Beim Reizdarmsyndrom ist die normale Darmfunktion gestört. Typische Symptome sind Durchfall, Verstopfung und Bauchschmerzen. Die klassische Behandlung zielt hauptsächlich darauf ab, die Beschwerden zu lindern. Es gibt jedoch im Rahmen der Mikronährstoffmedizin eine Reihe von Stoffen, die auch an der Ursache der Erkrankung ansetzen. Welche das sind, erfahren Sie hier.
Ursachen und Symptome
Ursachen des Reizdarmsyndroms
Das Reizdarmsyndrom, kurz Reizdarm, ist eine Funktionsstörung des Darms. Dadurch entstehen unspezifische Bauchbeschwerden wie Schmerzen. Die genaue Ursache der Krankheit ist unklar. Fachleute gehen davon aus, dass das Zusammenspiel mehrerer Faktoren zur Entstehung des Reizdarmsyndroms beiträgt:
Genetische Prädisposition: Es gibt Menschen, die eine erbliche Veranlagung zu einem Reizdarm haben. Außerdem sind Frauen häufiger betroffen als Männer. Warum das so ist, ist allerdings noch nicht geklärt.
Veränderte Darmflora: Bei Personen mit Reizdarmsyndrom ist die Zusammensetzung der Darmflora häufig verändert. Die Folgen sind eine höhere Anzahl an nicht erwünschten Darmbakterien, entzündliche Vorgänge, Störungen des Immunsystems sowie eine schlecht versorgte Darmwand.
Störungen der Darmbarriere (Leaky-Gut-Syndrom): Bei Betroffenen ist die Darmwand häufig durchlässiger. Wenn die Barrierefunktion geschwächt ist, gelangen schädliche Stoffe in das Gewebe und ins Blut. Reizzustände, Unwohlsein und Entzündungen sind die Folge.
Überempfindlichkeit des Darmnervensystems: Die Bewegung des Darms wird durch ein komplexes Nervensystem gesteuert. Diese natürlichen Darmbewegungen sind bei Personen mit Reizdarmsyndrom gestört. Ihr Darm reagiert schnell mit einem Schmerz- und Völlegefühl, zum Beispiel bei Luftansammlungen, die den Darm dehnen.
Aktivierung des Immunsystems: Bei manchen Personen mit Reizdarmsyndrom liegt die Ursache in einer Aktivierung des Immunsystems. Bestimmte entzündliche Botenstoffe werden vermehrt ausgeschüttet (wie Histamin). Dadurch kommt es zu einer andauernden Entzündung, die Schmerzen zur Folge haben kann.
Infektionen: Durch Viren oder Bakterien ausgelöste Infektionen des Darms können zu einem Reizdarm führen und über mehrere Wochen oder sogar Monate bestehen bleiben.
Stress: Es gibt Hinweise darauf, dass das Nervensystem der inneren Organe bei Reizdarm übererregbar ist. Psychischer Stress, Ärger oder Nervosität könnten die Beschwerden auslösen oder bestehende Symptome noch verstärken.
Symptome des Reizdarmsyndroms
Beim Reizdarmsyndrom treten typischerweise Beschwerden wie Bauchschmerzen, Bauchkrämpfe sowie ein Druck- oder Völlegefühl im Unterbauch auf. Ein Blähbauch sowie Blähungen sind ebenfalls häufige Anzeichen. Auch der Stuhlgang verändert sich beim Reizdarmsyndrom: Sowohl chronischer Durchfall (Durchfalltyp) als auch Verstopfung (Verstopfungstyp) können als Folge der Krankheit auftreten – oder beides im Wechsel.
Laut Leitlinie liegt ein Reizdarmsyndrom vor, wenn diese drei Kriterien erfüllt sind:
- Die Beschwerden sind chronisch und dauern länger als drei Monate an.
- Symptome wie Bauchschmerzen oder Blähungen gehen vom Darm aus und es kommt zu Veränderungen des Stuhlgangs.
- Es kann ausgeschlossen werden, dass andere Krankheitsbilder die Beschwerden auslösen, zum Beispiel eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung, Magen-Darm-Infekte, Magenschleimhautentzündung (Gastritis), Tumore oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten wie etwa gegen Gluten (Zöliakie), Laktose oder Fruktose.
Reizdarm ist nicht ansteckend. In der Regel verläuft Reizdarm chronisch, das heißt, die Beschwerden sind dauerhaft.
Laut Studien neigen Menschen mit Reizdarmsyndrom zu Angststörungen, Depressionen und anderen negativen Gefühlen.
Ziele der Behandlung
Wie wird das Reizdarmsyndrom klassisch behandelt?
Reizdarmsyndrom ist eine Ausschlussdiagnose. Das bedeutet, dass der Arzt zunächst eine andere, womöglich ernsthaftere Erkrankung ausschließen muss. Sind sämtliche Untersuchungen ohne Befund, stellt er die Diagnose. Die Behandlung zielt dann darauf ab, die Beschwerden zu lindern.
Da das Reizdarmsyndrom keine eindeutige Ursache hat, gibt es auch keine einheitliche Behandlung. Stattdessen muss bei jedem Betroffenen individuell geschaut werden, welche Symptome wie behandelt werden können und wie Auslöser vermieden werden können.
Reizdarm behandeln mit Medikamenten:
- Gegen Schmerzen kommen Arzneimittel aus der Gruppe der Spasmolytika (Buscopan®, Spasman®) zum Einsatz, die gegen Krämpfe wirken.
- Medikamente mit dem Wirkstoff Loperamid (Imodium®, Lopedium®) wirken gegen Durchfall.
- Abführmittel mit dem Wirkstoff Bisacodyl (Ducolax®, Mediolax®) helfen bei Verstopfung. Die Behandlung von Beschwerden wie Durchfall oder Verstopfung soll gleichzeitig Symptome wie Blähungen und Völlegefühl lindern.
