, Proteasen und Amylasen) die Verdauungsbeschwerden. Dazu gehörten: Völlegefühl, Blähbauch, Aufstoßen, Durchfall, Bauchschmerzen und Brennen im Oberbauch. Bei fast 90 Prozent der Teilnehmer waren die Verdauungsenzyme wirksam. Das Scheinmedikament half nur bei knapp 20 Prozent. Ein Placeboeffekt lag also vermutlich nicht vor. An der Studie nahmen 150 Personen teil. 

Liegen dem Enzymmangel Krankheiten wie Mukoviszidose zugrunde, werden laut offiziellen Leitlinien Enzympräparate eingesetzt. Bei Verdauungsstörungen und Völlegefühl allgemein gibt es solche Empfehlungen nicht. Aber auch dann könnten Präparate nützlich sein, um die Verdauung zu unterstützen.  

Dosierung und Einnahmeempfehlung von Verdauungsenzymen

Die Dosierung von Präparaten mit Verdauungsenzymen wird vom Arzt auf die Krankheit und das Ausmaß der Erkrankung abgestimmt. Sinnvoll sind zum Beispiel folgende Dosierungen pro Hauptmahlzeit: 

  • Lipasen: 10.000 bis 44.000 Pharmacopoea Europaea Einheiten (Ph. Eur. Units)
  • Proteasen: 750 bis 2.400 Pharmacopoea Europaea Einheiten
  • Amylasen: 11.600 bis 36.000 Pharmacopoea Europaea Einheiten

Präparate sollten mit ausreichend Flüssigkeit zu den Mahlzeiten eingenommen werden. Die Enzyme können sich dadurch gründlich mit der Nahrung vermischen.  

Achten Sie darauf, dass die Enzyme stabil gegenüber Magensäure sind. Das wird zum Beispiel gewährleistet durch die Herstellung aus Pilzen oder durch magensäureresistente Kapseln. Präparate aus Pilzen sind zudem vegan. Oft werden jedoch Enzyme von Schweinen gewonnen.  

Verdauungsenzyme: zu beachten in Schwangerschaft und Stillzeit, bei Erkrankungen sowie Medikamenteneinnahme

Wie sich Verdauungsprobleme bemerkbar machen
Vor allem bei Verstopfungen können Probiotika und spezielle Ballaststoffe (Präbiotika) helfen, die Beschwerden zu lindern. Denn sie regulieren die Bakterienzusammensetzung im Darm (Mikrobiom) positiv. Bild: Alexander Vorotyntsev/iStock/Getty Images Plus

Es gibt keine ausreichenden Informationen zur Einnahme von Verdauungsenzymen bei Schwangeren und Stillenden. Daher ist eine Absprache mit dem Arzt nötig. Zudem sollte man einen erhöhten Folsäurebedarf durch die Verdauungsenzyme beachten.

Je nachdem, woraus die Enzympräparate hergestellt sind, sind Allergien möglich. Das trifft zu auf Pilze (Schimmelpilzallergie) oder Pankreatin aus Schweinen (Schweinefleischallergie).

Patienten mit einer akuten Entzündung der Bauchspeicheldrüse (akute Pankreatitis) sollten keine Verdauungsenzyme einnehmen. 

Bei Personen mit Mukoviszidose wurde nach der Einnahme von hoch dosierten Verdauungsenzymen (vom Schwein) Darmverengungen beobachtet. Dies kann einen gefährlichen Darmverschluss auslösen, der sich durch folgende Beschwerden äußern kann: Aufstoßen, Übelkeit und Erbrechen, Blähungen mit starken kolikartigen Schmerzen. Tritt dies auf, sollte unverzüglich ein Arzt aufgesucht werden. 

Enzympräparate enthalten Purine. Diese führen zu einem Anstieg der Harnsäurespiegel im Blut. Bei hohen Harnsäurespiegeln, Gicht oder einer Nierenfunktionsstörung sollte die Purinmenge aus Enzympräparaten berücksichtigt werden.

Diabetiker müssen bei der zuckerspaltenden Amylase aufpassen: Ein starker Anstieg des Blutzuckers ist möglich. Medikamente könnten schlechter wirken (beispielsweise Insulin oder Metformin (wie Biocos® oder Diabesin®)).