- Je nach den psychischen Begleitsymptomen und Schmerzen werden nach den Leitlinien versuchsweise auch Antidepressiva eingesetzt, zum Beispiel trizyklische Antidepressiva (wie Amitriptylin (Saroten®, Tryptizol®), Doxepin (Aponal®) sowie Trimipramin (Herphonal®, Stangyl®) oder Serotonin-Wiederaufnahmehemmer wie Paroxetin (ParoLich®, Paroxat®) oder Fluoxetin (Fluctin®, Fluxet®). Sie können aber auch ihrerseits Magen-Darm-Beschwerden verursachen.
Ernährung und Psychotherapie:
Die Rolle der Ernährung wird diskutiert. Es gibt zwar keine grundsätzliche Ernährungsempfehlung, jedoch gibt es Hinweise, dass eine individuelle Ernährungsumstellung die Beschwerden verbessern kann – zum Beispiel der Verzicht auf bestimmte kurzkettige Zucker (Kohlenhydrate), die im Darm Gärungsprozesse hervorrufen (Oligo-, Di- und Monosaccharide). Dazu zählt Fruchtzucker aus Äpfeln, Birnen, Honig, Zwiebeln, Laktose aus Milch oder künstliche Süßstoffe mit Sorbitol. Diese Ernährungsform heißt „FODMAP-reduzierte Diät“.
Ergänzend können Entspannungsverfahren oder eine psychotherapeutische Begleitung sinnvoll sein, zum Beispiel eine kognitive Verhaltenstherapie oder eine Biofeedback-Therapie.
Ziele der Mikronährstoffmedizin
Die Mikronährstoffmedizin setzt bestimmte Vitamine, Fettsäuren, Mineralstoffe, Darmbakterien und andere Stoffe ein, um die Beschwerden bei Reizdarmsyndrom einzudämmen und das Wohlbefinden der Betroffenen zu verbessern:
- Probiotika bringen die Darmflora ins Gleichgewicht und fördern eine gesunde Darmwand.
- Ballaststoffe unterstützen probiotische Bakterien.
- Vitamin D reguliert das Immunsystem.
- Omega-3-Fettsäuren stoppen Entzündungen der Darmschleimhaut.
- B-Vitamine sorgen dafür, dass sich die Darmschleimhaut erneuern kann.
- Tryptophan könnte die Neigung zu Depressionen und Ängsten beim Reizdarmsyndrom lindern.
Info
Bei Personen mit Reizdarm kann ein Mikronährstoffmangel drohen. Häufig vertragen Betroffene bestimmte Lebensmittel nicht und meiden sie deshalb. Dazu gehören zum Beispiel Fleisch (Geflügel) und Milchprodukte. Gerade Fleisch und Milchprodukte sind jedoch gute Quellen für Zink. Eine Untersuchung zeigt, dass Reizdarm-Patienten schlechter mit Zink versorgt sind. Zink ist wichtig für ein starkes Immunsystem und eine gute Darmbarriere. Auch die Versorgung mit Calcium und Eisen sollte geprüft werden.
Vor allem, wenn bestimmte Lebensmittel gemieden werden, empfehlen Mikronährstoff-Experten ein Kombinationspräparat, das den Bedarf an Vitaminen und Mineralstoffen deckt.
Behandlung mit Mikronährstoffen
Probiotika für ein gesundes Darmklima
Wirkweise von Probiotika
Eine gestörte Darmflora ist vermutlich ein wichtiger Risikofaktor für das Reizdarmsyndrom. Probiotika enthalten unterschiedliche „gute“ Mikroorganismen, die sich im Darm ansiedeln und krankmachende Keime verdrängen. Außerdem steigern probiotische Mikroorganismen die Immunabwehr. Zusätzlich stärken sie die Barrierefunktion des Darms und machen es Bakterien schwerer, in den Körper einzudringen.
Laut einer Übersichtsarbeit wurde in 34 von 42 Studien ein positiver Effekt auf mindestens ein Symptom des Reizdarmsyndroms belegt. Auch die Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) sowie die Deutsche Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität (DGNM) empfehlen Probiotika zur Behandlung des Reizdarmsyndroms.
Die Wahl des Probiotikums hängt vermutlich von den Symptomen ab. Studien deuten darauf hin, dass einzelne Bakterienarten bei einigen Beschwerden wirksamer sind als andere:
- Bei Verstopfung erwiesen sich Bakterien der Stämme Escherichia coli Nissle, Bifidobacterium animalis oder Lactobacillus casei Shirota als hilfreich. Solche Probiotika verkürzten in einer Übersichtsarbeit bei Reizdarm-Patienten die Darmpassage um zwölf Stunden.
- Blähungen und Schmerzen ließen sich gut lindern mit Bifidobacterium infantis, Bifidobacterium animalis ssp. lactis, Lactobacillus casei Shirota und Lactobacillus plantarum. Bei Schmerzen waren außerdem die Hefen Saccharomyces boulardii und das Bakterium Bacillus coagulans nützlich. Nach einer Übersichtsarbeit schnitt Bacillus coagulans sogar am besten ab.
- Gegen Durchfall könnten Mischungen aus Laktobazillen, Bifidobakterien und die Hefe Saccharomyces boulardii helfen.
- Die wenigsten Nebenwirkungen traten bei Lactobacillus acidophilus auf und Lactobacillus plantarum verbesserte die Lebensqualität am meisten.
Fazit: Derzeit versuchen Wissenschaftler, die Präparate auf individuelle Beschwerden zuzuschneiden. Ganz gelungen ist das noch nicht. Oft treten die Beschwerden auch im Wechsel auf, zum Beispiel Durchfall und Verstopfungen. Daher lohnt es sich, Verschiedenes auszuprobieren. Vor allem Kombinationspräparate sind einen Versuch wert. Einige Experten vermuten, dass sie besser helfen, da sich einzelne Bakterien in ihrer Wirkung unterstützen.