Pro- und Präbiotika für eine intakte Darmflora und gegen Verstopfung

Wirkweise von Pro- und Präbiotika

Durch eine gestörte Verdauung kann die Darmflora (Mikrobiota) aus dem Gleichgewicht geraten: Unverdaute Nahrungsbestandteile kommen in den Dickdarm und stören die natürliche Bakterienzusammensetzung. Auch werden die Nahrungsbestandteile von Bakterien zu Gasen verarbeitet. Blähungen und Völlegefühl sind die Folgen. 

Um die Darmflora wieder ins Lot zu bringen, können Probiotika helfen. Das sind gesundheitsförderliche Bakterien, zum Beispiel Milchsäurebakterien (Lactobacillus) oder Hefepilze (Saccharomyces boulardii). Probiotika können sich im Darm ansiedeln und die Umgebung ansäuern. Dadurch verdrängen sie schädliche Bakterien. Auch dichten Probiotika die Darmwand ab.  

Probiotika werden meist mit Präbiotika kombiniert. Sie sind für den Menschen unverdaulich und gelangen größtenteils in den Dickdarm. Dort dienen sie den guten Bakterien als Nahrungsquelle und wirken sich günstig auf die Darmgesundheit aus: Der pH-Wert wird gesenkt, krankmachende Bakterien können sich dadurch schlechter vermehren. Zu Präbiotika gehören beispielsweise resistente Stärke oder Inulin. 

Pro- und Präbiotika werden bei vielen Darmbeschwerden erfolgreich eingesetzt – zum Beispiel bei Durchfall, aber auch bei Verstopfung. Es gibt auch Studien bei funktionellen Verdauungsstörungen (Reizdarm): 

  • In einer hochwertigen Studie linderte ein Milchgetränk mit Bifidobacterium bifidum verschiedene Magen-Darm-Beschwerden im Vergleich zu einem Milchgetränk ohne den Bakterienstamm. Es kam zu weniger Schmerzen im Oberbauch nach dem Essen. Auch Durchfall und Blähungen besserten sich.  

  • Laut einer weiteren hochwertigen Studie waren auch andere Bakterienstämme wirksam: Nach der zwölfwöchigen Ergänzung von Joghurt mit Lactobacillus gasseri besserten sich die Verdauungsstörungen im Vergleich zur Patientengruppe, die Lactobacillus-freien Joghurt aß. 

Insgesamt besteht zwar noch Forschungsbedarf, um die Wirksamkeit von Pro- und Präbiotika bei Verdauungsstörungen abschließend zu beurteilen. Aufgrund der vielseitigen positiven Effekte auf die Magen-Darm-Gesundheit ist die Einnahme aber einen Versuch wert. 

Dosierung und Einnahmeempfehlung von Pro- und Präbiotika

Mikronährstoff-Experten empfehlen bei Verdauungsstörungen Probiotika in einer Dosierung von mindestens 1 bis 20 Milliarden (1 bis 20 x 109) koloniebildende Einheiten (KBE). Besonders häufig werden breite Mischungen aus Laktobazillen und Bifidobakterien verwendet. 

Es empfiehlt sich, Probiotika mit Präbiotika zu kombinieren. Gut geeignet sind resistente Dextrine oder resistente Stärke. Zum Beispiel ist eine Dosierung von 10 bis 20 Gramm resistenter Stärke sinnvoll.  

Präparate gibt es in Form von Kapseln oder als Pulver zum Einrühren in Wasser oder Speisen wie Joghurt. Damit gesundheitsförderliche Effekte spürbar werden, müssen Probiotika über einen längeren Zeitraum regelmäßig eingenommen werden. Sobald man damit aufhört, nimmt auch die Zahl der probiotischen Bakterien im Darm wieder ab. 

Probiotika: zu beachten bei Erkrankungen und Antibiotikaeinnahme

Einige probiotische Bakterien könnten Histamin im Darm bilden. Daher können sie bei einer Histaminintoleranz Beschwerden hervorrufen. Folgende Bakterienarten gehören möglicherweise dazu: Lactobacillus casei, Lactobacillus delbrueckii ssp. bulgaricus, Lactobacillus reuteri, Lactococcus lactis und Enterococcus faecium.