Dosierung und Einnahmeempfehlung von Probiotika
Es gibt Probiotika in Form von Pulver, Tabletten oder Kapseln. Die Einnahme sollte entweder zu den Mahlzeiten erfolgen oder mit reichlich Wasser: Beides sorgt dafür, dass die Probiotika trotz der Magensäure lebend in den Darm gelangen. Wichtig für die Wirkung ist, dass die Probiotika über einen längeren Zeitraum hinweg eingenommen werden. Denn wenn die Zufuhr der guten Bakterien stoppt, werden sie langsam wieder ausgeschieden.
Um die Beschwerden bei Reizdarmsyndrom zu lindern, müssen ausreichend viele Bakterien aufgenommen werden: Laut Studien sind Dosierungen ab einer bis zehn Milliarden Bakterien wirksam. Auf den Präparaten wird diese Menge als 109 oder 1010 koloniebildende Einheiten (KBE) angegeben.
Tipp
Hohe Mengen an Bakterien sind sehr wichtig, weil durch die Magensäure bereits ein großer Teil der probiotischen Bakterienstämme abgetötet wird. Hochwertige Probiotika werden extra gezüchtet und sind so verarbeitet, dass die Bakterien im Magensaft nicht geschädigt werden (magensaftresistente Kapseln). Übrigens: Die Mindestmengen an Bakterien wird über probiotische Nahrungsmittel nicht erreicht. Daher ist es sinnvoll, zusätzlich Probiotikapräparate einzunehmen.
Probiotika: zu beachten in der Schwangerschaft, bei Erkrankungen und Medikamenteneinnahme
Bei Schwangerschaftsbluthochdruck sind Probiotika zu wenig getestet. Sie könnten die Beschwerden verstärken. Eine Alternative sind Probiotika-haltige Milchprodukte oder Ballaststoffe.
Bei Schwerkranken, frisch Operierten und sehr alten Personen sowie Menschen, deren Immunsystem herabgesetzt ist, sollte eine Probiotikaeinnahme durch den Arzt kritisch abgewogen werden. Patienten mit zentralen Venenzugängen (zum Beispiel bei einer Chemotherapie), Herzklappenerkrankungen, Kurzdarmsyndrom und Frühgeborene sollten keine Probiotika bekommen.
Es gibt Probiotika, die möglicherweise Histamin im Darm bilden und daher bei Menschen mit Histaminintoleranz Symptome auslösen können. Es handelt sich um folgende Bakterienarten: Lactobacillus casei, Lactobacillus delbrueckii ssp. bulgaricus, Lactobacillus reuteri, Lactococcus lactis und Enterococcus faecium.
Antibiotika dürfen nicht gleichzeitig mit probiotischen Präparaten eingenommen werden. Andernfalls würden die Antibiotika die probiotischen Bakterien abtöten und ihre Wirkung hemmen. Halten Sie einen Einnahmeabstand von zwei bis drei Stunden ein.
Ballaststoffe unterstützen probiotische Bakterien
Wirkweise von Ballaststoffen
Ballaststoffe, sogenannte Präbiotika, sind unverdauliche Pflanzenbestandteile. Sie kommen im Dickdarm an und dienen dort den gesundheitsfördernden Bakterien wie den Bifidobakterien als Futter. Das macht es den krankmachenden Bakterien schwerer, sich im Darm auszubreiten.
Bei Reizdarmsyndrom mit Verstopfung als Leitsymptom wird eine hohe Ballaststoffzufuhr empfohlen. Vorzugsweise sollten lösliche Ballaststoffe verwendet werden. Einige hochwertige Studien belegen, dass sie Verstopfungen lindern können. Doch auch für Betroffene, bei denen Schmerzen, Blähungen und Durchfall als Symptome überwiegen, sind Ballaststoffe einen Versuch wert. Vor allem die Einnahme zusammen mit Probiotika (Synbiotika) könnte vorteilhaft sein: In einer Übersichtsarbeit verbesserte die Kombination die Reizdarmbeschwerden erfolgreich.
Allerdings gibt es auch Untersuchungen, in denen Ballaststoffe nicht wirksam waren. Offensichtlich kommt es auf die Art an: Lösliche, schleimige Ballaststoffe wie Flohsamen zeigten Wirkung, unlösliche Ballaststoffe wie Weizenkleie jedoch nicht. Problematisch können auch Präparate mit kurzkettigen Zuckerverbindungen (Inulin, Oligofruktose) sein, die mitunter zu einer Gasproduktion und zu damit verbundenen Beschwerden führen. Daher ist ärztliche Begleitung oder Ernährungsberatung sinnvoll. Es lohnt sich, Verschiedenes auszuprobieren:
Beispiel: Flohsamen
Flohsamen können sehr viel Wasser binden, wodurch das Stuhlgewicht ansteigt. Es entsteht eine gelartige Konsistenz, was die Gleitfähigkeit des Stuhls verbessert.
Bei Verstopfung infolge eines Reizdarmsyndroms haben sich vor allem diese löslichen Ballaststoffe bewährt. In einer ersten Studie hatten sich die Symptome nach zwölf Wochen durch täglich 10 Gramm Flohsamen doppelt so gut verbessert wie bei Personen, die ein Scheinmedikament oder Weizenkleie bekamen.
Tipp
Bei Verstopfungen sind Flohsamen vor allem in Kombination mit Magnesium wirksam. Reizdarmpatienten nehmen häufig zu wenig Magnesium zu sich. Magnesium wirkt entspannend auf die Darmmuskulatur. Als Magnesiumoxid kann es zudem Wasser im Stuhl zurückhalten. Dadurch bleibt der Stuhl weich und kann gut ausgeschieden werden.
Beispiel: resistente Stärke
Resistente Stärke kann von Verdauungsenzymen nicht gespalten werden und gelangt deshalb in den Dickdarm. Hier wird sie von Bakterien verstoffwechselt, wodurch kurzkettige Fettsäuren wie Butyrat entstehen. Diese Fettsäuren tragen in vielerlei Hinsicht zur Darmgesundheit bei: Sie ernähren die Dickdarmzellen, fördern die Darmdurchblutung, regulieren die Darmbewegungen und hemmen das Wachstum krankmachender Keime.