Für Menschen, die ein geschwächtes Immunsystem haben, könnten Probiotika gefährlich werden. Daher sollten Schwerkranke, frisch Operierte oder sehr alte Personen nur in Rücksprache mit dem Arzt Probiotika einnehmen. Patienten mit zentralen Venenzugängen (zum Beispiel bei Chemotherapie), Herzklappenerkrankungen, Kurzdarmsyndrom und Frühgeborene sollten keine Probiotika bekommen.

Bei Einnahme von Antibiotika sollte ein Abstand von zwei Stunden eingehalten werden. Antibiotika töten nicht nur krankmachende Keime, sondern auch gesundheitsfördernde. Die Hefe Saccharomyces boulardii kann zeitgleich mit Antibiotika genommen werden. Hefen sind resistent gegen Antibiotika.

Artischocke und Löwenzahn: Bitterstoffe bringen die Galle in Fluss

Wirkweise von Artischocke und Löwenzahn

Illustrative Darstellung eines Völlegefühls
Die Gallenflüssigkeit wird in der Gallenblase (grün) gespeichert und bei Bedarf für die Verdauung von Fetten abgegeben. Durch die Gallenflüssigkeit werden die Fette fein verteilt (emulgiert), sodass sie für Enzyme besser zugänglich sind. Bild: Mohammed Haneefa Nizamudeen/iStock/Getty Images Plus

Heilpflanzen wie Artischocke und Löwenzahn werden traditionell gegen Völlegefühl und Verdauungsstörungen eingesetzt. Artischockenblätter enthalten Bitterstoffe wie Cynaropikrin, die vermutlich für die Wirkung verantwortlich sind. In Tierstudien und vorläufigen Studien am Menschen förderte Artischocken-Extrakt den Gallenfluss. Die Gallenflüssigkeit ist wichtig für die Fettverdauung. Zudem wirkte Artischocken-Extrakt antioxidativ, krampflösend und leberschützend.  

Die Einnahme von Artischocken-Extrakt kann die Lebensqualität von Menschen mit funktionellen Verdauungsstörungen verbessern: Missempfinden, eine schnelle Sättigung, das Gefühl aufgebläht zu sein und Völlegefühl nach dem Essen gingen stärker zurück als mit einem Scheinmedikament. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher durch eine hochwertige Studie. Knapp 250 Patienten nahmen sechs Wochen lang zweimal täglich 320 Milligramm Trocken-Extrakt aus Blättern ein. Diese Ergebnisse konnten auch in weiteren vorläufigen Studien und einer hochwertigen Studie bestätigt werden. 

Löwenzahn enthält dagegen Sesquiterpenlactone. Sie gehören ebenfalls zu den Bitterstoffen, denen eine Förderung des Gallenflusses zugeschrieben wird. In einer Vorstudie verbesserte die Kombination aus unter anderem Löwenzahn-, Artischocken- und Kurkuma-Extrakt Verdauungsstörungen: Fast 40 Prozent der Teilnehmer erreichten nach 30 Tagen eine Reduktion der Beschwerden um die Hälfte. Nach 60 Tagen waren es sogar knapp 80 Prozent. Untersucht wurden über 300 Patienten mit funktionellen Verdauungsstörungen. 

Aufgrund der langjährigen Tradition und erster vielversprechender Studien sind Extrakte aus Artischocken und Löwenzahn eine gute erste Alternative zu stärkeren Medikamenten. Die Bitterstoffe lindern sehr wahrscheinlich Verdauungsstörungen und Völlegefühl.

Dosierung und Einnahmeempfehlung von Artischocken- und Löwenzahn-Extrakt

Mikronährstoff-Experten empfehlen bei Verdauungsstörungen Artischocken-Extrakt in einer Dosierung von 300 bis 600 Milligramm pro Tag. Bei Löwenzahn-Extrakt ist eine Dosierung von 50 bis 100 Milligramm pro Tag sinnvoll. 

Idealerweise sollten Artischocken- und Löwenzahn-Extrakt einige Zeit vor den Mahlzeiten eingenommen werden – zum Beispiel 30 Minuten bis eine Stunde vorher. Dadurch kann sich ausreichend Galle bilden. Löwenzahn-Extrakt sollte nicht vor dem Zubettgehen verwendet werden, da er auch eine harntreibende Wirkung hat. 

Artischocken- und Löwenzahn-Extrakt: zu beachten bei Schwangerschaft, Stillzeit, Erkrankungen und Medikamenteneinnahme

Schwangere und Stillende sollten vorsichtshalber keinen Artischocken- oder Löwenzahn-Extrakt einnehmen. Es gibt noch nicht ausreichend Studien, in denen die Sicherheit gezeigt wurde. 

Personen mit Gallensteinen sollten auf Artischocken- und Löwenzahn-Extrakt verzichten: Die Bitterstoffe regen die Ausschüttung der Gallenflüssigkeit an. Bei Gallensteinen kann es zu einem Verschluss der Gallengänge und zu einer Kolik kommen. Auch bei anderen Gallenerkrankungen, einer Leberentzündung oder einem Magengeschwür darf Artischocken-Extrakt nicht angewendet werden. 

Bei folgenden Erkrankungen sollte Löwenzahn-Extrakt dagegen nur mit Vorsicht genommen werden: 

  • Entzündungen oder Verengungen des Magen-Darm-Traktes oder Magengeschwüren 

  • Magenübersäuerung oder Sodbrennen: Bitterstoffe könnten die Beschwerden verschlimmern. Testen Sie mit geringen Dosen aus, ob Sie Löwenzahn vertragen. 

  • Nieren- oder Herzschwäche und Diabetes mellitus: Löwenzahn enthält Kalium. Es könnte zu einer Überversorgung mit Kalium kommen. 

Menschen, die gegen Artischocke, Löwenzahn oder andere Korbblütler allergisch sind, sollten auf entsprechende Präparate verzichten. 

Artischocken-Extrakt kann die Wirksamkeit von Blutgerinnungshemmern vom Cumarin-Typ abschwächen. Die Rücksprache mit dem Arzt ist erforderlich. Hierzu zählen Medikamente mit den Wirkstoffen Phenprocoumon (zum Beispiel Marcumar®, Falithrom® und Marcuphen®) und Warfarin (Coumadin®). 

Ingwer: ein traditionelles Mittel bei Verdauungsstörungen und Übelkeit

Wirkweise von Ingwer

Ingwer fördert die Muskelbewegungen des Magens. So haben die meisten Tierstudien gezeigt, dass Ingwer-Extrakt die Magenentleerung steigern kann. Auch Übelkeit und Erbrechen wurden im Tiermodell durch Ingwer reduziert. Seit Langem ist Ingwer ein bewährtes Mittel zur Behandlung von Verdauungsstörungen, Völlegefühl sowie Übelkeit und Erbrechen.

Auch eine hochwertige Studie mit 126 Patienten, die unter Verdauungsstörungen litten, verdeutlicht die positiven Effekte von Ingwer in Kombination mit Artischockenblatt-Extrakt. Bei der „Ingwer-Artischocken-Gruppe“ kam es nach vierwöchiger Einnahme verglichen zur Gruppe mit dem Scheinmedikament zu weniger 

  • Schmerzen im Oberbauch,

  • Übelkeit, 

  • Blähungen und 

  • Völlegefühl. 

In einer kleinen Vorstudie förderte die Kombination aus Ingwer- und Artischocken-Extrakt bei Verdauungsstörungen zudem die Magenentleerung. Dabei wurden keine nennenswerten Nebenwirkungen beobachtet.
Zusammengefasst formuliert ist Ingwer ein anerkanntes traditionelles Mittel bei Verdauungsstörungen. Er kann auch mit Erfolg in Kombinationsprodukten zum Einsatz kommen. Die Einnahme ist auf jeden Fall einen Versuch wert.  

Ingwer hilft bei Beschwerden
Ingwer ist ein traditionelles Heilmittel bei Verdauungsstörungen und Übelkeit. Der Einsatz kann in jedem Fall versucht werden. Bild: baibaz/iStock/Getty Images Plus

Dosierung und Einnahmeempfehlung von Ingwer

Mikronährstoff-Experten empfehlen bei Verdauungsstörungen Ingwer-Extrakt in einer Dosierung von 50 bis 100 Milligramm pro Tag. Diese Menge war auch in Studien wirksam. Präparate sollten mit etwas Flüssigkeit eingenommen werden, idealerweise zum Essen. 