Das Reizdarmsyndrom geht häufig mit schwachen, aber andauernden Entzündungen der Darmschleimhaut einher. Untersuchungen zeigen, dass Butyrat diese entzündlichen Tendenzen verbessern kann: Zusammen mit entspannenden oder darmanregenden Standardmedikamenten hatte Butyrat sowohl die Reizdarmbeschwerden gelindert als auch die Lebensqualität verbessert. Die Standardmedikamente allein erbrachten keine deutliche Besserung.
Dosierung und Einnahmeempfehlung von Ballaststoffen
Um die Beschwerden bei Reizdarmsyndrom zu lindern, werden täglich 10 Gramm Flohsamenschalen oder bis zu 25 Gramm resistente Stärke empfohlen. Wichtig ist, dass Sie ausreichend trinken – zu jeder Einnahme mindestens ein Glas Wasser (200 Milliliter).
Ballaststoffe können Blähungen auslösen, besonders wenn der Darm nicht an sie gewöhnt ist. Beginnen Sie nicht gleich mit der höchsten Dosis, sondern schleichen Sie die Ballaststoffe langsam ein – der Darm braucht eine Weile, um sich an die neue Ernährungsweise zu gewöhnen.
Ballaststoffe werden bei der Behandlung von Kindern mit Bauchschmerzen und chronischer Verstopfung nicht empfohlen.
Tipp
Ballaststoffe gezielt auswählen und richtig dosieren: Bei zu niedriger Dosierung bleibt der Effekt aus. Eine Überdosierung kann dazu führen, dass sich im Darm Gase bilden, die schmerzhafte Blähungen auslösen oder bestehende noch verstärken. Oft kann die richtige Dosierung deshalb nur durch Ausprobieren festgestellt werden.
Auch sind nicht alle Präbiotikapräparate für jeden gut geeignet: Eine Studie zeigt, dass 36 bis 64 Prozent der Betroffenen auch keinen Milchzucker (Laktose) oder keinen Fruchtzucker (Fruktose) vertragen. Einige Präbiotika sind aus Fruchtzucker aufgebaut, zum Beispiel Fructooligosaccharide (= Oligofruktose oder FOS und Inulin). Fruchtzucker zählt zu den leicht zersetzbaren einfachen Zuckern. Sie werden in der „FODMAP-reduzierten Diät“ vermieden.
Resistente Stärke ist im Rahmen einer „FODMAP-reduzierten Diät“ kein Problem: Sie ist aus vielen Kohlehydrateinheiten aufgebaut und dadurch weniger leicht zersetzbar sowie besser verträglich.
Ballaststoffe: zu beachten bei Erkrankungen und Medikamenteneinnahme
Nehmen Sie ohne Anraten eines Arztes keine Ballaststoffe bei akuten Entzündungen des Darms ein. Ballaststoffe könnten die Symptome verschlimmern. Auch bei krankhaften Verengungen oder Vernarbungen im Magen-Darm-Trakt sowie bei Gefahr eines Darmverschlusses dürfen keine Ballaststoffe eingenommen werden. Gleiches gilt bei Verengungen der Speiseröhre und Schluckstörungen. Es besteht Erstickungsgefahr. Brechen Sie die Einnahme ab, wenn Sie plötzlich Magenschmerzen, Brechreiz und Übelkeit verspüren oder Blut im Stuhl entdecken. Diese Symptome könnten Alarmsignale für einen Darmverschluss sein.
Ballaststoffe können den Blutzuckerspiegel senken. Diabetiker sollten ihren Blutzucker engmaschiger überprüfen, um eine Unterzuckerung zu vermeiden. Möglicherweise werden auch weniger Insulin (wie Humalog®, NovoRapid®) oder zuckersenkende Medikamente benötigt, beispielsweise Metformin (wie Biocos®, Diabesin®). Sprechen Sie hierzu mit dem Arzt.
Gelbildende Ballaststoffe wie Flohsamenschalen können bei gleichzeitiger Einnahme die Wirkung von Medikamenten herabsetzen, indem sie deren Aufnahme im Darm beeinträchtigen. Lassen Sie daher mindestens zwei Stunden zwischen den Einnahmen verstreichen. Betroffen sind zum Beispiel: Herzglykoside (Digacin®, Lenoxin®) zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen, Blutverdünner des Cumarin-Typs (Falithrom®, Marcumar®), der antidepressive Wirkstoff Lithium (Quilonorm®, Priadel®) sowie Carbamazepine (Carbadura®, Timonil®) gegen Epilepsie.
Um Verstopfung vorzubeugen, sollten gelbildende Ballaststoffe nicht mit Medikamenten eingenommen werden, welche die Darmbewegung hemmen (Peristaltikhemmer). Es könnte passieren, dass die gequollenen Ballaststoffe nicht gut im Darm weitertransportiert werden. Zu diesen Medikamenten zählen Durchfallmittel wie der Wirkstoff Loperamid (Imodium®).
Vitamin D stärkt das Immunsystem im Darm
Wirkweise von Vitamin D
Vitamin D ist wichtig für das Immunsystem und für die Regulation von Entzündungsprozessen – auch im Darm. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass ein niedriger Vitamin-D-Spiegel die Entstehung und den Verlauf eines Reizdarmsyndroms beeinflusst. In Beobachtungsstudien war der Vitamin-D-Status von Betroffenen niedriger als von Gesunden.
Laut erster Übersichtsartikel verbessern Vitamin-D-Präparate im Vergleich zu einem Scheinmedikament vermutlich die Beschwerden und die Lebensqualität von Reizdarm-Patienten deutlich. Außerdem sanken Entzündungsmarker im Blut. Demgegenüber wurde in einer hochwertigen Studie trotz einer Erhöhung der Vitamin-D-Spiegel keine Verbesserung der Reizdarm-Symptome festgestellt. Insgesamt lag der Spiegel aber noch leicht unter den optimalen Werten.