Tipp

Auch Ingwertee nach einer Mahlzeit kann helfen, die Verdauung anzukurbeln. Es gibt entweder fertige Teebeutel zu kaufen oder der Tee lässt sich leicht selbst zubereiten: Dazu einfach ein drei bis fünf Zentimeter großes Stück Ingwer abschneiden, waschen, in Scheiben schneiden und mit heißem Wasser übergießen. Nach ungefähr 10 Minuten ist der Tee fertig.

Ingwer: zu beachten in der Schwangerschaft und Stillzeit, bei Erkrankungen sowie Medikamenteneinnahme

Ingwer ist ein traditionelles Mittel gegen Übelkeit in der Schwangerschaft – zum Beispiel als Tee oder Pulver. Schwangere und Stillende sollten die Einnahme von Präparaten mit Ingwer-Extrakt jedoch vorher mit ihrem Arzt besprechen. Sie könnten eine wehenfördernde Wirkung haben. 

Da Ingwer den Gallenfluss fördert, sollten Personen mit Gallensteinen keine Ingwerpräparate ergänzen. Verschließt ein Stein den Gallengang, kann es zu starken Schmerzen (Koliken) kommen. 

Ingwer senkt möglicherweise den Blutzucker. Diabetiker sollten bei der Einnahme ihren Blutzuckerspiegel engmaschig überprüfen. Bei Bedarf kann die Dosis von Diabetesmedikamenten in Rücksprache mit dem Arzt angepasst werden.

Ingwer kann blutverdünnend wirken. Personen mit Blutgerinnungsstörungen sollten deshalb auf die Einnahme von Ingwerpräparaten verzichten. Aus dem gleichen Grund ist vor einer größeren Operation die Rücksprache mit dem Arzt sinnvoll. Auch bei Herzrhythmusstörungen sollte auf Ingwer-Extrakt verzichtet werden. Er könnte die Herzfunktion beeinflussen.

Auch Wechselwirkungen mit blutgerinnungshemmenden Medikamenten sind möglich. Hoch dosierte Ingwerpräparate sollten dann nur bei engmaschiger Kontrolle der Gerinnungswerte eingenommen werden. Dies betrifft zum Beispiel den Wirkstoff Warfarin (wie Coumadin®, Marevan®), Phenprocoumon (wie Marcumar®, Falithrom®) oder Acetylsalicylsäure (wie Herz-ASS®, Aspirin®).  

Da Ingwer Leberenzyme beeinflusst, die Medikamente abbauen, sind weitere Wechselwirkungen möglich. So könnte Ingwer die Wirkung des Antibiotikums Metronidazol (wie Clont® und Arilin®) erhöhen oder die von Ciclosporin (wie Cicloral® und Immunosporin®) vermindern. Sprechen Sie eine Ergänzung mit dem Arzt oder Apotheker ab, wenn Sie Medikamente einnehmen.

Curcumin fördert den Gallenfluss

Wirkweise von Curcumin

Illustrative Darstellung von Magenschmerzen
Curcumin wirkt stark entzündungshemmend. Deshalb könnte sich sein Einsatz besonders bei entzündlichen Ursachen der Verdauungsbeschwerden lohnen. Bild: ipopba/iStock/Getty Images Plus

Curcumin ist der Pflanzenstoff der Kurkumawurzel. Curcumin wird traditionell bei Verdauungsstörungen eingesetzt. Es regt die Produktion von Gallensäuren in der Leber an, wodurch die Fettverdauung gefördert wird. Curcumin kann dadurch Völlegefühl lindern und Blähungen reduzieren. Zudem gibt es Hinweise aus Tierstudien, dass Curcumin durch seine antioxidative und antientzündliche Wirkung das Magen-Darm-Gewebe vor Schäden schützt.  

Vermutlich fördert Curcumin das „Zusammenziehen“ der Gallenblase, was den Gallenfluss in Schwung bringt. Darauf deutet eine kleine hochwertige Studie hin. Das Gallenblasenvolumen verminderte sich um bis zu 30 Prozent nach der Einnahme von 20 Milligramm Curcumin im Vergleich zu einem Scheinmedikament.   

Curcumin kann zusammen mit anderen Extrakten wie Artischocken- und Löwenzahn-Extrakt eingesetzt werden. Dies linderte die Beschwerden von Patienten mit funktionellen Verdauungsstörungen – wie eine Vorstudie zeigt. Auch eine Vorstudie an Patienten mit beeinträchtigten Bewegungen der Gallenblase oder der Gallengänge (biliäre Dyskinesie) liefert positive Ergebnisse: Curcumin konnte zusammen mit Schöllkraut-Extrakt bereits nach einer Woche Oberbauchschmerzen lindern. Bei dieser Erkrankung stockt der Gallenfluss; die Patienten haben gelegentlich starke Schmerzen.  

Curcumin wird traditionell bei Verdauungsstörungen eingesetzt. Es kann auch die Wirkung anderer Pflanzenstoffe ergänzen. Weitere Studien wären wünschenswert, insbesondere zu Curcumin als alleinigem Wirkstoff. Die Einnahme ist aber einen Versuch wert. 

Dosierung und Einnahmeempfehlung von Curcumin

Mikronährstoff-Experten empfehlen bei Verdauungsstörungen Curcumin in einer Dosierung von 100 bis 200 Milligramm pro Tag. Ideal ist ein Präparat mit Kurkuma-Extrakt, da dort die Inhaltstoffe in höherer Menge vorliegen als in Kurkumapulver. In Kombinationspräparaten kann die Dosierung auch niedriger sein. 

Info

Wahrscheinlich ist die Wirkung dosisabhängig: Mit einer Dosis von 40 Milligramm Curcumin konnte nach zwei Stunden das Volumen der Gallenblase auf etwa die Hälfte verringert werden, wohingegen 80 Milligramm sogar eine Verringerung um 72 Prozent bewirkten.

Die Einnahme von Curcumin sollte zusammen mit einer Mahlzeit erfolgen, da so die Verträglichkeit besser ist. Zudem erhöhen Fette in der Nahrung die Aufnahme von Curcumin. Da Curcumin vom Körper sehr schnell verstoffwechselt wird, sollte man die Einnahme über den Tag verteilen. 

Curcumin: zu beachten in der Schwangerschaft und Stillzeit, bei Erkrankungen sowie Medikamenteneinnahme

Die aktuelle Studienlage ist nicht ausreichend, um eine Einnahme von Curcumin bei Schwangeren oder Stillenden bedenkenlos empfehlen zu können. 

Curcumin sollte nicht bei Gallensteinen angewendet werden, da es die Produktion von Gallensäuren anregt. Wenn ein Stein den Gallenfluss behindert, kann das starke Schmerzen (Gallenkolik) auslösen. Ein „Zuviel“ an Galle kann Durchfälle verursachen, weshalb Menschen mit akuten Durchfallerkrankungen ebenfalls auf Curcumin verzichten sollten. 

Wechselwirkungen von Curcumin mit Medikamenten und mit anderen Mikronährstoffen sind möglich, aber bislang nicht eindeutig in Studien an Menschen nachgewiesen. In Laborstudien hemmte Curcumin Enzyme der Leber, die normalerweise Medikamente verstoffwechseln. Besprechen Sie daher die Einnahme von Curcumin zusammen mit Medikamenten mit dem Arzt. 

Bei Ratten beeinflusste Curcumin zwar die Verfügbarkeit von Warfarin (Coumadin®) und Clopidogrel (Iscover®, Plavix®) für den Körper, ein Einfluss auf die Blutgerinnung konnte allerdings nicht festgestellt werden. Zur Sicherheit empfiehlt es sich bei Einnahme von Curcumin mit Blutverdünnern, den Gerinnungswert im Blut kontrollieren zu lassen. 