Weitere Untersuchungen belegen, dass ein schlechter Vitamin-D-Status auch Depressionen verstärkt. Menschen mit Reizdarmsyndrom neigen zu Depressionen. Das wiederum verstärkt die Wahrnehmung von Schmerz. Forscher vermuten, dass die Einnahme von Vitamin D auch solche Beschwerden lindern könnte – eine Übersichtsarbeit bestätigt, dass erste Studien positiv verliefen.
Bei Reizdarmsyndrom wird empfohlen, den Vitamin-D-Status bestimmen zu lassen und einen Mangel in jedem Fall mit entsprechenden Präparaten auszugleichen.
Dosierung und Einnahmeempfehlung von Vitamin D
Ohne Kontrolle der Blutwerte wird bei Reizdarm empfohlen, 1.000 bis 2.000 Internationale Einheiten Vitamin D am Tag einzunehmen. Die richtige Vitamin-D-Dosierung richtet sich im Idealfall allerdings nach dem Vitamin-D-Status im Blut: Bei einem Mangel sind höhere Dosierungen für einen vom Arzt festgelegten Zeitraum notwendig. Alles über die richtige Vitamin-D-Dosierung erfahren Sie hier.
Nehmen Sie die Präparate immer zu den Mahlzeiten ein. Da Vitamin D zu den fettlöslichen Vitaminen zählt, braucht es Fett aus der Nahrung, um vom Körper richtig aufgenommen zu werden.
Vitamin-D-Spiegel im Labor bestimmen lassen
Um bei Reizdarmsyndrom herauszufinden, ob ein Vitamin-D-Mangel vorliegt, wird der Gehalt der Vitamin-D-Vorstufe Calcidiol (25-OH-Vitamin-D) im Blutserum ermittelt. Das Blutserum ist der flüssige Teil des Blutes ohne Blutzellen.
Werte unter 20 Nanogramm Calcidiol pro Milliliter gelten als unzureichend. Ideal ist ein Wert zwischen 40 und 60 Nanogramm Calcidiol pro Milliliter. Der Blutspiegel sollte optimalerweise zweimal im Jahr kontrolliert werden.
Vitamin D: zu beachten bei Erkrankungen und Medikamenteneinnahme
Personen mit Nierenerkrankungen sollten Vitamin D nicht ohne Rücksprache mit dem Arzt einnehmen: Sie haben einen gestörten Mineralstoffhaushalt und manchmal zu hohe Calciumspiegel im Blut. Da Vitamin D die Calciumaufnahme im Darm fördert, können die Calciumspiegel zu stark ansteigen. Auch Personen mit Nierensteinen (calciumhaltige Steine) müssen aufpassen.
Bei einigen Krankheiten ist ein gestörter Calcium- und Phosphatstoffwechsel möglich, zum Beispiel bei der Bindegewebserkrankung Sarkoidose sowie einer Nebenschilddrüsenüberfunktion. Betroffene sollten dann Vitamin D nur unter ärztlicher Kontrolle ergänzen.
Entwässerungsmedikamente aus der Wirkstoffgruppe der Thiazide senken die Calciumausscheidung über die Nieren. Das bedeutet, Calcium bleibt im Blut. Daher sollte Vitamin D nur gemeinsam mit Thiaziden eingenommen werden, wenn der Calciumspiegel regelmäßig kontrolliert wird. Zu den Thiaziden gehört der Wirkstoff Hydrochlorothiazid (Disalunil®, Esidrix®). Indapamid (zum Beispiel Inda Puren®, Sicco®) und Xipamid (zum Beispiel Aquaphor®, Neotri®) sind weitere Thiazide.
Omega-3-Fettsäuren beenden Entzündungen
Wirkweise von Omega-3-Fettsäuren
Bei vielen Betroffenen mit Reizdarmsyndrom ist die Darmschleimhaut leicht, aber dauerhaft entzündet. Entzündungsprozesse stören die normale Darmfunktion und lösen Beschwerden aus. Omega-3-Fettsäuren tragen dazu bei, dass Entzündungen im Darm abklingen. So werden aus ihnen Stoffe gebildet, die aktiv Entzündungen beenden können. Erste Beobachtungen zeigen, dass Reizdarm-Patienten oft schlecht mit Omega-3-Fettsäuren wie Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) versorgt sind.
Omega-3-Fettsäuren sind nicht nur gut, um Entzündungen bei Reizdarm zu stoppen. Es gibt vorläufige Studien, die belegen, dass sich auch die Darmflora günstig veränderte, nachdem Reizdarm-Patienten Omega-3-Fettsäuren eingenommen hatten.
In einer ersten Untersuchung mit asiatischen Frauen zeigte sich ein Zusammenhang zwischen einem geringen Omega-3-Fettsäure-Anteil und einer höheren Rate von Depressionen. Sie sind ein häufiges Begleitsymptom bei Reizdarm. Auch gegen depressive Beschwerden dürften Omega-3-Fettsäuren wirken.
Insgesamt sind die Studien zu Omega-3-Fettsäuren bei Reizdarm ermutigend. Der Zusammenhang muss jedoch noch konkreter belegt werden. Da im Westen viele Menschen mit Omega-3-Fettsäuren unterversorgt sind, könnte sich ein Versuch lohnen.
Dosierung und Einnahmeempfehlung von Omega-3-Fettsäuren
Bei Reizdarmsyndrom wird empfohlen, täglich 2.000 bis 3.000 Milligramm Omega-3-Fettsäuren (EPA und DHA) einzunehmen. Ideal ist ein Präparat mit einem hohen EPA-Anteil, da EPA stark entzündungshemmend wirkt.
EPA und DHA sind in fetthaltigem Fisch und Fischöl-Präparaten enthalten. Omega-3-Präparate sollten immer mit einer Mahlzeit eingenommen werden: Das Fett aus dem Essen verbessert die Aufnahme der Fettsäuren im Darm.