Kamille gegen Entzündungen und Krämpfe in Magen und Darm

Wirkweise von Kamille

Kamille hilft beim Völlegefühl
Kamille wirkt krampflösend und beruhigt den Magen. Die Heilpflanze sollte zur natürlichen Linderung von Verdauungsbeschwerden ebenfalls nicht fehlen. Bild: maramicado/iStock/Getty Images Plus

Die Kamille ist eine der ältesten Heilpflanzen. Die Inhaltsstoffe der Blüten wirken antientzündlich und krampflösend. Kamille entspannt so die Muskeln des Magens und Darms. Deshalb wird Kamillen-Extrakt traditionell bei Magen-Darm-Beschwerden eingesetzt. Dazu gehören Magenverstimmungen, Blähungen, Reizungen, Verdauungsstörungen und Koliken. 

Es gibt einige Studien, in denen Forscher die Wirkung untersucht haben – meist jedoch in Kombination mit anderen Stoffen: 

  • Positive Effekte zeigten Forscher in einer hochwertigen Studie bei Säuglingen mit Bauchschmerzen (Koliken). Hier wurde ein Kamillentee mit Kräutern wie Eisenkraut, Süßholz, Fenchel und Melisse kombiniert. Nach sieben Tagen linderte der Tee die Koliken bei über der Hälfte der Säuglinge. Dagegen besserten sich die Beschwerden nur bei jedem vierten Säugling, der anstatt des Tees eine Zuckerlösung bekam. Das berichteten die Eltern.

  • Kamille könnte auch die Dauer von Durchfallerkrankungen verkürzen – so das Ergebnis einer weiteren hochwertigen Studie. Knapp 80 Kinder wurden untersucht: 40 Kinder erhielten eine Kamille-Apfelzubereitung, die anderen 40 ein Scheinmedikament. Die Dauer des Durchfalls wurde durch Kamille und Apfel bei 85 Prozent der Kinder verkürzt; in der Gruppe ohne war dies nur bei 58 Prozent der Fall. 

  • Auch bei Übelkeit und Erbrechen, ausgelöst durch eine Chemotherapie, kann Kamille in Kombination mit Ingwer helfen. In einer hochwertigen Studie linderten Ingwer- und Kamillenkapseln Übelkeit und Erbrechen bei Brustkrebspatientinnen. 

Obwohl Kamille bei vielen Verdauungsbeschwerden schon lange erfolgreich eingesetzt wird, basieren die Erkenntnisse größtenteils auf Erfahrungen. Die Wirkungen von Kamillen-Extrakt müssen noch in hochwertigen Studien untersucht werden. Die lange Tradition und erste Studien sprechen aber für einen Anwendungsversuch von Kamille bei Völlegefühl und Verdauungsbeschwerden. Besonders wirksam könnte Kamillen-Extrakt bei Koliken, Reizungen und Entzündungen sein.  

Dosierung und Einnahmeempfehlung von Kamille

Mikronährstoff-Experten empfehlen oft einen Kamillen-Extrakt, da dieser einen höheren Anteil an den aktiven Inhaltsstoffen hat als zum Beispiel Pulver oder Tee. So lässt er sich gezielt dosieren. Kamillen-Extrakt hilft bei Verdauungsstörungen in einer Dosierung von 70 bis 300 Milligramm pro Tag. 

Tipp

Auch die Zubereitung eines Tees ist möglich. Dafür nimmt man am besten die getrockneten Blüten. Dies ist der Teil mit den meisten wirksamen Inhaltsstoffen. Nehmen Sie für eine Tasse Kamillentee etwa zwei bis drei Teelöffel der Blüten und übergießen Sie diese mit heißem Wasser. Nach rund acht Minuten ist der Tee fertig. 

Kamille: zu beachten in der Schwangerschaft und Stillzeit, bei Erkrankungen sowie Medikamenteneinnahme

Ob Präparate mit Kamillen-Extrakt für schwangere oder stillende Frauen geeignet sind, kann nicht beantwortet werden. Dies wurde noch nicht ausreichend untersucht. Sprechen Sie deshalb mit Ihrem Arzt. 

Auch Personen mit Magen- und Darmgeschwüren sowie Leber- oder Nierenerkrankungen sollten die Einnahme von Kamillenpräparaten mit dem Arzt besprechen. 