Achten Sie bei der Auswahl des Präparats auf hohe Qualität und Reinheit. Verwenden Sie immer gereinigtes Fischöl oder Krillöl. Krillöl ist von Natur aus rein. So ist sichergestellt, dass keine unerwünschten Substanzen vorhanden sind und die Eigenschaften der wertvollen Fettsäuren voll zur Geltung kommen.
Tipp
Für Personen, die keinen Fisch verzehren möchten, gibt es EPA und DHA aus Algenöl. Diese Präparate sind für Vegetarier oder Veganer geeignet. Sie enthalten von Natur aus auch weniger Schadstoffe, die sich normalerweise in der Nahrungskette der Fische anreichern.
Den Omega-3-Index im Labor bestimmen lassen
Im Rahmen einer Blutuntersuchung kann bestimmt werden, wie gut der Körper mit Omega-3-Fettsäuren versorgt ist (Omega-3-Index). Hierbei wird der Anteil der Omega-3-Fettsäuren in den roten Blutzellen (Erythrozyten) gemessen. Der Wert sollte über vier Prozent liegen, optimal ist ein Wert über acht. Dies würde bedeuten, dass acht von 100 Fettsäuren in den roten Blutzellen hochwertige Omega-3-Fettsäuren sind.
Omega-3-Fettsäuren: zu beachten bei Erkrankungen und Blutverdünnern
Menschen mit einer akuten Lebererkrankung sowie einer akuten Gallen- oder Bauchspeicheldrüsen-Entzündung sollten keine Omega-3-Fettsäuren einnehmen.
Möglicherweise beeinflussen Omega-3-Fettsäuren den Blutzucker. Daher sollten Diabetiker, die Medikamente einnehmen, ihre Blutzuckerwerte zu Beginn der Einnahme häufiger kontrollieren, um eine Unterzuckerung zu vermeiden. Eventuell ist eine Anpassung der Medikamente nötig.
Bestimmte Herzrhythmusstörungen (Vorhofflimmern) könnten bei Vorerkrankungen häufiger auftreten, wenn mehr als 1.000 Milligramm Omega-3-Fettsäuren pro Tag eingesetzt werden. Liegen Herzerkrankungen oder Herzrhythmusstörungen vor, sollte die Einnahme mit dem Arzt oder Mikronährstoff-Experten besprochen werden. Er kann das Risiko abwägen und den Omega-3-Index kontrollieren.
Omega-3-Fettsäuren wirken hoch dosiert vermutlich blutverdünnend. Daher sollten Personen mit Blutgerinnungsstörungen die Einnahme zuvor mit dem Arzt absprechen. Gleiches gilt vor einer geplanten Operation. In einer Vorstudie stieg das Blutungsrisiko nicht (2.000 Milligramm). Bisher gibt es jedoch wenig Daten.
Außerdem könnte der Bedarf an blutverdünnenden Arzneimitteln abnehmen. Wenn Sie solche Medikamente und Omega-3-Präparate (ab 1.000 Milligramm) einnehmen, müssen die Gerinnungswerte engmaschig kontrolliert werden. Der Arzt kann unter Umständen die Dosierung der Medikamente anpassen. Zu den Blutverdünnern zählen: Cumarin-Derivate (wie Marcumar® und Coumadin®), Acetylsalicylsäure (ASS, Aspirin®), Heparin (Clexane®) und neue orale Antikoagulanzien wie Apixaban (Eliquis®), Dabigatran (Pradaxa®), Edoxaban (Lixiana®) und Rivaroxaban (Xarelto®).
B-Vitamine stärken die Darmschleimhaut
Wirkweise der B-Vitamine
B-Vitamine spielen eine große Rolle bei der Energiegewinnung und Zellteilung. Im Darm ist das besonders wichtig, da sich die Zellen der Darmschleimhaut sehr häufig teilen. Eine ausreichende Versorgung mit B-Vitaminen stellt auch sicher, dass Darmschäden heilen können. Bei Reizdarm werden jedoch häufig bestimmte Lebensmittel weggelassen (FODMAP-reduzierte Diät), was zu einem Mangel an B-Vitaminen führen kann.
Ein Mangel an B-Vitaminen hat gravierende Folgen für die Schleimhäute des Magen-Darm-Systems:
Vitamin B2 (Riboflavin) sorgt nicht nur für Energie, sondern auch für antioxidativen Zellschutz. Eine Studienübersicht zeigt, dass Reizdarm-Patienten unter anderem Vitamin B2 in nicht ausreichendem Maße über die Nahrung aufnahmen.
Vitamin B6 (Pyridoxin) spielt eine wichtige Rolle bei vielen Stoffwechselprozessen, unter anderem beim Aufbau von zelleigenem Eiweiß. Ein Mangel an Vitamin B6 führt zu Appetitlosigkeit und Durchfall. Eine erste Studie zeigt, dass Reizdarmsymptome besonders stark ausgeprägt waren bei Personen, die wenig Vitamin B6 über die Nahrung aufnahmen.
Vitamin B12 (Cobalamin) wird zum Beispiel für die Zellteilung und die Funktion der Nerven gebraucht. Besonders bei entzündlichen Darmerkrankungen kommt ein Vitamin-B12-Mangel häufig vor.
Daneben braucht der Stoffwechsel von sich häufig teilenden Zellen Vitamin B1, Biotin, Folsäure, Niacin und Pantothensäure.
Dosierung und Einnahmeempfehlung von B-Vitaminen
Bei Reizdarmsyndrom wird empfohlen, auf die ausreichende Zufuhr von B-Vitaminen zu achten. Sinnvoll kann daher ein Multimikronährstoff-Präparat sein, das alle B-Vitamine enthält:
- Vitamin B1: 2 bis 5 Milligramm
- Vitamin B2: 2 bis 5 Milligramm
- Vitamin B6: 2 bis 5 Milligramm
- Vitamin B12: 15 bis 25 Mikrogramm
- Folsäure: 200 bis 400 Mikrogramm
- Biotin: 100 bis 150 Mikrogramm
- Niacin: 20 bis 30 Milligramm
- Pantothensäure: 20 bis 30 Milligramm
Tipp
Einige Menschen verwerten Folsäure nur eingeschränkt. Grund ist ein defektes Enzym, welches die aktive Wirkform 5-Methyltetrahydrofolat aus Folsäure nur unzureichend herstellt. Daher sollte die Zufuhr von Folsäure direkt in Form von 5-Methyltetrahydrofolat erfolgen.