Möglicherweise beeinflusst Kamille den Abbau von Medikamenten. Vor der Einnahme sollte man sich bei einem Fachmann erkundigen. Betroffen sein könnten Blutverdünner, zum Beispiel Warfarin (wie Coumadin® oder Marevan®) oder Phenprocoumon (wie Marcumar®, Falithrom®). Außerdem könnte Kamille theoretisch aufgrund seiner Wirkstoffe aus der Cumarin-Gruppe die Blutverdünnung verstärken.

Personen, die Immunsuppressiva einnehmen, sollten ohne Rücksprache mit dem Arzt keinen Kamille-Extrakt einnehmen. Möglicherweise kommt es zu Wechselwirkungen. Immunsuppressiva (wie Azathioprin, zum Beispiel Azafalk®, Zytrim®) unterdrücken das Immunsystem, zum Beispiel nach Organtransplantationen. 

Kamille könnte den Blutzucker senken. Diabetiker, die Medikamente einnehmen, sollten den Blutzucker engmaschig kontrollieren, um eine Unterzuckerung zu vermeiden. Das betrifft Metformin (Diabesin®) und Glibenclamid (Euglucon®) oder Insulin (wie Huminsulin® und Actrapid®). 

Kamillen-Extrakt kann die Wirkung von beruhigenden Medikamenten und Schlafmitteln verstärken. Dann sollte man keine Tätigkeiten ausführen, die Konzentration erfordern. Betroffen sind zum Beispiel Phenobarbital (Luminal®) und Zolpidem (Zoldem®). Auch vor einer Narkose sollte Kamille nicht genommen werden. Die Wirkung des Narkosemittels könnte zu stark werden.

Dosierungen auf einen Blick

Empfehlung pro Tag bei Verdauungsstörungen und Völlegefühl 

 

Verdauungsenzyme 

Lipasen 

pro Hauptmahlzeit: 10.000 bis 44.000 Pharmacopoea Europaea Einheiten (Ph. Eur. Units)

Proteasen 

pro Hauptmahlzeit: 750 bis 2.400 Pharmacopoea Europaea Einheiten

Amylasen 

pro Hauptmahlzeit: 11.600 bis 36.000 Pharmacopoea Europaea Einheiten

  
 

Pflanzenstoffe 

Artischocken-Extrakt  

300 bis 600 Milligramm (mg) 

Löwenzahn-Extrakt 

100 Milligramm 

Ingwer-Extrakt  

50 bis 100 Milligramm 

Curcumin  

100 bis 200 Milligramm 

Kamillen-Extrakt  

70 bis 300 Milligramm 

  
 

Sonstige Stoffe 

Probiotika 

1 bis 20 Milliarden (1 bis 20 x 109) koloniebildende Einheiten (KBE) 

Resistente Stärke 

10 bis 20 Gramm (g) 

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Zusammenfassung

Bei Verdauungsstörungen und Völlegefühl werden Nahrungsbestandteile nicht ausreichend aufgeschlossen und gelangen unverdaut in den Dickdarm. Dort werden sie von Darmbakterien zersetzt. Dieser Prozess lässt Gase entstehen, die zu Beschwerden wie Völlegefühl, Bauchschmerzen und Blähungen führen. 

Ursachen für Verdauungsstörungen können Erkrankungen von Magen und Darm sein, Erbkrankheiten (wie Mukoviszidose) oder Unverträglichkeiten und Allergien (wie eine Gluten- oder Laktoseunverträglichkeit). Funktionsstörungen von Magen und Darm – zum Beispiel der Darmbewegung oder der Dehnempfindlichkeit – sowie psychische Faktoren können ebenfalls zu Verdauungsstörungen führen. 

Die Mikronährstoffmedizin kann helfen, Verdauungsbeschwerden zu lindern. Präparate mit Verdauungsenzymen können einen Enzymmangel ausgleichen und so die Verdauung verbessern. Pro- und Präbiotika fördern die Darmgesundheit. Sie lindern vor allem Durchfall und reduzieren Blähungen. Pflanzen-Extrakte regen die Verdauung ganz natürlich an. Bitterstoffe aus Löwenzahn und Artischocke sowie Curcumin aus der Kurkumawurzel bringen den Gallenfluss in Schwung. Ingwer ist eine traditionelle Heilpflanze gegen Übelkeit und Erbrechen, während Kamille antientzündlich und krampflösend wirkt.

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Verzeichnis der Studien und Quellen

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