B-Vitamine: zu beachten bei Schwangerschaft und Stillzeit, Krankheiten und Medikamenteneinnahme
Schwangere und stillende Frauen sollten hohe Dosierungen der B-Vitamine nur einnehmen, wenn sie nachweislich einen Mangel haben. Und auch dann sollten sie vorher mit ihrem Frauenarzt sprechen.
B-Vitamine (vor allem Vitamin B12) in hohen Dosierungen können bei Personen mit Nierenschwäche dazu führen, dass sich die Nierenfunktion verschlechtert. Daher sollte Vitamin B12 besser als Methylcobalamin eingenommen werden.
Folsäure vermindert die Wirkung einiger Antibiotika. Dazu gehören die Wirkstoffe Trimethoprim (Infectotrimet®), Proguanil (Paludrine®) und Pyrimethamin (Daraprim®).
Einen Tryptophan-Mangel ausgleichen
Wirkweise von Tryptophan
Es gibt immer mehr Hinweise, dass beim Reizdarmsyndrom eine Störung der Gehirn-Darm-Achse vorliegt. Gehirn und Darm stehen über Botenstoffe im ständigen Austausch. Eine wichtige Rolle dabei spielt das „Glückshormon“ Serotonin, dessen Stoffwechsel bei Reizdarm-Patienten verändert ist. Serotonin reguliert nicht nur die Stimmung, es steuert auch Prozesse im Darm wie die Darmbewegungen. Für die Serotoninbildung wird die Aminosäure Tryptophan als Vorstufe benötigt.
In einer Beobachtungsstudie wurde ein gestörter Tryptophan-Stoffwechsel bei Personen mit Reizdarm festgestellt. Betroffene bauen mehr Tryptophan ab: Bei ihnen ist ein spezielles Enzym erhöht, das bei Entzündungen aktiv wird. Dann fehlt dem Körper Tryptophan, unter anderem für die Herstellung von Serotonin. Darmbeschwerden, Depressionen und Ängste können die Folge sein. Vorstudien untermauern dies: Wenn der Tryptophan-Abbau besonders stark war, stieg das Risiko für Depressionen oder Ängste. Zudem nahm auch die Schwere anderer Reizdarmsymptome zu.
Die Abbauprodukte von Tryptophan können aber selbst auch viele positive und negative Wirkungen haben. Welche das sind, hängt von den Umständen ab – wie dem Verzehr von Zucker, Antioxidantien und Kohlgemüse sowie von der Darmflora.
Noch gibt es keine Studien, in denen Reizdarm-Patienten gezielt Tryptophan einnahmen. Die Ergänzung wird jedoch in der Mikronährstoffmedizin bei Depressionen empfohlen. Auch beim Reizdarmsyndrom sollte auf die ausreichende Zufuhr über die Nahrung geachtet werden.
Dosierung und Einnahmeempfehlung von Tryptophan
Die Studienlage lässt derzeit keine Empfehlung zu, welche Dosierung die Beschwerden bei Reizdarm lindern. Wissenschaftler vermuten, dass man bei Reizdarm mit 250 bis 1.000 Milligramm Tryptophan über die Ernährung gut versorgt ist. Tryptophan kommt vor allem in eiweißreichen Lebensmitteln vor, wie Milchprodukten, Eiern, Fleisch oder auch Nüssen und Samen. Wenn diese Lebensmittel nicht oder nur selten auf dem Speiseplan stehen, kann eine Einnahme von Präparaten versuchsweise erfolgen. Ein Arzt sollte die Einnahme begleiten. Bei depressiven Verstimmungen raten Mikronährstoff-Experten zu 1.000 bis 3.000 Milligramm pro Tag.
Tryptophan sollte zwischen den Mahlzeiten eingenommen werden. Ein Abstand von etwa zwei Stunden zu einer kohlenhydrathaltigen Mahlzeit ist ideal: Ist der Insulinspiegel noch leicht erhöht, kann Tryptophan optimal verwertet werden. Alternativ sind kohlenhydratreiche Getränke geeignet.
Info
Mikronährstoff-Experten empfehlen häufig 5-Hydroxytryptophan (5-HTP) aus Griffonia als Alternative zu Tryptophan. 5-HTP ist der Vorläufer von Serotonin und hat gegenüber Tryptophan den Vorteil, dass es nicht mit anderen Aminosäuren um die Aufnahme konkurriert. Es kann die sogenannte Blut-Hirn-Schranke überwinden. Die Einnahme sollte jedoch therapeutisch begleitet sein, da hierbei einiges zu beachten ist.
Tryptophan: im Labor bestimmen
Um einen gestörten Tryptophan-Stoffwechsel zu erkennen, kann der Therapeut verschiedene Marker bestimmen. Sinnvoll sind Entzündungswerte (CRP, Phospholipase A2), die Enzym-Aktivität (IDO), Tryptophan im Stuhl oder Blut sowie Tryptophan-Abbauprodukte (wie Kynurenin- und, Quinolinsäure im Urin). Auch antioxidativer Stress sollte berücksichtigt werden.
Im Blut sollte der Tryptophan-Wert normalerweise über 55 Mikromol pro Liter Serum liegen. Die IDO-Aktivität liegt normalerweise zwischen 16 und 37,5 im Serum. Das Abbauprodukt Kynurenin sollte bei 1,1 bis 2,25 Mikromol pro Liter Blutserum und die Quinolinsäure bei über 4,5 Mikromol pro Mol Urin liegen.
Tryptophan: zu beachten in der Schwangerschaft und Stillzeit, bei Erkrankungen und Medikamenteneinnahme
Zur Sicherheit von Tryptophan in Schwangerschaft und Stillzeit liegen derzeit keine Studien vor. Auf die Einnahme sollte daher verzichtet werden.
Personen mit schweren Lebererkrankungen (Leberzirrhose) sollten Tryptophan nicht einnehmen, da es schlechter abgebaut wird. Vorsicht geboten ist auch bei Nierenschwäche, da die Ausscheidung gestört ist. Auch kann Tryptophan den Blutdruck beeinflussen, weshalb Personen mit niedrigem Blutdruck oder Bluthochdruck die Einnahme mit dem Arzt besprechen sollten. Vorsicht gilt auch bei der Einnahme von Blutdrucksenkern. Dann muss eventuell die Dosierung angepasst werden.
Achtung: Tryptophan kann müde machen und das Reaktionsvermögen verringern, vor allem bei zusätzlichem Alkoholkonsum.
Bei chronischen Infektionen und Entzündungen sollte man ohne ärztlichen Rat kein Tryptophan einnehmen. Das gilt auch für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Stoffwechselerkrankungen (Diabetes), Autoimmun- und Nervenerkrankungen wie Schlaganfall, Epilepsie, Alzheimer, Multiple Sklerose und Parkinson.
Bei Nebenniereninsuffizienz darf man Tryptophan nicht einsetzen, bei Nebennierenschwäche muss ein Arzt die Einnahme begleiten.
Hoch dosiertes Tryptophan könnte das Serotoninlevel zu stark erhöhen, wenn es mit Medikamenten genommen wird, die in den Serotonin-Stoffwechsel eingreifen. Daher ist Tryptophan nicht geeignet, wenn Serotonin-Wiederaufnahmehemmer gegen Depressionen genommen werden (zum Beispiel Citalopram wie Cipramil® oder Fluoxetin wie Fluctin®). Bei Mikronährstoffen wie 5-Hydroxytryptophan (5-HTP), S-Adenosyl-Methionin (SAM) oder Johanniskraut sollte ein Experte gefragt werden. Auch diese Kombinationen könnten die Serotoninmenge zu stark erhöhen.
Außerdem darf Tryptophan nicht kombiniert werden mit:
- Monoaminoxidasehemmern wie Selegilin (Antiparkin®, Jutagilin®) oder Levodopa (L-Dopa wie Levopar®) gegen Parkinson
- Medikamenten gegen psychische Erkrankungen mit Phenothiazinen (zum Beispiel Chlorpromazin wie Fenactil® und Thorazine®) sowie Beruhigungsmittel wie Benzodiazepinen (wie Bromazepam (Lexotanil®), Alprazolam (Tafil®) oder (Frisium®))
- Procarbazin (Arzneimittel gegen Krebs; Natulan®)
- Dextromethorphan (zum Beispiel in Hustenstiller-ratiopharm®)
- Antibiotikum Furazolidon (wie Ardeytropin®)
- Carbamazepine (Carbadura®, Timonil®) gegen Epilepsie
Dosierungen auf einen Blick
Mikronährstoffempfehlung pro Tag bei Reizdarmsyndrom | |
---|---|
Vitamine | |
Vitamin B1 | 2 bis 5 Milligramm (mg) |
Vitamin B2 | 2 bis 5 Milligramm |
Vitamin B6 | 2 bis 5 Milligramm |
Vitamin B12 | 15 bis 25 Mikrogramm (µg) |
Folsäure | 200 bis 400 Mikrogramm |
Biotin | 100 bis 150 Mikrogramm |
Niacin | 20 bis 30 Milligramm |
Pantothensäure | 20 bis 30 Milligramm |
Vitamin D | 1.000 bis 2.000 Internationale Einheiten (IE) oder je nach Spiegel |
Weitere Stoffe | |
Probiotika | 1 bis 10 Milliarden (109 bis 1010) koloniebildende Einheiten (KBE) |
Ballaststoffe: Flohsamenschalen Resistente Stärke |
10 Gramm (g) bis zu 25 Gramm |
Omega-3-Fettsäuren | 2.000 bis 3.000 Milligramm |
Tryptophan | 250 bis 1.000 Milligramm |
Laboruntersuchungen auf einen Blick
Sinnvolle Laboruntersuchungen bei Reizdarmsyndrom | |
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Normalwerte | |
Vitamin D als Calcidiol (25-OH-Vitamin-D) (Serum) | 40 bis 60 Nanogramm pro Milliliter (ng/ml) |
Omega-3-Index (Erythrozyten): Durchschnitt Optimal |
5 bis 8 Prozent (%) 8 bis 11 Prozent |
Zusammenfassung
Bei Personen mit Reizdarmsyndrom ist die Darmfunktion gestört. Sie haben unterschiedliche Bauchbeschwerden wie Schmerzen, Völlegefühl, Verstopfung, Blähungen oder Durchfall.
Die Ursache des Reizdarmsyndroms ist nicht abschließend geklärt. Es werden genetische Faktoren vermutet. Aber auch das Immunsystem, Nervenstörungen sowie eine gestörte Darmflora könnten eine Rolle spielen.
In der Mikronährstoffmedizin kommen Substanzen zum Einsatz, die die Darmfunktion bei Reizdarmsyndrom positiv beeinflussen: Probiotische Bakterien bringen die Darmflora wieder ins Gleichgewicht und verbessern dadurch den Zustand und die Aktivität der Darmwand. Ballaststoffe verbessern die Wirkung der Probiotika, weil sie die gesunden Bakterien ernähren.
Vitamin D reguliert das Immunsystem – ebenso Omega-3-Fettsäuren, welche Entzündungen aktiv beenden können. B-Vitamine sorgen dafür, dass sich die Darmschleimhaut ausreichend schnell erneuern kann. Darüber hinaus könnte Tryptophan Depressionen und Ängste lindern, die häufig bei einem Reizdarmsyndrom auftreten.
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